Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Titel des Wettbewerbsbeitrags
Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
1. Suchtprävention in Leipzig heißt Arbeit im Netz
In Leipzig hat sich ein breit gefächertes Netz von in der Suchtprävention und Suchtkrankenhilfe tätigen und mit von dieser Problematik tangierten Institutionen etabliert, die in verschiedenen themenspezifischen Arbeitsgremien zusammenkommen und vernetzt arbeiten. Kommunale Behörden, Verbände und Vereine, Beratungsstellen, Krankenkassen, Krankenhäuser, Schulen, feie Träger der Jugendhilfe, wissenschaftlichen Institutionen, Polizei, Parteien, Jugendvertretungen usw. arbeiten auf der Grundlage der im Netzwerk vereinbarten Ziele.
Suchtprävention wird in Leipzig ganzheitlich verstanden, d.h. Kinder, Jugendliche und Heranwachsende werden durch geeignete lebenskompetenzfördernde Maßnahmen motiviert und in die Lage versetzt, legale und illegale Drogen zu meiden bzw. in Abhängigkeit von der Persönlichkeitsentwicklung und orientiert an den gesetzlichen Bestimmungen zumindest kompetent mit ihnen umzugehen (Drogenpolitische Leitlinien Leipzig, Januar 1999). Die Vernetzung geschieht sowohl auf struktureller als auch auf inhaltlicher Ebene. Damit wird die kontinuierliche suchtpräventive Alltagsarbeit sowie das schnelle Reagieren auf aktuelle Entwicklungen garantiert. Dieser Synergieeffekt bildet eine der Voraussetzungen für das Leipziger Erfolgskonzept der Suchtprävention.
1.1 Struktur der Suchtprävention in Leipzig
1990 wurde der Drogenbeirat der Stadt gegründet und 1999 neu konstituiert. In diesem interdisziplinären Gremium arbeiten Ämter der Stadt (Gesundheits-, Jugend-, Sozial-, Ordnungs-, Schulverwaltungsamt), Bildungsagentur/ Regionalstelle Leipzig, Universität, Landesdirektion, Polizeidirektion, Fraktionen des Stadtrates, ARGE, Krankenkassen, Suchtklinik und Suchtfachabteilungen der Krankenhäuser, Suchtberatungsstellen und verschiedene freie Träger zusammen. Der Beirat berät den Stadtrat bei der Umsetzung drogenpolitischer Entscheidungen und unterstützt Problemlösungen im Zusammenhang mit Drogenmissbrauch, substanzbezogenen und nicht substanzbezogenen und Abhängigkeitserkrankungen. Grundlage sind die Drogenpolitischen Leitlinien, die der Stadtrat als politisches Programm der Stadt Leipzig 1999 beschlossen hat. Ein Maßnahmeplan zur Umsetzung der Leitlinien wird aller zwei Jahre entsprechend der aktuellen Situation aufgestellt und abgerechnet.
Der Arbeitskreis Suchtprävention arbeitet seit 1994 als Unterarbeitsgruppe des Drogenbeirates. Er bündelt und zu koordiniert einzelne suchtpräventive Aktionen unterschiedlicher Träger. Suchtprävention in Leipzig ist flächendeckend und trägerübergreifend sowie ursachenorientiert und lebenskompetenzfördernd angelegt.
Die Zusammenarbeit der unterschiedlichen Einrichtungen im Arbeitskreis ermöglicht neben der großen Vielfalt der Aktivitäten die Sicherung des Kontaktes zur Basis, zu den Praktikern der jeweiligen Einrichtungen. Entsprechend initiierte der Arbeitskreis Suchtprävention in den vergangenen Jahren mehrere Primärpräventionsprojekte.
Heute stellen uns die neuen Medien vor große neue gesellschaftliche Aufgaben. In Bezug auf die Schule wird schon einiges getan. Die neuen Aufgaben der Medienerziehung für Kinder, Jugendliche und Eltern werden aber noch kaum benannt. Eine neue Initiative zur Medienkompetenzförderung ist dringend erforderlich. Dies kann nur sinnvoll umgesetzt werden, wenn es in vorhandene Strukturen eingebettet wird. Insofern beschreiben wir mit unserem Wettbewerbsbeitrag nicht nur den Schwerpunkt neue Medien in der Suchtprävention, sondern benennen darüber hinaus die wesentlichsten Partner im Leipziger Netz der Suchtprävention, die das Projekt helfen umzusetzen.
2. Neue Wege der Suchtprävention im Bereich der Neuen Medien
Bundesweite Studien zur Mediennutzung junger Menschen, beispielsweise durch das Niedersächsische Kriminologische Forschungsinstitut (KFN 2007) oder dem Zentrum für empirische pädagogische Forschung (Zepf 2008), haben gezeigt, dass sich gerade bei Kindern und Jugendlichen ein zunehmend problematischer Umgang mit Computerspielen, Handys und dem Internet entwickelt. Der Ausdruck problematischer Umgang mit Computerspielen, Handys und dem Internet schließt dabei sowohl vermutete Computerspiel- und Onlineabhängigkeit, als auch andere Formen des exzessiven Nutzungsverhalten ein. Themen wie sexuelle Belästigung im Chat, dem sorglosen Veröffentlichen von persönlichen Daten im Internet, Gewalt und Pornographie, exzessive Handynutzung und der Umgang mit nicht altersgerechten und/oder jugendgefährdenden Computerspielen stellen nicht nur den Kinder- und Jugendschutz immer wieder vor neue Herausforderungen.
3. Bedarfsanalyse zu Hilfsangeboten im Bereich Jugendmedienschutz in Leipzig
Um den Bedarf an Hilfsangeboten im Bereich Jugendmedienschutz in Leipzig ermitteln und somit neue Wege der Suchtprävention beschreiten zu können, wurde eine erste Befragung in Jugend-, Familien- und Erziehungsberatungsstellen, sowie Suchtberatungs- und Suchtbehandlungsstellen durchgeführt. Diese Einrichtungen wurden bewusst ausgewählt, da sie unserer Vermutung nach als erstes mit Fällen der problematischen Nutzung von Kindern und Jugendlichen im Internet, bei Computerspielen oder dem Handy konfrontiert werden.
Ziel der Befragung war es, die Häufigkeit der Anfragen im Bereich Jugendmedienschutz, die Altersstruktur der Betroffenen und die in der Beratungsstelle angesprochenen Themen zu ermitteln. Darüber hinaus sollte erfragt werden, welchen Bedarf an Hilfsangeboten für Betroffene, Angehörige und Fachkräfte der sozialen Arbeit in Leipzig besteht und wie diese durch die Zielgruppen bewertet werden.
Grundlage für die nachfolgenden Ergebnisse war ein Fragebogen, welcher online ausgefüllt werden konnte. Im Rahmen der Bedarfsanalyse wurden insgesamt 33 Jugend-, Familien- und Erziehungsberatungsstellen, sowie Suchtberatungs- und Suchtbehandlungsstellen in Leipzig per Mail angeschrieben. Der Fragebogen wurde bewusst online gestellt um einen höheren Rücklauf zu erzielen.
3.1 Ergebnisse der Befragung
Aufgrund der Vorgehensweise und des Auswertungsverfahrens sind die Ergebnisse der Befragung nicht repräsentativ. Sie verdeutlichen jedoch in anschaulicher Form bestehende Eindrücke von Mitarbeiter/ -innen im benannten Arbeitsbereich. So zeigt sich, dass die ausgewählten Leipziger Beratungsstellen mehrmals im Jahr mit Fällen des problematischen Umgangs mit Computerspielen, Handys und dem Internet konfrontiert werden. 78, 6 Prozent der Befragten schätzen die Fälle als tendenziell zunehmend ein. Hilfe und Möglichkeiten der Unterstützung zum Themenkomplex suchen vor allem Angehörige (58,5 %), gefolgt von Betroffenen selbst (23,5 Prozent) und anderen Fachkräften (17,7 Prozent) in den Beratungsstellen.
Angehörige, Fachkräfte und Betroffene suchen die Beratungsstelle in erster Linie bei Problemen mit Computerspielen und dem Handy auf. Während im Bereich Computerspiel eine vermutete Computerspielsucht, das Spielen von nicht altersgerechten und/oder jugendgefährdenden Spielen und Probleme mit Onlinegames angesprochen werden, wird beim Thema Handy vor allem die Überschuldung als Folge exzessiver und/oder unkontrollierter Nutzung benannt.
Resultierend aus dem erhöhten Bedarf an Informationsangeboten im Bereich des problematischen Umgangs mit Computerspielen, Handys und dem Internet, schätzen die Befragten die Versorgungslage mit Hilfsangeboten für Betroffene, Angehörige und andere Fachkräfte in der Stadt Leipzig mehrheitlich als mangelhaft bis ungenügend ein.
4. Suchtprävention im Bereich neuer Medien
Resultierend aus den Ergebnissen der Befragung wurde das Angebot des Fachbereiches Kinder- und Jugendschutz im Jugendamt auf Workshops für Kinder und Jugendliche sowie Weiterbildungsangeboten im Bereich Jugendmedienschutz und Suchtprävention im Bereich der neuen Medien für Pädagogen und Eltern (im Verständnis einer bedeutungsvollen Sozialisationsinstanz für Kinder und Jugendliche) weiter entwickelt und spezifiziert.
Für Interessenten besteht damit die Möglichkeit, kostenfreie Workshops an Schulen und anderen Bildungseinrichtungen durchzuführen. Diese Veranstaltungsform im Bereich der Lebenskompetenzförderung dient dem primären Ziel der allgemeinen Gesundheitsförderung und damit verbunden der Suchtprävention.
Auf Anregung von Schulen und des Arbeitskreises Sexualpädagogik fanden im Jahr 2008 zwei Schülerfilmtage statt, in welchen auf die Medienkompetenz junger Menschen hingearbeitet wurde. Mit dem Titel Treffen wir uns IRL? wurden die Gefahren von Chats, Instantmessengern und Portalen wie SchülerVZ thematisiert. Im Focus lag dabei der richtige Umgang mit persönlichen und sicherheitsrelevanten Daten.
In Fortbildungen für Pädagogen und Pädagoginnen Leipziger Gymnasien wurden Themen wie: die Risikofaktoren exzessiver Mediennutzung, Interventionsmöglichkeiten für Lehrer/ -innen und anderer am Erziehungsprozess beteiligter Personen, die Funktionsweise der vorhanden Prüfeinrichtungen (FSK und USK), die Kennzeichnung von Trägermedien, gesetzliche Grundlagen, pädagogischen Empfehlungen, Hilfsangebote der Stadt sowie der Länder und des Bundes behandelt.
4.1 Implementierung der Präventionsangebote durch aktive Öffentlichkeitsarbeit
Den Bürger/ -innen steht nicht nur eine umfangreiche Internetseite (www.jugendschutz-leipzig.de) zur Verfügung, auch neu erarbeitete Flyer, die gezielt zum Medienschutzes informieren, wurden entwickelt. Interessenten können, angelehnt am Inhouse-Konzept, ihren speziellen Bedürfnisse im Bereich Jugendmedienschutz formulieren, so dass bedürfnisorientierte Veranstaltungen und Schulungen angeboten und durchgeführt werden können.
Zur Games Convention 2008 (der interaktiven Computerspielemesse) war der Jugendschutz der Stadt Leipzig mit Unterstützung der freien Träger der Jugendhilfe durch einen eigenen Stand im Bereich der GC-family vertreten. Die innovative Zusammenarbeit zwischen kommerziellen Dienstleistern (Leipziger Messe) und institutionellem Hilfesystem (Jugendamt und Freie Träger der Jugendhilfe) ist eine seit 2003 bestehende Strategie, wodurch eine große Gruppe an aktiven Computerspielern, Eltern und anderen interessierten Personen erreicht wird. Die Leistungen enthielten Gesprächsangebote zum Kinder- und Jugendmedienschutz, Präsentation des Internetauftritts sowie des Online-Jugendschutz-Quiz und Vermittlung an andere Institutionen.
Darüber hinaus führte der Jugendschutz eine weitere öffentlichkeitswirksame Aktion zur Suchtprävention im Bereich der neuen Medien durch: In der Vorweihnachtszeit wurden führende kommerzielle Elektromärkte angeschrieben, mit dem Angebot eine gemeinsame Aktion zur Aufklärung von Eltern und anderen am Erziehungsprozess beteiligten Personen während der Geschäftszeit durchzuführen. Zur Förderung elterlicher Medienkompetenz und der Multiplikatorenschulung gegenüber ihren Kindern konnten sich alle Erwachsenen über Computerspielinhalte, Risikofaktoren medialer Einflüsse und pädagogische Empfehlungen informieren. Diese Aktion wurde von den Elektromärkten gern angenommen und vorab in der Presse und im Rundfunk beworben. Auch hier wirkten Wirtschaft, freie und öffentlich Träger der Jugendhilfe effektiv und ergebnisorientiert zusammen.
5. Nachhaltigkeit der Präventionsangebote
Auch im Jahr 2009 wird das Thema exzessive Mediennutzung und Suchtpotential ein Schwerpunkt bleiben. Dabei ist es besonders wichtig, die neuen Medien weder abzuwerten noch zu verharmlosen. Bereits geplant ist eine gemeinsame bundesweite Jugendmedienschutzfachtagung der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM) und der Stadt Leipzig in Leipzig, welche sich explizit mit Gefährdungspotentialen neuer Medien befassen wird. Wir erhoffen uns dadurch sowohl die Initiierung als auch die Verbreitung neuer Impulse für Wissenschaft und Praxis im Themengebiet des Jugendmedienschutzes und damit verbunden der Suchtprävention.
Die Stadt Leipzig wird durch ihre Steuerungsfunktion in den Leistungsvereinbarungen der Jugendhilfe auch die Freien Träger mit dem Aufgabenspektrum Suchtprävention im Bereich Medien betreuen, so dass dieses Angebot langfristig den Kindern und Jugendlichen aber auch deren Erziehungsberechtigten vorgehalten wird.