Einsatz von Jugendschutzteams auf Festveranstaltungen im öffentlichen Raum

Ausgangssituation

  • Verändertes Trink- und Feierverhalten bei Minderjährigen führte zu einer Verdoppelung der Einlieferung von Kindern in die Notfallambulanzen innerhalb weniger Jahre.
  • Es erhöhte sich das Verletzungs- und Unfallrisiko sowie die Gefahr, auch von Kindern und Jugendlichen Opfer von gewaltbereiten alkoholisierten Jugendlichen zu werden.
  • Vandalismusschäden nahmen erheblich zu. So mussten in einigen Kreisgemeinden 2006 erstmals über 100 000 Euro für die Beseitigung der Schäden ausgegeben werden. Die Unzufriedenheit der Kreisbevölkerung mit dem Ablauf öffentlicher Feste und Veranstaltungen stieg.

Ziel

Mit dem Ziel der Suchtvorbeugung, Gefahrenabwehr und der Frühintervention, wurde daher ein vom Landkreis Karlsruhe und dem Polizeipräsidium Karlsruhe, den Rettungsdiensten und den Suchthilfeverbänden getragenes Handlungskonzept auf die Bedingungen des Landkreises Karlsruhe zugeschnitten. Beabsichtigt ist, den veränderten Trinkgewohnheiten, dem zunehmenden Alkoholmissbrauch von Kindern und Jugendlichen, den wachsenden Vandalismusschäden sowie der Gefahr von Unfällen und Verletzungen, angemessen begegnen zu können - ganz im Sinne der Rahmeninitiative "Wegschauen ist keine Lösung". Das Projekt erstreckt sich über die gesamte Fläche des Landkreises Karlsruhe. Es soll in den 32 Städten und Gemeinden auf einer Fläche von 1 000 km² mit insgesamt 430 000 Ew. den oben skizzierten gesundheitlichen und sozialen Schäden, Unfällen und Vandalismus entgegenwirken. Dabei ist der Einsatz der Jugendschutzteams eng verknüpft mit bereits bestehenden, bewährten Modulen der Initiative "Wegschauen ist keine Lösung".

Vorgehen und Umsetzung

Für diese Aufgabe wurden insgesamt 81 Ehrenamtliche aus Rettungsdienst und Sozialbereich (Schülerinnen und Schüler) sowie die Polizeikräfte nach einer methodischen Kurzintervention geschult. Diese gemischten Teams tragen einheitlich blaue T-Shirts, Mützen und Jacken, sie sind Kennzeichen der Jugendschutzteams. Ihre Aufgabe ist es, junge Menschen auf nicht erlaubten Alkoholgebrauch anzusprechen und den Verkauf oder Besitz zu unterbinden. Unter dem deutlich erkennbaren Logo "Jugendschutz - Wegschauen ist keine Lösung" überprüfen sie, ob sich von allen Seiten an die Jugendschutzbestimmungen gehalten wird.

Wer sich dabei unter der Einheitskleidung verbirgt, ist nicht ersichtlich. Jedoch gehören zu jedem Team Polizeibeamte, Rettungssanitäter und ehrenamtlich sozial engagierte junge Menschen.

Die Teams, in ihrer Einheitskleidung, sprechen gezielt die Jugendliche an, bei denen sie Suchtmittelmissbrauch vermuten. Ihnen wird der Hintergrund des Einsatzes verdeutlicht. Hierbei lassen sich die Teams die nötige Zeit, werben für Verständnis und Akzeptanz, klären auf, geben Hilfen und verabschieden sich ggf. mit einem kleinen "give away" was zusätzlich zur Sympathie der Teams beiträgt.

Obligatorisch wird bei jeder Veranstaltung ein Hintergrundteam eingerichtet: Dort ist auch die Einsatz- und Funkzentrale. Fachkräfte aus dem Jugendamt und der Suchthilfe thematisieren in verschiedenen Räumen den Suchtmittelmissbrauch und bieten individuelle Hilfen an. Gefährdete Kinder und Jugendliche werden in Obhut genommen, zu medizinischen Diensten vermittelt oder von den Eltern im Einsatzzentrum abgeholt. Eltern werden informiert und erhalten ein Beratungsangebot. Jugendschutzteams kommen nur zum Einsatz, wenn definierte Standards in einer Kommune übernommen und nachhaltig verankert werden.

Erreichtes und Ergebnisse

  • Die Jugendschutzteams stehen nicht nur für die modellhafte Kooperation professioneller und bürgerschaftlicher Akteure, sondern auch für das gelungene Zusammenwirken von Jung und Alt. Die Teams bedienen dadurch eben nicht das gängige Generationenklischee: Erwachsene gegen Jugendliche.
  • Befragungen belegen, dass sich im Vergleich zum Vorjahr die Unfälle und Gewalttaten sowie die Einlieferung in die Notfallambulanzen signifikant verringert haben.
  • Die Zufriedenheit der Bevölkerung ist gestiegen - die Aktivitäten der gemischten Teams werden durchweg begrüßt.
  • Die mediale Berichterstattung war einhellig gut. Die Akzeptanz bei der Zielgruppe überraschend positiv, da durch die Arbeit auch deutlich wurde, dass auch Jugendliche unter den gewaltbereiten Betrunkenen ihrer Altersgruppe leiden und es daher auch für sie ein Grund ist, eine Veranstaltung vorzeitig zu verlassen oder gar nicht zu besuchen.

Kosten-Nutzen-Relation

Für Bekleidung, technische Ausrüstung sowie die Aufwandsentschädigungen für die bürgerschaftlich Aktiven, lag der Finanzaufwand bei ca. 16 000 Euro im vergangenen Jahr. Berücksichtigt man die deutliche Reduzierung der Vandalismusschäden bei den beteiligten Gemeinden im Vergleich zum Vorjahr, ist die Initiative schon rein fiskalisch betrachtet ein voller Erfolg.

Weiterentwicklung

Der Landkreis Karlsruhe wird diese Standards für Veranstaltungen auf kommunaler Ebene dauerhaft installieren. Vor diesem Hintergrund wurde den Rathauschefs 2008 die Konzeption "JuST vor Ort" (s. Anlage) dargestellt. Dessen Kernpunkt ist, dass Jugendschutzteams langfristig örtlich organisiert, gesteuert und verankert werden sollen. Dies erhöht die Handlungsmöglichkeiten der Städte und Gemeinden.

Welche Laufzeit hat das Projekt?: 
bis zu 2 Jahre
mehr als zwei Jahre (aber befristet)
Dauerangebot
Wie lange ist die Finanzierung des Projektes gesichert?: 
offen
bis zu zwei Jahre
dauerhaft
Wird das Projekt in seiner Qualität und Zielerreichung überprüft und bewertet bzw. evaluiert?: 
ja
geplant
nein