Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Titel des Wettbewerbsbeitrags
Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
1. Angaben zur Kommune
Die dem Märkischen Kreis angehörende Stadt Hemer liegt im nördlichen Sauerland und grenzt unmittelbar an das Ruhrgebiet. Sie hat ca. 38.000 Einwohner.
Hemer ist in eine reizvolle und abwechslungsreiche grüne Landschaft mit herrlichen Wäldern und wunderschönen Spazierwegen eingebettet. Bis nahe an die Innenstadt reicht der landschaftlich schönste Teil Hemers, das Felsenmeer. Es handelt sich hierbei um ein einzigartiges Naturdenkmal, das mit seinen beeindruckenden Kalksteinformationen jeden Besucher in Staunen versetzt.
Dem Felsenmeer ist die Heinrichshöhle vorgelagert, die mit ihren Tropfsteinen und dem vollständig erhaltenen Skelett eines Höhlenbären sich immer wieder als ein beliebtes Ausflugsziel anbietet.
Die Hemeraner Wirtschaft ist geprägt von kleinen und mittelständischen Unternehmen, vorwiegend aus den Bereichen Draht, Armaturen, Badausstattungen, Messingerzeugnisse, Kunststoffteile und Spezialmaschinen.
2010 wird Hemer die Landesgartenschau NRW ausrichten.
2. Ausgangs- und Bedarfsanalyse
Die neueren Erkenntnisse aus der Suchtforschung (1) verstärken den Eindruck, dass es sich bei einem Suchtprozess um einen psychodynamischen Prozess handelt, dem ein grundsätzlicher und mehrjähriger" fehlgeschlagener Regulationsversuch" insuffizienter Lebens-, Bindungs- und Erlebnisqualitäten vorauszugehen scheint.
Suchmittelabhängigkeit kann somit das Ergebnis eines "fortwährenden Selbstheilungsversuches" eines Menschen sein, der dadurch zwar nicht zu seinem erhofften Erfolg (der dauerhaften Abwehr von als negativ erlebten Gefühlen und Empfindungen) kommt, aber stattdessen in die Gefahr gerät, das Vollbild einer Suchtmittelabhängigkeit zu entwickeln.
Heute wissen wir mehr um die Risikofaktoren, die eine Suchtmittelbhängigkeit begünstigen:
- Unsichere und emotional instabile Bindungen in frühester Kindheit
- Unzureichendes Reaktions- und Verhaltensmanagement auf psychosoziale Stressoren
- Wirtschaftliche und materielle Stressoren (Arbeitslosigkeit, HARTZ IV-Folgeproblematiken)
- Suchtbelastetes Herkunftsmilieu, Gewalt in der Herkunftsfamilie (psychische und sexuelle Gewalt)
- Unzureichendes Körperempfinden, unzureichende Unterstützung beim Aufbau einer eigenen Identität und des eigenen Selbstwertempfindens
- Negative soziale Einflüsse und fehlende Orientierung an positiven Lebens- und Entwicklungsperspektiven
- Falsche Ernährung, fehlende psychosoziale Anreize, überzogener und unkontrollierter Konsum von Telemedien und Telekommunikation
- Negative Einflussfaktoren der Pear-Group, unzureichende individuelle Sozialkompetenz um selbständige Alternativen entwickeln zu können
- Unkritischer und folgenloser sowie zu früher Kontakt und Konsum von Alltagsdrogen vor dem 15. Lebensjahr (Nikotin, Alkohol, Tabletten etc.)
- Zu frühe und zunächst folgenlose Verfestigung riskanter Konsummuster von legalen und illegalen Rauschmitteln vor dem 15. Lebensjahr
- Erste massive und exzessive Rauscherfahrungen vor dem 15. Lebensjahr
- usw.
Aber nicht nur die generellen Risikofaktoren sind heute bekannt, sondern dazu kommt, dass auch die sogenannten "Suchtmittelkarrieren" von Männern und Frauen, bzw. von Jungen und Mädchen unterschiedlich sind und diese Unterschiede im Rahmen suchtpräventiver Arbeit stärkere Berücksichtigung finden müssen.
In den Biografien drogenabhängiger männlicher Klienten finden sich gehäuft Lebenserfahrungen wieder, die gekennzeichnet sind von erlebten Gewalttätigkeiten der eigenen Väter und anderer Männer, nicht nur in Form von körperverletzender Aggressionen, sondern vor allem auch in Form sexualisierter Übergriffe in Verbindung mit identitätszerstörenden Gewaltandrohungen und -erfahrungen.
Insofern ist aus suchtpräventiver Sicht eine aktuelle und objektive gesellschaftliche Diskussion über eine große und scheinbar generelle Gewaltbereichtschaft bei Jugendlichen nicht ohne die Erkenntnisse aus der Suchtkrankenhilfe zu führen; danach hat nicht nur Sucht, sondern vor allem auch das Herkunftsmilieu einschließlich des Erziehungverhaltens und den damit oftmals verbundenen negativen Entwicklungsaspekten immer eine Geschichte…
Es ist bekannt, dass sich Frauen und Männer in ihrem Gesundheitszustand, in ihrer Lebenserwartung und Mortalität sowie in ihrem gesundheitsrelevanten Verhalten unterscheiden. Daraus erwächst aus gesundheitspräventiver Sicht die Erkenntnis, dass rein geschlechtsneutrale Präventionsprojekte und -modelle heutigen Anforderungen im Gesundheitsbereich und in der Gesundheitsförderung nur unzureichend gerecht werden. Suchtprävention als Teilbereich der Gesundheitsförderung hat diesen veränderten Anforderungen im Rahmen des sogenannten Gender Mainstreaming (2) Rechnung zu tragen, da zwar eine Suchterkrankung perse geschlechtsneutral ist, der dahinter aber stehende suchtkranke Mensch ist dies in der Regel allerdings nicht.
Die unterschiedlichen Rollenmuster von Mädchen und Jungen sowie die veränderten Bewältigungsmuster im Kontext pubertärer Entwicklung sind mittlerweile Gegenstand zahlloser Untersuchungen und Studien.
Aus suchtpräventiver Sicht ergibt sich so zwangsläufig eine zentrale Schnittstelle gegenüber dem Aufgabenfeld der Jugendhilfe. Das unterschiedliche Einstiegsalter von Jugendlichen in einen Suchtmittelkonsum bietet zahllose Interventionsmöglichkeiten, die abgestuft und anhand der jeweiligen Auffälligkeitssymptomatik unterschiedlich, einerseits von der Jugendhilfe (Jugendgerichtshilfe, Jugendämter, Erziehungsberatungsstellen etc.) und andererseits auch von der Suchtkrankenhilfe (Beratungsstellen) aufgegriffen und bearbeitet werden.
Die Kooperation und Vernetzung der an den nachfolgend beschriebenen Projekten Beteiligten Institutionen (Jugendamt Hemer, JUK-Jugendzentrum Hemer, den beiden städtischen Hauptschulen und der Anonymen DROBS e.V. Iserlohn) greift diese Grundproblematik inhaltlich auf und versucht praxisorientiert verschiedene erlebnispädagogische Projekte speziell für Jungen vor diesem theoretischen Hintergrund umzusetzen.
Dabei geht es inhaltlich um die Förderung von Veränderungsmotivation gegenüber eigenem Verhalten und dem Aufbau positiver Verhaltens- und Kommunikationsmuster.
Parallel dazu werden praktische und direkte Anregungen vermittelt, um den eigenen, als negativ eingeschätzten, risikohaften Suchtmittelkonsum zu überdenken, neu zu bewerten und ihn ggfs. einzustellen.
Durch das gemeinsame Projekt des Jugendamtes Hemer, dem Jugendzentrum Hemer, den beiden städtischen Hauptschulen und der DROBS Iserlohn (Prophylaxefachkraft) sollen die teilenehmenden Jugendlichen befähigt werden, praxisorientierte Lernerfahrungen zu kombinieren, die sowohl gesundheitspädagogische (3), als auch ganzheitliche Erfahrungen auf der Grundlage des Gender Mainstreaming ermöglichen (4).
3. Ziele
- Suchtprävention
- Gewaltprävention
- Delinquenzprävention
- Veränderung von Konfliktlösungsstrategien
- Aktive Freizeitgestaltung
- Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit
- Förderung des eigenverantwortlichen Handelns
- Förderung von Sozialkompetenzen
4. Vorgehen und Umsetzung
4.1. Darstellung des Einzelprojekts Nr. 1: Soziale Gruppenarbeit "Raucherentwöhnungskurs für Jugendliche", 02.05.2007 – 12.08.2007
Im Rahmen der Gruppenarbeit standen insgesamt 15 Plätze für Schüler der beiden Hemeraner Hauptschulen und jugendliche Besucher des JUK – Jugend- und Kulturzentrum am Park zur Verfügung. Die entsprechend geschulte Präventionsfachkraft der Anonymen Drogenberatung DROBS Iserlohn e.V. führte ab April 2007 das Raucherentwöhnungsprogramm "Rauchfrei in 10 Schritten" in an das jugendliche Alter der Teilnehmer angepasster Weise durch.
Die Sommerferien sollten von den Teilnehmern als Erfahrungs- und Bewährungszeitraum ohne Gruppentreffen genutzt werden. Als intensive Reflexions- und Erfahrungseinheit wurde direkt nach den Sommerferien eine rauchfreie mehrtägige erlebnispädagogische Hüttenwanderung in den Allgäuer Alpen unternommen.
Zielgruppe
Rauchende männliche Jugendliche ab 14 Jahren und junge männliche Erwachsene bis max. 21 Jahren, ggfs. in Kombination mit auffälligem Sozialverhalten in der Schule, Familie und/oder der Freizeit.
Ziele der sozialen Gruppenarbeit
Innerhalb des Programms "Rauchfrei in 10 Schritten" sollten die teilnehmenden Jugendlichen lernen, den eigenen Nikotinkonsum zu reflektieren und gleichzeitig Alternativen zum bisherigen Rauchverhalten zu entwickeln. Langfristiges Ziel war die Rauchabstinenz.
Durch die erlebnispädagogische Komponente war der Raucherentwöhnungskurs darüber hinaus als präventive aber auch beratende Arbeit anzusehen, die auf folgende Bereiche abzielte:
- Suchtprävention
- Gewaltprävention
- Delinquenzprävention
- Veränderung von Konfliktlösungsstrategien
- Aktive Freizeitgestaltung
- Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit
- Förderung eigenverantwortlichen Handelns
Kooperationspartner
- Krankenkassen
- Stehmann, Schuhhaus und Orthopädieschuhtechnik
- Anonyme Drogenberatung DROBS Iserlohn e.V.
- Hauptschule Urbecker Straße
- Hauptschule Parkstraße
- JUK - Jugend- und Kulturzentrum am Park
- Jugendamt Hemer
Personelle Ausstattung
- 1 Sozialarbeiter des Jugendamtes Hemer
- Der Leiter des örtlichen Jugendzentrums JUK
- Die Präventionsfachkraft der DROBS
Kostendeckung
Etwa 2/3 der Gesamtkosten konnten aus Mitteln des Jugendamtes abgedeckt werden.
Durch die Einbeziehung der Krankenkassenförderung für das Nichtraucherprogramm war eine Restfinanzierung möglich.
Die Jugendlichen selbst zahlten einen geringen Beitrag von 20,00 € für die Arbeitsmaterialien. Die zwingend erforderlichen Wanderschuhe für den erlebnispädagogischen Teil konnten von den Teilnehmern beim Schuhhaus Stehmann in Hemer für 25,00 € sehr kostengünstig erworben werden.
Der Eigenanteil der Jugendlichen an den Gesamtkosten sollte möglichst gering gehalten werden, um so auch Kindern aus finanziell schwächer gestellten Familien eine Teilnahme zu ermöglichen.
Versicherung
Die teilnehmenden Jugendlichen waren über das Jugendamt bei der GVV-Kommunalversicherung VVaG Köln unfallversichert.
Inhaltliche Darstellung
Das Modul "Raucherentwöhnungskurs" fand vom 02.05.2007 – 19.06.2007 statt. Es wurden 10 Gruppentreffen durchgeführt. Als Methode wurde das Programm "Rauchfrei in 10 Schritten" gewählt. Gruppenleiter war die Prophylaxefachkraft der Anonymen DROBS Iserlohn e.V., die in dieser Methode geschult und zertifiziert war.
Den Jugendlichen ist es in den 10 Gruppentreffen gelungen, ihren Nikotinkonsum intensiv zu reflektieren und das Rauchverhalten, zum Teil bis zum Rauchverzicht, zu ändern. Alle Teilnehmer haben ihren Konsum während des Kurszeitraumes und zum Teil auch darüber hinaus deutlich reduziert oder sogar eingestellt.
Von 13 angemeldeten Teilnehmern haben 9 Jugendliche den Kurs beendet und konnten an der abschließenden mehrtägigen Hüttenwanderung teilnehmen, die vom 08.08.2007 – 12.08.2007 in den Allgäuer Alpen durchgeführt wurde. Dies war für alle Teilnehmer als auch die Gruppenleiter eine außergewöhnliche und prägende Erfahrung.
Nach etwa 650 km Anfahrt mit Pkws wurde die dreitägige Hüttentour nach Übernachtung und Selbstversorgung in einem Jugendheim in Oberstdorf in Angriff genommen. Bei vorwiegend Regenwetter war die Tour für alle eine große Herausforderung. Die ungewohnte körperliche aber auch psychische Anstrengung wurde mit gemütlichen Hütten, leckerem Bergsteigeressen und zünftigem Hüttenabend mit Gitarrenmusik und Gesang belohnt.
Die Wanderung wurde von allen Teilnehmern bei der abschließenden Reflektion als einmaliges Erlebnis beschrieben.
Alpenwanderung bei Oberstdorf, Weg zur ersten Hütte
Alpenwanderung bei Oberstdorf, Erste Hilfe
Alpenwanderung bei Oberstdorf, Aufstieg zur zweiten Hütte
Alpenwanderung bei Oberstdorf, Stolz
Alpenwanderung bei Oberstdorf, Hüttenabend
Alpenwanderung bei Oberstdorf, Gruppenbild
4.2. Darstellung des Einzelprojekts Nr. 2: Soziale Gruppenarbeit "Soziales kompetenzentraining und Suchtprophylaxe", 19.05.2008 – 09.08.2008
Die konzeptionellen Rahmenbedingungen wurden vom Einzelprojekt Nr. 1 "Raucherentwöhnungskurs für Jugendliche" im Kern inhaltlich übernommen, so dass hier auf eine nochmalige Darstellung verzichtet wird.
Der inhaltliche Schwerpunkt wurde bei dieser sozialen Gruppenarbeit allgemeiner gefasst, so dass als Arbeitstitel "Soziales Kompetenzentraining und Suchtprophylaxe" ausgewählt wurde.
Kopperationspartner waren neben dem Jugendamt Hemer wieder die beiden Hemeraner Hauptschulen, das örtliche Jugendzentrum - JUK und die Anonyme DROBS Iserlohn e.V.
Personell begleitet wurde die Gruppenarbeit von 2 Sozialarbeitern des Jugendamtes Hemer, einem Praktikanten, dem Leiter des Jugendzentrums JUK und der Prophylaxefachkraft der DROBS.
Die Finanzierung erfolgte aus Mitteln des Jugendamtes, des JUK, dem Förderverein der DROBS und einem geringen Teilnahmebeitrag in Höhe von 20,00 € pro Person.
Zielgruppe waren wieder männliche Jugendliche im Alter von 14 bis max. 21 Jahren, mit originellem Verhalten in den Bereichen Schule, Familie und/oder Freizeit.
10 Jugendliche und Heranwachsende hatten sich zu dieser Gruppenarbeit angemeldet und zuverlässig an den Gruppentreffen teilgenommen. Hierbei ist hervorzuheben, dass zwei der Jugendlichen bereits an der Vorjahrsaktion "Nichtraucherkurs" teilgenommen hatten.
Die inhaltliche Ausgestaltung der Maßnahme erfolgte durch 6 wöchentlich aufeinander folgende Gruppentreffen á 2 Stunden in der Zeit von Mai – Juni 2008.
Als Methode wurden erlebnispädagogische Interaktionsspiele ausgewählt, die in einem örtlichen Parkgelände durchgeführt wurden. Nach Beendigung der einzelnen Interaktionsspiele erfolgte mit den Teilnehmern im direkten Anschluss jeweils eine umfassende Reflektion der Übung, um den Jugendlichen so einen Transfer des Erlebten in ihren Alltag zu ermöglichen.
Ergänzt wurden die Interaktionsspiele durch eingestreute, kürzere theoretische Einheiten zu den Themen Sucht und Suchtmittel.
Als Abschluss der Maßnahme und Erprobungsfeld des Gelernten fand in der letzten Woche der Sommerferien, im August 2008, eine viertägige Kanutour auf der Lahn mit Zeltübernachtung und Selbstverpflegung statt, an der auch alle Gruppenmitglieder teilnahmen.
Für die im Kanufahren unerfahrenen Jugendlichen stellten die drei 12 -17 km langen Tagesetappen auf der sanft fließenden Lahn eine ungewohnte körperliche Herausforderung dar, wobei die Durchfahrten von selbst zu bedienenden Schleusen anfangs deutlich Überwindung kostete.
Auch die Abstimmung untereinander in den 2-er und 3-er-Kanadiern sowie die Übernachtungen in den 2-er-Zelten und die gemeinsame Zubereitung der Mahlzeiten verlangte von allen ein großes Maß an Rücksichtnahme, Absprache und Koordination.
In der Nachbetrachtung der gesamten Gruppenarbeit waren alle Teilnehmer mit Inhalt und Durchführung des "Sozialen Kompetenzentrainings und Suchtprophylaxe" zufrieden, stolz auf die erbrachte Leistung und das insgesamt rücksichtsvolle Verhalten der Gruppe.
Pressemitteilung: Kompetenztraining mit Rollenspiel und Kanutour auf der Lahn
Man lernte sich kennen und schätzen, auf und an der Lahn.
Bereits zum zweiten Mal hatten das Jugendzentrum und das Jugendamt der Stadt Hemer mit der Drogenberatungsstelle Iserlohn (DROBS) und in Kooperation mit der Jugendgerichtshilfe Schüler der hiesigen Haupt- und Förderschulen zum so genannten Kompetenztraining eingeladen. Höhepunkt der Aktion war eine viertägige Abschlussfahrt. Kein Partyurlaub. Kein Faulenzen in der Sonne. Eine anstrengende viertägige Kanutour auf der Lahn schweißte die Gruppe junger Männer zusammen und rundete das Programm ab, dem Interaktions- und Kommunikations-Übungen und viele Rollenspiele vorausgegangen waren.
"Die Jungs haben gelernt, dass man oft nur weiterkommt, wenn man im Team arbeitet", berichtet Daniel Braun vom Hemeraner Jugendzentrum. Begeistert von dem Engagement der jungen Männer war Braun: "Sie haben die Grenzen ihrer körperlichen Belastbarkeit erfahren", erklärt er, als die Truppe erschöpft, aber trocken und trotzdem zufrieden von der gemeinsamen Kanufahrt auf der Lahn zurückgekommen war.
Das Suchtpräventionsprojekt stand in diesem Jahr nur in den ersten zwei Tagen unter dem Wohlwollen des Wettergottes. Michael Hoppe und Sebastian Topp (Jugendamt Hemer), Daniel Braun (Jugendzentrum Hemer) und Matthias Nowak (DROBS Iserlohn - Prophylaxe) kämpften mit den mitgefahrenen neun Jugendlichen gegen so manchen tropischen Regenschauer zwischen Dietz und Limburg an.
Vor der Tour: Man kannte sich nicht, wurde aber zu einer verschworenen Gemeinschaft.
Da das feuchte Nass nicht nur unter den Kanus war, sondern zeitweilig eine Weiterfahrt auf der Lahn unter extremen Wetterbedingungen schier unmöglich schien, wurden so zwangsläufig Regenpausen eingelegt. Und zwar nicht im Luxushotel. "Wir haben ausschließlich gezeltet. Kochen und Abwaschen musste jeder selbst", so Braun. Die Wetterumstände schadeten im Rückblick aber nicht dem Gesamtverlauf, sondern schmiedeten die Gruppe nur noch enger zusammen.
"Für einige Jugendliche war gerade die Erfahrung, trotz widriger Umstände nicht aufzugeben, sondern sich mit den realen Anforderungen dieser Tour zu konfrontieren, eine zentrale Lernerfahrung beim Aufbau und bei der Entwicklung eines eigenen positiven Selbstbildes", resümierte Matthias Nowak.
Im Vorfeld der als suchtpräventives Projekt angelegten Kanutour, hatte es sechs 90-minütige Vorbereitungstreffen mit den beteiligten Jugendlichen gegeben. Auf diesen Treffen, die methodisch als Kompetenztraining angelegt waren, lernte sich die Gruppe unter Mithilfe verschiedener spielerischer Aktionen bereits im Vorfeld kennen. Kontakt, Kommunikation, Kooperationsübungen, bei denen miteinander verschiedene Aufgaben erfüllt werden mussten, sowie Sach- und Fachinformationen über Sucht und Drogenprobleme rundeten das Vorbereitungsprogramm zu diesem Kanuprojekt ab.
Das diesjährige Kooperationsprojekt zwischen der Stadt Hemer und der DROBS Iserlohn, darin waren sich alle Beteiligten einig, führte die gemeinsame erfolgreiche Arbeit weiter und soll im nächsten Jahr durch ein weiteres spektakuläres Kooperationsprojekt fortgeführt werden.
Kanutour auf der Lahn, Schleusendurchfahrt
Kanutour auf der Lahn, Zeltlager
Kanutour auf der Lahn, Gemeinsames Abendessen
Kanutour auf der Lahn, Schleuse
Kanutour auf der Lahn, Gruppenbild
5. Nachbetrachtung und Ausblick
Die in den bislang durchgeführten zwei sozialen Gruppenarbeiten "Nichtraucherkurs für Jugendliche" und "Soziales Kompetenzentraining und Suchtprophylaxe" gemachten Erfahrungen zeigen, dass durch ein für die Teilnehmer freiwilliges, längerfristiges und regelmäßiges Setting, zu diesen einerseits ein vertrauensvoller Kontakt aufgebaut werden kann und andererseits auch intensive inhaltliche Arbeit möglich ist und somit Veränderung bewirkt werden kann.
Für das hier in Hemer arbeitende interdisziplinäre Team aus Jugendhilfe, Jugendzentrum, Schule und Drogenberatung haben sich für die ausgewählte Zielgruppe Methoden aus der Erlebnispädagogik in Verbindung mit niederschwelligen Informations- und Beratungsangeboten der Drogenberatung zur Prophylaxe aber auch als Beratungsangebot als besonders geeignet erwiesen.
Aus diesem Grund wird in 2009 eine auf den bisherigen Erfahrungen basierende zeitlich als auch inhaltlich erweiterte Maßnahme mit einer achten Klasse einer hiesigen Förderschule, Förderschwerpunkt Lernen, durchgeführt werden. Diese soziale Gruppenarbeit wird den Arbeitstitel "Mein Berg" tragen.
"Mein Berg" wird in den Stundenplan aufgenommen werden, so dass die Klasse im gesamten zweiten Schulhalbjahr (Januar – Juli 2009) einmal wöchentlich besucht werden kann. Inhaltlich wird eine als Maßnahmenabschluss geplante mehrtägige Hüttentour im Österreichischen Verwall mit seinen vielfältigen Aspekten vorbereitet.
Analog dazu sollen die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit bekommen, ihre im übertragenen Sinne "persönlichen Berge und Bergtouren" die sie im alltäglichen Leben erfahren, vorbereiten, durchführen und reflektieren zu können.
Fußnoten
(1) Franzkowiak, Peter; Schlömer, Hermann, 2003 "Entwicklung in der Suchtprävention in Deutschland: Konzepte und Praxis", Suchttherapie 2003 [zurück]
(2) Kuhlmann, Ellen & Kolip, Petra (2004) Gender Mainstreaming im Gesundheitssystem, Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung, in: Meuser, M. Neusüß C. (Hrsg.) [zurück]
(3) Rheincampus, 2004, Ergebnis der HBSC-Studie, www.rheincampus.de/kita-studiengang/-informationsdienst/infodienst/15/-i... (28.07.2004) [zurück]
(4) Praxis der Verhaltenstherapie in der suchthilfe, Forum Sucht, Bd. 38 (Hrsg.: LWL Münster) I. huntermann, Bremen: Die Bedeutung von Gender Mainstreaming für die Suchthilfe, S. 127, münster 2007 [zurück]