Berlin-Mitte

Typ: 
kreisfrei
Name Stadt, der Gemeinde, des Landkreises: 
Berlin-Mitte
Bundesland: 
Berlin
Einreichende Dienststelle: 
Quartiersmanagement Brunnenviertel (Brunnenstraße und Ackerstraße)
Name des Ansprechpartners: 
Frau Yildiz (QM Ackerstr.) und Frau Jacobi (QM Brunnenstr.)
Funktion des Ansprechpartners: 
Quartiersmanagerinnen
Straße/Postfach: 
Jasmunder Straße 16/Swinemünder Straße 6
Postleitzahl: 
13355
Ort: 
Berlin
Telefon des Ansprechpartners: 
030-4000 73 22; 030-46 06 94 50
E-Mail des Ansprechpartners: 
Internetadresse der Kommune: 

Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags

Titel des Wettbewerbsbeitrags

Netzwerkinitiative "Wir lassen uns nicht betäuben!"

Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags

Ein Problem, mit dem sich das Brunnenviertel, ein Stadtteil im Berliner Bezirk Mitte/ Ortsteil Wedding mit ca. 20.000 Einwohner, immer wieder konfrontiert sieht, ist der Drogenhandel und Drogenmissbrauch im Gebiet. Das Quartier liegt an einer einschlägig bekannten U-Bahnlinie, die als Drogenumschlagsplatz genutzt wird. Die entkernten und begrünten Höfe des in den 70er und 80er Jahren sanierten Wohngebietes werden von Drogenhändlern und Drogenkonsumenten für ihre Geschäfte genutzt. Häufig, so stellt die Polizei fest, sind auch Bewohner des Quartiers in diese Geschäfte verwickelt sind. Eine schwache Sozialstruktur mit schwierigen Lebensverhältnissen (Armut und Arbeitslosigkeit, Desintegration) scheint hierfür ausschlaggebend. Diese Ausgangssituation führt zu einer hohen Suchtgefahr – so spielen in den Familien Alkohol, Tabak aber auch Medikamente und andere Suchtstoffe eine Rolle zur Alltagsbewältigung und -flucht.

Zugleich ist das Gebiet gekennzeichnet von einer gegenüber dem Berliner Durchschnitt hohen Anzahl Minderjähriger (ca. 23%). Die Konfrontation der Kinder und Jugendlichen mit dem Thema Sucht ist im Brunnenviertel in der eigenen Familie, auf dem Spielplatz und den Straßen ist Standard. Nach Aussagen der Erzieher aus den Kitas, Lehrer der Schulen und Mitarbeitern der Polizei haben viele Kinder und Jugendliche bereits Erfahrungen mit der Drogenproblematik – sei es im öffentlichen oder im privaten Raum. Das Risiko für die Kinder und Jugendlichen, selbst einer Suchtkarriere zu verfallen, wird verstärkt durch die schwierige soziale Lage im Gebiet.

Diese Ausgangssituation veranlasste die zuständigen Mitarbeiter der Polizei, in dem Bereich der Drogenprävention gesonderte Maßnahmen für das Brunnenviertel zu entwickeln. Gemeinsam mit einigen Schulen wurde beschlossen, eine Netzwerkinitiative ins Leben zu rufen.

Die Netzwerkinitiative "Wir lassen uns nicht betäuben!" setzt sich bisher aus folgenden lokalen Akteuren des Brunnenviertels zusammen:

  • Polizei Berlin, Direktion 3, Abschnitt 36, Polizeihauptkommissar Herr Schurian und Präventionsbeauftragte Frau Riester;
  • Bezirksamt Mitte, Abt. Gesundheit und Soziales, Ges Plan Leit 2, Herr Kolling (Suchthilfekoordination);
  • Quartiersmanagement Brunnenviertel (Brunnenstraße und Ackerstraße), Ansprechpartner Frau Yildiz und Frau Jacobi;
  • Deutsche Welle TV, Herr Bergmann, Frau Kersen, Frau Wiatr
  • Grundschulen: Heinrich-Seidel-GS (Direktorin Frau Flader), Vineta-GS (Direktor Herr Barth);
  • Oberschule: Ernst-Reuter-Oberschule (Direktor Herr Schurmann);
  • Jugendfreizeiteinrichtung: Jugendclub Badstraße (Leiter Herr Sasse);
  • Selbsthilfeverein: Drogen-Info e.V. (Ansprechpartner Herr Morgenstern);
  • Kita: Omas Garten e.V. (Kitaleitung Frau Heinisch).

Den einzelnen Netzwerkpartnern sind verschiedene Kompetenzen und Aufgaben zugeordnet. In einer Netzwerkcharta (siehe Anhang) sind die Ziele und Aufgaben der Partner festgehalten und verbindlich festgelegt. So übernimmt die Deutsche Welle die Aufgabe, vor allem im Bereich der Öffentlichkeit das Vorhaben zu unterstützen und z.B. Räume zur Verfügung zu stellen oder ein gemeinsames Logo zu entwickeln. Die sozialen Einrichtungen bearbeiten mit den Kindern und Jugendlichen das Thema Sucht auf verschiedene Weise (Darstellendes Spiel, Malerei und Grafik, Tanz, Schreibwerkstatt) und organisieren Informationsstunden mit der Polizei und dem Selbsthilfeverein Drogen-Info e.V.. Bei diesen Stunden haben die Kinder und Jugendlichen die Möglichkeit mit der Polizei und gesondert mit ehemals Drogenabhängigen über ihre Erfahrungen zu sprechen. Die QMs unterstützen die Öffentlichkeitsarbeit, leisten die Koordinierung gemeinsam mit der Polizei und versuchen, finanzielle Unterstützung (bspw. für die Erstellung der Homepage www.wir-lassen-uns-nicht-betäuben.de, die von einem Jugendlichen aufgebaut wurde oder durch Finanzierung des Filmbeitrags "Bunte Freunde" der Film AG der Ernst-Reuter-Oberschule) zu akquirieren.

Die Ziele der Initiative sind vor allem, die Aufklärungsarbeit bei Kindern und Jugendlichen über Drogen und Sucht in Kita, Schule und Jugendfreizeiteinrichtungen zu verstärken, das Bewusstsein über die Relevanz des Themas auch bei den Eltern zu fördern und vor allem Prävention das Selbstbewusstsein der Kinder und Jugendlichen zu stärken. Letzteres geschieht durch die Präsentation und Anerkennung durch Prämierung und öffentliche Aufmerksamkeit der unterschiedlichen Beiträge der sozialen Einrichtungen.

Die einzelnen Maßnahmen im Überblick:

Informationsstunden für Kinder und Jugendliche

Die Informationsstunden an der Kita, den Schulen und im Jugendclub teilen sich in zwei Blöcke:

  • Mitarbeiter der Polizei klären auf über die Fragen: was sind Drogen, wie wirken sie, woran erkenne ich sie, wie verhalte ich mich bei Drogenfund oder Kontakt zu Drogenverkäufern, was ist legal und was illegal und welche strafrechtlichen Konsequenzen erwarten mich.
  • Mitarbeiter des Drogen-Info e.V. sprechen in Abwesenheit der Polizei über ihre Biografie und die Erfahrungen der Kinder und Jugendlichen. Hierbei gibt es die Möglichkeit, offen über das Thema zu sprechen. Je nach Altersstufe werden die Gruppen nach Geschlecht getrennt, um geschlechtsspezifische Themen ansprechen zu können (Gruppendruck, Magersucht etc.). In den Gesprächen geht es vorwiegend um Drogensucht, aber auch andere Suchtformen werden angesprochen (z.B. Kaufsucht/ Konsumsucht, Internet- oder Spielsucht). Dabei liegt es bei en Erfahrungen der Kinder und Jugendlichen, worauf im Gespräch der Fokus gelegt wird.
Informationsstunden mit Eltern und Lehrern

Mitarbeiter der Polizei nehmen an Elternabenden teil und klären die Eltern und Lehrer über ihre Pflichten und Handlungsalternativen auf. Möglichkeiten der weiteren Information werden dargestellt und bei Bedarf entsprechende Kontakte vermittelt (z.B. Suchtpräventionskontaktstellen).

Kreativer Umgang mit dem Thema Drogen

Durch verschiedene Herangehensweisen wird das Thema Sucht in Kita, Schule und Jugendclub aktiv bearbeitet. So werden in Schreibwerkstätten und im Deutschunterricht der Grundschulen Texte verfasst und im Kunstunterricht dazu Bilder gemalt. Im Jugendclub haben Jugendliche das Thema Verführung zum Drogenkonsum in einer Streetdance- und Breakdance-Performace eigenständig bearbeitet (Jungen- und Mädchengruppe) und mit pädagogischer Betreuung grafische Arbeiten erstellt. Die Ernst-Reuter-Gesamtschule hat in der Theater- und Film AG das Thema Sucht bearbeitet und ist besonders auf die Einstiegsgründe und Ausstiegsproblematik, Gruppendruck und Suche nach Sinn und Geborgenheit durch Drogenkonsum, eingegangen. Auch die Grundschulen und Hortkinder der Kita Omas Garten habe durch Darstellendes Spiel die suchtrelevanten Themen Freundschaft und Einsamkeit, Flucht und Versagensängste aufgegriffen.

Anerkennung zur Förderung des Selbstbewusstseins

Die Präsentation der Theaterstücke, Tanzstücke, Film- und Kunstwerke vor einem großen Publikum und Prominenz aus der Politik hat für Anerkennung gesorgt. Die Prämierung aller Beiträge verstärkt zusätzlich das Selbstbewusstsein, alle Beiträge werden nochmals auf richtigen Theaterbühnen präsentiert (diese Preise wurden vom Atze-Musiktheater, Theater Tiyatrom und vom Prime Time Theater gestellt). Die Kunstwerke werden in der lokalen Galerie "Anstalt" ausgestellt und es besteht die Möglichkeit ein Schnuppertag in der Grafikabteilung der Deutschen Welle zu verbringen. Die verbindliche Teilnahme der Eltern an der (Schul-) Veranstaltung hat die Arbeit unterstützt. Ein von Vitanas Catering gesponsertes Büffet war dabei nur das "i-Tüpfelchen".

Das Engagement der Partner der Netzwerkinitiative "Wir lassen uns nicht betäuben!" erfolgt im Rahmen ihrer sonstigen Tätigkeit bzw. darüber hinaus ehrenamtlich. Allein für die Öffentlichkeitsarbeit werden finanzielle Mittel benötigt. Ein Vorteil dieser kostenfreien, auf ehrenamtlichem Engagement basierten Initiative ist das damit einhergehende große Interesse der Partner und damit eine nachhaltige Implementierung im Stadtteil. Bereits nach einem halben Jahr seit dem Start der Initiative im Sommer 2008 kann festgehalten werden, dass die Schulen sich dem Thema Drogenmissbrauch mehr geöffnet haben und die Suchtprävention mit ganz unterschiedlichen, kreativen Maßnahmen fördern. Dabei bleibt festzuhalten, dass diese Vorgehensweise ein erster Schritt für den Stadtteil ist. Die Netzwerkinitiative erhofft sich zum einen weitere Partner und zum anderen gezielte Maßnahmen, die auf die aus den Informationsstunden herauskristallisierten Bedarfen ergeben. Hier ist die Zusammenarbeit mit den QMs von zentraler Bedeutung, aber auch der Austausch mit der Suchthilfekoordinationsstelle des Bezirks Mitte.

Ein weiterer wichtiger Baustein der Netzwerkinitiative ist die Kooperation mit den Suchtpräventionsbeauftragten der Schulen in Zusammenarbeit mit der bezirklichen Suchtpräventionsstelle. Hierüber wird im Jahr 2009 durch die Vernetzung mit der Präventionsbeauftragten der Polizei noch stärker versucht, weitere Schulungen anzubieten und die Suchtpräventionsbeauftragten für die Mitarbeit im Netzwerk zu interessieren. Ziel ist die reguläre Verankerung der Drogenpräventionsarbeit in den Schulen mit Unterstützung für die Suchtpräventionsbeauftragten durch ein großes Netzwerk.

Zur Auswertung der Netzwerkarbeit werden durch Befragung der Netzwerkpartner zu Beginn des neuen Kalenderjahres erfasst,

  1. wie viele Informationsstunden veranstaltet wurden,
  2. wie viele Kinder und Jugendliche in den Informationsstunden aufgeklärt wurden,
  3. wie viele Eltern und Erzieher/ Lehrer mit dem Thema im Zusammenhang der Netzwerkarbeit konfrontiert wurden,
  4. Wie viele Erzieher/ Lehrer das Thema Suchtprävention intensiver mit ihrer Gruppe/ Klasse behandelt haben,
  5. Wie viele Gruppen/ Klassen sich kreativ mit dem Thema Auseinander gesetzt haben (und die Anzahl der Beteiligten Kinder und Jugendlichen),
  6. wie viele Aktionen der Netzwerkinitiative statt gefunden haben und mit welchem öffentlichen Interesse bzw. Teilnehmerzahl.

Des Weiteren werden mit Schuldirektoren und Polizei jährlich intensive Gespräche zur aktuellen Situation in Schule und Brunnenviertel geführt.

Fragen zum Wettbewerbsbeitrag

C 11 Gibt es zu den Suchtpräventionsaktivitäten in Ihrer Kommune eine schriftliche Gesamtkonzeption?: 
ja
nein
C 12 Ist Ihr Wettbewerbsbeitrag in diese Gesamtkonzeption eingebunden?: 
ja
nein
C 13 Hat sich der (Ober-)Bürgermeister bzw. Landrat öffentlich für Ihren Wettbewerbsbeitrag eingesetzt?: 
ja
nein
C 21 Gibt es zu Ihrem Wettbewerbsbeitrag ein schriftliches Konzept?: 
ja
nein
C 22 Sind die Präventionsziele Ihres Wettbewerbsbeitrags detailliert festgelegt?: 
ja
nein
C 23 Wurde vor der Zielfestlegung eine Ausgangs- und Bedarfsanalyse erstellt?: 
ja
nein
C 24 Welche Strategie der Suchtprävention verfolgt Ihr Wettbewerbsbeitrag?: 
Verhaltensprävention
Verhältnisprävention
Verhaltens- und Verhältnisprävention
C 25 Auf welche Suchtstoffe und Suchtformen ist Ihr Wettbewerbsbeitrag ausgerichtet?: 
Tabak
Alkohol
Cannabis
Medikamente
Heroin und andere Drogen
(Glücks-)Spielsucht
Weitere
C 26 An welche Zielgruppe(n) richtet sich Ihr Wettbewerbsbeitrag?: 
3-6jährige
7-10jährige
11-14jährige
15-18jährige
Kinder und Jugendliche aus suchtbelasteten Familien
Sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche
Eltern
Familie
Multiplikatoren
Weitere
Welche?: 
Lehrer und Erzieher, Suchtpräventionsbeauftragte der Schulen
C 27 Ist Ihr Wettbewerbsbeitrag geschlechtsspezifisch/geschlechtersensibel ausgerichtet?: 
ja
nein
C 28 An welche Settings und Einrichtungen knüpft Ihr Wettbewerbsbeitrag an?: 
Kindergarten/Kita
Grundschule
Hauptschule
Realschule
Gymnasium/Fachoberschule
Gesamtschule
Berufsschule
Jugendeinrichtung
Sportverein
Ausbildungsstätte
Diskotheken
Gaststätten/Restaurants
Fahrschulen
Einzelhandel
Strasse/Öffentlicher Raum
Spielplatz
Quartier/Stadtteil
Weitere
C 31 Welche Akteure aus Kommunalpolitik und Kommunalverwaltung beteiligen sich?: 
Gemeinde-, Stadt- bzw. Kreisrat
(Ober-)Bürgermeister bzw. Landrat
Suchpräventionsstelle
Gesundheitsamt
Jugendamt
Sozialamt
Schulverwaltungsamt
Sportamt
Ordnungsamt
Polizei
Weitere
C 32 Welche verwaltungsexternen Akteure beteiligen sich wesentlich an der Umsetzung Ihres Wettbewerbsbeitrags?: 
Krankenkassen
Krankenhäuser
Niedergelassene Ärzte
Apotheken
Kindergärten/Kitas
Schulen
Einrichtungen der Jugendarbeit
Mobile Jugendarbeit
Ausbildungsstätten
Sportvereine
Wohlfahrtsverbände
Kirchen
Stadtteileinrichtungen/Quartiersmanagement
Selbsthilfeeinrichtungen
Ehrenamtliche Helfer
Einzelhandel
Tankstellen
Gaststätten
Diskotheken
Fahrschulen
Lokale Medien
Sponsoren
Stiftungen
Weitere
Welche?: 
Theater und Stadtteilgalerien, Deutsche Welle TV
C 33 Gibt es schriftliche und verbindliche Vereinbarungen zur Vernetzung und Kooperation der Akteure?: 
ja
nein
Wenn ja, welche?: 
Netzwerkcharta
C 34 Welche Laufzeit hat Ihr Wettbewerbsbeitrag?: 
bis zu 2 Jahre
mehr als 2 Jahre (aber befristet)
Dauerangebot
C 35 Wie lange ist die Finanzierung des Wettbewerbsbeitrags gesichert?: 
offen
bis zu 2 Jahre
dauerhaft
C 36 Wird der Wettbewerbsbeitrag in seiner Qualität und Zielerreichung überprüft und bewertet bzw. evaluiert?: 
ja
geplant
nein
C37 Werden bei der Umsetzung Ihres Wettbewerbsbeitrags von anderen entwickelte Projekte und Maßnahmen übernommen und eingesetzt?: 
ja
nein
C 38 Sind umgekehrt in Ihrem Wettbewerbsbeitrag entwickelte Projekte und Maßnahmen andernorts übernommen und eingesetzt worden?: 
ja
nein

Anlagen