Wetteraukreis

Typ: 
Landkreis
Einreichende Dienststelle: 
Fachstelle Suchtprävention für den Wetteraukreis
Name des Ansprechpartners: 
Guido Glück
Funktion des Ansprechpartners: 
Leiter
Straße/Postfach: 
61169 Friedberg; Schützenrain 9
Bundesland: 
Hessen
Telefon des Ansprechpartners: 
0603172100
Telefax des Ansprechpartners: 
0603172104
E-Mail des Ansprechpartners: 
guglu@gmx.de
Internetadresse der Kommune: 
http://www.bad-nauheim.de

Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags

Titel des Wettbewerbsbeitrags

Die Expedition

Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags

Theorie - Grundlagen moderner Suchtprävention

Informationsvermittlung zum Thema Sucht

Informationsvermittlung ist sicher die historisch gesehen älteste Präventionsstrategie. Ihr zugrunde liegt die Annahme, daß ein verbessertes Wissen über die Suchtmittel und dessen Konsequenzen dazu beiträgt, diesbezügliche Einstellungen und Verhaltensweisen zu verändern. Diese Methode ist nur im Kontext umfassender Programme sinnvoll. In der Vergangenheit hat sich gezeigt das dieser Ansatz zu keinen oder, gerade bei Jugendlichen, zu negativen Ergebnissen geführt hat. Informationen über Sucht und Suchtentstehung sind wichtig, aber nicht Drogenkunde und Abschreckung.

Life -Skill

Life-Skill ist kein Modewort der 90iger Jahre, auch keine neue Wortschöpfung der Präventionsexperten im Suchtbereich. Dennoch - jeder spricht darüber. Daran "Schuld" sind die Veröffentlichungen von Künzel-Böhmer. Bühringer A Janik-Konecny, die im den Jahren 1990/1991 im Auftrag der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung im Namen des Instituts für Therapieforschung die "Expertise zur Primärprävention des Substanzmißbrauchs" erstellten.

Ziel der Expertise war es, einen Überblick über den wissenschaftlichen Kenntnisstand zur Wirksamkeit präventiver Maßnahmen zu geben. In der Hauptsache waren es US-amerikanische Untersuchungen, die Eingang in die Untersuchung fanden. Die Life-Skill-Programme (Life-Skill: Lebenskompetenzen, Fertigkeiten zur allgemeinen Lebensbewältigung) gehören zu einer neuen Generation von Präventionsprogrammen. Sie haben ihre Wurzeln in den USA, wo sie erstmals in den 80er Jahren entwickelt wurden.

Gemeinsam ist den erfolgreichen Programmen folgendes:
  • Ein umfassendes Verständnis der komplexen Bedingungen und der Entstehung und Aufrechterhaltung des Substanzmißbrauchs.
  • Ihr Schwerpunkt liegt auf der Vermittlung lebenspraktischer Fertigkeiten und nicht auf der Wissensvermittlung.
  • Sie sind theoriegeleitet.
  • Sie sind größtenteils forschungsorientiert, Evaluation ist eines ihrer wesentlichen Bestandteile.

Life-Skill-Programme werden der ursachenspezifischen Prävention zugeordnet. Sie nehmen in ihrer Konzeption Bezug auf Theorien der Suchtentstehung und versuchen dann mit Interventionen Einfluß auf die dafür grundlegenden Bedingungen auf der Seite der Person zu nehmen. Die Programme zielen auf den Konsum und Mißbrauch von Substanzen, verstehen sich auch als suchtpräventive Ansätze, sind jedoch inhaltlich sehr breit "auf die Vermittlung von einem ganzen Set an individuellen Handlungs- und Bewältigungskompetenzen" angelegt.

"Ganzheitliches Lernen" ==> "Ganzheitliche Gesundheit"

Die ganzheitliche Pädagogik versucht die Komplexität menschlichen Lernens und des pädagogischen Handelns zu veranschaulichen. In der Schule wird Erziehung nicht als ganzheitliches Lernmodell erkannt, sondern in einzelne Bereiche, Fächer und Wissensfragmente zerstückelt, die jedoch nicht in direkte Beziehung zueinander gestellt werden, direkten Einfluß aufeinander haben und somit nicht isoliert betrachtet werden dürfen. Ziel jedes pädagogischen Handelns sollte es sein, alle Bereiche des menschlichen Lernens und Handelns zu fördern, um dadurch ein Gleichgewicht herzustellen. Die Fähigkeiten der unterschiedlichen Entwicklungsbereiche sind voneinander abhängig und bedingen sich gegenseitig, z. B.: Ohne ausreichende sprachliche Entwicklung keine Schulerfolge. Ohne ausreichende Fähigkeiten mit Emotionen, wie Frustration oder Erfolg umgehen zu können, keine sozialen Fähigkeiten sich in die Klassen- Schulgemeinschaft integrieren zu können. Je besser es gelingt alle Aspekte, die Entwicklung ausmachen zu berücksichtigen, desto eher unterstützt man die Schüler/innen in einer Entwicklung zu gesunden, selbstbewußten, lebenskompetenten Individuen.

Der Begriff "Ganzheitliche Gesundheit", der einer der grundlegenden Gedanken des Projekts ist, wurde von der "W H 0" in ihrer Ottawa - Charta formuliert: "Um ein umfassendes körperliches, seelisches und soziales Wohlbefinden zu erlangen ist es notwendig, das sowohl einzelne als auch Gruppen ihre Bedürfnisse befriedigen, ihre Wünsche und Hoffnungen wahrnehmen und verwirklichen sowie ihre Umwelt meistern bzw. verändern können."

Ziel des Modellprojekts

Mit den Methoden soll die allgemeine Lebenskompetenz der Teilnehmer/innen, ihre Kompetenz zu eigenverantwortlichen und selbstbestimmten Lebensweisen zur Bewältigung des Lebens einschließlich der Probleme und Krisen gefördert werden (Life-Skill-Programme, Resistance-Skill-Training). Hierzu gehören sowohl die Entwicklung von alternativen Erlebnisformen, sowie die Entwicklung von Standfestigkeit bei sozialer Beeinflussung. Ferner soll suchtpräventives Arbeiten, als wichtige Aufgabe von Schule, für Lehrer/innen erfahrbar vermittelt werden. Neue Unterrichtsmethoden und Inhalte die das ermöglichen werden vorgestellt und in der Praxis erprobt.

Strukturelle Probleme

Der Grundgedanke eines solchen Projektes ist, daß die Institution Schule von Lehrerinnen sowie von Kindern und Jugendlichen oft als sehr negativ besetzt empfunden wird. Unter anderem sind die starre Struktur der Lehrpläne, das Fehlen eines Feedbacks und zu große Klassen Wurzeln von Schulproblemen, die oft zu Frustsituationen der Lehrenden führen. Auch die Schüler/innen leiden ebenfalls unter den genannten Punkten, Die Lernmotivation vieler und die Möglichkeit individuelle Fähigkeiten in die Benotung einfließen zu lassen, bleibt auf der Strecke. Statt dessen klagen immer mehr Kinder über einen stärker werdenden Leistungsdruck.

Veraltete Unterrichtsmethoden (Frontalunterricht) und die nicht vorhandene Vernetzung zu anderen, an der Erziehung beteiligten Institutionen/ Personen, wirken sich negativ auf eine lernmotivierende, entspannte Atmosphäre aus.

Aufhebung des 45 min. Zeittaktes

Eine Grundvoraussetzung für einen ungestörten Ablauf der Gruppenprozesse ist die Aufhebung des 45 Min. Taktes, der in der Schule herrscht. Die Entfaltung einer Gruppendynamik wird durch einen Gong und eine 5minü+ige Pause fast unmöglich gemacht. Daher wurde in den ersten Stunden mit der Klasse geklärt, daß die Gruppe sich selbst eine längere Pause zu einem Zeitpunkt ihrer Wahl nimmt, was auch von den Schüler/innen als willkommene Abwechslung verstanden wurde.

Räumliche Ressourcen besser nutzen

Viele der genannten Interventionen sind im konventionellen Klassenraum nicht durchführbar, was eine Auflösung der starren Sitzordnung, eine Erweiterung und Ausdehnung des Unterrichts auf andere Räume wie z.B. Flure, Turnhalle, Schulhof zur Folge hatte und einen Anreiz gab, die räumlichen Ressourcen der Schule besser zu nutzen.

Teamteaching

Erschwert werden die anstehenden Veränderungen innerhalb der Sozialisationsinstanz Schule, durch die hierarchischen Strukturen und dem Mangel an Möglichkeiten der Zusammenarbeit im Kollegium. Die Einführung des Teamteachings zeigte neue Wege der Zusammenarbeit auf und ermöglichte eine Aufhebung der alten Konkurrenzstrukturen. Die Form des Teamteachings führt durch die wechselnden Personen zu einer erhöhten Konzentration der Schüler/innen und beinhaltet die Möglichkeit der individuellen Ressourcennutzung.

Sozialisationsinstanz Schule

Durch die nicht ausreichende pädagogische Ausbildung des Lehrpersonals, kann der soziale und erziehungspädagogische Auftrag, den die Schule inne hat, nur unzureichend erfüllt werden.

Die Schule stellt ein immer wichtiger werdendes Glied in der Erziehung und Sozialisation junger Menschen dar bedingt durch den Zerfall der Familienstrukturen und den elterlichen Rückzug aus der Erziehungsverantwortung. Das Übertragen der Verantwortung auf die Institution Schule macht es nötig, diesen verstärkt orientierungslosen Jugendlichen und Kindern Orientierungshilfen zu bieten.

Doch die Schule kann diesen Anforderungen durch die genannten Strukturmängel nicht gerecht werden, im Gegenteil, sie potenziert eher die gesellschaftlichen Mangelerscheinungen als ihnen entgegenzuwirken (einseitiges Leistungsdenken etc.).In der Schule wird Erziehung nicht als ganzheitliches Lernmodell erkannt, sondern in einzelne Bereiche zerstückelt, die jedoch in direkter Beziehung zueinander stehen, direkten Einfluß aufeinander haben und somit nicht isoliert betrachtet werden dürfen.

Neue Methoden ausprobieren

Im Rahmen des Schulprojektes wird durch erlebnispädagogische und gestaltpädagogische Maßnahmen und Methoden versucht, neue Impulse in die Schule zu inszenieren, mit dem Ziel, Strukturen sichtbarer und fühlbarer zu machen und ein Bewußtsein für Mißstände zu wecken. Durch das Vermitteln neuer Methoden und Inhalte soll ein Erfahrungsfeld für die Lehrenden geöffnet werden, um dort neue Handlungsräume und Möglichkeiten zu erproben. Diese Anregungen sollen helfen den Unterricht neu und stressfreier zu gestalten, bessere Lernresultate und eine höhere Zufriedenheit bei sich selbst und bei den Schülern/innen zu erlangen.

Reflexionsmethoden

Durch den Mangel an Reflexionsmöglichkeiten im Bereich Schule, ist es ein wichtiges Ziel, diese Methoden dort einzuführen und allgemein bekannt zu machen. Bei der gemeinsamen Vorbereitung wurden diese Reflexionsmethoden und Inhalte ausführlich besprochen, um den praktischen und pädagogischen Wert der Interventionen deutlich zu machen. Sinn und Zweck der Methode und die zu erwartenden Ergebnisse werden erklärt. Es wurde darauf geachtet eine Vielzahl der Anwendungsgebiete aufzuzeigen. Anhand vieler verschiedener Beispiele wurden die Chancen, die Reflexion erbringt, veranschaulicht Ziel war und ist es, sowohl Lehrenden als auch den Schüler/innen, Unterricht wieder als etwas spannendes und als einen erlebnisreichen Moment erlebbar zu machen.

Durch die Anwendung und das Erproben der neuen Reflexionsmethoden soll ein Interesse bei den Lehrenden geweckt werden, die in ihrem Arbeitsbereich herrschenden Strukturen zu hinterfragen und gegebenenfalls zu verändern.

Methodenbeispiele Reflexion

Die Hauptreflexionsmethode stellte ein Redesymbol dar. Dieses Redesymbol wird nach vielen Unterrichtseinheiten im Stuhlkreis herumgegeben, so daß jede/r Schüler/in die Möglichkeit hatte, sich zu der Stunde und deren Verlauf zu äußern. Ferner dient es als ordnender Faktor bei Diskussionen im Unterricht. Viele weitere, unterschiedliche Reflexionsmethoden werden im Laufe des Projekts verwand. Einige Beispiele: Das Aufzeichnen von sogenannten Wetterkarten. Jede/r Schüler/in malte für sich nach der Stunde eine ganz persönliche Wetterkarte, die aussagte, wie es ihm /ihr gefallen hat, wie sich die Stimmung vielleicht verändert hat, z.B. erst Regen, dann heiter bis wolkig. Dieser Methode ähnlich ist das Malen einer Smile- Wertung. Mit Smiles bewerten die Schüler/innen den Unterricht.

Nach einem Ausflug wurde den Jugendlichen vorgeschlagen, sich ein Wort auszudenken (auch Phantasieworte ), das das Erlebnis beschreibt. Das Nennen eines Adjektivs am Anfang und am Ende einer Einheit ist eine Form des "Blitzlichtes". Es drückt die momentane Befindlichkeit und Gefühlslage aus. Veränderungen bei der Wahl des Wortes geben Auskunft darüber wie der Unterricht empfunden wurde. Häufig erarbeiteten die Jugendlichen in Gruppen Tabellen mit pro/ contra bzw. gefallen/ nicht gefallen, die sie dann abgaben. Einige der vorgestellten Reflexionsmethoden dienten als Aufhänger zu einer anschließenden mündlichen Reflexion, andere werden als Stimmungsbarometer kommentarlos vom Team eingesammelt und ausgewertet.

Notengebung

Da Noten immer das übliche Instrument der Beurteilung sind und zur Zeugnisvergabe vorgeschrieben sind, mußten auch wir Noten geben. Um auch hier neue Wege aufzuzeigen, gaben wir einen Teil der Verantwortung an die Schüler/innen weiter. Nach bestimmten Unterrichtsstunden mußten sich die Schüler/innen selbst und gegenseitig beurteilen. Diese Noten und die Noten der Teamer ergaben die Endnote. Wichtig bei diesem Versuch war es, den Schülern die Bedeutung und Ernsthaftigkeit dieses Verfahrens deutlich zu machen und nicht persönliche Dinge mit in die Note einfließen zu lassen, sondern gerecht und objektiv zu sein.

Interessant war. daß die Schüler sich untereinander viel schlechter und kritischer benoten als die Lehrer/innen. Ferner stimmte oft die Selbstwahrnehmung nicht mit der Fremdwahrnehmung überein.

Mediations- Streitschlichterprogamme

Sehr früh im Projekt muß die Klasse eigene Regeln für die gemeinsame Expedition entwickeln. Dieses Regelwerk wird in einem Vertag festgehalten den alle unterschreiben müssen und somit verbindlich wird. Dieser Vertrag mit selbst entwickelten Regeln muß auch vom Lehrerteam unterschrieben werden.

Es gibt immer zwei Exemplare, einen für jedes Expeditionsmitglied und einen für einen speziellen Ordner, der alle Unterlagen der Expedition enthält. In einem zweiten Schritt entwickelt die Klasse Sanktionen, die bei Regelverstößen verhängt werden. Die Sanktionen müssen bestimmten Anforderungen gerecht werden:

  1. Sie müssen der geschädigten Person zugute kommen.
  2. Sie müssen dem ganzen Expeditionsteam zugute kommen
  3. Sie müssen der ganzen Schule zugute kommen. Die Einhaltung der Regeln wird von immer wieder neu zu wählenden Regelwächtern überwacht. Bei mehr als drei Verstößen in einer Expeditionseinheit wird eine Sanktion verhängt. Die Entscheidung über die Bestrafung wird von der ganzen Klasse demokratisch gefällt.
Eigenverantwortung

Die Kinder lernen selbständig und eigenverantwortlich zu Handel und zu entscheiden. Sie bekommen im Projekt keine "fertigen" Losungen vorgesetzt, sie sind für die Entwicklung des Unterrichts mit verantwortlich, und müssen Entscheidungen selbst treffen. Sie lernen die Konsequenzen ihres Handelns einzuschätzen und zu tragen.

Erlebnis- und Genußfähigkeit

Im Projekt sind alle Teilnehmer aktiv in die ganzheitlichen Prozesse eingebunden. Kinder brauchen nicht dauernd Aktion und Konsum, sondern Erlebnisse aus erster Hand, aus selbst gemachter Erfahrung. Sie lernen durch das "Erleben" in einer Situation die Spaß macht und zugleich spannend ist. Das Anforderungsniveau muß möglichst passend gewählt werden. Ferner wird mit allen Sinnen gelernt, so daß ganzheitlich und intensiv gelernt bzw. "begriffen" werden kann .

Konfliktlösungslernen

Konflikte sind in einer Gemeinschaft normal und wünschenswert. Konflikte und Streit sind ein Zeichen für sich auseinandersetzen und kritisch Hinterfragen, eine eigene Meinung haben oder zu entwickeln. Das alles sind Fähigkeiten die trainiert werden müssen, um dann eine gute. sozial kompetente Streitkultur zu entwickeln. Besonders wichtig ist hierbei das gute Vorbild von Erwachsenen. Ferner helfen viele unterschiedliche Aktivitäten im Verlauf des Projekts. Schule und Lernen einmal anders zu erleben.

Kommunikationstraining

Kommunikation bedeutet sowohl sich selbst ausdrücken zu können, als auch andere verstehen zu können und zuzuhören. Durch (selbstgeleitete) Diskussionen, Gruppenarbeiten, arbeiten mit Redesymbolen und Kooperationsübungen, bietet das Projekt eine Fülle von Übungsfelder dafür. Ferner werden die Diskussions- und Kommunikationsregeln bewußt gemacht und als ein hilfreiches Instrument erkannt.

Gefühle, affektive Erziehung

Gefühle wie Wut, Freude, Ärger, Enttäuschung und Trauer gehören zur Grundausstattung eines Menschen. Mit ihnen umgehen zu können muß erlernt werden.

Vorhandene empathische Unsicherheiten oder gar Defizite in der Persönlichkeit des Einzelnen wie z.B. schlechtes Selbstwertgefühl, geringe Frustrationstoleranz, Unsicherheit etc. werden benannt und dadurch verändert. Sich in jemanden hinein versetzen zu können, nonverbale Kommunikation verstehen zu können und die Fähigkeit zur Selbstreflexion werden gefördert.

Kooperationsfähigkeit

Wichtig zu vermitteln ist, daß jeder Mensch seine speziellen Stärken und Schwächen hat, mit denen er sein Leben gestalten muß. Dieses sich akzeptieren und die Bereitschaft entwickeln, sich verändern zu wollen (auch wenn es manchmal der schwerere Weg ist), sind Ziele des Projekts. Durch die Vielzahl der Methoden kann gelernt werden, daß ich nicht alles können muß. Die Gruppe und die in ihr liegenden Fähigkeiten auch für mich selbst nutzbar machen. Teamfähigkeit als Schlüssel zu Erfolg.

Life-resistance-Training

Life-resistance-Training ist ein Standfestigkeitstraining gegen negative soziale Beeinflussung. Die theoretische Grundlage bildet Banduras Theorie des sozialen Lernens, wonach Verhalten aus den von der Person wahrgenommenen negativen und positiven Konsequenzen, die darauf folgen, resultiert. Die Inhalte des Standfestigkeitstraining beziehen sich auf problematische Verhaltensweisen (z. B. Gewalt, Sucht. Kriminalität usw.) und die externen Faktoren der Beeinflussung (z.B. Gruppendruck, Medien, Werbung etc.). Weiter ist es wichtig zu erkennen, daß jeder in sich selbst viele Potentiale hat, von denen er oft nichts weiß.

Alternative Erlebnisformen

Durch neue, attraktive Erlebnisse soll gesunden Kindern und Jugendlichen und bereits konsumgeschädigten Jugendlichen "Alternativen" zu ungesundem Verhalten (wie z.B. Sucht) aufzeigt werden. Statt Konsum "gesunder Kick" durch z.B. Abenteuer oder Erlebnispädagogik. Im Kurs findet dieser Ansatz unter anderem im Rahmen der Reflexion eigener Fähigkeiten, Ängste und Grenzen statt. Wichtig ist zu vermitteln das es Alternativen zu Suchtmitteln gibt die eine besonders große Attraktivität besitzen, Das Wissen über diese individuellen Möglichkeiten und Fähigkeiten eines jeden, sind ein wichtiger Baustein auf dem Weg ohne Sucht zu leben.

Alternative und neue Unterrichtsmethoden

Ein weiteres Ziel war, alternative und neue Unterrichtsmethoden und Inhalte bekannt zu machen. Freiräume für Erfahrungen und Erlebnisse in den Strukturen von Schule zu schaffen. Besonderes Gewicht hatten hier Methoden der Erlebnis-und Interaktionspädagogik. da diese in den konventionellen, traditionellen Unterrichtsformen (Frontalunterricht) wenig angewendet werden. Dies ist einer der Hauptanliegen des Projekts, eine Langzeitfortbildung für Lehrkräfte zu sein. Nicht nur theoretisch werden die neuen Möglichkeiten und Wissen vermittelt, sondern gleich, in dem geschützten Rahmen des Projekts, mit Unterstützung von Fachleuten, praktisch umgesetzt.

Expeditionsverlauf

1. Kennenlernen :

  • Wichtig für Schülerinnen und Leitung
  • Unterschiedlichste Spiele möglich
  • Nicht nur das Lernen der Namen sondern Möglichkeit Vorurteile abzubauen etc.
  • Schule wird positiv erlebt, mit viel Spaß und Spiel Spielvorschlag z.B.: Computer kaputt
  • Fördert das einander Näherkommen
  • Kinder müssen miteinander kommunizieren
  • Steigert die Teamfähigkeit Spielvorschlag z.B.: Namensduell
  • Kinder sitzen sich gegenüber und wissen auf einmal den Namen des Gegenüber nicht, obwohl sie seit Jahren in einer Klasse sind. (Umgang mit Streßsituationen)
  • Fördert die Konzentrationsfähigkeit

2. Regeln entwickeln

  • Kinder entwickeln selbst die Regeln, die für das gesamte Projekt gültig sind
  • Eigene Regeln sind leichter zu akzeptieren
  • Regeln werden demokratisch abgestimmt
  • Verbindlichkeit für alle durch Vertrag
  • Auch Leiterinnen unterschreiben den Vertrag

3. Sanktionenaufstellen

  • Kinder entwickeln einen Katalog von Sanktionen
  • Weitere, der Situation angemessene Sanktion sind möglich
  • Bedingungen die die Sanktionen erfüllen müssen
  • Sanktion soll der geschädigten Person etwas bringen Sanktion soll der ganzen Klasse etwas bringen Sanktion soll der ganzen Schule etwas bringen
  • Bei Regelverstoß entscheidet die gesamte Klasse, welche Sanktion verhängt wird

4. Regelwächter einsetzen

  • Die Einhaltung der aufgestellten Regeln wird von den Kindern selbst überwacht. (sehr wichtig ^Übertragung der Verantwortung )
  • Bei Regelverstößen müssen die Regelwächter, die Person ansprechen und den Verstoß benennen
  • Abwechselnd wird jede/r zum Regelwächter

5. Diskussionsleitung einsetzen

  • Unterrichtsleitung wird nach und nach an die Kinder übertragen
  • Abwechselnd wird jede/r zum Diskussionsleiter im Verlauf der Expedition
  • Zwei Kinder leiten den Unterricht im Team
  • Leiterinnen dienen als Souffleur / Souffleuse

6. Erste Expedition nach Schloß Freudenberg

  • Ausstellung in der man selbst etwas machen muß (interaktive Ausstellung)
  • Es handelt sich um ein Erfahrungsfeld für die sinnliche Wahrnehmung
  • Immer wieder müssen Dinge hinterfragt werden (Wie kommt das? Was soll das sein? etc.)
  • Mit dieser Expedition in das Erfahrungsfeld der Sinne, wird es möglich Dinge anders zu sehen und zu verstehen. Töne werden spürbar und sichtbar. Sinne werden erfahrbar (Dunkelbar. Dunkelgang, Klangschale, etc.) Man kann seine Sinne spüren und beobachten, sie trainieren. Dies ist ein weiteres Element der Expedition, daß nicht nur in Freudenberg sondern auch im Unterricht regelmäßig auftaucht.
  • Auseinandersetzung mit der eigenen Befindlichkeit (Wie fühle ich mich, wenn ...)

7. Auswertung und Reflexion

  • Reflexion der Expedition Freudenberg
  • Die Kinder erstellen selbst eine Kunstausstellung
  • Reflexion ist ein wichtiges pädagogisches Element des Verstehens und Lernens
  • Nach jeder Unterrichtseinheit ist eine Reflexion vorgesehen
  • Evtl. Aufgabe/ Übung: "Können Eier fliegen?"

8. Ideen für weitere Expeditionen sammeln

  • Die Klasse darf alle Ideen und Wünsche äußern
  • Bedingungen: Expedition muß für alle machbar sein, Expedition muß für die Klasse realisierbar sein, Keine Holiday-Parks oder ähnliche Konsumveranstaltungen, Keine Städtereisen
  • Abstimmung über die Ideen mit der Klasse
  • Tagesexpeditionen, z.B. Fahrradtour; Klettern an den Eschbacher Klippen; Eislaufen, o.a.
  • 2-3 Tagesexpedition, z.B. Radtour zu einem Badesee mit Zelten; Fahrt in ein Selbstversorgerhaus o.a.

9. Planung der Expeditionen

  • In Kleingruppenarbeit
  • Verantwortung wird auf alle verteilt z.B. Eine Gruppe organisiert die Fahrt Eine Gruppe organisiert die Verpflegung Eine Gruppe kümmert sich um die Ausrüstung Eine Gruppe kümmert sich um das Programm vor Ort Eine Gruppe organisiert den Einkauf der Lebensmittel usw.
  • Lehrerinnen haben nur noch untergeordnete Beratungsfunktion
  • Sie halten sich bewußt zurück
  • Für Lehrerinnen oft sehr schwierige Rolle, da es sonst (im Unterricht) ihre Aufgabe ist alles zu erklären und das oft in klar definierten Zeitgrenzen.
  • Hier müssen sie sich darauf einlassen, dass z.B. eine Fahrt in ein Selbstversorgerhaus klappt.
  • Kommt der Bus (rechtzeitig bzw. überhaupt)
  • Ist das Haus in Ordnung (kann man das den Schülern zumuten?)
  • Was ist mit dem Essen?
  • Wird ein Programm organisiert?
  • usw.

Das erfordert sehr großes Vertrauen in die Klasse. In der Regel klappen die Fahrten und Expeditionen, bis auf kleinere Probleme sehr gut. Wenn etwas nicht klappt: Muß spontan gehandelt werden. Es muß improvisiert werden. Die Kinder müssen eine Alternative finden. Sind das die gewinnbringenden Momente. Nur dadurch das etwas nicht funktioniert ist Entwicklung möglich D.h. es findet ein ständiger Lernprozess statt (auch in der Vorbereitung, denn wenn die Schüler ein SV-Haus nicht bekommen, müssen sie überlegen, was sie beim nächsten mal besser machen können). D.h. aktives Lernen durch Selbsterfahrung in ungewohnten Situationen. Daraus ergibt sich eine Förderung des Selbstbewußtseins und der Lebenskompetenz. Wesentliche Punkte der Sucht- und Gewaltprävention.

Fragen zum Wettbewerbsbeitrag

Welche Ziele werden mit dem Wettbewerbsbeitrag angestrebt?: 
  • den Einstieg in den Konsum von Suchtmitteln zu verhindern bzw. hinauszuzögern
  • einen suchtmittelfreien Lebensstil zu fördern
  • Förderung der Lebenskompetenz und der protektiven Faktoren
Gibt es Minimalziele?: 

ja, Selbstwertsteigerung, Selbständigkeit, soziales Lernen, Kooperationsfähigkeit verbessern

Von wem ist die Initiative für Ihr Präventionsprojekt ausgegangen?: 
  • Herrn Guido Glück (Fachstelle Suchtprävention)
Wenn sich Ihr Wettbewerbsbeitrag an Kinder und Jugendliche richtet, wurden dieses Zielgruppen in die Entwicklung des Angebots ei: 

ja, folgendermassen: Das Konzept ist so aufgebaut, dass die Kinder den Verlauf des Projekts maßgeblich bestimmen

Welche Gründe waren für die Auswahl der Zielgruppe ausschlaggebend?: 

Das Wissen im Bereich Sucht- und Gewaltprävention zu verankern und zu verbessern. Neue pädagogische und didaktische Methoden im Alltag der Schule zu implementieren. Schulprogrammentwicklung

Wie wird sichergestellt, dass die Zielgruppe sich beteiligt?: 

Für die Schüler ist die Expeditionein verpflichtendes Unterrichtsfach. Die Lehrer verpflichten sich an dieser Fortbildungsprojekt mindestens ein halbes Jahr teilzunehmen, was von der jeweiligen Schulleitung mitgetragen wird

An welchen Bedürfnissen der Zielgruppe wird angeknüpft?: 

Mehr Spaß in der Schule. Schule anders und positiv erleben. Der Wunsch der Lehrer nach konkreter praxisnaher Fortbildung

Wenn der Wettbewerbsbeitrag sich an Multiplikatoren richtet, welche sind das?: 
  • Eltern (Mütter/Väter)
  • Lehrer / Lehrerinnen (Schwerpunkt)
Zielt der Wettbewerbsbeitrag auf spezielle Substanzen? : 

nein

Auf welche Handlungsfelder der kommunalen Suchtprävention zielt der Wettbewerbsbeitrag?: 
  • Schulen (Schwerpunkt)
Welche Ämter/Dienstellen der Stadtverwaltung kooperieren in Ihrem Wettbewerbsbeitrag?: 
  • Amt für Soziales, Jugend und Senioren (federführend)
  • Fachstelle Suchtprävention des Wetteraukreises (federführend)
Welche Institutionen/Akteure ausserhalb der Verwaltung sind darüber hinaus in die Organisationsstruktur Ihres Wettbewerbsbeitrag: 
  • Freie Träger
  • Institutionen bzw. Fachkräfte der Suchtprävention
  • Schule
Welche überörtlichen Institutionen/Akteure sind in die Organisationsstruktur Ihres Wettbewerbsbeitrags eingebunden? : 
Wie ist die Zusammenarbeit geregelt?: 
  • Fallweise Kooperation im Bedarfsfall
In welchem Jahr wurde mit der Entwicklung Ihres Wettbewerbsbeitrags begonnen?: 

1994

Seit wann ist besteht sein Angebot in der Praxis?: 

1995

Dabei Handelt es sich nach der Konzeption um ein:: 

Projektdauer ist auf 5. Und 6. Klassen für ein Schuljahr begrenzt

Die Finanzierung in den kommenden vier Jahren ist:: 

gesichert

Setzen Sie in Ihrem Beitrag Verfahren der Suchtprävention ein, die in Ihrer Kommune neu sind?: 

keine Antwort

Sprechen Sie mit Ihrem Beitrag in Ihrer Kommune neue Zielgruppen der Suchtprävention an?: 

ja, Schulklassen und Lehrer

Welche anderen Neuerungen der Suchtprävention in Ihrer Kommune enthält der Wettbewerbsbeitrag darüber hinaus? : 

siehe Anhang 1

Gibt es eine schriftliche Konzeption der Suchtprävention in Ihrer Kommune?: 

ja, 1997

Sind eigene Bedarfserhebungen für die Bestimmung der Zielgruppe der Suchtpävention angefertigt worden?: 

nein

Welchem konzeptionellen Modell lässt sich der Wettbewerbsbeitrag nach seinem Schwerpunkt zuordnen?: 
  • Förderung von Alternativen zum Substanzmissbrauch
  • Konzept der Gesundheitsförderung
  • Konzept der Lebenskompetenzförderung
  • Konzept des sozialen Lernens
Auf welche Ansatzpunkte beziehen sich die Präventionsmassnahmen?: 
  • Protektive Faktoren, Konfliktfähigkeit, persönliche Ressorcen, Selbstwertgefühl, Lebenskompetenzförderung, Selbständigkeit, soziale Kompetenzen, Kommunikationsfähigkeit, Konzentratiuonsfähigkeit, (siehe Anhang 1)
Welche Materialien und Medien kommen zum Einsatz?: 

Spiele, Erlebnisspädagogik, Metaplantechnik, Moderationstechniken, Diskussionsführung

Welche Fortbildungsangebote für die Multiplikatoren werden angeboten?: 

Das Projekt ist auch ein Fortbildungsangebot für Multiplikatoren

Gibt es eine Zeitplanung für den Wettbewerbsbeitrag?: 

ja, jeweils ein Schuljahr

Wie gross ist die Anzahl der regelmäßig teilnehmenden Personen der Zielgruppe?: 

45