Suchtprävention findet auf vielen Ebenen statt. Neben regelhaften, institutionalisierten Formen der Suchtvorbeugung (z.B. in der Schule) kommen strukturelle Maßnahmen wie Jugendschutzbestimmungen, Werbebeschränkungen oder Steuergesetzgebung sowie massenkommunikative Kampagnen zur Anwendung. Suchtpräventive Botschaften werden jedoch von der Zielgruppe der Jugendlichen besonders dann als glaubwürdig empfunden, wenn sie durch Peers – also Gleichgesinnte ähnlichen Alters – transportiert werden. Die sogenannten Peer-Involvement-Ansätze, die sich in ihrem Vorgehen nochmals als Peer-Support- und Peer-Education-Methode unterscheiden lassen, fassten etwa Mitte der 90er Jahre im System suchtpräventiver Maßnahmen Fuß, als sich in vielen europäischen Metropolen die sogenannte Partyszene als erkennbar eigenständige subkulturelle Jugendbewegung etablierte.
Im weitesten Sinne dem Selbsthilfegedanken verpflichtet, entwickelten sich aus den eigenen Reihen heraus Peer-Projekte, in denen Jugendliche den Risiken des im Partykontext überproportional weitverbreiteten Drogenkonsums aktiv mit verschiedenen Beratungs- und Hilfeangeboten für die Betroffenen begegneten. Diese reichten von stoffkundlicher Aufklärungsarbeit bis hin zur Vermittlung von „Safer-Use-Regeln“ mit dem erklärten Ziel der „Harm Reduction“. Nicht nur die Tatsache, dass sich die damalige Partyszene inzwischen in eine kaum mehr zu überblickende Vielzahl unterschiedlicher Spielarten subkultureller Strömungen ausdifferenziert hat, sondern auch der Umstand, dass man mit den in anderen europäischen Staaten zunehmend eingesetzten Drug-Checking-Angeboten in Deutschland an die Grenzen des rechtlich Möglichen stieß, führte dazu, dass sich viele der in den Peer-Projekten engagierten jungen Leute mehr und mehr aus der freiwilligen Mitarbeit zurückzogen. Ohne diese Entwicklung zu bewerten, so bleibt doch die alles in allem positive Erkenntnis zurück, dass sich mithilfe des Peer-Involvement-Ansatzes suchtpräventive Botschaften durchaus wirksam transportieren lassen, die über herkömmliche Methoden an bestimmte Zielgruppen nur sehr schwer heranzutragen wären.
Auf dieser Basis hat das Büro für Suchtprävention der Hamburgischen Landesstelle für Suchtfragen e.V. das Projekt der Hamburger ELB-PEERS ins Leben gerufen, das sowohl inhaltlich wie methodisch an den Erkenntnissen der Wirksamkeitsforschung anknüpft und sich konkret an den Bedürfnissen und Bedarfen der jugendlichen Zielgruppe orientiert. Kooperationspartner des Projekts sind Kodrobs Mobil Altona (jugend hilft jugend e. V.) und KIDS (Basis & Woge e. V.). Nach einer längeren Phase der Rekrutierung und kontinuierlichen Ausbildung der Mitglieder des Kern-Teams der ELB-PEERS – meist Studenten/innen – decken deren vielfältige Aktivitäten nunmehr ein breites Spektrum unterschiedlicher Themenschwerpunkte im Kontext suchtpräventiver Arbeit ab. So richten sich die Angebote des Projekts nicht nur direkt an Teilgruppen mit erhöhtem Risiko einer späteren Suchtentwicklung (selektive Prävention) und an Individuen mit erkanntem Risiko einer Abhängigkeitserkrankung (indizierte Prävention). ELB-PEERS versteht sich auch als eine Kompetenzplattform, die grundlegende Informationen zu unterschiedlichen Themenschwerpunkten vorhält. Diese können u. a. auch in Form von Vorträgen, Workshops und Multiplikatorenschulungen abgerufen werden.
Zu den Aktivitäten der ELB-PEERS gehören u. a. die Distribution von Info-Material sowie Vor-Ort-Gespräche mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Partyszene oder bei Konzerten und Großveranstaltungen wie Alstervergnügen, Altonale, Hamburger DOM, Hafengeburtstag und Schlager-Move. Darüber hinaus bieten die ELB-PEERS auch Vorträge und Workshops z. B. für junge Wehrpflichtige bei der Bundeswehr sowie für Fahrschüler/innen im Rahmen des Projekts Mobil? Aber sicher! an. Aufgrund des auch in Hamburg zu beobachteten Phänomens des Binge Drinking konzentrieren sich die Aktivitäten der ELB PEERS aktuell auf die Prävention jugendlichen Alkoholmissbrauchs und knüpfen damit an das erfolgreiche Projekt ALKOHOL - IRGENDWANN IST DER SPASS VORBEI. an.
Auszug aus den bisherigen Aktivitäten der ELB-PEERS
- Distribution von Info-Material unter und Gespräche mit jugendlichen VeranstaltungsbesucherInnen anlässlich von …
- Konzerten wie
- Janet Biedermann
- Lotto King Karl
- Red Hot Chilli Peppers
- Britney Spears
- Silbermond
- Hamburger Großveranstaltungen wie
- Alstervergnügen (hier mit eigenem Info-Stand)
- Altonale
- Hamburger DOM (zusammen mit Basis/Woge e.V.)
- Hafengeburtstag
- Schlager-Move
- Konzerten wie
- Vorträge, Workshops und interaktive Spiele in …
- Schulklassen (hier Thematisierung allgemeiner und spezifischer Fragestellungen)
- Fahrschulen (im Rahmen des Projekts „Mobil? Aber sicher!“)
- verschiedenen Jugendclubs
- Vorbereitung von Präventionsaktivitäten in Clubs auf dem Kiez; Austesten diverser verser Partyreihen hinsichtlich des Publikums/ vorliegender Konsumgewohnheiten und darauf aufbauend Erstellung einer Konzeption für die zukünftigen Aktivitäten