Stuttgart

Typ: 
kreisfreie Stadt
Einreichende Dienststelle: 
Gesundheitsamt, Gesundheits- und Sozialplanung
Name des Ansprechpartners: 
Susanne Keefer
Funktion des Ansprechpartners: 
Beauftragte für Suchtprophylaxe
Straße/Postfach: 
Landeshauptstadt Stuttgart, Gesundheitsamt, Bismarckstraße 3, 70176 Stuttgart
Postleitzahl: 
70173
Bundesland: 
Baden-Württemberg
Telefon des Ansprechpartners: 
0711 2167474
Telefax des Ansprechpartners: 
0711 2168308
E-Mail des Ansprechpartners: 
susanne.keefer@stuttgart.de
E-Mail der Kommune: 
Internetadresse der Kommune: 
http://www.stuttgart.de

Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags

Titel des Wettbewerbsbeitrags

Modellprojekt zur Suchtprävention: MIGRANTEN - SELBSTHILFE - NETZWERK

Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags

Die AWO Stuttgart hat zwei primärpräventive Modellprojekte mit verschiedenen Zielgruppen durchgeführt.

Projekt 1: Suchtprävention mit jugendlichen Spätaussiedlern

Die AWO Stuttgart hat dort durch die langjährige Durchführung von Intensiv-Eingliederungskursen einen sehr guten Zugang zu der Zielgruppe.

Projektziele

Die Projektziele bestanden 1. in der Erprobung neuer Methoden zur Suchtprävention; 2. In der Stärkung ihrer Lebenskompetenzen unter Berücksichtigung vorhandener Ressourcen; 3. im Abbau von Zugangsbarrieren zu ambulanten und stationären Suchthilfeeinrichtungen; 4. Die Jugendlichen sollten das erworbene Wissens und ihre Handlungskompetenzen an ihre peer Gruppe weitergeben.

Zielgruppe

Es wurden je 2 Jugendliche aus den bestehenden Tanz-, Musik- und Skateboardgruppen ausgewählt. Um einen opitmalen Wissenstransfer in die Untergruppen zu ermöglichen, wurden Personen ausgewählt, die in ihrer Gruppe eine hohe Akzeptanz und Attraktivität hatten. Die Gruppe bestand aus 6 Mädchen und 8 Jungen im Alter zwischen 15 und 20 Jahren. Die Jugendlichen waren im Durchschnitt seit 5 Jahren in Deutschland und kannten das Alkoholproblem zu 50% aus der eigenen Familie und zu 100% aus dem Bekanntenkreis. Beinahe jeder kannte eine Person mit problematischem Drogenkonsum.

Ansatzpunkte

Die Projektarbeit orientierte sich 1. an den Grundsätzen des lebensweltorientierter Zugangs; d.h. die Jugendlichen werden da aufgesucht wo sie wohnen, arbeiten, lernen und ihre Freizeit verbringen. 2. Am Einsatz einer russisch sprechenden Mediatorin mit interkulturellen Kompetenzen; dadurch sollen Sprachbarrieren gesenkt und spezifische kulturelle, soziale, rechtliche und ökonomische Gegebenheiten im Herkunfts- und Aufnahmeland adäquat übersetzt werden. Dies ermöglicht Suchtpräventionsfachleuten ein besseres Verständnis der Selbstwahrnehmung und Handlungsweisen der Jugendlichen. 3. Der Erlebnispädagogik mit suchtspezifischen, -unspezifischen und persönlichkeitsstärkenden Methoden: die Jugendlichen sollten aus ihrem gewohnten Erlebnis- und Erfahrungshorizont heraustreten, um Grenzen zu erfahren und Herausforderungen neu bewältigen zu lernen.

Mitarbeiter

Die Projektleitung hatte der langjährige Leiter des Jugendgemeinschaftswerks. Projektmitarbeiter waren eine russlanddeutsche Spätaussiedlerin als interkulturelle kompetente und bilinguale Mediatorin sowie ein Experte für Suchtprävention, -beratung, -therapie und Erlebnispädagogik.

Maßnahmen

Im Zeitraum von einem Jahr wurden vier Kompaktseminare (Fr-So) an attraktiven Orten außerhalb des Wohnortes durchgeführt. Dies sollte die Attraktivität, Arbeitskonzentration und -intensität erhöhen. Zwischen den Seminaren fanden wöchentliche Treffen am Wohnort statt, bei denen etwa dreimal soviele jugendliche Rußlanddeutsche anwesend waren. Die Gruppen waren lebenspraktisch und alltagsorientiert und dienten zur Einübung dessen was in den Kompaktseminaren vermittelt worden war. Die Projektgruppe hatte hier eine Multiplikatorenfunktion. Am Projektende wurde die Psychosoziale Beratungsstelle für Suchtkranke und -gefährdete des Diakonischen Werks vor Ort besucht. Der Leiter der Beratungsstelle erklärte den Aufgabenbereich und die Zuständigkeit der Einrichtung, informierte über Drogen und Sucht und stellte sich den Fragen der Jugendlichen.

Ergebnisse

Alle Jugendlichen der Projektgruppe nahmen an allen Maßnahmen teil. Auch die Projektbausteine, in welchen sie sich der Kritik anderer Projektteilnehmer aussetzen mussten, wurden akzeptiert und durchgeführt. Dies ist auf dem Hintergrund, dass der sonst übliche Einsatz von Rollenspielen, Partnerinterviews, Interaktionsspielen u. ähnlichem von ihnen als "kindisch und künstlich" abgelehnt wurde, ein großer Erfolg des Projekts. Die Jugendlichen nutzten die übungsfreien Phasen außerdem für problem- und konfliktorientierte Einzelgespräche mit dem Projektleiter mit dem Ziel, persönliche Probleme besser bewältigen zu können. Der Transfer in die Subgruppen funktonierte gut. Die im Programm entwickelte Selbstsicherheit wirkte sich auf andere Lebensbereiche der Jugendlichen aus. Die positive Verstärkung ihrer Lebens- und Handlungskompetenzen führte an vielen Einzelbeispielen zu einer erfolgreichen Problembewältigung in den Bereichen Schule, Partnerschaft, Familie und Peer-Gruppe.

Externe Evaluation

Erfahrungen mit Alkohol gehören zum Alltag jugendlicher Spätaussiedler in Deutschland. 40% der Befragten konsumieren mindestens 1x pro Woche Alkohol und 20% bezeichnen ihren Umgang damit als problematisch. Die Drogenaffinitätsstudie 2001 des BMG zeigt, das 27% der 12 bis 25-jährigen deutschen Jugendlichen bereits Erfahrungen mit unerlaubten Rauschmitteln haben. In der Projektgruppe haben 50% der Befragten (einmalige) Erfahrungen mit Haschisch. Heroin, Kokain werden nicht konsumiert, auch der Konsum von Ecstacy spielt keine Rolle. Die Techno-Party-Szenenkultur und ihre spezifischen Drogen besitzen für diese jugendlichen Spätaussiedler wenig Attraktivität. Dennoch hat der Konsum von Alkohol und Haschisch als Risikoverhalten eine Bedeutung. Alle Jugendlichen mit regelmäßigem Alkoholkonsum haben einen Freundeskreis, in dem der Alkoholkonsum normal und der Anteil von Haschisch-Konsumenten viel höher ist als bei den Jugendlichen mit unregelmäßigem Alkoholkonsum.

Ergebnisse:

  1. Die Integration des Projekts in die bestehende Jugend- und Intergrationsarbeit im Gemeinwesen hat die Jugendlichen wesentlich zur Projektteilnahme motiviert. Die hohe Teilnahmequote und die geringe Abbruchrate belegen dies.
  2. Die Teilnahmemotivation der Jugendlichen war stark personen- und weniger themengeleitet. Dies bestätigt den gewählten Zugang über Mediatoren.
  3. Die erlebnispädagogische Methode der Seminare hatte eine hohe Attraktivität für diese Zielgruppe. Gleichzeitig waren die Jugendlichen für drogenspezifische Themen zu erreichen.
  4. Der persönliche Nutzen der Jugendlichen war hoch. Das Projekt führte zu einer Verstärkung der Gruppenkohäsion und damit zum Aufbau und zur Stabilisierung von Selbsthilfekräften. Die Fähigkeit zur Empathie, Rollenübernahme, alternativem Problemlöseverhalten, zur Selbstreflexion wurde positiv verstärkt. Gleichzeitig erfolgte ein Wissenszuwachs im Bereich des Themas Drogenkonsum als Risikoverhalten. Insgesamt konnten die Handlungskompetenzen der Jugendlichen weiterentwickelt und damit funktionale Äquivalente zum Alkohol- und Drogenkonsum verstärkt werden.
  5. Die themenzentrierte Projektarbeit der Jugendlichen mit Professionellen des Suchthilfesystems unterstützte die Entwicklung der interkulturellen Kompetenz auf beiden Seiten. Die Mitarbeit einer interkulturell und muttersprachlich kompetenten Projektmitarbeiterin hat nach dem feed back der Mitarbeiter und Jugendlichen zu einer offenen, konstruktiven Konfliktbewältigung und zu einer anregenden Gruppenatmosphäre beigetragen.
  6. Der Kenntnisstand bezüglich der Aufgaben und der Inanspruchnahmemöglichkeiten der Suchtkrankenhilfeeinrichtungen konnte in der Zielgruppe wesentlich erhöht werden. Die Zahl derer, die keine Hilfsangebote an ihrem Wohnort kannte, hat sich von 91% (am Projektbeginn) auf 60% (am Projektende) reduziert. Die Bereitschaft Hilfe von Drogen-Beratungsstellen in Anspruch zu nehmen, ist von 50% auf 90 % gestiegen. Die Bereitschaft um Unterstützung von Mitarbeitern der Jugendhäuser nachzufragen, ist ebenfalls von 25% auf 40% gestiegen.
  7. Die Seminaratmosphäre und die Entwicklung der Projektgruppe wurde von den (kooperienden) Mitarbeitern sehr positiv bewertet. Der Projektleiter und kooperierende Institutionevertreter erlebten die Jugendlichen in der Mehrheit sehr engagiert und aktiv. Die Jugendlichen haben ihre eigenen Erfahrungen eingebracht, sich aufeinander bezogen und gegenseitig unterstützt.

Projekt 2: Suchtprävention mit Müttern aus der Türkei

Die Zielgruppe des zweiten Projekts waren junge Mütter aus der Türkei. Das Thema Sucht ist in Familien aus der Türkei ein Tabuthema. Türkische Medien haben einen starken Einfluss auf die Meinungsbildung türkischer Eltern. Hier wird vor allem Abschreckungsaufklärung betrieben. Sensationsmeldungen über Drogen und Drogendealer sind besonders beliebt. Sachliche Information und Prävention haben keinen adäquaten Stellenwert.

Neben gesellschaftlichen Faktoren, wie Chancenungleichheit, Ausländergesetzgebung oder Ausgrenzung, hat das Erziehungsverhalten der Eltern entscheidenden Einfluss auf die Suchtgefährdung Jugendlicher. Bei Familien aus der Türkei kommen zu den normalen Erziehungsschwierigkeiten und Generationskonflikten kulturspezifische hinzu. Während in Deutschland weitgehend das Erziehungskonzept der Selbstfindung und Selbstverwirklichung vorrangig ist, hat in der Türkei der Einzelne seine Bedürfnisse der Gruppe unterzuordnen. Differenzen in den moralischen und religiösen Anschauungen verursachen manchmal besonders große Spannungen. Oft erleben Kinder in ihrer Herkunftsfamilie viel Inkonsequenz und Orientierungslosigkeit. Es werden ihnen zu große Freiheiten eingeräumt oder zu enge Grenzen gesetzt.

Im Gegensatz zu der klaren Rolle des Vaters als Familienoberhaupt im Herkunftsland erleben viele Kinder ihre Väter hier in Deutschland als schwach. Ihre Beteiligung an der Erziehung ist eher gering, vor allem den Jungen fehlt eine Identifikationsfigur. Die Ehefrauen akzeptieren zunehmend weniger, dass sich die Männer den Familienpflichten entziehen. Dadurch entstehen Spannungen.

Kinder türkischer Herkunft sind nicht selten ihren Eltern sowohl sprachlich als auch in der Alltagsbewältigung überlegen. Sie müssen oft die Vermittlerrolle übernehmen. Dadurch sinkt die Autorität der Eltern. Einerseits existieren hohe Erwartungen bezüglich der Bildung seitens des Elternhauses, andererseits erfahren Kinder und Jugendliche von ihnen wenig Unterstützung in der Schule und bei der Berufswahl.

Die Heranwachsenden, die mit unterschiedlichen Werten und Normen innerhalb ihrer Herkunftsfamilien und dem sozialen Umfeld konfrontiert werden, geraten nicht selten in Loyalitätskonflikte. Manche führen zwei Leben nebeneinander, das traditionell geprägte Leben in der Familie und das ganz andere Leben in der Schule, auf der Straße, unter Gleichaltrigen.

Auf dem Hintergrund dieser migrationsbedingten Risikofaktoren sollte der Entwicklung von Schutzfaktoren mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden.

Junge Mütter aus der Türkei als Zielgruppe

Die AWO Stuttgart ist seit vielen Jahren in der Migrationsarbeit tätig und hat über die zahlreich angebotenen Sprach- und Integrationskurse einen sehr guter Zugang zu Frauen aus der Türkei. Viele dieser Frauen kommen über den Familiennachzug nach Deutschland. Aufgewachsen in einer anderen Kultur und Religion, der deutschen Sprache kaum mächtig, erscheint den Frauen in Deutschland oftmals vieles fremd und unverständlich, die Verunsicherung bei der Erziehung der Kinder ist groß.

Die Familie hat den lebensgeschichtlich ersten und einen wichtigen Einfluss auf den späteren Umgang mit Drogen, wird aber für präventive Maßnahmen bisher zu wenig beachtet. Der sechste Familienbericht der Bundesregierung betont vor allem die Bedeutung der Ehefrauen und Mütter für das Gelingen des Eingliederungsprozesses von Migrantenfamilien und unterstreicht die Wichtigkeit von Maßnahmen zur Stärkung ihrer Ressourcen und Handlungskompetenzen. Volkshochschulen und Elternbildungsstätten arbeiten in der Regel mittelschichtorientiert und erreichen hauptsächlich Deutsche. Türkische Mütter haben in Deutschland kaum Zugang zu herkömmlichen Elternbildungsmaßnahmen und zum bestehenden Hilfesystem. Hier setzte das Projekt an.

Projektziele

  • Erhöhung der mütterlichen Erziehungskompetenzen;
  • Enttabuisierung des Themas Sucht in den Familien;
  • Abbau von Ängsten durch Information und Aufklärung;
  • Verbesserung der Zugänge zum Hilfesystem;
  • Verbesserung des körperlichen und seelischen Wohlbefindens der Mütter und ihrer Familien durch allgemeine Gesundheitsförderung;
  • Multiplikation der Informationen. Die Projektteilnehmerinnen sollen ihr Wissen an Nachbarinnen, Verwandte, Freunde weitergeben.

Projektmitarbeiterinnen

Das Projekt wurde in einem Stadtteil angesiedelt, in dem die AWO Stuttgart seit über 20 Jahren präsent ist und viele Jahre lang soziale Gruppenarbeit mit Kindern und Jugendlichen durchgeführt hat. Zur Zeit wird dort eine breite Palette von Alphabetisierungs-, Sprach- und Integrationskursen für Migrantinnen angeboten.

Eine türkische Lehrerin, die seit Jahren viele dieser Kurse leitet, führte zusammen mit einer deutschen Sozialpädagogin das Kursangebot durch. Beide sind im Stadtteil bekannt und genießen das Vertrauen der Frauen. Sie sind für die Kursteilnehmerinnen ein gelungenes Modell dafür, dass die türkische und die deutsche Kultur nicht im Widerspruch zueinander stehen müssen, sondern sich gut ergänzen können.

Da beide Kursleiterinnen türkisch sprechen, konnte das Angebot muttersprachlich gestaltet werden. Wenn deutsche Referenten eingeladen wurden, wurde übersetzt, so dass sprachliche Barrieren ausgeschaltet waren. Die Werbung der Teilnehmerinnen für das Projekt erfolgte über die bestehenden Kurse, ehemalige Besucherinnen wurden angeschrieben oder telefonisch verständigt.

Das Kursprogramm

Auswahl der Kursinhalte:

Von Mai 1999 bis November 2000 wurde ein Kursprogramm für türkische Mütter zur Primärprävention von Sucht durchgeführt. Dieses Kursprogramm umfasste 24 Kurseinheiten, die vormittags oder nachmittags zwei- bis dreistündig angeboten wurden.

Parallel wurde im Nebenraum Kinderbetreuung organisiert, damit auch Frauen mit Kleinkindern der Kursbesuch möglich war.

Anhand eines Fragebogens wurde zu Beginn des Projekts eine Bedarfsanalyse gemacht. Es wurde danach gefragt:

  • Wie schätzen sie selbst die Probleme von in Deutschland lebenden Familien aus der Türkei ein?
  • Wird über Sucht geredet?
  • Besteht ein Informationsbedarf bezüglich Drogen?
  • Sind Beratungsstellen bekannt?

Die Teilnehmerinnen wurden in die Programmgestaltung stark mit einbezogen. Die Mütter wurden über wichtige suchtpräventive Themenbereiche informiert. Sie konnten dann aus den Bereichen Erziehung, Gesundheitsförderung, suchtspezifische Informationen die für sie wichtigen Themen auswählen, eigene Punkte ergänzen und so das Kursprogramm und seine Inhalte entscheidend mitbestimmen.

Die Themenwahl bildet das große Interesse der jungen Mütter am Bereich Gesundheit und an pädagogischen Fragestellungen ab. Die Auswertung des Fragebogens bestätigte die Annahme, dass ein Informationsdefizit bezüglich Drogen und Beratungsmöglichkeiten besteht (siehe Bericht zur internen Evaluation).

Diese Informationen wurden bei der Programmgestaltung berücksichtigt.

Das Kursprogramm im Überblick

  • 1.- 6. Kurseinheit (Mai bis Juli 1999):
    Projektvorstellung; Themenvorschläge; Themenauswahl durch die Teilnehmerinnen; Sucht, Eigenes Suchtverhalten reflektieren / Alltagssüchte, Einfluss des Erziehungsverhaltens auf die Suchtgefährdung, Risiko- und Schutzfaktoren.
  • 7.-10. Kurseinheit (November bis Dezember 1999)
    Gesunde Ernährung; Umgang mit Süßigkeiten und der Bezug zu süchtigem Verhalten; Umgang mit Medikamenten, Stressbewältigung durch Bewegung und Sport.
  • 11.-20. Kurseinheit (März bis Mai 2000)
    Allgemeine suchtspezifische Infos; Vorstellung der Beratungsstelle für Abhängigkeitskranke des Gesundheitsamts durch eine Mitarbeiterin dieser Einrichtung (Schwerpunkt: legale Drogen); Besuch beim Polizeirevier (Informationen über illegale Drogen und die Situation im Stadtteil); Exkursion zur Beratungsstelle für Abhängigkeitskranke des Gesundheitsamts; Vorstellung der Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche durch eine dort tätige Psychologin türkischer Herkunft (Träger: Jugendamt Stuttgart), die Rolle von Vater und Mutter bei der Kindererziehung; Reflexion der letzten Treffen und Vorbereitung der weiteren Veranstaltungen; Vorstellung der Drogenberatung Release Stuttgart (Schwerpunkt illegale Drogen) durch einen dort tätigen Streetworker türkischer Herkunft; Besuch einer türkischen Journalistin (Befragung der Mütter über das Projekt für eine Radiosendung); Exkursion zur Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Stuttgart (Aufgaben der Beratungsstelle und Aufgaben einer Psychologin).
  • 21. - 24. Kurseinheit (Oktober bis November 2000)
    Vorstellung des Sozialdienstes für Migranten (allgemeine Sozial- und Lebensberatung) durch eine Mitarbeiterin der AWO Stuttgart; Rechtliche Situation bei Drogenkonsum und Handel mit illegalen Drogen; ausländerrechtliche Konsequenzen; das neue Staatsangehörigkeitsrecht in Deutschland; Informationen zur Einbürgerung; Rückblick auf das Kursangebot (Kritik, Anregungen, Endevaluation, Bewertung der einzelnen Kurseinheiten durch die Teilnehmerinnen)

Die Kurseinheiten waren so konzipiert, dass jede Einheit unabhängig vom Gesamtprogramm besucht werden konnte. Dies erwies sich als sinnvoll, da somit auch jenen Frauen eine Teilnahme ermöglicht wurde, die aus familiären oder sonstigen Gründen nicht ständig teilnehmen konnten.

Das Projekt zeigte, dass Migrantinnen aus der Türkei für suchtpräventive Maßnahmen gewonnen werden können.

Interne und Externe Evaluation (siehe Projektdokumentation)

Die Einbettung des Projekts in die bestehenden Integrationsmaßnahmen für Migranten im Gemeinwesen hat die Frauen zur Projektteilnahme motiviert und hat sich bewährt. Die Zielgruppe wurde erreicht und hat das Projekt erfolgreich in Anspruch genommen. Die Teilnahmemotivation der Frauen war stark sozial- und themenorientiert. Sie wollten "Neues lernen". Das Einbeziehen der Frauen bei der Themenauswahl, der Einsatz von interkulturell kompetenten und bilingualen Mitarbeitern und die Organisation von Veranstaltungen in den Einrichtungen vor Ort war erfolgreich. Dieses "Breitbandangebot" erhöhte den individuellen Gebrauchswert der Projektmaßnahmen in den Bereichen Kenntniss der psychosozialen Hilfeeinrichtungen, Kindererziehung und riskantes stoffgebundenes und -ungebundenes Drogenkonsumverhalten.

1. Das Projekt hatte einen starken Fort- und Weiterbildungscharakter für die türkischen Frauen und kooperierenden Institutionenvertreter. Die Problem- und Lebenslage jugendlicher türkischer Drogenkonsumenten und ihrer Eltern wurde deutlich.

2. Der aufklärerische Charakter der Veranstaltungen und die Möglichkeit der Begegnung mit Vertretern der Hilfeeinrichtungen vor Ort wurde sehr positiv erlebt. Dies wird mittel- und langfristig zu einem erhöhten Inanspruchnahmeverhalten der Zielgruppe führen und die Zugangsbarrieren in den Institutionen senken.

3. Das Projektdesign und die Projektinhalte wurden in verschiedene Richtungen erfolgreich kommuniziert und multipliziert.

Im Rahmen der ehrenamtlichen und Honorartätigkeit der Projektmitarbeiterin wurden ca. 100 Personen in verschiedenen Gruppen der türkischen Öffentlichkeit auf der regionalen Ebene erreicht. Die Projektleiterin hat 44 türkische Kursleiterinnen in verschiedenen deutschen Bundesländern fortgebildet. Das Projekt wurde im Studiengang `Public Health` an der medizinischen Fakultät der Universität Ulm, auf Fortbildungsveranstaltungen für Ärzte, Mitarbeiter der Migrantendienste der AWO Stuttgart und für Sozialpädagogen im Öffentlichen Gesundheitsdienst von den Mitarbeiterinnen auf regionaler und überregionaler Ebene vorgestellt. Es wurde auf der Europa-Info-Veranstaltung in der Landeshauptstadt Stuttgart präsentiert. Desweiteren wurde über das Medium Rundfunk in zwei 1-stündigen Beiträgen Interviews mit Projektteilnehmerinnen in deren Muttersprache und Aussagen über Projektinhalte gesendet. In 3 überregionalen Fachzeitschriften wurden Artikel zum Thema veröffentlicht und in den Jahresabschlussberichten des Landesgesundheitsamtes Baden-Württemberg dokumentiert. Eine Abschlussdokumentation des Gesamtprojektes wurde erstellt. In vier verschiedenen regionalen Tageszeitungen sind acht projektbezogene Berichterstattungen erschienen.

Schulung von Kursleiterinnen zu Multiplikatorinnen für Suchtprävention

Die Arbeiterwohlfahrt führt seit vielen Jahren bundesweit "Kurse zur gesellschaftlichen und sozialen Integration von Migrantinnen" durch. Als Leiterinnen sind deutsche und ausländische Fachkräfte tätig. Da diese Integrationskurse vorwiegend von Frauen aus der Türkei besucht werden, stammen auch viele der Kursleiterinnen aus der Türkei. Für die Kursleiterinnen besteht ein kontinuierliches Fortbildungsangebot seitens der AWO Stuttgart. Im Rahmen des Migrantenprojekts wurden fünf Tagesseminare zur Qualifizierung von Kursleiterinnen aus dem süddeutschen Raum angeboten. In den Veranstaltungen erhielten sie Informationen über Drogen und Sucht, über Methoden für die Präventionsarbeit sowie über das Teilprojekt "Suchtprävention mit Müttern aus der Türkei".

Seminar 1:

Das erste Seminar fand unter dem Thema: Suchtprävention mit Migrantinnen - "Methoden für die Präventionsarbeit" am 08.05.1999 in Worms statt. Die Kursleiterinnen sollten Methoden zur Suchtprävention kennen lernen, um dieses Thema in den von ihnen geleiteten Integrationskursen anbieten zu können. Am Seminar nahmen 11 Kursleiterinnen aus Hessen und Rheinland-Pfalz teil. Neun Teilnehmerinnen stammten aus der Türkei und jeweils eine aus Aserbeidschan und Deutschland. Der Referent war ein Sozialpädagoge türkischer Herkunft mit Zusatzausbildungen in Familientherapie und Suchtberatung, der hauptamtlich beim Jugendamt der Landeshauptstadt Stuttgart tätig ist. Als Einstieg in das Thema wählte der Referent seine bisherigen Erfahrungen in der suchtpräventiven Arbeit und verteilte die von ihm in türkischer Sprache verfasste Broschüre "Drogen und Abhängigkeit". Er stellte konkrete Inhalte und Methoden der Präventionsarbeit vor. Er begann mit der Übung "Suchtkiste" um eine Reflexion über eigenes Suchtverhalten anzuregen. Mit Gegenständen, die eine Sucht symbolisieren, wurden die Kursleiterinnen angeleitet, Alltagssüchte zu erkennen und zu thematisieren. In Kleingruppen wurde über den Zusammenhang zwischen "Genuss - Gewöhnung - Sucht" diskutiert. Anschließend lautete die Fragestellung: "Wie können Eltern Kinder stark machen gegen Drogen?" Anhand von vorformulierten "Präventionssätzen" wurde besprochen, welche Einflussmöglichkeiten Eltern durch ihr Erziehungsverhalten haben.
Auswertung: Die Teilnehmerinnen äußerten sich positiv, sie erklärten jetzt besser unterscheiden zu können zwischen Genuss, Missbrauch und Sucht. Außerdem sei die Hemmschwelle gegenüber diesem Thema abgebaut worden. Die Übungen seien gut geeignet für den Einsatz in den Integrationskursen mit Migrantinnen, das ausgeteilte türkischsprachige Informationsmaterial biete wichtige Informationen in der Muttersprache vieler Kursteilnehmerinnen. An einer Fortsetzung des Themas in einem weiteren Seminar waren alle interessiert.

Seminar 2

Das zweite Seminar fand unter dem Thema "Von Haschisch bis Ecstasy - Informationen über illegale Drogen" am 15.07.2000 in Stuttgart statt. Die Kursleiterinnen sollten Methoden zur Suchtprävention kennen lernen und sie in den von ihnen geleiteten Integrationskursen anwenden. Es nahmen 18 Kursleiterinnen aus Baden-Württemberg und Bayern teil. 13 Teilnehmerinnen stammten aus der Türkei, drei aus dem ehemaligen Jugoslawien und zwei aus Deutschland. Die Referentin war eine Kriminalhauptmeisterin von der Landespolizeidirektion Stuttgart, Dezernat Betäubungsmittelkriminalität. Sie informierte über die Wirkungsweise und Gefahren von Haschisch, Marihuana, LSD, Ecstasy, Kokain und Heroin. Sie zeigte anhand eines mitgebrachten Drogenkoffers, wie die Stoffe aussehen und welche Utensilien zum Konsum verwendet werden. Sie ging auf körperliche und seelische Abhängigkeit ebenso ein wie auf derzeitige Konsumtrends. Sie stellte dar, welche Drogen legal und welche illegal sind. Die Seminarteilnehmerinnen diskutierten angeregt über die Gefahren von Alkohol als legale Droge und das Für und Wider einer Legalisierung von Haschisch. Informationen über Drogen und gesellschaftliche und pädagogische Aspekte bei Drogenmissbrauch wurden anschaulich in dem Videofilm "Gegen Drogen - Hand in Hand" vermittelt. Dieser Videofilm wird seit einiger Zeit mit gutem Erfolg bei Drogenpräventionsveranstaltungen mit den Zielgruppen Eltern und Pädagogen eingesetzt und ist inzwischen in mehreren Fremdsprachen, unter anderem auch in Türkisch, synchronisiert. Er kann bei den Polizeidienststellen in Baden-Württemberg ausgeliehen werden. Die Referentin schilderte die strafrechtliche Seite bei Handel und Konsum von illegalen Drogen. Der Umgang der Polizei mit Erstkonsumenten, Therapie statt Strafe sowie die Ausweisung bei Drogendelikten waren ebenfalls Punkte, die diskutiert wurden.
Auswertung: Die Teilnehmerinnen äußersten, sie hätten jetzt differenziertere Informationen zu den einzelnen Stoffen. Ihre Hemmschwelle zur Auseinandersetzung mit diesem Thema sei nicht mehr so hoch. Der Videofilm sei gut geeignet für den Einsatz in den Integrationskursen. An einer Fortsetzung des Themas mit Schwerpunkt Prävention waren alle interessiert.

Seminare 3 bis 5

Das dritte Seminar fand unter dem Thema "Projekt Suchtprävention mit Müttern aus der Türkei " in Aschaffenburg, Wiesbaden und Ludwigsburg statt. Die Kursleiterinnen sollten die erprobten Maßnahmen kennen lernen und in den von ihnen geleiteten Integrationskursen anwenden. Die interkulturelle Kompetenz bei den Kursleiterinnen sollte gefördert werden. Außerdem sollte eine Vernetzung unter den Kursleiterinnen erfolgen und das Modellprojekt sollte in andere Regionen übertragen werden. Die Kursleiterinnen kamen aus den Bundesländern Bayern, Thüringen, Hessen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg. An den drei Seminaren nahmen insgesamt 44 Kursleiterinnen teil. Es waren 11 Deutsche und 33 Migrantinnen, von denen 24 aus der Türkei stammten. Die Seminare wurden von den zwei Projektmitarbeiterinnen der AWO Stuttgart geleitet. Sie hatten gemeinsam das Projekt durchgeführt und waren maßgeblich an der Entwicklung von Präventionsmaterialien für diese Zielgruppe beteiligt waren. Als Einstieg in das Thema wurde ein kurzer Überblick über das EU- Projekt "Suchtprävention mit MigrantInnen" gegeben.

Anschließend wurden die Kursleiterinnen gebeten, auf vorbereitete Kärtchen Themen aufzuschreiben, die sie in einem Kurs zum Thema Suchtprävention behandeln würden. Sie nannten überwiegend suchtspezifische Themen. Auffallend war, dass diejenigen Kursleiterinnen, die bereits eines der beiden ersten Seminare zur Suchtprävention besucht hatten, auch eine Reihe pädagogischer Themen aufführten. Diesen Kursleiterinnen war inzwischen bekannt, dass Suchtprävention sehr viel mehr ist als nur Information über Drogen, deren Wirkungen und Gefahren. Im Verlauf der anschließenden Diskussion wurde geklärt, dass wirkungsvolle Suchtprävention mit Müttern vor allem auf eine Stärkung ihrer Erziehungskompetenz abzielt sowie Themen aus der Gesundheitsförderung beinhaltet.

Danach wurde das Kursprogramm erläutert und geschildert, wie mit den türkischen Müttern gemeinsam die Programmauswahl und -gestaltung erarbeitet worden war. Es wurden Materialien und Übungen vorgestellt, die im Projekt entwickelt worden waren. Drei Übungen sollen hier exemplarisch dargestellt werden. Sie stammten aus der Broschüre "Eltern stark machen" , wurden aber zum Teil umformuliert und auf den Einsatz bei der Zielgruppe Migrantinnen aus der Türkei zugeschnitten.

Ursachen von Sucht - Das Suchtdreieck:

Anhand des "Suchtdreiecks" sollte verdeutlicht werden, dass Sucht viele Ursachen hat und durch das Zusammenwirken mehrerer Faktoren entsteht.

Phantasiereise:

Durch diese Übung sollten Gefühle und Gedanken bezüglich der Bedürfnisse von Kindern angeregt werden.

Erziehungsratschläge:

Die Diskussion sogenannter "Erziehungsratschläge" sollte eine Auseinandersetzung mit dem eigenen Erziehungsverhalten fördern.

Ergebnisse

Die Seminare trugen zur Förderung der interkulturellen Kompetenz der Kursleiterinnen bei. Dies kann an folgenden Punkten festgemacht werden:

  • Bei allen behandelten Themen wurden die Lebenslagen und kulturellen Hintergründe von Migrantinnen berücksichtigt und migrationsspezifische Faktoren einbezogen;
  • Alle Übungen waren auf die Bedürfnisse von Migrantinnen zugeschnitten;
  • Die Seminare wurden von Referentinnen und Referenten deutscher sowie türkischer Herkunft geleitet;
  • Da die Kursleiterinnen aus sehr verschiedenen Kulturkreisen stammen, lernten sie unterschiedliche Sichtweisen der selben Fragestellung kennen und erweiterten dadurch ihre interkulturelle Kompetenz.

Evaluation

Die Seminarauswertung erfolgte anhand eines Fragebogens. (siehe dazu: Körber, Aykut & Karayaka).

Fragen zum Wettbewerbsbeitrag

Welche Ziele werden mit dem Wettbewerbsbeitrag angestrebt?: 
  • den Einstieg in den Konsum von Suchtmitteln zu verhindern bzw. hinauszuzögern
  • den frühzeitigen Ausstieg aus riskanten Konsummustern zu fördern
  • Zugang zu Migrantengruppen verbessern
Gibt es Minimalziele?: 

ja, Die definierten Zielgruppen sollen erreicht und sensibilisiert werden Methoden zur suchtspezifischen Informationsvermittlung an Migranten unter Berücksichtigung neuer Konsumtrends sollen entwickelt werden Etablierte Maßnahmen sollen an die Bedürfnisse und kulturellen Spezifika von Migranten angepasst werden Die Handlungskompetenz von Migranten und die Selbsthilfestrukturen von Migranten sollen vestärkt werden Die interkulturelle Kompetenz bei Laien aus verschiedenen Ethnien und bei den Mitarbeitern der Beratungs- und Behandlungsinstitutionen im Suchtbereich soll entwickelt werden Zugangsbarrieren zu Beratungs- und Behandlungsistitutionen im Suchtbereich sollen gesenkt werden Die Projektinhalte sollen auf andere nationale und internationale Projekte übertragbar sein Der Vernetzungsgrad auf regionaler und europäischer Ebene soll höher werden

Von wem ist die Initiative für Ihr Präventionsprojekt ausgegangen?: 
  • AWO
  • Landesgesundheitsamt
  • Suchtbeauftragte/r
Wenn sich Ihr Wettbewerbsbeitrag an Kinder und Jugendliche richtet, wurden dieses Zielgruppen in die Entwicklung des Angebots ei: 

ja, folgendermassen: Sie wurden im Rahmen der Prozessevaluation zur Qualität der durchgeführten Aktionen befragt. Alle Teilnehmer haben die Durchführung der einzelnen Bausteine bewertet. Ihre Wünsche/Vorschläge und (negativen) Bewertungen wurden in der Projektgruppe diskutiert und haben z.T. zu inhaltlichen Veränderungen von Projektinhalten geführt.

Welche Gründe waren für die Auswahl der Zielgruppe ausschlaggebend?: 

Beide Gruppen sind im Hinblick auf die Entwicklung von Suchtmittelabhängigkeiten Hochrisikogruppen und nehmen die Versorgungsinstitutionen aufgrund von Wissensdefiziten und hoher Zugangsbarrieren nicht oder nur in geringem Umfang in Anspruch. Zu beiden Zielgruppen bestand durch die Integrationsarbeit der AWO Stuttgart ein professioneller Zugang. In beiden Zielgruppen wurde durch die Integrationsarbeiter der AWO Stuttgart ein Handlungsbedarf festgestellt.

Wie wird sichergestellt, dass die Zielgruppe sich beteiligt?: 

Durch die Einbettung des Projekts in die bestehende Jugend- und Integrationsarbeit im Gemeinwesen. Die Gesamtprojektleiterin und der Großteil der professionellen Projektmitarbeiter war den Teilnehmern durch ihre Integrationsarbeit bekannt. Die Projektleiterin und ihre Mitarbeiter verfügen über ein hohes Maß an interkulturellen und bilingualen (türkisch/deutsch und russisch/deutsch) Kompetenzen.

An welchen Bedürfnissen der Zielgruppe wird angeknüpft?: 

Jugendliche Spätaussiedler (N=14): An ihrem Bedürfnis nach gemeinsamen Gruppenerfahrungen. Die Teilnahmemotivation der Jugendlichen war stark personen- und weniger themengeleitet. Sie wollten gemeinsam mit ihren Freunden etwas unternehmen und Spaß haben. 13 Jugendliche wollten am Projekt teilnehmen weil "... sie den (Projektmitarbeiter) seit Beginn ihres Lebens in Deutschland kennen und weil sie mit ihm besser reden können als mit Ihren Eltern"... (13 Jugendliche haben an der Befragung teilgenommen). Türkische Mütter (N=42)*: An ihrem Bedürfnis ihre soziale Isolation aufzubrechen, Neues lernen zu wollen und ihre Kinder vor Drogen zu schützen. 28 Frauen wollen „...Neues lernen und Informationen bekommen. 11 Frauen möchten soziale Kontakte bekommen. 6 Frauen suchen Entspannung in einem stressfreien Raum und nutzen die Möglichkeit um dem Alltag entkommen. * (36 Frauen haben an der Befragung teilgenommen; Mehrfachnennungen waren möglich)

Wenn der Wettbewerbsbeitrag sich an Multiplikatoren richtet, welche sind das?: 
  • Eltern (Mütter/Väter) (Schwerpunkt)
  • Gleichaltrige / Peers
  • Kursleiter / Kursleiterinnen (Schwerpunkt)
Zielt der Wettbewerbsbeitrag auf spezielle Substanzen? : 

ja, auf

Auf welche Handlungsfelder der kommunalen Suchtprävention zielt der Wettbewerbsbeitrag?: 
  • Gesundheitsförderung
  • Integrationsarbeit mit Migranten (Schwerpunkt)
  • Jugendarbeit und Jugendhilfe
Welche Ämter/Dienstellen der Stadtverwaltung kooperieren in Ihrem Wettbewerbsbeitrag?: 
  • Dezernat III - Jugend, Soziales und Gesundheit (federführend)
  • Gesundheitsamt
  • Jugendamt
  • Stabstelle des Suchtbeauftragten (federführend)
Welche Institutionen/Akteure ausserhalb der Verwaltung sind darüber hinaus in die Organisationsstruktur Ihres Wettbewerbsbeitrag: 
  • Freie Träger
  • Institutionen bzw. Fachkräfte der Suchtprävention
  • Polizei
Welche überörtlichen Institutionen/Akteure sind in die Organisationsstruktur Ihres Wettbewerbsbeitrags eingebunden? : 
  • Europäische Kommission
  • I.R.I.S. e.V. - Institut für regionale Innovation und Sozialforschung
  • Land
Wie ist die Zusammenarbeit geregelt?: 
  • Projektgruppe
In welchem Jahr wurde mit der Entwicklung Ihres Wettbewerbsbeitrags begonnen?: 

1997

Seit wann ist besteht sein Angebot in der Praxis?: 

1999

Die Finanzierung in den kommenden vier Jahren ist:: 

offen

Setzen Sie in Ihrem Beitrag Verfahren der Suchtprävention ein, die in Ihrer Kommune neu sind?: 

ja, 1. Die Schlüsselfunktionen im Projekt wurden von interkulturell kompetenten und bilingualen Mitarbeiterinnen ausgeübt. 3. Die Migranten wurden und werden aktiv in das Projekt einbezogen. Die Maßnahme ist ein Projekt mit und nicht für Migranten. 4. Die Mitarbeiter sind im Gemeinwesen aufgrund ihrer Integrationsarbeit bekannt und haben aus diesem Grund bereits Zugang und Kontakt zu dieser Bevölkerungsgruppe. 5. Der größte Teil der Mitarbeiter ist bilingual und interkulturell kompetent. 6. Die Zielgruppen werden aktiv mit kooperierenden Institutionenvertretern zusammengebracht um die interkulturelle Kompetenz beidseitig zu erhöhen und dadurch Zugangsbarrieren abzubauen.

Sprechen Sie mit Ihrem Beitrag in Ihrer Kommune neue Zielgruppen der Suchtprävention an?: 

ja, - Stuttgart hat einen Ausländeranteil von ca. 25%; davon sind ca. 30 000 türkische Mitbürger;1/3 der Kinder unter 18 Jahren haben keine deutsche Staatsangehörigkeit; der Anteil nichtdeutscher Kinder in Kindergärten beträgt z.T. 50 - 60% Zielgruppe 1 - die Statistik des Landeskriminalamtes weist für das Jahr 2000 1.600 Rauschgiftdelikte mit 1.100 ausländischen Straftätern aus. Davon sind 282 türkische Staatsangehörige. - Die Befragung der interkulturell kompetenten Experten (N=8) ergab: 50% der Drogenkonsumenten in der Stuttgarter Innenstadt sind ausländischer Herkunft (1/3 davon sind türkische Jugendliche und junge Erwachsene). Sie sind zw. 14 und 20 Jahre alt, männlich, ca. 50% sind ohne Hauptschulabschluß, ca. 60% ohne Berufsausbildung, sozial wenig integriert und ohne festen Kontakt zu deutschen Mitbürgern. 50% der Experten erklären, dass es in Stuttgart zu wenige muttersprachliche und interkultu-relle Versorgungsangebote gibt. Beinahe alle sagten, "..Deutsche Helfer sollten migrationsspezifische Problemlagen begreifen lernen und sich soziokulturelle Kenntnisse über Fa-milienstrukturen bei der Migration erwerben". Mehr als die Hälfte der Experten würde in der Primärprävention bei den Eltern ansetzen. Beziehungs- und Partnerschaftsthemen, die Vor-bildfunktion der Eltern, die Dysfunktionalität tradierter Werte und Normen, Erziehungsunsi-cherheit, die Lebenswirklichkeit der Kinder in Deutschland und das deutsche Schulsystem sind Themen, die der Aufklärung bedürfen.Auf einer Skala von +3 bis-3 bewerten sechs der Experten die Relevanz von Drogenpräventionsprogrammen für türkische Mütter mit +3 und jeweils einer mit +2 und +1. Als Gründe dafür werden die erhöhte Vulnerabilität der türki-schen Kinder im Vergleich zu ihrer deutschen Gleichaltrigengruppe und die eingeschränkte Erziehungsfunktion der türkisch sozialisierten und kaum deutsch sprechenden Mütter genannt. Sechs der Experten plädieren dafür, derartige Programme flächendeckend zu implementieren (siehe Projektdokumentation: Röhm, S. 175). Zielgruppe 2 Von 1980 bis 1986 sind 16.371 Spätaussiedler aus der ehemaligen UDSSR nach Deutschland gekommen. 1993 bis 1995 stieg die Zahl der Zuwanderer steil an und erreichte mit 200.000 zugewanderten Menschen pro Jahr ihren Höhepunkt. Im Jahr 1999 waren es noch 105.000. In den neunziger Jahren wurde die starke Suchtgefährdung dieser Gruppe zunehmend deutlich. Russlanddeutsche Jugendliche konsumieren Suchtmittel mit einer ver-gleichsweise hohen Risikobereitschaft und steigen oft direkt in den Konsum von harten Dro-gen ein. Unter den Drogentoten in Baden-Württemberg machten die Spätaussiedler im Jahr 2000 zwanzig Prozent (55 Todesfälle) aus. Das Suchthilfesystem erreicht diese Migran-tengruppe nicht im gewünschten Maße. Versorgungseinrichtungen der Suchthilfe werden von der Zielgruppe tendenziell abgelehnt (siehe Projektdokumentation: Röhm, S. 127), weil sie mit der Tradition der sowjetischen Zwangssychiatrie assoziiert werden. Jugendliche Spätaussiedler zeichnen sich durch ein spezifisches Bündel von Risikofaktoren aus: die normalen entwicklungsbedingten Probleme der Pubertät in einem ihnen fremden Land. Die mitgebrachten und die aussiedlungsbedingten Risikofaktoren ( Wechsel der Sprache und des politischen, sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Bezugsrahmens) Identitätskrisen durch massive Kränkungen (siehe Projektdokumenation: Hoeckh, Aykut & Körber, S. 107)

Welche anderen Neuerungen der Suchtprävention in Ihrer Kommune enthält der Wettbewerbsbeitrag darüber hinaus? : 

- Die praktizierte Kooperation und Vernetzung wichtiger Akteure der Suchtkrankenversor-gung auf der regionalen, nationalen und europäischen Ebene. Europäische Partner: Dänemark (Kommune Aarhus Familie-og Beskaeftigelsesforvaltningen, Integrationstea-met,Grunsvej 78, DK-82220 Braband; Verner Stein: vst@soc.Aarhus.dk) Italien (Centro Studi e Documentazione, Centro Solidarieta di Modena CeIS, Via toniolo 125, I - 41100 Modena) Andrea Ascari: ceismo@tin.it;; (Centro Solidarieta di Verona, Via C.Fincato 31 B, 22-24,I-37131 Verona; Salvatore Raimo: raimo.salvatore@libero.it Niederlande (Tactus-IVS, Brink 40,NL-7411 BT Deventer; Sonja Tieks) - Die gemeinsame Erarbeitung von Leitlinien zur Suchtprävention mit MigrantInnen von Projektmitarbeitern der AWO Stuttgart, der Beauftragten für Suchtprophylaxe der Landeshauptstadt Stuttgart, des Landesgesundheitsamtes Baden-Württemberg und der externen Evaluatorin.

Gibt es eine schriftliche Konzeption der Suchtprävention in Ihrer Kommune?: 

ja, 1994

Sind eigene Bedarfserhebungen für die Bestimmung der Zielgruppe der Suchtpävention angefertigt worden?: 

ja, - Stuttgart hat einen Ausländeranteil von ca. 25%; davon sind ca. 30 000 türkische Mitbür-ger;1/3 der Kinder unter 18 Jahren haben keine deutsche Staatsangehörigkeit; der Anteil nichtdeutscher Kinder in Kindergärten beträgt z.T. 50 - 60% Zielgruppe 1 - die Statistik des Landeskriminalamtes weist für das Jahr 2000 1.600 Rauschgiftdelikte mit 1.100 ausländischen Straftätern aus. Davon sind 282 türkische Staatsangehörige. - Die Befragung der interkulturell kompetenten Experten (N=8) ergab: 50% der Drogenkonsumenten in der Stuttgarter Innenstadt sind ausländischer Herkunft (1/3 davon sind türkische Jugendliche und junge Erwachsene). Sie sind zw. 14 und 20 Jahre alt, männlich, ca. 50% sind ohne Hauptschulabschluß, ca. 60% ohne Berufsausbildung, sozial wenig integriert und ohne festen Kontakt zu deutschen Mitbürgern. 50% der Experten erklären, dass es in Stuttgart zu wenige muttersprachliche und interkulturelle Versorgungsangebote gibt. Beinahe alle sagten, "..Deutsche Helfer sollten migrationsspezifische Problemlagen begreifen lernen und sich soziokulturelle Kenntnisse über Familienstrukturen bei der Migration erwerben". Mehr als die Hälfte der Experten würde in der Primärprävention bei den Eltern ansetzen. Beziehungs- und Partnerschaftsthemen, die Vorbildfunktion der Eltern, die Dysfunktionalität tradierter Werte und Normen, Erziehungsunsicherheit, die Lebenswirklichkeit der Kinder in Deutschland und das deutsche Schulsystem sind Themen, die der Aufklärung bedürfen.Auf einer Skala von +3 bis –3 bewerten sechs der Experten die Relevanz von Drogenpräventionsprogrammen für türkische Mütter mit +3 und jeweils einer mit +2 und +1. Als Gründe dafür werden die erhöhte Vulnerabilität der türkischen Kinder im Vergleich zu ihrer deutschen Gleichaltrigengruppe und die eingeschränkte Erziehungsfunktion der türkisch sozialisierten und kaum deutsch sprechenden Mütter ge-nannt. Sechs der Experten plädieren dafür, derartige Programme flächendeckend zu imple-mentieren (siehe Projektdokumentation: Röhm, S. 175). Zielgruppe 2 Von 1980 bis 1986 sind 16.371 Spätaussiedler aus der ehemaligen UDSSR nach Deutsch-land gekommen. 1993 bis 1995 stieg die Zahl der Zuwanderer steil an und erreichte mit 200.000 zugewanderten Menschen pro Jahr ihren Höhepunkt. Im Jahr 1999 waren es noch 105.000. In den neunziger Jahren wurde die starke Suchtgefährdung dieser Gruppe zuneh-mend deutlich. Russlanddeutsche Jugendliche konsumieren Suchtmittel mit einer ver-gleichsweise hohen Risikobereitschaft und steigen oft direkt in den Konsum von harten Drogen ein. Unter den Drogentoten in Baden-Württemberg machten die Spätaussiedler im Jahr 2000 zwanzig Prozent (55 Todesfälle) aus. Das Suchthilfesystem erreicht diese Migran-tengruppe nicht im gewünschten Maße. Versorgungseinrichtungen der Suchthilfe werden von der Zielgruppe tendenziell abgelehnt (siehe Projektdokumentation: Röhm, S. 127), weil sie mit der Tradition der sowjetischen Zwangspsychiatrie assoziiert werden. Jugendliche Spätaussiedler zeichnen sich durch ein spezifisches Bündel von Risikofaktoren aus: die normalen entwicklungsbedingten Probleme der Pubertät in einem ihnen fremden Land. Die mitgebrachten und die aussiedlungsbedingten Risikofaktoren ( Wechsel der Sprache und des politischen, sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Bezugsrahmens) Identitätskrisen durch massive Kränkungen (siehe Projektdokumenation: Hoeckh, Aykut & Körber, S. 107)

Welchem konzeptionellen Modell lässt sich der Wettbewerbsbeitrag nach seinem Schwerpunkt zuordnen?: 
  • Konzept der Lebenskompetenzförderung
Auf welche Ansatzpunkte beziehen sich die Präventionsmassnahmen?: 
  • Andere, Partizipation der Zielgruppen; interkulturelle und bilinguale Suchtprävention mit Migranten
  • Gemeinde, Zusammenarbeit von Migrantendiensten mit Suchthilfeinstitutionen, Institutionen des Gesundheitswesens, Schulen, Jugendhilfe und Polizei; Beratungs- und Therapieangebote; Inanspruchnahmemöglichkeiten und ihre Voraussetzungen
  • Protektive Faktoren, Eigenes Sucht- und Konsumprofil; Verstärkung der Kommunikations und Hand-lungskompetenzen; Aufzeigen und Entwickeln von Lebens- und Berufsperspektiven; Förderung von Erziehungskompetenzen.
  • Risikofaktoren, Stoffkunde und Wirkungsweisen von Drogen; Sucht und ihr Bedingungsgefüge; Risiko- und Schutzfaktoren; rechtliche Situation bei Drogendelikten und Suchtmittelabhängigkeit
Welche Materialien und Medien kommen zum Einsatz?: 

Video, Wandzeitungen, Fragebogen, Rollenspiele, Phantasiereisen, in vivo und in senso Übungen, erlebnispädagogische Methoden (Segeln, Höhlen- und Nachtwanderungen etc.

Welche Fortbildungsangebote für die Multiplikatoren werden angeboten?: 

siehe unter Punkt 2, S. 5: Schulung von Kursleiterinnen zu Multiplikatorinnen für Suchtprävention

Gibt es eine Zeitplanung für den Wettbewerbsbeitrag?: 

ja, bis zu 3 Jahre