Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Titel des Wettbewerbsbeitrags
Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
1. Vorgeschichte und Ausgangslage
Die deutsche Hauptstelle gegen die Suchtgefahren geht von ca. 3 Millionen behandlungsbedürftigen alkoholabhängigen Menschen in Deutschland aus. Hinzu kommen ca. 4-6 Millionen Nikotinabhängige, zwischen 800.000 - 1,3 Millionen Medikamentenabhängige und ca. 150.000 Abhängige illegaler Drogen (Heroin, Kokain, etc.). Die Schätzungen direkt betroffener Kinder und Jugendlicher in Suchtfamilien liegen bei 2-3 Millionen.
Der Bereich Prävention gewinnt zunehmend an Stellenwert. Abschreckungsstrategien und reine Informations- und Aufklärungskampagnen der 60er bis 80er Jahre haben keine positiven Effekte gebracht. Seit einigen Jahren werden verstärkt Anstrengungen im Rahmen einer frühzeitig einsetzenden Primärprävention favorisiert. Bereits im Kindergartenalter können wichtige Weichen gestellt werden, um späterem Suchtverhalten vorzubeugen. Es geht dabei um die Stärkung der jeweiligen Persönlichkeit des Kindes und die Erweiterung seiner Sozialkompetenzen. Kinder werden befähigt, in konfliktbesetzten und gefährdeten Situationen angemessen zu reagieren. Selbstbewusste und eigenständige Kinder sind weniger gefährdet, den Verführungen von Drogen und anderen Süchten zu erliegen.
2. Das Märchenmobil - Ein Projekt der Primärprävention im Kindergarten- und Grundschulalter
Im Rahmen einer frühzeitig angesetzten Suchtprävention geht man von der unstrittigen Tatsache aus, dass die Wurzeln von Sucht und Abhängigkeit bereits im Kindes- und Jugendalter zu suchen sind. Dabei geht es nicht um eine Beschäftigung mit den problematischen Anteilen von Kindern, sondern um eine Weiterentwicklung und Stärkung ihrer vorhandenen Fähigkeiten.
Im Vordergrund der heutigen Erziehung steht oftmals die rational-intellektuelle Förderung des Kindes. Dieses Leistungsstreben finden wir ebenfalls in der Förderung der Kreativität wieder. Auch sie wird von Erwachsenen beobachtet, organisiert, gefördert und schließlich reguliert. Um dieser regulierenden Tendenz entgegenzuwirken, bietet das Medium Märchen den Kindern und Jugendlichen Freiräume zur Entfaltung ihrer Phantasien und Sehnsüchte. Vorläufiges Ziel ist es, die vorhandenen Ressourcen der Kinder und Jugendlichen zu fördern und zu stärken. Sie sollen sich selbst in problematischen Märchensituationen kennen und vertrauen lernen, um aus dieser Erkenntnis heraus innovative und kreative Lösungen zu finden.
Aus spielerisch - distanzierter Auseinandersetzung im Schonraum des Märchens werden Handlungsstrategien entwickelt, die selbstbewusst von den Kindern in die Realität übertragen werden können. Das Märchen wird in der Literatur oft als Seelennahrung definiert. Es spricht ohne Umwege die Wahrnehmungswelt der Kinder und Jugendlichen an, da sie für die Bilder und Symbole besonders empfänglich sind. Gerade bei jüngeren Kindern ist eine außergewöhnliche Nähe zum Märchen zu erkennen. Sie gehen übergangslos von ihrer magisch-fiktiven Welt in die Realität und sind somit in der Lage, Problemlösungen aus der Märchenwelt in ihren Alltag zu übertragen.
Verschiedene Erkenntnisse aus der Entwicklungspsychologie belegen, dass der emotionale Bezug des Kindes zu seiner "magischen Welt" eine große Relevanz für die Entwicklung seiner Beziehungs- und Konfliktbereitschaft aufweist.
Die heutige Lebenswirklichkeit von Kindern zeigt, dass sie häufig mit Belastungen und Ängsten allein gelassen werden. Das Märchen führt das Kind in eine Welt von Bildern und Symbolen (z. B. Einsamkeit oder Angst), die ihm gut bekannt sind. Die menschliche Sehnsucht wird im Märchen mit der zentralen Botschaft erfüllt: "Es wird alles wieder gut!" Durch diese heilende Wirkung in Verbindung mit der direkten Nähe des Erwachsenen, die Schutz und Geborgenheit gibt, wird dem Kind Mut gemacht, beängstigende Szenen durchzustehen und gleichzeitig das Problem mit neuen Lösungsansätzen zu überwinden.
In unserem Projekt "Märchenmobil" wollen wir den Kindern den Erfahrungsschatz mitgeben, dass Probleme überwunden werden können durch die eigenen Gestaltungs-, Handlungs- und Veränderungsfähigkeiten. Es geht um die Vermittlung einer positiven Perspektive, die spielerische Auseinandersetzung mit dem Leben impliziert und Mut und Hoffnung für schwierige Situationen gibt, und Kinder somit die Möglichkeit erhalten, besser gegen Sucht - und Drogenkonsum gewappnet zu sein. Selbstbewusste und eigenständige Kinder sind weniger gefährdet, den Verführungen von Drogen und anderen Süchten zu erliegen.
3. Projektdurchführung
Die beiden wichtigen Bausteine des Projektes sind zum einen ein umgebauter, phantasievoll bemalter Bauwagen, der innen bewusst einfach ausgestattet ist und somit der Kreativität viel Raum lässt und eine berufsgruppenübergreifende Fortbildung zum Märchenpädagogen, die im Zeitraum von August 2000 bis Juli 2001 stattfand.
Das Märchenmobil ist ein umgebauter, neuer, phantasievoll bemalter Bauwagen. Für die äußere Gestaltung konnte eine Hattinger Künstlerin gewonnen werden. Innen ist das Mobil praktikabel mit Schränken, Regalen und einer Sitzecke ausgestattet. Es wirkt dabei nicht überladen, um der Kreativität Raum zu lassen. Große Flügeltüren an der Seite, ein Podest und eine davor aufstellbare Treppe ermöglichen die Nutzung als Bühne bei gutem Wetter. Die Ausbauten wurden von HAZ (Hattingen -Arbeit - Zukunft) durchgeführt.
Ein wichtiges Element des Projektes ist die Fortbildung von 18 beteiligten Fachkräften aus unterschiedlichen Bereichen der Kinder- und Jugendarbeit sowie der Sucht- und Drogenhilfe.
Ausgehend vom interdisziplinären Ansatz ist es unser Anliegen, vor Ort ein Netzwerk zu schaffen, so dass Erfahrungen und Kompetenzen aus unterschiedlichen Fachbereichen genutzt werden können. Der Kursleiter vermittelte in 10 Fortbildungstagen (Projektzeitraum August 2000 bis Juli 2001) theoretische sowie praktische Inhalte aus der Pädagogik, Psychologie und dem Schauspiel (Rollenspiele). Die Teilnehmerinnen lernen den Umgang mit Märchen und Geschichten und den Einsatz des Märchenmobiles unter suchtpräventiven Aspekten. Vor Ort sind die ausgebildeten Pädagogen verantwortlich für das Märchenmobil, so dass sie einerseits als Multiplikatorinnen ihr Wissen den Kolleginnen mitteilen und andererseits für die spielerische Umsetzung und Auseinandersetzung mit Märchen zuständig sind.
Der umgebaute Bauwagen soll ab 2002 durch die beteiligten Städte Schwelm, Ennepetal, Breckerfeld, Hattingen und Sprockhövel touren. Es wurde bewusst ein neuer Wagen speziell für das Märchenmobil angefertigt, um eine Wertschätzung gegenüber dem Projekt deutlich zu machen.
Das Mobil soll als Kommunikationsort für alle Altersstufen (auch für Erwachsenen) bereitstehen, so dass ein lebendiger Austausch und die gemeinsame Auseinandersetzung mit Märchen in einer eigens gestalteten Atmosphäre ermöglicht wird. Primär wollen wir die Altersstufe von 3-14 Jahren ansprechen, aber gleichzeitig soll es auch ein Kommunikationsort für Eltern, Großeltern und eigentlich alle sein, die Interesse haben. Geplant ist, das Märchenmobil 1-2 Wochen an einem Kindergarten / einer Grundschule einzusetzen und soll mit seinem suchtpräventiven Auftrag möglichst viele Menschen erreichen.
4. Wissenschaftliche Begleitung
Eine wissenschaftliche Begleitung, ähnlich wie in dem bereits durchgeführten Zirkusprojekt "Rämmi Dämmi", ist mit einer umliegenden Fachhochschule in Planung.
Fragen zum Wettbewerbsbeitrag
- den Einstieg in den Konsum von Suchtmitteln zu verhindern bzw. hinauszuzögern
- den frühzeitigen Ausstieg aus riskanten Konsummustern zu fördern
- einen suchtmittelfreien Lebensstil zu fördern
ja, Frühzeitig spielerisch Lebenskompetenz stärken und Konfliktlösungsstrategien aufzeigen und erweitern
- Caritasverband
ja, folgendermassen: Durch den Einbezug von LehrerInnen und ErzieherInnen und deren prakt. Erfahrung bei der Konzeptionierung und vorgeschalteten Fortbildung zum Projekt
Bisher wurden jährlich mit den Klassen 6-10 aller Schwelmer Schulen ein Prophylaxeseminar durchgeführt. Neue Erkenntnisse haben ergeben, dass eine Aufklärung bereits in jüngeren Jahren angesetzt werden muss.
An den Vorbereitungen des Projektes waren pädagogische MitarbeiterInnen, die mit dem anzusprechenden Personenkreis arbeiten, beteiligt. Sie gelten als Multiplikatoren.
Altersgerechte Umsetzung und kindgerechte Aufarbeitung des Themas. Zielgruppenorientierte Ausgestaltung der Inhalte.
- Eltern (Mütter/Väter)
- Erzieher / Erzieherinnen (Schwerpunkt)
- Jugendarbeiter / Jugendarbeiterinnen
- Lehrer / Lehrerinnen
- Sozialarbeiter / Sozialarbeiterinnen
- Sozialpädagogen / Sozialpädagoginnen
nein
- Jugendarbeit und Jugendhilfe
- Kindergärten und Kindertagesstätten (Schwerpunkt)
- Schulen
- Sonstige Freizeitaktivitäten
- Jugendamt (federführend)
- Freie Träger
- Institutionen bzw. Fachkräfte der Suchtprävention
- Kindergärten / Kindertagesstätten
- Kirchliche Einrichtungen
- Schule
- Caritasverband
- Interkommunale Zusammenarbeit
- Fallweise Kooperation im Bedarfsfall
- Projektgruppe
2000
2002
gesichert
ja, Neu ist der interdiszplinäre Ansatz, der die Erfahrungen aus verschiedenen Arbeitsgebieten für alle nutzbar macht und die praktische Zusammenarbeit und Ausführung vor Ort fördert.
ja, Kindergärten und Vorschulerziehung
Beginn der Präventionsarbeit in dieser Altersgruppe und gemeinsame Konzeption und Schulung zum zum "Märchenpädagogen" durch Mitarbeiter versch. Berufsgruppen.
ja, 2001
nein
- Förderung von Alternativen zum Substanzmissbrauch
- Informationsvermittlung
- Konzept der Gesundheitsförderung
- Konzept der Lebenskompetenzförderung
- Konzept des sozialen Lernens
- Gemeinde, folgt aus Gesamtkonzept; Vernetzung
- Protektive Faktoren, Konfliktlösungen, Lebenskomopetenförderung
Märchenmobil: Künstlerisch gestalteter Bauwagen ausgestattet mit Bühne, Schminke, Kostümen etc. Dokumentation in Foto und Schrift
Ausbildung zum Märchenpädagogen und Supervisionsgruppe
ja, 3 Jahre und mehr