Stadt Gaggenau

Typ: 
kreisangehörige Stadt/Gemeinde
Name der Stadt, der Gemeinde, des Landkreises: 
Stadt Gaggenau
Bundesland: 
Baden-Württemberg
Einreichende Dienststelle: 
Präventionsverein "Lebenswertes Murgtal e.V."
Name des Ansprechpartners: 
Andreas Seitz/Georg Bierbaum
Funktion des Ansprechpartners: 
Präventionsbeamter/ Jugendsachbearbeiter
Straße/Postfach: 
Unimogstraße 7
Postleitzahl: 
76571
Ort: 
Gaggenau
Telefon des Ansprechpartners: 
07225 9887-150
Internetadresse der Kommune: 

Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags

Futuretheater 2005

1. Ausgangslage

In der polizeilichen Kriminalstatistik des Jahres 2003 wurden für das Murgtal von Gaggenau bis Forbach 252 Straftaten im Gewaltbereich (Körperverletzungen, gefährliche Körperverletzungen, räuberische Erpressungen u.s.w.), sowie 58 Straftaten bezüglich Verstoßes gegen das BtMG registriert. Die Dunkelziffer bei den einfachen Körperverletzungen, sowie bei den Verstößen gegen das BtMG dürfte hierbei um ein vielfaches höher liegen, als die Anzahl der tatsächlich registrierten Delikte. Weiterhin ist festzustellen, dass Rauschtrinken und Partydrogen für Jugendliche immer mehr zur Spaßkultur an Wochenenden gehören. Im Landkreis Rastatt liegt die Beteiligung von Kindern, Jugendlichen und Heranwachsenden als Tatverdächtige im Deliktbereich Gewalt bei 35%, bei den Betäubungsmitteldelikten sogar bei 46%. Pädagogen der hiesigen Schulen kritisieren in zunehmenden Maße eine generelle Verrohung der Umgangsformen, eine Zunahme der verbalen und nonverbalen Gewalt in den Klassen, sowie eine Erhöhung der allgemeinen Gewaltbereitschaft.
Dies zeigte sich beim Polizeirevier Gaggenau deutlich durch eine ständig steigende Anfrage nach Veranstaltungen zur Sucht- und Gewaltprävention.

2. Theater und Prävention

Die beste vorbeugende Maßnahme gegen Gewaltanwendung und Suchtmittelmissbrauch von Kindern und Jugendlichen ist eigentlich keine Maßnahme. Die beste Vorbeugung ist es, Kinder und Jugendliche zu sozialadäquatem Verhalten zu befähigen.
Kinder und Jugendliche sind heute, viel mehr als in früheren Jahren, vielfältigen Gefahren ausgesetzt. Auf dem Weg zum Erwachsenen müssen sie lernen, mit Menschen aus allen Kulturkreisen zusammenzuleben und entstehende Konflikte gewaltfrei zu lösen. Der kontrollierte Umgang mit den legalen Drogen, sowie der völlige Verzicht auf alle illegalen Drogen, muss ein weiterer Schwerpunkt der Erziehungsaufgabe sein. Das Theaterspiel – das darstellende Spiel – kann hierzu viel beitragen.

3. Projektbeginn

So entstand Ende 2003 die Idee, im Murgtal eine neue Initiative zur Gewalt- und Suchtprävention zu starten. Gemeinsam mit mehreren Partnern sollte, unter der Regie von dem Theaterpädagogen Klaus- Peter Wick, ein Theaterstück entstehen, das vor Schülerinnen und Schülern aufgeführt werden sollte. Der Präventionsverein „ Lebenswertes Murgtal e.V. hatte sich bereit erklärt, die Finanzierung des Projektes zu übernehmen.

4. Ziele des Projektes

In Anknüpfung an die Ausgangslage und deren möglicher Gründe wurde das Projektziel wie folgt definiert:

  • Erlernen von persönlicher Kompetenz in Konflikthandhabungen und Streitschlichtung
  • Umgang mit Gefühlen und Aggressionen trainieren und die Entwicklung einer Ausdrucksmöglichkeit erlernen
  • Folgen von verbaler und nonverbaler Gewalt aufzeigen
  • Fähigkeit zur Kooperation / konstruktive Bearbeitung von Konflikten / gewaltfreien Lösungen vermitteln
  • Steigerung von Selbstwertgefühl und Selbstachtung, sowie des Selbstbewusstseins
  • Kennen lernen der Gefahren von legalen und illegalen Drogen
  • Adäquater Umgang mit der Droge Alkohol
  • Wertevermittlung
  • Gruppendruck widerstehen lernen
  • Nein sagen lernen
  • Kulturelle und soziale Integration
  • Alternative Freizeitmöglichkeiten

5. Zielgruppe

Durch das Projekt wurden zwei Zielgruppen angesprochen:
- ca. 20 Schauspieler, die ein Theaterstück entwickeln und vor Schülerinnen und Schülern aufführen sollten,
- ca. 1500 Schülerinnen und Schülern der Klassenstufen 5 und 6 der Schulen aus dem Murgtal, die Möglichkeit bekommen sollen, das Theaterstück zu sehen

6. Ablauf

  • Erste Gedanken zum Projekt aufgrund Initiative des Präventionsvereins Ende 2003
  • Erstes Treffen und Sammlung von Ideen zum Projekt am 18.02.04
  • Konkrete Umsetzung mit Ablaufplan, Projektbeschreibung und dem nun festgelegten Orga-Team Wick/Ludäscher/Bierbaums am 15.03.04
  • Vorstellung des Projektes in der Öffentlichkeit im Juni 2004
  • Vorstellung des Projektes bei den Schulleitern im Murgtal anlässlich einer Schulleitertagung in Baden-Baden am 14.06.2004
  • Werbemaßnahmen in den Schulen des Murgtals im September/Oktober 2004 zur Gewinnung von Schauspielern
  • Castingtermine am 13.10. und 15.10.04 in der Merkurschule Ottenau, bzw. Johann-Belzer-Schule Weisenbach
  • Erstes Treffen der teilnehmenden Kinder am 20.10.04 im Albert-Schweitzer-Gymnasium Gernsbach

Es wurden

  • 29 Probenabende mit den Kindern
  • 2 Workshops zum Thema Gewalt
  • 1 Workshop zum Thema Drogen
  • 3 Elternabende (Allgemeine Themen, Drogen, Gewalt)
  • 12 Sitzungen des Organisationsteams

durchgeführt. Am Sonntag, den 10.07.05 gegen 18.00 Uhr fand in der Kulturhalle Bad Rotenfels die Premierefeier des Theaterstückes vor 180 geladenen Gästen statt.

7. Theaterinhalt

Max, 13 Jahre lebt in einem kleinen Ort, hat Probleme zu hause. Die Eltern ersticken in Arbeit, haben keine Zeit sich um die Kinder zu kümmern und wollen sich obendrein auch noch trennen. Mit den älteren Schwestern versteht er sich auch nicht. Er sucht sozialen Halt in einer Clique und kommt dabei in schlechte Kreise. Bei seinen neuen “Freunden“ wird regelmäßig Alkohol getrunken und Max muss sich immer wieder neu beweisen. Er fängt richtig an zu trinken, so dass er regelmäßig abstürzt und Hilfe immer wieder ablehnt bis man ihn gar nicht mehr Helfen will. Er flüchtet in die Großstadt und lebt dort auf der Straße.
Seine Zukunft ist ungewiss ab hier entscheidet das Publikum wie es weiter geht. Jeder Zuschauer kann sich selbst sein Bild von Max Zukunft machen.

8. Theateraufführung

Vom 11.07.05 bis 13.07.05 fanden ebenfalls in Bad Rotenfels insgesamt 6 Aufführungen vor ca. 700 Schülerinnen und Schülern aller Schularten aus dem gesamten Murgtal statt. Im Anschluss an das Theaterstück wurden in den einzelnen Klassen, unter Leitung von Moderatoren, Diskussionsrunden durchgeführt.

9. Projektteam

9.1 Künstlerische Leitung

Klaus-Peter Wick
Selbstständiger Theaterpädagoge, Schauspieler, Regisseur und ausgebildeter Clown – vielfältige Erfahrungen im Bereich der theaterpädagogischen Gewalt- und Suchtprävention

9.2 Logistische Leitung

Rita Ludäscher
Schulsozialarbeiterin der Stadt Gaggenau für drei Hauptschulen, Angestellte bei BISAM e.V. Georg Bierbaums
Jugendsachbearbeiter beim Polizeirevier Gaggenau und zuständig für die Bearbeitung der Jugendkriminalität im Bereich der Stadt Gaggenau sowie der Kriminalprävention mit Schwerpunkt Rauschgiftaufklärung und Gewaltprävention im gesamten Zuständigkeitsbereich

9.3 Betreuung

Christine Kolb
Erzieherin im evangelischen Kindergarten Bad Rotenfels Cathrin Lippert
Hausfrau und Tagesmutter

9.4 Finanzen

Andreas Seitz
Geschäftsführer des Präventionsvereines „Lebenswertes Murgtal e.V.“, Polizeibeamter beim Polizeirevier Gaggenau Klaus-Dieter Strauß
Schriftführer des Präventionsvereines „ Lebenswertes Murgtal e.V., Polizeibeamter bei der Polizeidirektion/Rastatt-Baden-Baden, Kriminalpolizeiliche Bearatungsstelle
Andreas Seitz, Geschäftsführer

Anhang

Präventionsverein

Die Finanzierung des Projektes wurde vom Verein für Prävention und Sicherheit „Lebenswertes Murgtal e.V.“ übernommen. Der Verein wurde am 23.04.2002 gegründet und hat seinen Sitz in der Akademie Schloß Rotenfels in Gaggenau. Die Kommune Gaggenau sowie das Polizeirevier Gaggenau sind in der Vorstandschaft des Vereins stark eingebunden. So setzt sich der Vorstand zur Zeit wie folgt zusammen: Drei gleichberechtigte Vorstandsmitglieder
- Bürgermeister Gerrit Große, Stadt Gaggenau
- Regierungsdirektor Konrad Weber, Regierungspräsidium Karlsruhe
- Erster Polizeihauptkommissar Helmut Reiß, Leiter des Polizeireviers Gaggenau Geschäftsführer
Polizeihauptkommissar Andreas Seitz, Polizeirevier Gaggenau Schatzmeister
Dieter Spannagel, Leiter des Ordnungsamtes der Stadt Gaggenau Schriftführer
Kriminaloberkommissar Dieter Strauß, Polizeidirektion Rastatt-Baden-Baden Beisitzer
Alle Kommunen des Murgtals:
- Gemeinde Gernsbach
- Gemeinde Loffenau
- Gemeinde Weisenbach
- Gemeinde Forbach

Fragen zum Wettbewerbsbeitrag

In welchen Bereichen der Suchtprävention ist die Kommune tätig?: 
Stoffunspezifische Prävention
Stoffspezifische Prävention
Alkohol
Tabak
Illegale Drogen
Medikamente
Gibt es zu den Präventionsaktivitäten in Ihrer Kommune eine Gesamtkonzeption?: 
ja
nein
Ist die Konzeption schriftlich festgelegt worden?: 
ja
nein
Aus welchem Jahr stammt die Konzeption?: 
vor 2000
2000 bis unter 2002
nach 2002
Gibt es in Ihrer Kommune eine eigene Konzeption zum Bereich Alkohol?: 
ja
Teil der Gesamtkonzeption
nein
Ist die Konzeption schriftlich festgelegt worden?: 
ja
nein
Von wem wurde die Konzeption beschlossen?: 

Präventionsverein „Lebenswertes Murgtal“

Aus welchem Jahr stammt die Konzeption?: 
vor 2000
2000 bis unter 2002
nach 2002
Welche Strategie der Alkoholprävention wird in Ihrer Kommune verfolgt?: 
Überwiegend Verhaltensprävention
Überwiegend Verhältnisprävention
Verhaltens- und Verhältnisprävention
An welche Altersgruppe richtet sich die Prävention vor allem?: 
Kinder
Jugendliche
Erwachsene
Welche Maßnahmen werden im Bereich der Verhältnisprävention eingesetzt?: 
Kontrolle der Abgabebeschränkungen nach dem Jugendschutzgesetz
Kontrolle von Heranwachsenden bei Großveranstaltungen
Alkoholkontrollen im Straßenverkehr
Kontrolle der Einhaltung des "Apfelsaftgesetzes"
Kontrolle der Einhaltung der Verhaltensregeln des Deutschen Werberates
Keine Alkoholwerbung auf kommunalen Werbeflächen
Abgabebeschränkungen bei Sportveranstaltungen
Regelungen in Sportvereinen
Betriebsvereinbarungen in Kommunalverwaltungen und kommunalen Unternehmen
Betriebsvereinbarungen in privaten Unternehmen
Regelungen in (kommunalen) Jugendeinrichtungen
Werden alkoholfreie Jugendevents organisiert?
Welche Maßnahmen aus der Verhaltensprävention werden eingesetzt?: 
Gruppendiskussionen für Eltern, Kinder und Jugendliche
Unterricht/Schulung
Einzelberatung, motivierende Kurzberatung
Peer-Education
Multiplikatoren-Fortbildung
Arbeithilfen, Leitfäden
Bereitstellung von Info-Material
Kulturpädagogische Angebote
Welche Ziele gelten für die Zielgruppe Erwachsene?: 
Alkohol wird risikoarm und verantwortungsvoll konsumiert
Punktnüchernheit (z.B. Verkehr, Schwangerschaft, Arbeit)
Positives Vorbildverhalten gegenüber Kindern und Jugendlichen
Konsequentes erzieherisches Verhalten gegenüber dem Alkoholkonsum von Kindern und Jugendlichen
Bei Alkoholproblemen finden Früherkennung und Frühintervention statt
Welche Ziele gelten für die Zielgruppe Kinder und Jugendliche?: 
Probierkonsum wird zeitlich hinausgezögert bzw. Erhöhung des Einstiegsalters
Handlungsrelevantes Wissen zum Thema Alkohol ist vorhanden
Altersgrenzen des Jugendschutzgesetzes werden von Kindern und Jugendlichen akzeptiert
Kritisches Reflektieren der eigenen Konsummuster
Abnahme des Rauschtrinkens
Gibt es niedrigschwellige Beratungsangebote für Menschen mit Alkoholproblemen und deren Angehörige?: 
ja
nein
Welche Akteure aus der Kommunalverwaltung beteiligen sich wesentlich an der Alkoholprävention?: 
Politische Vertretungskörperschaft
Gesundheitsamt
Jugendamt
Personalamt
Suchtpräventionsstelle
Schulverwaltungsamt
Sportamt
Personalrat
Ordnungsamt
Präventionsbeauftragte(r)
Kommunale Betriebe
Sozialamt
Gibt es ein federführendes Amt?: 
ja
nein
Wenn ja, dann bitte benennen: 

Ordnungsamt der Stadt Gaggenau in Zusammenarbeit mit der Polizei Gaggenau, der städtischen Schulsozialarbeiterin, dem Jugendhaus, sowie dem Präventionsverein

Hat sich Ihr (Ober-) Bürgermeister bzw. Landrat öffentlich für Ihre Arbeit an der Alkoholprävention eingesetzt?: 
ja
nein
Gibt es ein Konzept für die Alkoholprävention bei Verwaltungsmitarbeitern?: 
ja
nein
Welches sind bei Ihnen wichtige örtliche Akteure der Alkoholprävention außerhalb der Kommunalverwaltung?: 
niedergelassene Ärzte
Suchtberatungsstellen
Krankenkassen
Apotheken
Schulen
Kirchen
Einzelhandel
Gaststätten
Krankenhäuser
Sportvereine
Fachstellen für Suchtprävention
Einrichtungen der offenen Jugendarbeit
Erziehungs-, Ehe- und Familienberatung
Polizei
Überbetriebliche Ausbildungsstätten
Gewerbeaufsicht
Selbsthilfeeinrichtungen
Lokale Medien
Fahrschulen
Gibt es eine Einrichtung zur Vernetzung der Akteure?: 

„Arbeitskreis Sucht“ der Firma DaimlerChrysler

Arbeitet die Einrichtung regelmäßig?: 
ja
nein
Hat die Einrichtung eine eigene Geschäftsstelle?: 
ja
nein
Hat die Geschäftsstelle ein eigenes Budget?: 
ja
nein
Mit welchen überörtlichen Einrichtungen der Alkoholprävention wird kooperiert?: 

Badischer Landesverband für die Suchtgefahren / Landessportverband Baden-Württemberg

Gibt es geschlechtsspezifische Akzente bei der Alkoholprävention?: 
ja
nein
Welche Maßnahmen (Projekte, Produkte, Aktionen) der Alkoholprävention gibt es bei Ihnen?: 

1. Workshops zum Thema legale und illegale Drogen
<br/>2. Suchtpräventionswochen
<br/>3. Streetballturnier
<br/>4. Runder Tisch Jugendschutz
<br/>5. Soccerturnier (in Planung für Sommer 2006)
<br/>

Wird für sozial benachteiligte Zielgruppen gearbeitet?: 
ja
nein
Gibt es eigene Projekte der Alkoholprävention für Arbeitslose?: 
ja
nein
Gibt es Angebote für Kinder und Jugendliche aus alkoholbelasteten Familien?: 
ja
nein
Wenn ja, welche?: 

Psychologische Beratungsstelle, Badischer Landesverband für die Suchtgefahren

Anlagen