Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Titel des Wettbewerbsbeitrags
Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Einleitende Gedanken
In vielfältigen öffentlichen Debatten und sozialwissenschaftlichen Diskussionen des vergangenen Jahres geriet die Jugend immer wieder in den Mittelpunkt. Von Interesse waren dabei weniger die Lebensumstände und Schwierigkeiten, mit denen sich junge Menschen im Prozess der Persönlichkeitsentwicklung und bei der Bewältigung von Entwicklungsaufgaben konfrontiert sehen, sondern vielmehr die Probleme, die Jugendliche durch ihr Verhalten für ein friedliches Zusammenleben bereiten.
In den öffentlichen Debatten wurde dabei nicht selten der Eindruck erweckt, man habe es mit einer Altersgruppe zu tun, die nichts anderes im Kopf hat, als stehlend, saufend und prügelnd durch die "Lande zu ziehen."
Die Lebenswelt der jungen Menschen verändert sich zunehmend - dies ist nicht ausschließlich zu spüren in Großstädten - mit einiger Verzögerung ist die Entwicklung auch in unsere Stadt eingezogen. Erosion traditioneller sozialer Milieus, die Einschränkung von Bewegungs- und Entfaltungsspielraum im Wohnumfeld, Jugendarbeitslosigkeit, zunehmender Medien -und Fernsehkonsum, Nationalitätenprobleme u. m. bilden den Hintergrund für die immer häufiger zu beobachtenden Probleme Jugendgewalt und Drogenkonsum.
Das pädagogische Konzept
Das aus der Jugendkulturarbeit abgeleitete pädagogische Konzept geht davon aus, dass junge Menschen, die in ihrem Selbstwertgefühl und in ihrer sozialen Kompetenz gestärkt sind und ein Interesse haben, welches sie mit anderen teilen können - in diesem Falle Musik und Tanz - sich selbst und anderen mit positiver Neugier begegnen - und daher auf Drogen als Mittel für Enthemmung und Befriedigung der Abenteuerlust verzichten, da sie selbst aktiv werden können.
Identität und Heimat finden Jugendliche in Jugendszenen und -kulturen. Ihr liebstes Hobby ist Musikhören. Das kreative Potential der Jugendlichen bzw. dessen Aktivierung war Ausgangspunkt für die Projektarbeit. Aus passivem Konsumieren und "Abhängen" wurde aktives und kreatives Gestalten.
Ausgehend davon, das die Wurzeln für Jugendgewalt und Drogenkonsum ähnlich spezifiziert werden, zielt das zu beschreibende Projekt auf beide Problembereiche ab. Diese sind in der Stadt Selm im vergangenen Jahr vermehrt beobachtet worden.
Da das Thema Suchtproblematik in den vergangenen Jahren in den Schulen und Weiterbildungseinrichtungen innerhalb des Stadtgebietes intensiv thematisiert wurde, und die jungen Menschen zu einer Teilnahme an derartigen Projekten nicht mehr motiviert werden konnten, entschied sich die Projektgruppe zu einem Zusammenschluß der beiden Problembereiche Jugendgewalt und Drogenkonsum.
Mit dem Projekttitel Bunt statt Braun konnte daher einer vorzeitigen Ablehnung der Aktion durch die jungen Menschen entgegengewirkt und unbewußt dennoch zum Thema werden (Mitwirkung der Anonymen Drogenberatung Unna e.V., Ginko e.V. bei Projektplanung und Durchführung).
Die Drogenakzeptanz ist bei den Selmer Jugendlichen hoch. Ein immenser Handlungsbedarf aus pädagogischer Sicht ist geboten.
Das Projekt
Die freien Träger der Jugendhilfe, sowie das Jugendamt der Stadt Selm veranstalteten am 30.11.01 eine Auftaktveranstaltung für ein Tanz- und Musikprojekt im Rahmen einer Jugend-Disco-Nacht, unter dem Motto Bunt statt Braun. Dieses Projekt wird sich über einen Zeitraum von 4-6 Monaten erstrecken. Das Bürgerhaus der Stadt Selm im Zentrum war Veranstaltungsort.
Die musikalischen Akzente dieses Abends wurden von Disco-Teams aus den unterschiedlichen Jugendeinrichtungen im Stadtgebiet gesetzt. Sie kümmerten sich selbständig um die Anlage, die Einteilung der jeweiligen Gruppen, die Musikrichtungen.
Als Vorbereitung auf das Projekt bemalte jede Jugendgruppe der unterschiedlichen Träger ein Banner unter dem Motto: Was macht Dein Leben bunt? Die Jugendlichen gestalteten und schmückten so den Veranstaltungsraum.
In separaten Räumen stellten Dozenten Einzelprojekte vor, in die die Jugendlichen reinschnuppern konnten und sich bei Interesse kostenfrei in einen Workshop/Kurs eintragen konnten. Die bereitstehenden Dozenten standen Rede und Antwort zu den bevorstehenden Seminaren.
Nachfolgende Workshops wurden während der Disco-Nacht vorgestellt:
Graffiti
Zwei junge Künstler aus der Graffiti-Szene zeigten Ihr Können während des Abends. Die jungen Menschen konnten sich an einer bereitstehenden Wand ausprobieren und über Tipps, Tricks aber auch gesetzliche Verankerungen zum Thema Graffiti erkundigen. An diesem Abend entstand ein Werk, welches momentan in der Stadtverwaltung Selm ausgestellt wird.
An zwei Wochenenden wird sich der Graffiti-Workshop mit der Erstellung des Bühnenbildes für die Abschlußrevue beschäftigen. An diesem Workshop nehmen ca. 20 Jugendliche teil. Beginn des Workshops ist Ende Januar im städtischen Jugendzentrum.
Tanz-Performance
Die semi-professionelle Tanz-Gruppe Soul II Dance aus der Nachbarstadt Werne präsentierte sich am Abend auf der Bühne.
Der Begründer dieser Tanzgruppe leitet den Tanz-Workshop in den Räumen der katholischen Kirche seit dem 17. Dezember einmal wöchentlich 3 Stunden. 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmer besuchen diesen Workshop und proben eine Tanz-Performance für die Abschlußrevue.
DJ- Workshop
DJ Subway aus der Selmer Großraumdisco Magic 3 gab als ein weiterer Programmpunkt des Abends eine Darbietung zum
Themengebiet scratchen, pixeln u.ä. Inhalt dieses Workshops ist ebenso der richtige Umgang mit dem Mikrophon (Atemübungen, Sprachübungen etc.).
Das Seminar wird Ende Januar in den Räumen der evangelischen Kirche in Selm beginnen. 15 Teilnehmerinnen/Teilnehmer haben sich für diesen Bereich in Listen eingetragen.
Schlagzeug, Keyboard, Gitarre, Bass
In Kooperation mit der städtischen Musikschule wurde es möglich, in unterschiedlichen Räumen des Bürgerhauses an diesem Abend "Schnupperkurse" für die o.a. Musikinstrumente anzubieten. Verschiedene Musiklehrer der Musikschule standen den Jugendlichen mit Rat und Tat zur Seite.
Die jeweiligen Workshops werden Ende Januar in den Räumen der Musikschule beginnen. Zunächst werden sich die Jugendlichen getrennt voneinander mit dem gewünschten Musikinstrument vertraut machen. Im Laufe des Projektes sollen jedoch unterschiedliche "Bands" zusammengestellt werden die bei der Abschlußrevue ihr Können präsentieren. Musikrichtung und Stil sind frei wählbar.
Grundlegend ist die Annahme, das man ohne großartige Technik gemeinsam musizieren kann. Mit Erfolgserlebnissen und viel Lob soll den jungen Menschen die Freude am gemeinsamen Erlebnis Musik nähergebracht werden.
Vocals
Die Erstellung von Liedtexten - welche mit den verschiedenen gegründeten Bands für Songs umgesetzt werden sollen ist den Jugendlichen in diesem Workshop freigestellt. Thematisch ist diese Gruppe nicht gebunden. Eine Dipl.-Pädagogin betreut diesen Workshop einmal die Woche.
Beginn des Workshops ist Ende Januar. Veranstaltungsort ist das städtische Jugendzentrum. Angemeldet haben sich für dieses Seminar derzeit 8 junge Menschen.
Alle diese vorgestellten Einzelprojekte werden zu einer Einheit zusammengefügt und anschließend in Form einer Abschlußveranstaltung präsentiert.
Als wirkungsvoll hat sich auch die Verteilung der unterschiedlichen Workshops auf unterschiedliche Häuser erwiesen. Die Jugendlichen lernen so neue Freizeitmöglichkeiten kennen, die Schwellenangst wird gesenkt.
Die Moderation der Jugend-Disco-Nacht übernahmen Mitarbeiter des Netzwerkes Suchtprävention Unna. Sie stellten die jeweiligen Jugendgruppen vor, die mit der Disco betraut wurden und stellten Fragen über den Zusammenhang von Musik und Drogen.
Ein weiterer Programmpunkt stellte der Verein "Climb everything" aus der Nachbarstadt Lünen dar.
Ein Ausbilder aus dem ortsansässigen Polizeiausbildungsinstitut, der gleichzeitig Begründer dieses Vereins ist, informierte die Besucher/innen der Disco über den Freizeitsport "Klettern" und die Möglichkeiten, die es im Stadtgebiet gibt, um sich diesem Sport zu nähern. Gleichzeitig stellte er sein Seminarangebot vor.
Die Jugendlichen erhielten innerhalb des Bürgerhauses die Möglichkeit "Bungee" zu springen.
Das Situationstheater "Arte flessibile" aus der Nachbarstadt Werne sorgte für eine 10 minütigen Gedankenanstoss zum Thema Jugendgewalt und Drogenkonsum.
Der Verein Ginko e.V. (Gesprächs-Informations-Kontaktzentrum für Suchtvorbeugung in Mühlheim) veranstaltete einen Karaoke Wettbewerb. Interessierten Jugendlichen wurden bestimmte Worte vorgegeben, die mit dem Thema Sucht zu tun hatten. Die Jugendlichen konnten sich ein Lied ihrer Wahl aussuchen, um einen Text mit den vorgegebenen Worten zu dichten. Das Ergebnis wurde präsentiert. 8 junge Mädchen nahmen an dieser Aktion teil.
Zusätzlich richtete der Verein gemeinsam mit dem Jugendamt der Stadt einen Info-Tisch ein.
Informationen über Themen, die die Jugend bewegen (Taschengeld, Drogenaufklärung, Arbeitsschutzgesetze etc.) lagen dort aus. Fragen jeglicher Art wurden beantwortet - Kontakte, auch zu Eltern, geknüpft.
Ein Shuttle-Bus sorgte dafür, das die jungen Menschen sicher zum Veranstaltungsort und auch sicher wieder zurück gelangten. Abfahrzeiten wurden über die örtliche Presse und die Schulen publiziert.
Im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit wurden alle Schulen am Ort, sowie Arbeitskreise und Politiker angeschrieben und zu dieser Veranstaltung eingeladen.
Die Arbeit der einzelnen Arbeitsgruppen, sowie der Abschlussrevue soll mit Hilfe einer Videokamera dokumentiert werden. Schüler und Schülerinnen der Erich-Kästner-Hauptschule sollen im Rahmen einer AG dafür Zeit zur Verfügung gestellt bekommen.
Schirmherrschaft
Die Schirmherrschaft über dieses Projekt übernahm Bürgermeisterin Marie-Lis Coenen, die zum Projektauftakt die begrüßenden Worte sprach.
Am Veranstaltungsabend besuchten uns ebenfalls einige Mitglieder des Jugendhilfeausschusses , um sich über das Projekt und deren Akzeptanz zu informieren. Ein Besuch der Kommunalpolitiker wurde ausdrücklich gewünscht.
Sponsoren
Druckerei Engels |
Werbeplakate |
Schreinerei Kohueshölter |
Holzplatten für Graffitti |
Firma Nückel - Lichtwerbung |
Werbebanner |
Glasbau Wohl |
Farben für Graffitti |
Musikhaus Jellinghaus |
Gitarren- und Bassverleih |
Kooperationspartner
- Kath. Kirchengemeinde St. Stephanus Bork
- Kath. Kirchengemeinde St. Josef Selm
- Kath. Kirchengemeinde St. Ludger Selm
- Evangelische Kirchengemeinde Selm und Bork
- Musikschule Stadt Selm
- Netzwerk Suchtprävention Unna
- Ginko e.V.
- Climb everything Sascha Grosser
- Soul II Dance Andreas Eul
- Arte flessible Werne
- Benjamin Weisheit, Robert Matzke - Sprayer
- DJ Subway - Großraumdisco Magic 3
Fortführung
Um dieses Projekt überhaupt verwirklichen zu können, wurden Gelder aus der Landeszuwendung Kommunen gegen Rechts genutzt. Diese reichten jedoch nur für die Auftaktveranstaltung und die Sicherstellung der Workshops. Die Finanzierung der Abschlußveranstaltung soll über Sponsoren geregelt werden. Eine weitere Landeszuwendung "Kommunen gegen Rechts" gibt es in diesem Jahr nicht.
Die gute Resonanz der Veranstaltung und die Wünsche der jungen Menschen nach Weiterführung der Projektgruppen sprechen für ein weiteres Handeln.
Fragen zum Wettbewerbsbeitrag
- den Einstieg in den Konsum von Suchtmitteln zu verhindern bzw. hinauszuzögern
- den frühzeitigen Ausstieg aus riskanten Konsummustern zu fördern
- einen suchtmittelfreien Lebensstil zu fördern
ja, Die Reduzierung des Drogenkonsums - auch während der Veranstaltung
- Verwaltung
ja, folgendermassen: Die jungen Menschen gestalteten die Auftaktveranstaltung sowie die Vorbereitung des Abends mit jungen Menschen ihrer Geminde/umfeld, in dem sie sich konkret mit der thematik "Jugendgewalt-Drogenkonsum" auseinandersetzten und Ihre Gedanken in Form eines selbstgestalteten Banners mit dem Motto: "Was macht Dein Leben bunt?" für den Raumschmuck zur Verfügung stellten.
Im Rahmen einer Bedarfsermittlung des Sachbereiches "Streetwork" wurde eine auffallend hohe Drogenproblematik der Altersgruppe im Stadtgebiet festgestellt. Die Schulen klagen ebenso über eine vermehrte Auffälligkeit der Altersgruppe in Bezug auf Drogenkonsum.
Es werden untersch. Workshops und Kurseinheiten angeboten, die auf unterschiedliche jugendspezifische Bedürfnisse ansprechen. Die gute Kooperation mit den Schulen vor Ort trägt zur Beteiligung bei.
Jugendspezifische Bedürfnisse wie z.B. das Austesten von Neuem, die Möglichkeit sich selbst darzustellen ohen Angst haben zu müssen, sich zu blamieren, Kreativität entdecken, Musik als jugendspezifisches Definitionsinstrument, Tanz als ausdruck, Mitteilungsbedürfnis.
- Eltern (Mütter/Väter)
- Gleichaltrige / Peers (Schwerpunkt)
nein
- Jugendarbeit und Jugendhilfe (Schwerpunkt)
- Musikszenen und Jugendkultur
- Schulen
- Sonstige Freizeitaktivitäten
- Jugendamt (federführend)
- städtische Musikschule
- andere Vereine
- Freie Träger
- Institutionen bzw. Fachkräfte der Suchtprävention
- Kirchliche Einrichtungen
- Polizei
- Private Spender / Sponsoren
- Schule
- Sonstige
- Interkommunale Zusammenarbeit
- Arbeitsgemeinschaft
- Projektgruppe
2001
2001
offen
ja, Übergreifende Zusammenarbeit und Vernetzung
nein
ja, 2001
ja, In allen Bereichen wird Suchtprävention betrieben (Schulen, Jugendarbeit, Vereinsarbeit) aber dennoch ist ein besorgniserregender Anstieg des Drogenkonsums bei Jugendlichen im Stadtgebiet zu verzeichnen.
- Konzept der Lebenskompetenzförderung
- Gemeinde, offensive Öffentlichkeitsarbeit durch Presse, Medien, Aktions- und Animationstheater auf Plätzen und belebten Strassen, Vorträge.
- Protektive Faktoren, Förderung von Lebenskompetenz, Bewältigung von Alltagskonflikten, Übernahme von Eigenverantwortung
Zum Einsatz kommen neben Videoaufnahmen und der Musik, die erlernt wird auch grafisches Material (Graffiti). Der Tanz als Medium des Ausdrucks, die Sprache als Ausdruck für die Liedtexte, sowie Literatur über Geschichte von Jugendkultur/Bands usw. ist ebenfalls Bestandteil des Projekts.
ja, bis zu 3 Jahre
60