Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Titel des Wettbewerbsbeitrags
Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
1. Anlass und Ausgangssituation
Die Arbeit der Fachstelle für Suchtprävention
Um den Folgen von Suchtmittelmissbrauch und –abhängigkeit möglichst frühzeitig entgegenzuwirken, hat die Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz im Jahre 2005 die Fachstelle für Suchtprävention im Land Berlin eingerichtet. Nach einer europaweiten Ausschreibung wurde der Träger pad e.V. mit dem Betrieb der Fachstelle beauftragt.
Grundlage für die Arbeit der Fachstelle für Suchtprävention im Land Berlin sind die Leitlinien zur Suchtprävention im Land Berlin, die im August 2006 vom Abgeordnetenhaus Berlin verabschiedet wurden. Seit Beginn der Arbeit der Fachstelle wird somit kontinuierlich an der Umsetzung der Leitlinien hinsichtlich aller Handlungsfelder sowie handlungsfeldübergreifender Schwerpunkte der Suchtprävention, wie z.B. die Tabakprävention, die Alkohol- und Cannabisprävention gearbeitet. Es entstanden in den ersten Jahren der Berliner Suchtpräventions-Fachstelle eine Berliner Dachkampagne, eine Vielzahl an suchtpräventiven Projekten, ein vielseitiges Schulungsangebot für Multiplikator/ innen sowie ein breites Beratungsangebot. Gleichzeitig fand eine umfassende Integration der Fachstelle in regionale, bezirkliche und gesamtstädtische Netzwerke statt und tragfähige Kooperationsbeziehungen wurden gebildet.
Die Fachstelle für Suchprävention erarbeitet eine jährliche Arbeitsplanung für das Bundesland Berlin. Im Berliner Steuerungsgremium wird diese Vorlage diskutiert, ggf. modifiziert und verabschiedet. Das Steuerungsgremium setzt sich zusammen aus Vertreterinnen der Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz, der Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung (Bereich Jugend und Bereich Schule), Vertreter/innen der Suchthilfekoordinatoren der Berliner Bezirken sowie Vertreter/innen der Fachstelle für Suchtprävention und ihres Trägers, pad e.V.
Ausgangslage des Wettbewerbsbeitrages
In der Zeit von September 2004 bis August 2007 wurde unter der Schirmherrschaft der Senatorin für Gesundheit, Soziales und Verbraucherschutz in Berlin - das Aktionsprogramm "Berlin qualmfrei" strukturell und inhaltlich aufgebaut. Kernbestandteil des umfassenden Programms waren medienund öffentlichkeitswirksame Kampagnen und Aktionen, um in ihrer Reichweite, Frequenz und Dauer ein gesellschaftliches Umdenken hinsichtlich des Tabakkonsums in der Berliner Bevölkerung anzuregen. Die Weiterführung des Landesprogramms wurde nach Abschluss der Pilotphase im September 2007 der Fachstelle für Suchtprävention des Landes Berlin übertragen. Die Tabakprävention ist ein wichtiger Baustein im Gesamtkonzept der universellen, selektiven und indizierten suchtpräventiven Arbeit der Berliner Fachstelle.
Aktuelle Studien zeigen, dass der Konsum von Tabakprodukten bei Jugendlichen rückläufig ist. Es vollzieht sich ein stetiger Imagewandel hin zum Nichtrauchen wie aktuelle Zahlen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung belegen. Trotzdem wächst laut Berliner Gesundheitsberichterstattung jedes 2. Kind in einem Raucherhaushalt auf. Die europaweite repräsentative HBSC Studie aus dem Jahr 2006 sagt ebenfalls, dass in Berlin 43,2% aller befragten Jugendlichen schon einmal geraucht haben. Von den rauchenden Jugendlichen haben über 72% bis zum Alter von 13 Jahren bereits das erste Mal eine Zigarette probiert. Die ESPAD-Studie (Europäische Schülerstudie zu Alkohol und anderen Drogen 2007) zeigt, dass Hauptschüler/innen die höchsten Prävalenzwerte hinsichtlich Lebenszeiterfahrung (80%) und aktuellem Konsum (43%) im Vergleich mit anderen Jugendlichen aufweisen. Laut eine Public Health Studie von Schneider, Maul, Freeksen et al von 2008 rauchen zu Beginn einer Schwangerschaft rund 13% der Frauen in Deutschland. Kernstück des Landesprogramms "Berlin qualmfrei" in 2008 war eine Jugend-Kampagne zur Tabakprävention: der eingereichte Wettbewerbsbeitrag: "Berlin qualmfrei - Nichtrauchen ist cool". Unterstützt wird die Einreichung des Beitrages von der Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz, Drogenreferat.
2. Konzeption und Ziele
Mit "Berlin qualmfrei - Nichtrauchen ist cool" wurden zielgruppen- und somit jugendgerechter Präventionskarten entwickelt, die insbesondere auch für Kinder und Jugendliche mit niedrigem Bildungsniveau verständlich sind. Um zu gewährleisten, dass die suchtpräventiven Materialien jugendgerecht gestaltet sind und somit eine hohe Akzeptanz erfahren, wurde die Zielgruppe an der gestalterischen Entwicklung partizipiert. Die Inhalte der Präventionsmaterialien orientierten sich an aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen , wie einige nach Heppekausen et al, 2001 benannten wichtige Motive für eine Ausstiegsmotivation bei Jugendlichen: hohe finanzielle Kosten, weniger Fitness/ Kondition und der Aspekt der gefährdeten Gesundheit. Unter Einbeziehung dieser und weiterer Ergebnisse wissenschaftlicher Studien ergaben sich folgende Ziele:
- Innovative Vermittlung von Informationen und Aufklärung zu verschiedensten Aspekten des Tabakkonsums mittels einer für Kinder und Jugendliche adäquaten Gestaltung und Sprache unter besonderer Berücksichtigung eines niedrigen Bildungsniveaus
- Kinder- und Jugendliche bleiben Nichtraucher/innen – Kinder und Jugendliche hören mit dem Rauchen auf - Eltern werden sowohl für den eigenen Konsum als auch für den der Kinder sensibilisiert
- Berücksichtigung von Genderaspekten des Tabakkonsums sowie familiärer Strukturen bzw. Elemente der Familienbildung
- Partizipation und Erreichen unterschiedlicher Settings, in denen sich Kinder und Jugendliche aufhalten, um für ein positives Nichtraucher/innen-Image und "Qualm-Freiheit" zu sensibilisieren Flankierende Maßnahme zur Unterstützung des in Kraft getretenen Nichtraucherschutzgesetzes im Land Berlin, z. B. Beratung für Eltern oder Mitarbeiter/innen der Jugendfreizeiteinrichtungen innerhalb der Berliner Hotline sowie im Rahmen der Fachstellen-Beratungen, Vorträgen und Fortbildungsworkshops
- Verbindliche Einbindung relevanter Akteure, wie z. B. das Netzwerk "Berlin qualmfrei", Veranstalter Jugendmesse YOU, Gaststätte im Fernsehturm, Mediziner/innen, Krebsgesellschaft, Netzwerk Rauchfreie Krankenhäuser u.v.m.
Zielgruppen des Wettbewerbbeitrages sind Mädchen und Jungen ab 10 Jahren sowie Erwachsene und Multiplikator/innen, die mit Kindern und Jugendlichen leben und/oder arbeiten.
Maßnahmen des Wettbewerbbeitrages
Projektphasen/ Maßnahmen |
I. Konzeption, Abstimmung und Durchführung eines Wettbewerbes zur Erstellung der Postkartenmotive für die "Tabak-Cards" unter dem Motto "Nichtrauchen ist cool" an Berliner Schulen |
II. Entwicklung von jugendgerechten, gendersensiblen, soziallagenspezifischen und lebensweltorientierten Präventionskarteninformationen für die "Tabak-Cards" |
III. Veröffentlichung der "Tabak-Cards" in Form einer Berlinweiten Pressekonferenz im Berliner Fernsehturm mit Prämierung der Siegermotive unter Mitwirkung der Landespolitik |
IV. Planung und Durchführung der Berlinweiten Verteilung der "Tabak-Cards" in die in den Zielen benannten Settings sowie Transfer in andere Kommunen |
V. Planung und Durchführung einer Ausstellung aller Wettbewerbsbeiträge in der Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz unter Mitwirkung der Landespolitik: Einladung aller Kinder und Jugendlichen, die sich am Wettbewerb beteiligt haben sowie aller Akteure (Multiplikator/ innen) |
VI. Dokumentation und Evaluation des Projektes |
3. Vorgehen und Umsetzung
Kurzbeschreibung der Maßnahmen:
I. Konzeption, Abstimmung und Durchführung eines Wettbewerbes zur Erstellung der Postkartenmotive für die "Tabak-Cards" unter dem Motto "Nichtrauchen ist cool"
Die Empfehlungen vom 9. Juni 2008 des Drogen- und Suchtrates an die Drogenbeauftragte der Bundesregierung für ein nationales Aktionsprogramm zur Tabakprävention unter Punkt 2.1.stellen nochmals dar: "Zur Vermeidung des Einstiegs in das Rauchen haben sich verschiedenen Programme als erfolgreich erwiesen. So z.B. …Wettbewerbe, die das positive Image des Nichtrauchen stärken…".
Im Frühjahr 2008 startete die Fachstelle den innovativen Kreativwettbewerb. Schülerinnen und Schüler sollten Postkartenmotive zum Thema "Nichtrauchen ist cool!" entwerfen. Anlass war das internationale Motto der Weltgesundheitsorganisation für den diesjährigen Weltnichtrauchertag "Tobacco- Free Youth" sowie die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse. In enger Absprache mit den zuständigen Kontaktlehrer/innen für Suchtprophylaxe in den Berliner Schulen wurde im Rahmen des Unterrichts, unter anderem im Kunstunterricht, insgesamt 34 kreative Plakate und Foto´s gestaltet. Am Wettbewerb beteiligten sich 56 Schüler und Schülerinnen der 7. – 10. Klasse einer Berliner Hauptschule im Bezirk Neukölln und eines Gymnasiums im Bezirk Friedrichshain. Die besten Ideen wurden durch eine Jury als Postkartenmotive für die Berliner "Tabak-Cards" ausgewählt.
II. Entwicklung von jugendgerechten, gendersensiblen, soziallagenspezifischen und lebensweltorientierten Präventionskarteninformationen für die "Tabak-Cards"
Unter Beachtung gängiger Motive, warum Kinder und Jugendliche schon früh zur Zigarette greifen und sogar zu Raucher/innen werden und welche Informationen wichtig sind, um Kindern und Jugendlichen vor Tabakrauch und –abhängigkeit zu schützen, erstellten die Referent/innen der Fachstelle die Inhalte zu den "Tabak-Cards". Es entstanden fünf "Tabak-Cards", die auf der Vorderseite mit den Gewinnermotiven der Schüler/innen sowie ihren Namen, Klasse und dem Namen der Schule versehen sind und auf der Rückseite jugendgerechte Botschaften enthalten.
Postkartenmotiv |
Inhalte |
1. "Neandertaler Erich" |
10 gute Gründe aufzuhören, u.a. unter Berücksichtigung des neuen Nichtraucherschutzgesetzes, sportlichen Aspekten, gesundheitlichen Aspekten und jugendgerechten Botschaften |
2. "Lass Dich nicht einwickeln" |
Kostentabelle mit der Überschrift: Wünsche, die in Rauch aufgehen und alternativen Angeboten, was anstelle der Zigaretten gekauft werden kann |
3. "Niko liebt Tina nicht" |
Du entscheidest! Entscheidungshilfen und Unterstützungsangebote zum Reduzieren und Aufhören |
4. "Wenn Du wüsstest?" |
Speziell Informationen für junge Mädchen, die Angst haben dick zu werden, wenn sie aufhören zu rauchen |
5. "Guck mich an…" |
Informationen zum Thema: Rauchen/Passivrauchen und Schwangerschaft |
4. Ergebnisse und Erreichtes
III. Veröffentlichung der "Tabak-Cards" in Form einer Berlinweiten Pressekonferenz im Berliner Fernsehturm mit Prämierung der Siegermotive unter Mitwirkung der Landespolitik
Die ersten beiden "Tabak-Cards" wurden am 26.05.2008 durch den Staatssekretär für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz und den jetzigen Schirmherr des Aktionsprogramms "Berlin qualmfrei", Dr. Benjamin-Immanuel Hoff, gemeinsam mit der Fachstelle für Suchtprävention der Öffentlichkeit im Rahmen einer Pressekonferenz im Berliner Fernsehturm vorgestellt. "Es freut mich besonders, dass die, um die es geht, nämlich Berliner Jugendliche, an dieser Kampagne beteiligt sind", so Dr. Hoff. Neben vielen Pressevertreter/innen wurden die Ersteller/innen der ersten zwei Siegermotive sowie die beteiligten Lehrerinnen und Lehrer zur Konferenz eingeladen.
IV. Planung und Durchführung der Berlinweiten Verteilung der "Tabak-Cards" in die in den Zielen benannten Settings sowie Transfer in andere Kommunen
Die "Tabak-Cards" wurden Berlinweit verteilt
- an Settings, in denen sich Kinder- und Jugendliche aufhalten
- direkte Belieferung von Jugendfreizeiteinrichtungen und Schulen
- am interaktiven Stand der Fachstelle im Rahmen der Jugendmesse "YOU"
- an Multiplikator/innen
- bei allen Fortbildungen; Gremiensitzungen und Arbeitskreisen der Fachstelle
- an alle bezirklichen Suchthilfekoordinator/innen
- in der Fachstelle selbst als Service- und Koordinierungsstelle
- im Rahmen des Fachkonferenzen der Fachstelle zu Tabakprävention und Alkoholprävention
- Abgeordnete des Jugend- und Gesundheitsausschusses des Berliner Abgeordnetenhauses sowie Stadträt/innen der Bezirke
- Vorstellung des Wettbewerbsbeitrages im Rahmen der DHS-Tagung 2008 in Bielefeld
Insgesamt wurden seit Erstellung und Druck aller fünf "Tabak-Cards" 17 500 Exemplare verteilt. Gleichzeitig wurden die Karten im Newsletter Nr. 10, 11 und 12 der Fachstelle beworben. Der Newsletter wird an über 2200 Multiplikator/innen versandt. Die "Tabak-Cards" wurden in die Materialien- Datenbank auch auf der Website der Fachstelle aufgenommen.
V. Planung und Durchführung einer Ausstellung aller Wettbewerbsbeiträge in der Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz unter Mitwirkung der Landespolitik: Einladung aller Kinder und Jugendlichen, die sich am Wettbewerb beteiligt haben sowie aller Akteure (Multiplikator/innen)
Um der Berliner Öffentlichkeit den Einfallsreichtum und vor allem die Meinungen aller beteiligter Jugendlicher zum Nichtrauchen zu zeigen, wurden vom 08.07.2008 bis 05.08.2008 in einer Ausstellung im Foyer der Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz alle eingegangenen Bildmotive präsentiert. Zur Ausstellungseröffnung wurden alle beteiligten Jugendlichen und deren Lehrer/innen eingeladen, Vertreter/innen der Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung sowie der Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz. Gemeinsam mit dem Schirmherren von "Berlin qualmfrei", Dr. Benjamin-Immanuel Hoff wurden allen Schüler/innen eine Eintrittskarte zur Jugendmesse "YOU" überreicht.
Ausstellungs-Dokumentation: http://www.berlin-suchtpraevention.de/front_content.php?idart=115
VI. Dokumentation und Evaluation des Projektes
Entsprechend der Qualitätsstandards (die Fachstelle ist seit 12/2006 zertifiziert nach DIN EN ISO 9001:2000) wurde eine Projektbericht angelegt. Ein Bestandteil dessen ist die Evaluationscheckliste, die auf Basis der IFT-Standards entwickelt wurde. Die Checkliste ist gegliedert in:
- Rahmendaten (z.B. mit Angabe beteiligter Kooperationspartner/innen, Angabe der Präventionsfelder, Benennung der Projektverantwortlichen und Orte der Durchführung etc.),
- Planung (z.B. mit Angabe der Zielgruppen, Zugang zu den Zielgruppen, Partizipation, Ziele, Erfolgskriterien etc.),
- Durchführung (z.B. mit Angabe des Zeitaufwandes, der erbrachten Leistungen, angewandter Methoden etc.),
- Ergebnisse (z.B. mit Angabe der Anzahl der direkt erreichten Personen, Abfrage zur Erreichung der Erfolgkriterien, sowie positiver und/ oder negativer Rückmeldungen etc.),
- Dokumentation und Evaluation (z.B. mit Angabe zur Durchführung einer Kundenbefragung, weiteren Bekanntmachungen etc.)
Alle projektrelevanten Maßnahmen wurden in Dotsys dokumentiert.