Ein besonderes Projekt wurde vom Kreisjugendring des Landkreises Esslingen für seine 32 Jugendhäuser ab Sommer 2002 entwickelt: das Konzept des Rauchfreien Jugendhauses, das bereits in 13 Jugendhäusern umgesetzt werden konnte.
Getragen von der Leitung wurden die MitarbeiterInnen für die Idee gewonnen, begleitet mit dienstverpflichtenden Fortbildungen zum Thema Prävention des Rauchens. Nachdem auch Lüften das Risiko des Passivrauchens nur unwesentlich verringert, sollen offensiv alle Jugendhäuser in rauchfreie Freizeiteinrichtungen verwandelt werden.
Verbindlicher Zwischenschritt für alle Jugendhäuser ist die Regelung, dass in allen Jugendhäusern erst ab 18 Uhr geraucht werden darf. Die Praxis hat gezeigt, dass es von Jugendlichen gut angenommen wurde. Für MitarbeiterInnen, die das Rauchen aufgeben wollen, wurden Vergünstigungen überlegt, um einen Anreiz zu schaffen. Das Thema Vorbildwirkung wurde diskutiert. Das Konzept des Rauchfreien Jugendhauses wurde in der Presse vorgestellt und fand viele Befürworter.
Es zeigte sich, dass ein solches Präventionskonzept von der Leitung getragen sein muss, damit es umgesetzt werden kann. Die Geschäftsstelle des Kreisjugendrings wurde als "rauchfreie Zone" eingerichtet. Zahlreiche MitarbeiterInnen haben ihren Tabakkonsum eingeschränkt oder aufgeben. Bereits in den Einstellungsgesprächen werden Interessenten auf das Projekt und auf ihre Bereitschaft, dieses Ziel mit zu unterstützen, angesprochen. Für die Jugendhäuser, die sich dem Konzept des rauchfreien Jugendhauses anschließen, sollen besondere Vergünstigungen überlegt werden, z.B. Kickerspiel für die Einrichtung, u.a. Von MitarbeiterInnen wurde rückgemeldet, dass für sie die klare Orientierung des Kreisjugendrings für die präventive Arbeit in den Einrichtungen vor Ort hilfreich und entlastend ist.
Für das Projekt wurden Mittel bei der Jugendstiftung Baden-Württemberg für Sommer 2002 bis Sommer 2004 beantragt und genehmigt. Die Erfahrungen des Kreisjugendrings mit diesem Projekt zeigen, dass sich der Einsatz lohnt und sowohl MitarbeiterInnen wie Jugendlichen eine deutliche Orientierung geben. Diese Aktion fand große Wertschätzung im Jugendhilfeausschuss und wird auch von den Schulen aufmerksam wahrgenommen und hat somit deutliche Signalwirkung für die Arbeit mit Jugendlichen.
Als Ziele wurden formuliert:
- Kinder und Jugendliche sollen weniger rauchen bzw. wesentlich später damit beginnen und angeregt werden, mit dem Rauchen aufzuhören oder gar nicht erst anzufangen.
- NichtraucherInnen sollen in den Einrichtungen des Kreisjugendrings keinem Zigarettenqualm mehr ausgesetzt sein.
- Hauptamtliche Beschäftigte sollen in ihrer Dienstzeit nicht mehr rauchen.
- Mindestens der Offene Bereich einer Jugendeinrichtung soll zur Nichtraucherzone werden.
(siehe Anlage 1: Rauchfreie Jugendhäuser)
Anlage :
- Konkrete Schritte der Umsetzung des Projektes
- "Rauchfreie Jugendhäuser im Landkreis Esslingen"
Schritte:
- Das Projekt wurde mit einem Slogan und einem Logo in den Jugendhäusern und in der Öffentlichkeit – ebenso im Jugendhilfeausschuss – vorgestellt. Die rauchfreien Jugendhäuser bekommen das Zertifikat "Rauchfreies Jugendhaus".
- Es wird fortlaufend publizistisch mit Pressearbeit begleitet.
- Das Projekt wird im kreisweiten Jugendmediennetz "Romeo und Julia" vorgestellt und es werden dafür Foren eingerichtet.
- Während der gesamten Projektphase werden auch Erwachsene ( Politiker, Lehrer, u.a.) wegen ihrer Vorbildwirkung einbezogen und angesprochen.
- Es wurden zwei Projektgruppen gebildet aus hauptamtlichen MitarbeiterInnen und Jugendhausbesuchern, die immer wieder zusammenarbeiten je nach Anlass und Thema ( 20 – 30 Haupt- und Ehrenamtliche im Alter zwischen 16 und 60 Jahren).
- Es wurde ein Bestandsaufnahme durchgeführt: kritische Begehung der Jugendhäuser – Erfassung der Raucherregelungen – Hauptamtliche und Jugendliche wurden zum Thema befragt.
- Das Ergebnis wurde in einem gemeinsamen Brainstorming bearbeitet und Projektziele bestimmt.
- Entsprechende Materialien wurden eingesetzt (Aufkleber, Tischaufsteller, u.a.)
- Es wurde einige Jugendhäuser als Projektmodelle ausgewählt und es wurden übertragbare Lösungen und gelungene Beispiele entwickelt und den anderen Einrichtungen zur Nachahmung vorgestellt und dafür geworben.
- Begleitende Hilfen und Schulungen kommen während des Projektes zum Einsatz (Unterstützungsmaßnahmen der Krankenkassen, Raucherentwöhnungsmaßnahmen, Akupunktur, u.a.) und Beratung von außen ( Beauftragte für Suchtprophylaxe, Jugend- und Drogenberatung).
- Die Führungskräfte erhielten dienstverpflichtend eine Fortbildung.
- Es wurden Regeln für die Einrichtungen erarbeitet und Verstärker entwickelt. Es wurden Belohnungen für hauptamtliche NichtraucherInnen überlegt, z.B. ein Tag zusätzlicher Urlaub. Es wurde an Lösungen gearbeitet, wie mit Regelverletzungen umgegangen werden kann.
- Verpachtete Lokale in Jugendeinrichtungen werden gedrängt, Zigarettenautomaten zu entfenen.
- Wo die besondere Struktur der Einrichtung es erfordert, z.B. Begegnungsstätte für Jung und Alt, sollen spezielle Lösungen gefunden werden.
- Es soll darauf hin gewirkt werden, dass Werbung und Zigarettenautomaten in der Nähe von Jugendhäusern abgebaut werden. In den Jugendhäusern gibt es keine Zigarettenautomaten.
- Jugendliche werden auf das Jugendschutzgesetz angesprochen.
- Die Bestandsaufnahme soll nochmals wiederholt werden.
- Nach Abschluss des Projektes soll eine Dokumentation erstellt werden.