Altena

Typ: 
kreisangehörig
Name Stadt, der Gemeinde, des Landkreises: 
Altena
Bundesland: 
Nordrhein-Westfalen
Einreichende Dienststelle: 
Jugendförderung Stadt Altena
Name des Ansprechpartners: 
Herr Thöne
Funktion des Ansprechpartners: 
Leitung JUZ 29 und Koordination der Jugendzentren
Straße/Postfach: 
Lüdenscheider Str. 29
Postleitzahl: 
58762
Ort: 
Altena
Telefon des Ansprechpartners: 
02352-23302
E-Mail des Ansprechpartners: 
Internetadresse der Kommune: 

Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags

Titel des Wettbewerbsbeitrags

Erlebnispädagogisches Konzept:

Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags

ALTE®NATIV

Eine Kooperation zwischen dem Jugendamt der Stadt Altena, dem JZ Altena, dem JZ Nettenscheid, dem Jugendzentrum Dahle, der DROBS Werdohl und der DROBS Iserlohn (Prophylaxe), dem THW-Altena, der Förderschule Altena.

Die neueren Erkenntnisse aus der Suchtforschung verstärken den Eindruck, dass es sich bei einem Suchtprozess um einen psychodynamischen Prozess handelt, dem ein grundsätzlicher und mehrjähriger "fehlgeschlagener Regulationsversuch" insuffizienter Lebens- und Erlebensqualitäten voraus zu gehen scheint.
Suchtmittelabhängigkeit kann somit das Ergebnis eines "fortwährenden Selbstheilungsversuches" eines Menschen sein, der dadurch zwar nicht zu seinem erhofften Erfolg (der dauerhaften Abwehr von als negativ erlebten Gefühlen und Empfindungen) kommt, aber statt dessen in die Gefahr gerät, das Vollbild einer Suchtmittelabhängigkeit zu entwickeln. Heute wissen wir mehr um die Risikofaktoren, die eine Suchtmittelabhängigkeit begünstigen:

  • unsichere und emotional instabile Bindungen in frühester Kindheit,
  • unzureichendes Reaktions- und Verhaltensmanagement auf psychosoziale Stressoren,
  • wirtschaftliche und materielle Stressoren (Arbeitslosigkeit, Hartz IV Folgeproblematiken),
  • suchtbelastetes Herkunftsmilieu, Gewalt in der Herkunftsfamilie (physische und sexuelle Gewalt),
  • unzureichendes Körperempfinden, unzureichende Unterstützung beim Aufbau einer eigenen Identität und des eigenen Selbstwertempfindens,
  • negative soziale Einflüsse und fehlende Orientierung an positiven Lebens- und Entwicklungsperspektiven,
  • falsche Ernährung, fehlende psychosoziale Anreize, überzogener und unkontrollierter Konsum von Telemedien und Telekommunikation,
  • negative Einflussfaktoren der Peer – Group, unzureichende individuelle Sozialkompetenz um selbstständige Alternativen entwickeln zu können,
  • unkritischer und folgenloser, sowie zu früher Kontakt und Konsum von Alltagsdrogen vor dem 15. Lebensjahr (Nikotin, Alkohol, Tabletten etc.),
  • zu frühe und zunächst folgenlose Verfestigung riskanter Konsummuster von legalen und illegalen Rauschmitteln vor dem 15. Lebensjahr,
  • erste massive und exzessive Rauscherfahrungen vor dem 15. Lebensjahr,
  • usw.

Aber nicht nur die generellen Risikofaktoren sind heute bekannt, sondern dazu kommt, dass auch die sog. "Suchtmittelkarrieren" von Männern und Frauen, bzw. von Jungen und Mädchen unterschiedlich sind und diese Unterschiede im Rahmen suchtpräventiver Arbeit stärkere Berücksichtigung finden müssen.

In den Biographien drogenabhängiger männlicher Klienten finden sich gehäuft Lebenserfahrungen wieder, die gekennzeichnet sind von erlebten Gewalttätigkeiten der eigenen Väter und anderer Männer, nicht nur in Form körperverletzender Aggressionen, sondern vor allem auch in Form sexualisierter Übergriffe in Verbindung mit identitätszerstörenden Gewaltandrohungen und -erfahrungen.

Insofern ist aus suchtpräventiver Sicht eine aktuelle und objektive gesellschaftliche Diskussion über eine große und scheinbar generelle Gewaltbereitschaft bei Jugendlichen nicht ohne die Erkenntnisse aus der Suchtkrankenhilfe zu führen; danach hat nicht nur Sucht, sondern vor allem auch das Herkunftsmilieu einschließlich des Erziehungsverhaltens und den damit oftmals verbundenen negativen Entwicklungsaspekten immer eine Geschichte...

Es ist bekannt, dass sich Frauen und Männer in ihrem Gesundheitszustand, in ihrer Lebenserwartung und Mortalität, sowie in ihrem gesundheitsrelevanten Verhalten unterscheiden. Daraus erwächst aus gesundheitspräventiver Sicht die Erkenntnis, dass rein geschlechtsneutrale Präventionsprojekte und -modelle heutigen Anforderungen im Gesundheitsbereich und in der Gesundheitsförderung nur unzureichend gerecht werden. Suchtprävention als Teilbereich der Gesundheitsförderung hat diesen veränderten Anforderungen im Rahmen des sog. Gender Mainstreaming Rechnung zu tragen, da zwar eine Suchterkrankung per se geschlechtsneutral ist, der dahinter aber stehende suchtkranke Mensch ist dies in der Regel allerdings nicht.
Die unterschiedlichen Rollenmuster von Mädchen und Jungen, sowie die veränderten Bewältigungsmuster im Kontext pubertärer Entwicklung sind mittlerweile Gegenstand zahlloser Untersuchungen und Studien. Aus suchtpräventiver Sicht ergibt sich so zwangsläufig eine zentrale Schnittstelle gegenüber dem Aufgabenfeld der Jugendhilfe.
Das unterschiedliche Einstiegsalter von Jugendlichen in einen Suchtmittelkonsum bietet zahllose Interventionsmöglichkeiten, die abgestuft und anhand der jeweiligen Auffälligkeitssymptomatik unterschiedlich, einerseits von der Jugendhilfe (Jugendgerichtshilfe, Jugendämter, Erziehungsberatungsstellen etc.) und andererseits auch von der Suchtkrankenhilfe (Beratungsstellen) aufgegriffen und bearbeitet werden.

Die gemeinsame Kooperation zwischen dem Jugendamt der Stadt Altena, dem JZ Altena, dem JZ Nettenscheid, dem Jugendzentrum Dahle, der DROBS Werdohl und der DROBS Iserlohn (Prophylaxe) greift diese Grundproblematik inhaltlich auf und versucht praxisorientiert verschiedene erlebnispädagogische Projekte speziell für Jungen vor diesem Theoriehintergrund umzusetzen. Dabei geht es inhaltlich um die Förderung von Veränderungsmotivation gegenüber eigenem Verhalten und dem Aufbau positiver Verhaltens- und Kommunikationsmuster. Parallel dazu sollen praktische und direkte Anregungen vermittelt werden, den eigenen, als negativ eingeschätzten risikohaften Suchtmittelkonsum zu überdenken, neu zu bewerten und ihn ggfs. einzustellen.

Als praktisches Medium für eine solche Projektarbeit im Rahmen von Jugendhilfe und Suchtprävention haben sich erlebnispädagogische Ansätze, z. B. mehrtägige Gruppenfahrten als Kanufahrten, bewährt.

Durch das o.g. Projekt sollen dabei vor allem Jugendliche angesprochen werden, um positive praxisorientierte Lernerfahrungen zu kombinieren, die sowohl gesundheitspädagogische, als auch ganzheitliche Erfahrungen auf der Grundlage des Gender Mainstreaming ermöglichen.

Wie sehen diese Lernziele im Einzelnen aus:

  • Drogenfreiheit, einschließlich aller illegalen Substanzen insbesondere Nikotin während des gesamten Projektes.
  • Geregelter Tagesablauf, strukturierter Tagesablauf mit konkreter (persönlich benannter) Übernahme von sozialer Verantwortung (Zeltauf- und Abbau, gemeinsames Kochen, geregelte Weck- und Schlafzeiten usw.).
  • Eigene Kräfte erneuern und individuelle Leistungsfähigkeit erproben, neben einem geordneten Tagesablauf werden neue Zugangswege zur eigenen Leistungsfähigkeit und -bereitschaft gefördert. Durch praktisches Tun kann neues Zutrauen in eigene Kräfte entwickelt werden.
  • Förderung von Gruppenprozessen im Kontext von ganzheitlichem Lernen, sozialer Rückzug, bisheriger unkontrollierter Gebrauch von illegalen- und Alltagsdrogen, soziales Desinteresse, Sinnleere und Antriebslosigkeit werden durch aktives, tägliches Handeln und Tun verändert und durch praktische Lernimpulse zu einer neuen Sinnfindung abgelöst.
  • Soziales Lernen: durch den Gruppenprozess werden neue Lernschritte ermöglicht, durch die Jeder neue soziale Lernerfahrungen, wie Toleranz, Hilfsbereitschaft, Vertrauen und konstruktive Konfliktlösungsstrategien entwickeln und ausprobieren kann.
  • Förderung von Selbstwirksamkeitsprozessen: neben allen Anstrengungen und Mühen wird die Selbstwirksamkeit jedes Teilnehmers aktiviert, dabei sollen auch Freude, aktive Bewegung, Entspannung, gesunde Ernährung, Sensibilisierung für die Natur und viel Spaß diesen Prozess mit unterstützen.
  • Förderung von Bewertungs- und Veränderungskompetenz vor dem Hintergrund des Gender Mainstreaming, Förderung bei der Entwicklung von selbstverantwortlichen und selbstkritischen männlichen Rollenmustern, die sich nicht an stereotypen "Männerbildern" orientieren. Unterstützung beim Aufbau einer kritischen Einstellung gegenüber generellen Gewaltanwendungen, sowie eine Distanz und eine distanzierte Haltung im Umgang mit männlichen Gewalttätigkeiten, die mit körperverletzenden Aggressionen, sexualisierten Übergriffen und identitätszerstörenden Gewaltanwendungen agiert.

Die Erfahrungen aus den vorangegangenen Jahren mit den verschiedenen erlebnispädagogischen Projekten bestätigen die weitere Notwendigkeit, aktive zielgruppenspezifische Angebote für Jugendliche zu entwickeln und durchzuführen. Die Veranstalter sind davon überzeugt, mit dem hier vorgelegten Konzept eine handlungsorientierte Alternative anzubieten, die auf den gemeinsamen Erfahrungen beruht, die auf die in den unterschiedlichen Arbeitsfeldern der Jugendhilfe, der schulischen Sozialarbeit und der Suchtprävention gesammelten Erfahrungen im Umgang mit riskant konsumierenden männlichen Jugendlichen zurückgreift und sie entsprechend präventiv berücksichtigt. Damit eine notwendige Korrektur von riskanten Verhaltensweisen bei der entsprechenden männlichen Zielgruppe erreicht werden kann, brauchen Jugendliche Zeit und einen entsprechenden Bewusstwerdungsprozess. Die den oftmals riskanten Verhaltensweisen vorausgegangenen "Erziehungsprobleme" sind nicht von heute auf morgen lösbar. Veränderung ist ein Prozess der Zeit braucht... und viele konstruktive Lernimpulse, die in ihrer Gesamtsumme einen Veränderungsprozess im Einzelnen auslösen. Das gemeinsame Projekt zwischen dem Jugendamt der Stadt Altena, dem JZ Altena, dem JZ Nettenscheid, dem Jugendzentrum Dahle, der DROBS Werdohl und der DROBS Iserlohn (Prophylaxe) möchte einen solchen konstruktiven Lernimpuls für die beteiligten Jugendlichen liefern.

Matthias Nowak
(Präventionsfachkraft DROBS Iserlohn)

Harald Thöne
(Jugendamt Stadt Altena)

Fragen zum Wettbewerbsbeitrag

C 11 Gibt es zu den Suchtpräventionsaktivitäten in Ihrer Kommune eine schriftliche Gesamtkonzeption?: 
ja
nein
C 12 Ist Ihr Wettbewerbsbeitrag in diese Gesamtkonzeption eingebunden?: 
ja
nein
C 13 Hat sich der (Ober-)Bürgermeister bzw. Landrat öffentlich für Ihren Wettbewerbsbeitrag eingesetzt?: 
ja
nein
C 21 Gibt es zu Ihrem Wettbewerbsbeitrag ein schriftliches Konzept?: 
ja
nein
C 22 Sind die Präventionsziele Ihres Wettbewerbsbeitrags detailliert festgelegt?: 
ja
nein
C 23 Wurde vor der Zielfestlegung eine Ausgangs- und Bedarfsanalyse erstellt?: 
ja
nein
C 24 Welche Strategie der Suchtprävention verfolgt Ihr Wettbewerbsbeitrag?: 
Verhaltensprävention
Verhältnisprävention
Verhaltens- und Verhältnisprävention
C 25 Auf welche Suchtstoffe und Suchtformen ist Ihr Wettbewerbsbeitrag ausgerichtet?: 
Tabak
Alkohol
Cannabis
Medikamente
Heroin und andere Drogen
(Glücks-)Spielsucht
Weitere
Welche?: 
Amphetamine
C 26 An welche Zielgruppe(n) richtet sich Ihr Wettbewerbsbeitrag?: 
3-6jährige
7-10jährige
11-14jährige
15-18jährige
Kinder und Jugendliche aus suchtbelasteten Familien
Sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche
Eltern
Familie
Multiplikatoren
Weitere
C 27 Ist Ihr Wettbewerbsbeitrag geschlechtsspezifisch/geschlechtersensibel ausgerichtet?: 
ja
nein
C 28 An welche Settings und Einrichtungen knüpft Ihr Wettbewerbsbeitrag an?: 
Kindergarten/Kita
Grundschule
Hauptschule
Realschule
Gymnasium/Fachoberschule
Gesamtschule
Berufsschule
Jugendeinrichtung
Sportverein
Ausbildungsstätte
Diskotheken
Gaststätten/Restaurants
Fahrschulen
Einzelhandel
Strasse/Öffentlicher Raum
Spielplatz
Quartier/Stadtteil
Weitere
C 31 Welche Akteure aus Kommunalpolitik und Kommunalverwaltung beteiligen sich?: 
Gemeinde-, Stadt- bzw. Kreisrat
(Ober-)Bürgermeister bzw. Landrat
Suchpräventionsstelle
Gesundheitsamt
Jugendamt
Sozialamt
Schulverwaltungsamt
Sportamt
Ordnungsamt
Polizei
Weitere
C 32 Welche verwaltungsexternen Akteure beteiligen sich wesentlich an der Umsetzung Ihres Wettbewerbsbeitrags?: 
Krankenkassen
Krankenhäuser
Niedergelassene Ärzte
Apotheken
Kindergärten/Kitas
Schulen
Einrichtungen der Jugendarbeit
Mobile Jugendarbeit
Ausbildungsstätten
Sportvereine
Wohlfahrtsverbände
Kirchen
Stadtteileinrichtungen/Quartiersmanagement
Selbsthilfeeinrichtungen
Ehrenamtliche Helfer
Einzelhandel
Tankstellen
Gaststätten
Diskotheken
Fahrschulen
Lokale Medien
Sponsoren
Stiftungen
Weitere
C 33 Gibt es schriftliche und verbindliche Vereinbarungen zur Vernetzung und Kooperation der Akteure?: 
ja
nein
C 34 Welche Laufzeit hat Ihr Wettbewerbsbeitrag?: 
bis zu 2 Jahre
mehr als 2 Jahre (aber befristet)
Dauerangebot
C 35 Wie lange ist die Finanzierung des Wettbewerbsbeitrags gesichert?: 
offen
bis zu 2 Jahre
dauerhaft
C 36 Wird der Wettbewerbsbeitrag in seiner Qualität und Zielerreichung überprüft und bewertet bzw. evaluiert?: 
ja
geplant
nein
C37 Werden bei der Umsetzung Ihres Wettbewerbsbeitrags von anderen entwickelte Projekte und Maßnahmen übernommen und eingesetzt?: 
ja
nein
C 38 Sind umgekehrt in Ihrem Wettbewerbsbeitrag entwickelte Projekte und Maßnahmen andernorts übernommen und eingesetzt worden?: 
ja
nein

Einzelprojekte

Anlagen