Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Titel des Wettbewerbsbeitrags
Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Ein Kooperationsprojekt
der
Ambulanten Suchthilfe Caritas / Diakonisches Werk Bonn
- update Fachstelle für Suchtprävention
Evangelische Jugendhilfe Godesheim
- strettwork@18
Mit Unterstützung des Amtes für Soziales und Wohnen
der Bundesstadt Bonn
Bei augenblickmal: checkit bonner event sprinter handelt es sich um ein Schnittstellenangebot zwischen update, Fachstelle für Suchtprävention der Ambulanten Suchthilfe der Caritas und Diakonie sowie dem Projekt Straßensozialarbeit streetwork@18 in Trägerschaft der Evangelischen Jugendhilfe Godesheim. Das Gesamtprojekt wird unterstützt durch das Amt für Soziales und Wohnen (ASW) der Bundesstadt Bonn.
Das mobile Angebot für junge Menschen verbindet unterschiedliche Arbeitsansätze und Kompetenzen zweier Einrichtungen miteinander. Es beruht auf der Erfahrung, dass die für die Entwicklung junger Menschen so unentbehrliche partnerschaftliche und passgenaue Unterstützung, sich durch Bündelung vielfältiger Potentiale sowie den diskursiven und emanzipierten Austausch zweier wichtiger Hilfskulturen optimal erreichen lässt.
Die Basis
augenblickmal: checkit bonner event sprinter ist ein ausgebauter Bus mit angebautem Vordach, mit Infomaterialien und vielen anderen Angeboten, wie z.B. einem „Rauschparcours“ oder einem Alkoholquiz, der bei Großveranstaltungen (Weiberfastnacht Beuel, AfterSchoolParty, Rhein in Flammen, Pützchens Markt, R(h)einkultur oder Abi-Abschlussfeten etc.) in Bonn eingesetzt, mit überwiegend jugendlichen Gästen und Besuchern über Suchtmittel wie Alkohol oder illegale Drogen ins Gespräch zu kommen, zu informieren und Anregungen zur Reflexion über die eigenen Konsumgewohnheiten zu geben. Das Gespräch oder die Interaktion wird begleitet durch ein zielgruppenorientiertes Team aus Peers und hauptamtlichen Mitarbeiter/-innenvon update und strettwork@18. Mit der Durchführung einer Kundenbefragung hat sich dieser hochprofessionelle Handlungsansatz universeller Prävention nachgewiesenermaßen bewährt.
Die Einsatzorte
Einsatzorte sind öffentliche Events im gesamten Bonner Stadtgebiet, Schulfeste, Projektwochen bzw. jugendrelevante öffentliche Veranstaltungen, an denen junge Menschen ihre Freizeit verbringen und mit einiger Wahrscheinlichkeit mit Suchtmitteln in Kontakt kommen.
Die Auswahl der Events entspricht den positiven Erfahrungen der vorhergehenden Jahre. Mit der Auftaktveranstaltung zu Karneval lässt sich eine breite Öffentlichkeit schaffen und zahlreiche Kontakte zu Jugendlichen herstellen bzw. wiederaufnehmen. Letzteres ist ein Effekt, der sich in der spontanen Reaktion ‚Wir haben schon nach euch Ausschau gehalten!’ abbildet und als Indikator für ein positives, die Arbeit bedingendes Image bewertet werden kann.
Aufsuchende Arbeit in den Sozialräumen
Ergänzend zur Eventbegleitung sieht die Konzeption des Kooperationsprojektes auch die aufsuchende, suchtpräventive Arbeit der Streetworker in ausgesuchten Stadtteilen vor.
Hier werden beispielsweise im Bonner Stadtteil Tannenbusch durch das Streetworkerteam Sozialraumeinsätze durchgeführt. Die Einsätze finden immer an festgelegten Tagen in den frühen Abendstunden statt. Durch eine Bedarfsanalyse vor Ort, wurden die Grundlagen geschaffen, um zukünftige drogenpräventive Angebote in diesem oder anderen Stadtteilen/Sozialräumen zu gestalten.
Folgende Aspekte sind bei dieser Bedarfsanalyse entscheidend wichtig:
- Auswahl geeigneter Standorte für das Einsatzfahrzeug,
- genauere qualitative und quantitative Beschreibung der Zielgruppe sowie deren Problematiken,
- Auswahl und Ausprobieren der richtigen Arbeitsmethoden mit der Zielgruppe und
- Auswahl und Erstellung passender Infomaterialien.
Eine durchgeführte Analyse für das ASW zeigt, dass durch Kontakte zu Szenegruppen z.B. in Bonn-Tannenbusch überwiegend muslimische, männliche Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 13 und 20 Jahren erreicht werden. Die meisten davon hatten bereits erste Kontakte zu Drogen, insbesondere zu Cannabisprodukten. Im Vordergrund stand jedoch häufig die hohe Gewaltbereitschaft dieser Jugendlichen, die den Beziehungsaufbau erschwerte oder verhinderte. Die Suchtprävention muss hier neue Strategien entwickeln und erproben, um auch diese Konsumentengruppe zu erreichen.
2008 wurde der Sozialraumeinsatz des bonner event sprinters auf den Stadtteil Medinghoven ausgeweitet, da hier, im Zusammenhang mit den Aktivitäten des Kriminalpräventiven Rates Bonn beste Voraussetzungen zur Etablierung dieses Angebotes gegeben waren.
Die Zielgruppe
Wesentlich für die positive Resonanz der Arbeit ist die präzise Erfassung und Beschreibung der 14 - 26 Jahre alten Zielgruppe. Der Focus liegt dabei nicht nur auf Art und Schweregrad der Gefährdung, sondern auch auf den daraus resultierenden speziellen Hilfebedarfen sowie auf Bedürfnissen und Interessen der alters- und jugendspezifischen Subgruppen.
Folgende Zielgruppen sind für die mobile Arbeit mit dem Ziel der Früherkennung und Frühintervention von Interesse:
Junge Menschen, die einen Gebrauch von psychoaktiven Substanzen aufweisen, jedoch keine Missbrauchs- und Abhängigkeitsmerkmale entwickelt haben, weil sie überwiegend auf experimenteller Ebene konsumieren.
Zur Handhabung seines Konsumrisikos benötigt dieser Personenkreis ein Programm, das auf Information, Aufklärung und Reflexionsangeboten basiert.
Als Hochrisikojugendliche mit einem davon abweichenden Unterstützungsbedarf werden Jugendliche bezeichnet, denen aufgrund verschiedener Einflussfaktoren eine überdurchschnittliche Wahrscheinlichkeit suchtmittelbedingte Probleme zu entwickeln, vorausgesagt wird.
In die Identifizierung und Weitervermittlung dieser Risikogruppe werden ebenfalls Ressourcen gesetzt, um völliges Abgleiten in die Drogenszene, der einhergeht mit sozialem Ausschluss, Delinquenz, Perspektivlosigkeit und weiteren kritischen Lebensereignissen, zu vermeiden.
Die Methoden
Die methodische Lösung für das Her- und Sicherstellen von vielfältigen Kontakt- und Kommunikationsmöglichkeiten mit Jugendlichen und Heranwachsenden ist das Kernstück der mobilen Suchtprävention. Über den methodischen ‚Appetizer’ wird eine Grundlage geschaffen für den eigentlichen Auftrag: die individuelle Beratung von Jugendlichen.
Als attraktiv und hilfreich haben sich in diesem Zusammenhang erwiesen:
- eine chill-out Area, ein geschützter Beratungsbereich und Erstversorgungsmöglichkeiten im Bus,
- eine jugendgerechte Aufenthaltsmöglichkeit im Außenbereich des Busses,
- der Rauschbrillenparcours,
- die Tauschbörse,
- die Wissenstests zu Sucht und Substanzen,
- die Verlosungsaktionen,
- die Safer-Use Angebote,
- die Versorgung mit Wasser, warmen Getränken, frischen Früchten, Snacks
- die Bauchläden als Kommunikationsinstrument,
- die Kurzberatung durch geschultes Fachpersonal und Peers,
- das Vorhalten von Infomaterial.
Die Wirksamkeit
Dieses Repertoire ermöglicht, sehr schnell einen Kontakt zu Jugendlichen aufzubauen, der auch intensive Gespräche möglich macht. Dabei kann Einfluss auf das situative und zukünftige Konsumverhalten der Jugendlichen genommen werden, indem
- ein fundiertes und sachgerechtes Wissen über Substanzen vermittelt,
- und Fragen der Jugendlichen beantwortet werden,
- die (persönlichen) Risiken des Suchtmittelkonsums und bestimmter Konsumformen aufgezeigt werden,
- auf Diskrepanzen aufmerksam gemacht und zu Verhaltensänderungen motivieret wird,
- eine Beratungsbeziehung begonnen wird, die im Setting Beratungsstelle fortgesetzt werden kann,
- durch interessierte, wertschätzende Beratung das Selbstwertgefühl der Jugendlichen zu stärken,
- durch fachliche Präsenz Eskalationen vermeiden und eine physische wie auch mentale Basisversorgung für die Jugendlichen sicher zu stellen.
Deutlich wird insbesondere letztgenanntes über die „Tauschbörse“. Die Jugendlichen reagieren zunächst belustigt, wenn sie von den MitarbeiterInnen aufgefordert werden, alkoholische Getränke gegen Anti-alkoholische zu tauschen.
Häufig aber kehren sie später mit genau diesem Wunsch zurück und haben damit die für sie wichtige Legitimation erworben, sich am Bus aufzuhalten, Gespräche zu führen, sich in Decken zu wickeln und zu ‚verschnaufen’ – in Einzelfällen sogar etwas Neues über sich selbst zu erfahren.
Konzeptionell liegt in dieser positiv besetzten Irritation ein Erfolg, der eine Chance eröffnet, kleine aber notwendige Akzente im Entwicklungsverlauf von jungen Menschen zu geben.
Peers in Aktion
In diesem Zusammenhang ist schon lange bekannt, dass Gleichaltrigkeit eine besondere Form von Glaubwürdigkeit für die Jugendlichen und jungen Erwachsenen schaffen können.
Diese Tatsache wird auch von augenblickmal: checkit bonner event sprinter genutzt, indem im bonner event sprinter – Team, sog. Peers (Gleichaltrige) eingesetzt und regelmäßig von update in Gesprächsführung und Methoden der Suchtprävention ausgebildetet und für die weitere Zusammenarbeit qualifiziert werden.
Die Peers sind regelmäßig an augenblickmal beteiligt und haben einen Lernprozess durchlaufen, der sie im Umgang mit den Zielpersonen sicher und fachspezifisch auftreten lässt.
Die Peers haben weiterhin die Möglichkeit, bei ihrem Reflektionsprozess von hauptamtlichen Mitarbeiter/-innen unterstützt zu werden und kontinuierlich an ihrem persönlichen Beratungsprofil zu arbeiten.
Manchmal ‚entpuppen’ sie sich als die eigentlichen Profis, weil sie glaubhaft eigene Entwicklungen repräsentieren können und damit die jungen Menschen erreichen, die besonders unangenehme Erfahrungen mit erwachsenen Personen gemacht haben und unter anderen Umständen niemals gesprächsbereit gewesen wären.
Die Arbeit der Peers ist ein wichtiges Qualitätsmerkmal für die Arbeit. Diese Peers rekrutieren zum Teil aus anderen suchtpräventiven Projekten von update, Fachstelle für Suchtprävention und kommen ebenfalls aus dem gesamten Bonner Stadtgebiet.
Zusammenfassung
Die Grundannahme, dass ein Problembewusstsein für den eigenen Konsum bei den Jugendlichen und jungen Erwachsenen erstens vorhanden ist und zweitens über eine konsequent respektvolle und nicht bevormundende Ansprache bearbeitet werden kann, wird regelmäßig bestätigt.
Der Verzicht auf den ‚erhobenen’ Zeigefinger im Tausch gegen eine ernsthafte und akzeptanzorientierte Dienstleistung bewirkt, dass junge Menschen etwas Neues wagen können. Sie sind nicht ausschließlich damit beschäftigt, Widerstand zu leisten, ‚zu verdunkeln’ und sich gegen unliebsame persönliche Grenzüberschreitungen zu schützen, sondern sie sind frei für wichtige Fragen nach eigenen Sorgen und Bedürfnissen.
Die relativ leichte Auflösung anfänglichen Widerstands durch eine empathische innere Haltung der Beratungsperson macht diese erfolgreiche Arbeit -die Suchtberatung im ‚Taschenformat’- möglich.
Neben guten Ergebnissen einer Kundenbefragung, sind es die vielen persönlichen Rückmeldungen, die darin bestärken, mit diesem professionellen Ansatz auf dem richtigen Weg zu sein. Damit ist die mobile Suchtprävention zu einem sehr wirkungsvollen und wichtigen Baustein in der Suchthilfelandschaft geworden.
Auf vielen großen Eventeinsätzen ist eine Kooperation mit den Einsatz- und Rettungskräften (Polizei, Rotes Kreuz, Malteser Hilfsdienst etc.) bereits alltäglicher Umgang. Bereits im Vorfeld einer Großveranstaltung wird das Team von augenblickmal: checkit bonner event sprinter in die Planung mit einbezogen. Dies ist ein weiterer Beweis für eine Akzeptanz dieses Ansatzes auch im Bereich der Ordnungspartnerschaft und weiteren Kooperationspartnern der Bundesstadt Bonn.