Schwelm

Typ: 
kreisangehörige Stadt/Gemeinde
Einreichende Dienststelle: 
Fachbereich 4/51 (Jugend und Soziales)
Name des Ansprechpartners: 
Herr Klos
Funktion des Ansprechpartners: 
Jugendschutzfachkraft
Straße/Postfach: 
Stadtverwaltung Schwelm, Postfach 740; 58320 Schwelm
Postleitzahl: 
58332
Bundesland: 
Nordrhein-Westfalen
Telefon des Ansprechpartners: 
02336801382
Telefax des Ansprechpartners: 
02336801402
E-Mail des Ansprechpartners: 
klos@schwelm.de
E-Mail der Kommune: 
Internetadresse der Kommune: 
http://www.schwelm.de

Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags

Titel des Wettbewerbsbeitrags

"Das Märchenmobil" - ein Projekt der Primärintervention im Kindergarten- und Grundschulalter

Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags

1. Vorgeschichte und Ausgangslage

Die deutsche Hauptstelle gegen die Suchtgefahren geht von ca. 3 Millionen behandlungsbedürftigen alkoholabhängigen Menschen in Deutschland aus. Hinzu kommen ca. 4-6 Millionen Nikotinabhängige, zwischen 800.000 - 1,3 Millionen Medikamentenabhängige und ca. 150.000 Abhängige illegaler Drogen (Heroin, Kokain, etc.). Die Schätzungen direkt betroffener Kinder und Jugendlicher in Suchtfamilien liegen bei 2-3 Millionen.

Der Bereich Prävention gewinnt zunehmend an Stellenwert. Abschreckungsstrategien und reine Informations- und Aufklärungskampagnen der 60er bis 80er Jahre haben keine positiven Effekte gebracht. Seit einigen Jahren werden verstärkt Anstrengungen im Rahmen einer frühzeitig einsetzenden Primärprävention favorisiert. Bereits im Kindergartenalter können wichtige Weichen gestellt werden, um späterem Suchtverhalten vorzubeugen. Es geht dabei um die Stärkung der jeweiligen Persönlichkeit des Kindes und die Erweiterung seiner Sozialkompetenzen. Kinder werden befähigt, in konfliktbesetzten und gefährdeten Situationen angemessen zu reagieren. Selbstbewusste und eigenständige Kinder sind weniger gefährdet, den Verführungen von Drogen und anderen Süchten zu erliegen.

2. Das Märchenmobil - Ein Projekt der Primärprävention im Kindergarten- und Grundschulalter

Im Rahmen einer frühzeitig angesetzten Suchtprävention geht man von der unstrittigen Tatsache aus, dass die Wurzeln von Sucht und Abhängigkeit bereits im Kindes- und Jugendalter zu suchen sind. Dabei geht es nicht um eine Beschäftigung mit den problematischen Anteilen von Kindern, sondern um eine Weiterentwicklung und Stärkung ihrer vorhandenen Fähigkeiten.

Im Vordergrund der heutigen Erziehung steht oftmals die rational-intellektuelle Förderung des Kindes. Dieses Leistungsstreben finden wir ebenfalls in der Förderung der Kreativität wieder. Auch sie wird von Erwachsenen beobachtet, organisiert, gefördert und schließlich reguliert. Um dieser regulierenden Tendenz entgegenzuwirken, bietet das Medium Märchen den Kindern und Jugendlichen Freiräume zur Entfaltung ihrer Phantasien und Sehnsüchte. Vorläufiges Ziel ist es, die vorhandenen Ressourcen der Kinder und Jugendlichen zu fördern und zu stärken. Sie sollen sich selbst in problematischen Märchensituationen kennen und vertrauen lernen, um aus dieser Erkenntnis heraus innovative und kreative Lösungen zu finden.

Aus spielerisch - distanzierter Auseinandersetzung im Schonraum des Märchens werden Handlungsstrategien entwickelt, die selbstbewusst von den Kindern in die Realität übertragen werden können. Das Märchen wird in der Literatur oft als Seelennahrung definiert. Es spricht ohne Umwege die Wahrnehmungswelt der Kinder und Jugendlichen an, da sie für die Bilder und Symbole besonders empfänglich sind. Gerade bei jüngeren Kindern ist eine außergewöhnliche Nähe zum Märchen zu erkennen. Sie gehen übergangslos von ihrer magisch-fiktiven Welt in die Realität und sind somit in der Lage, Problemlösungen aus der Märchenwelt in ihren Alltag zu übertragen.

Verschiedene Erkenntnisse aus der Entwicklungspsychologie belegen, dass der emotionale Bezug des Kindes zu seiner "magischen Welt" eine große Relevanz für die Entwicklung seiner Beziehungs- und Konfliktbereitschaft aufweist.

Die heutige Lebenswirklichkeit von Kindern zeigt, dass sie häufig mit Belastungen und Ängsten allein gelassen werden. Das Märchen führt das Kind in eine Welt von Bildern und Symbolen (z. B. Einsamkeit oder Angst), die ihm gut bekannt sind. Die menschliche Sehnsucht wird im Märchen mit der zentralen Botschaft erfüllt: "Es wird alles wieder gut!" Durch diese heilende Wirkung in Verbindung mit der direkten Nähe des Erwachsenen, die Schutz und Geborgenheit gibt, wird dem Kind Mut gemacht, beängstigende Szenen durchzustehen und gleichzeitig das Problem mit neuen Lösungsansätzen zu überwinden.

In unserem Projekt "Märchenmobil" wollen wir den Kindern den Erfahrungsschatz mitgeben, dass Probleme überwunden werden können durch die eigenen Gestaltungs-, Handlungs- und Veränderungsfähigkeiten. Es geht um die Vermittlung einer positiven Perspektive, die spielerische Auseinandersetzung mit dem Leben impliziert und Mut und Hoffnung für schwierige Situationen gibt, und Kinder somit die Möglichkeit erhalten, besser gegen Sucht - und Drogenkonsum gewappnet zu sein. Selbstbewusste und eigenständige Kinder sind weniger gefährdet, den Verführungen von Drogen und anderen Süchten zu erliegen.

3. Projektdurchführung

Die beiden wichtigen Bausteine des Projektes sind zum einen ein umgebauter, phantasievoll bemalter Bauwagen, der innen bewusst einfach ausgestattet ist und somit der Kreativität viel Raum lässt und eine berufsgruppenübergreifende Fortbildung zum Märchenpädagogen, die im Zeitraum von August 2000 bis Juli 2001 stattfand.

Das Märchenmobil ist ein umgebauter, neuer, phantasievoll bemalter Bauwagen. Für die äußere Gestaltung konnte eine Hattinger Künstlerin gewonnen werden. Innen ist das Mobil praktikabel mit Schränken, Regalen und einer Sitzecke ausgestattet. Es wirkt dabei nicht überladen, um der Kreativität Raum zu lassen. Große Flügeltüren an der Seite, ein Podest und eine davor aufstellbare Treppe ermöglichen die Nutzung als Bühne bei gutem Wetter. Die Ausbauten wurden von HAZ (Hattingen -Arbeit - Zukunft) durchgeführt.

Ein wichtiges Element des Projektes ist die Fortbildung von 18 beteiligten Fachkräften aus unterschiedlichen Bereichen der Kinder- und Jugendarbeit sowie der Sucht- und Drogenhilfe.

Ausgehend vom interdisziplinären Ansatz ist es unser Anliegen, vor Ort ein Netzwerk zu schaffen, so dass Erfahrungen und Kompetenzen aus unterschiedlichen Fachbereichen genutzt werden können. Der Kursleiter vermittelte in 10 Fortbildungstagen (Projektzeitraum August 2000 bis Juli 2001) theoretische sowie praktische Inhalte aus der Pädagogik, Psychologie und dem Schauspiel (Rollenspiele). Die Teilnehmerinnen lernen den Umgang mit Märchen und Geschichten und den Einsatz des Märchenmobiles unter suchtpräventiven Aspekten. Vor Ort sind die ausgebildeten Pädagogen verantwortlich für das Märchenmobil, so dass sie einerseits als Multiplikatorinnen ihr Wissen den Kolleginnen mitteilen und andererseits für die spielerische Umsetzung und Auseinandersetzung mit Märchen zuständig sind.

Der umgebaute Bauwagen soll ab 2002 durch die beteiligten Städte Schwelm, Ennepetal, Breckerfeld, Hattingen und Sprockhövel touren. Es wurde bewusst ein neuer Wagen speziell für das Märchenmobil angefertigt, um eine Wertschätzung gegenüber dem Projekt deutlich zu machen.

Das Mobil soll als Kommunikationsort für alle Altersstufen (auch für Erwachsenen) bereitstehen, so dass ein lebendiger Austausch und die gemeinsame Auseinandersetzung mit Märchen in einer eigens gestalteten Atmosphäre ermöglicht wird. Primär wollen wir die Altersstufe von 3-14 Jahren ansprechen, aber gleichzeitig soll es auch ein Kommunikationsort für Eltern, Großeltern und eigentlich alle sein, die Interesse haben. Geplant ist, das Märchenmobil 1-2 Wochen an einem Kindergarten / einer Grundschule einzusetzen und soll mit seinem suchtpräventiven Auftrag möglichst viele Menschen erreichen.

4. Wissenschaftliche Begleitung

Eine wissenschaftliche Begleitung, ähnlich wie in dem bereits durchgeführten Zirkusprojekt "Rämmi Dämmi", ist mit einer umliegenden Fachhochschule in Planung.

Fragen zum Wettbewerbsbeitrag

Welche Ziele werden mit dem Wettbewerbsbeitrag angestrebt?: 
  • den Einstieg in den Konsum von Suchtmitteln zu verhindern bzw. hinauszuzögern
  • den frühzeitigen Ausstieg aus riskanten Konsummustern zu fördern
  • einen suchtmittelfreien Lebensstil zu fördern
Gibt es Minimalziele?: 

ja, Frühzeitig spielerisch Lebenskompetenz stärken und Konfliktlösungsstrategien aufzeigen und erweitern

Von wem ist die Initiative für Ihr Präventionsprojekt ausgegangen?: 
  • Caritasverband
Wenn sich Ihr Wettbewerbsbeitrag an Kinder und Jugendliche richtet, wurden dieses Zielgruppen in die Entwicklung des Angebots ei: 

ja, folgendermassen: Durch den Einbezug von LehrerInnen und ErzieherInnen und deren prakt. Erfahrung bei der Konzeptionierung und vorgeschalteten Fortbildung zum Projekt

Welche Gründe waren für die Auswahl der Zielgruppe ausschlaggebend?: 

Bisher wurden jährlich mit den Klassen 6-10 aller Schwelmer Schulen ein Prophylaxeseminar durchgeführt. Neue Erkenntnisse haben ergeben, dass eine Aufklärung bereits in jüngeren Jahren angesetzt werden muss.

Wie wird sichergestellt, dass die Zielgruppe sich beteiligt?: 

An den Vorbereitungen des Projektes waren pädagogische MitarbeiterInnen, die mit dem anzusprechenden Personenkreis arbeiten, beteiligt. Sie gelten als Multiplikatoren.

An welchen Bedürfnissen der Zielgruppe wird angeknüpft?: 

Altersgerechte Umsetzung und kindgerechte Aufarbeitung des Themas. Zielgruppenorientierte Ausgestaltung der Inhalte.

Wenn der Wettbewerbsbeitrag sich an Multiplikatoren richtet, welche sind das?: 
  • Eltern (Mütter/Väter)
  • Erzieher / Erzieherinnen (Schwerpunkt)
  • Jugendarbeiter / Jugendarbeiterinnen
  • Lehrer / Lehrerinnen
  • Sozialarbeiter / Sozialarbeiterinnen
  • Sozialpädagogen / Sozialpädagoginnen
Zielt der Wettbewerbsbeitrag auf spezielle Substanzen? : 

nein

Auf welche Handlungsfelder der kommunalen Suchtprävention zielt der Wettbewerbsbeitrag?: 
  • Jugendarbeit und Jugendhilfe
  • Kindergärten und Kindertagesstätten (Schwerpunkt)
  • Schulen
  • Sonstige Freizeitaktivitäten
Welche Ämter/Dienstellen der Stadtverwaltung kooperieren in Ihrem Wettbewerbsbeitrag?: 
  • Jugendamt (federführend)
Welche Institutionen/Akteure ausserhalb der Verwaltung sind darüber hinaus in die Organisationsstruktur Ihres Wettbewerbsbeitrag: 
  • Freie Träger
  • Institutionen bzw. Fachkräfte der Suchtprävention
  • Kindergärten / Kindertagesstätten
  • Kirchliche Einrichtungen
  • Schule
Welche überörtlichen Institutionen/Akteure sind in die Organisationsstruktur Ihres Wettbewerbsbeitrags eingebunden? : 
  • Caritasverband
  • Interkommunale Zusammenarbeit
Wie ist die Zusammenarbeit geregelt?: 
  • Fallweise Kooperation im Bedarfsfall
  • Projektgruppe
In welchem Jahr wurde mit der Entwicklung Ihres Wettbewerbsbeitrags begonnen?: 

2000

Seit wann ist besteht sein Angebot in der Praxis?: 

2002

Die Finanzierung in den kommenden vier Jahren ist:: 

gesichert

Setzen Sie in Ihrem Beitrag Verfahren der Suchtprävention ein, die in Ihrer Kommune neu sind?: 

ja, Neu ist der interdiszplinäre Ansatz, der die Erfahrungen aus verschiedenen Arbeitsgebieten für alle nutzbar macht und die praktische Zusammenarbeit und Ausführung vor Ort fördert.

Sprechen Sie mit Ihrem Beitrag in Ihrer Kommune neue Zielgruppen der Suchtprävention an?: 

ja, Kindergärten und Vorschulerziehung

Welche anderen Neuerungen der Suchtprävention in Ihrer Kommune enthält der Wettbewerbsbeitrag darüber hinaus? : 

Beginn der Präventionsarbeit in dieser Altersgruppe und gemeinsame Konzeption und Schulung zum zum "Märchenpädagogen" durch Mitarbeiter versch. Berufsgruppen.

Gibt es eine schriftliche Konzeption der Suchtprävention in Ihrer Kommune?: 

ja, 2001

Sind eigene Bedarfserhebungen für die Bestimmung der Zielgruppe der Suchtpävention angefertigt worden?: 

nein

Welchem konzeptionellen Modell lässt sich der Wettbewerbsbeitrag nach seinem Schwerpunkt zuordnen?: 
  • Förderung von Alternativen zum Substanzmissbrauch
  • Informationsvermittlung
  • Konzept der Gesundheitsförderung
  • Konzept der Lebenskompetenzförderung
  • Konzept des sozialen Lernens
Auf welche Ansatzpunkte beziehen sich die Präventionsmassnahmen?: 
  • Gemeinde, folgt aus Gesamtkonzept; Vernetzung
  • Protektive Faktoren, Konfliktlösungen, Lebenskomopetenförderung
Welche Materialien und Medien kommen zum Einsatz?: 

Märchenmobil: Künstlerisch gestalteter Bauwagen ausgestattet mit Bühne, Schminke, Kostümen etc. Dokumentation in Foto und Schrift

Welche Fortbildungsangebote für die Multiplikatoren werden angeboten?: 

Ausbildung zum Märchenpädagogen und Supervisionsgruppe

Gibt es eine Zeitplanung für den Wettbewerbsbeitrag?: 

ja, 3 Jahre und mehr