Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Titel des Wettbewerbsbeitrags
Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
1. Präventionsgrundsätze unter Berücksichtigunggeschlechtsspezifischer Besonderheiten
Die qualitativen Standards für eine zeitgemäße und effektive Konzeption der Suchtprävention haben sich in den letzten Jahren tiefgreifend verändert.
Davor (70-er Jahre) reduzierte sich Suchtprävention auf die Wirkungen und Risiken der illegalen Drogen. In ihrem Verführungs- und Abhängigkeitspotential glaubte man, den Kern der Rauschmittelproblematik gefunden zu haben.
Erst später erhielt Prävention einen insgesamt höheren Stellenwert im Gesamtspektrum der Suchtkrankenhilfe und auch der Jugendhilfe. Gleichzeitig setzte sich zu diesem Zeitpunkt die Erkenntnis durch, dass man von der reinen Symptombehandlung Abschied nehmen müsse und die Erarbeitung eines umfassenden ursachenorientierten Ansatzes zu einer dringenden Notwendigkeit für die Begrenzung der wachsenden Rauschmittelproblematik geworden war. Erst in dieser späten Phase der Entwicklung suchtpräventiver Strategien wurden die Ursachen des selbstriskanten Umgangs mit Rauschmitteln und abhängigkeitsfördernden Verhaltensweisen in die Planung der einzelnen Maßnahmen und Veranstaltungen einbezogen. Die ursachenorientierte Prävention stellt von daher einen verhältnismäßig neuen Ansatz dar, der sich in Gestalt einer Vielzahl von Einzelmaßnahmen noch in einem Experimentierstadium befindet.
In den neunziger Jahren setzte sich die Erkenntnis durch, dass Mädchen und Jungen aus unterschiedlichen Beweggründen heraus auch unterschiedliche Abhängigkeitsformen entwickeln und/oder unterschiedliche Drogen konsumieren. Unterschiedliche Konsummuster und Beweggründe erfordern auch jeweils angepasste Präventionsstrategien, so dass die geschlechtsspezifische Durchführung von Präventionsprojekten in zunehmendem Maße eine fachliche Notwendigkeit darstellt. Nicht nur die unterschiedlichen Zugänge zu abhängigkeitsfördernden Substanzen und/oder Verhaltensweisen, sondern auch die Qualität der Mitarbeit im Projekt seitens der Jugendlichen machen eine geschlechtsdifferenzierte Herangehensweise unumgänglich.
Der ursachenorientierte Ansatz basiert auf einem multifaktoriellen und dynamischen Verständnis von Rauschmittelabhängigkeit sowie auch stoffungebundenen Abhängigkeitsformen (Spielsucht, Essstörungen etc.).
Die komplexen Entstehungsbedingungen von Suchterkrankungen lassen sich drei Ebenen zuordnen (Trias-Modell), die sich gegenseitig in verstärkender, aber auch abschwächender Weise beeinflussen: den Ebenen "Person" (genetische und biographische Persönlichkeitsmerkmale), "Umwelt" (allgemeine Lebensbedingungen, wie Wohnsituation, berufliche Perspektiven, Ausbildung etc.) und "Droge" (Art der Drogen, Konsummuster, Abstinenzintervalle etc.). Das Trias-Modell stellt keinen stringenten und abgeschlossenen Erklärungsansatz von Suchterkrankungen dar, sondern sollte als Einordnungszusammenhang einer wachsenden Zahl von Einzelbefunden begriffen werden. Dieser Erklärungsansatz stellt eine Weiterentwicklung dar, weil nunmehr die Personen mit ihren divergierenden Bedürfnissen und Konflikten ins Zentrum der Präventionsarbeit rücken und die alte Fixierung auf das jeweilige Suchtmittel überwunden werden kann.
Mit Bezug auf die Leitlinien zur Präventionsarbeit des Nds. Sozialministeriums (vgl. Erlass vom 25.06.1991)lässt sich Suchtmittelabhängigkeit als destruktiver Umgang mit existentiellen Bedürfnissen und latenten Belastungen bestimmen. Der Prozess einer Abhängigkeitsentwicklung (Konsum, Gewöhnung, Missbrauch und Abhängigkeit) zeigt immer auch Elemente eines Selbstheilungsversuches in der misslungenen Suche nach Geborgenheit, Anerkennung, Sinnhaftigkeit und Entlastung von Spannungen und Leere. Unabhängig von dem schillernden Spektrum seiner Erscheinungsformen stellt der missbräuchliche Umgang mit legalen wie illegalen Drogen eine spezifische und problematische Form der Lebensbewältigung dar, eine "im gesellschaftlichen Normalitätsspektrum liegende Ausdrucksform der individuellen Verarbeitung der Lebensrealität ..." (Hurrelmann).
Einen Aspekt der problematischen Form von Lebensbewältigung stellt z.B. Drogenkonsum schon deshalb dar, weil damit immer auch das Risiko einer Blockierung der Persönlichkeitsentwicklung, der gesundheitlichen Schädigung und das Risiko einer Abhängigkeitsentwicklung verbunden ist. Der Grad zwischen Gebrauch und Missbrauch, zwischen kontrolliertem und unkontrolliertem Konsum ist allemal sehr schmal, was natürlich sowohl für illegale als auch für legale Drogen zutrifft.
Andererseits muss man sich auch deutlich machen, dass der Konsum von legalen Rauschmitteln ein durchaus normales Verhalten von Jugendlichen und Erwachsenen darstellt, insoweit, als unsere Gesellschaft diese Substanzen als Mittel der Persönlichkeitsdarstellung zulässt, und z. T. auch fördert. Ein angemessener und kontrollierter Umgang mit diesen legalen Rauschmitteln gehört heute mit zu den wichtigsten Entwicklungsaufgaben junger Menschen, denen man nicht mit unglaubwürdigen Abstinenzpostulaten gerecht werden kann.
Die Präventionsangebote richten sich in erster Linie an Personen, bei denen noch keine Abhängigkeitstendenzen vorliegen. In dieser Hinsicht ist suchtpräventive Arbeit vor allem primärpräventiv ausgerichtet im Gegensatz zu sekundärpräventiven Angeboten, die auf bereits vorliegende Gefährdungslagen und ein ausgeprägtes Missbrauchsverhalten reagiert und tertiärpräventiven Maßnahmen, die Angebote in Abhängigkeits- und Rückfallsituationen bereitstellen.
Ursachenorientierte Prävention geht insoweit über frühere Ansätze hinaus, als nun mehr sowohl die Ursachen eines Missbrauchsverhaltens als auch mögliche protektive Faktoren gegenüber einer Suchterkrankung in der konkreten Praxis Berücksichtigung finden.
Die Präventionsmaßnahmen setzen unter gleichzeitiger Berücksichtigung jugendlicher Suchbewegungen an den Hauptrisiken für den missbräuchlichen Umgang mit stoffgebundenen und stoffungebundenen Suchtmitteln an, die sich in vier Problembereiche gruppieren lassen:
- Probleme, die sich aus der Konfrontation mit Leistungsanforderungen in Schule, Ausbildung und Beruf ergeben,
- Probleme der sozialen Isolation und Randständigkeit, des Mangels an Anerkennung und sozialer Integration,
- Orientierungsprobleme in einer immer komplexer werdenden Welt, die Sinngebung und Wertorientierung vor allem für junge Menschen schwierig macht sowie
- Probleme aufgrund des sich verschlechternden sozioökonomischen Status in bezug auf die Sozialisationsbedingungen und die damit verbundenen Ressourcen.
Ursachenorientierte Suchtprävention ist eingebettet in den Gesamtzusammenhang einer lebensbejahenden Konzeption der Gesundheitserziehung und Gesundheitsförderung. In diesem weit gesteckten Rahmen kommt der Thematisierung von Formen und Stilen der Lebensgestaltung eine besondere Bedeutung zu.
Ein ursachenorientiertes Konzept der Suchtprävention lässt sich hinsichtlich der Ermittlung möglicher Schutzfunktionen von der Erkenntnis leiten, dass bei seelisch stabilen Personen das Risiko einer Suchterkrankung wesentlich geringer ist. Von daher zielt der Ansatz darauf ab, die Persönlichkeit zu stärken und Lebenskompetenzen zu fördern. Die Aufklärung und Information über relevante Aspekte der Rauschmittelproblematik wird als Ergänzung dieser grundsätzlichen Aufgabe begriffen. Hierbei beschränkt sich die Intention nicht darauf, negative Einstellungen gegenüber einem missbräuchlichen Umgang mit Rauschmitteln aufzubauen, sondern schließt die Hervorhebung der positiven Effekte einer auf kontrollierten Umgang ausgerichteten Lebensweise ein.
Das Credo eines ursachenorientierten Ansatzes der Suchtprävention formuliert K. Hurrelmann mit folgenden Worten:
"Jugendliche mit einem positiven Selbstwertgefühl, mit einer guten Leistungsbereitschaft in der Schule, mit aktiver Beteiligung an der Schulkultur, mit befriedigenden schulischen Leistungsergebnissen, guter Einbindung in Freundschafts- und Gleichaltrigengruppen, guten partnerschaftlichen Beziehungen zu den Eltern, befriedigenden materiellen Ressourcen, ausreichenden Möglichkeiten der Diskussion weltanschaulicher, ethischer und politischer Probleme, ausreichenden Kompetenzen der Bewältigung von Alltagsproblemen und konstruktiven Perspektiven für die weitere Lebensgestaltung sind viel weniger in Gefahr, legale oder illegale Drogen zu konsumieren als Jugendliche, bei denen diese Merkmale nicht gegeben sind."
(K. Hurrelmann, Suchtprävention - Grundlagen, Konzepte und Erfahrungen, in: Dokumentation der 1. Dortmunder Präventionskonferenz, Dortmund 1992)
Das Zitat macht deutlich, dass ein zeitgemäßes Konzept der Suchtprävention den Versuch machen sollte, personenbezogene mit kontextbezogenen Maßnahmen zu verbinden. Wir sprechen hier auch von verhaltens- und verhältnisbezogenen Elementen der Präventionsarbeit.
Die personenbezogenen Schritte der Suchtprävention zielen prinzipiell auf die Stärkung der Persönlichkeit und die Entwicklung sozialer und individueller Kompetenzen zur Bewältigung von Entwicklungsaufgaben. Dies kann im einzelnen folgende Aspekte umfassen:
- Stärkung der Selbstsicherheit/des Selbstwertgefühls
- höherer Grad an Bewusstheit gegenüber eigenen Bedürfnissen und Gefühlen
- Erhöhung der Frustrationstoleranz
- Entwicklung der Genussfähigkeit
- Förderung der Kontakt- und Konfliktfähigkeit
- Förderung der Entscheidungsfähigkeit
Kontext- oder verhältnisbezogene Maßnahmen haben suchtfördernde Strukturen und Bedingungen in den unterschiedlichen Lebensbereichen der Menschen zum Inhalt. Unter suchterzeugenden Bedingungen lassen sich all jene Problemlagen und Defizite subsumieren, die eine stabile und konfliktfähige Persönlichkeitsentwicklung gefährden.
Folgende Bereiche sind in diesem Zusammenhang von entscheidender Bedeutung:
Familie, Kinderbetreuungseinrichtungen, Schulen, Arbeitsplätze und Jugendeinrichtungen. Ohne eine positive Einflussnahme auf die bekannten Probleme und Defizite in diesen Bereichen wird langfristig keine effektive Suchtprävention möglich sein.
Suchtprävention impliziert eine geschlechtsspezifische Differenzierung als Notwendigkeit. Frühere Präventionsansätze blendeten aber häufig aus, dass es entwicklungsbedingt z.B. unterschiedliche Konsummuster bei Mädchen und Jungen gibt. So greifen Mädchen eher zu legalen als zu illegalen Drogen. Eine Ausnahme besteht bei den Anhängern der Techno-Kultur, wo Ecstasy gleichermaßen von Mädchen und Jungen konsumiert wird.
Der Suchtmittelkonsum und -missbrauch bei Jungen resultiert u.a. aus den Anforderungen der Männerrolle in Form einer vermeintlichen Lösungsstrategie bezogen auf den Umgang mit den Spannungen und Widersprüchen von männlicher Identitätsbildung. Daher ist eine Auseinandersetzung mit den Themen Männlichkeit, Mann-Werden und Männerrolle sowohl Methode als auch Inhalt und Ziel einer jungenspezifischen Suchtprävention, so, wie das Erlernen und Erleben von Konfliktlösungsstrategien die Alternativen zum Suchtmittelkonsum darstellen. (Forschung und Praxis der Gesundheitsförderung, Band 2: Geschlechtsbezogene Suchtprävention, Hrsg.: BZgA)
In der weiblichen Sozialisation sind die Verursacher für einen Suchtmittelkonsum bzw. -missbrauch eher die strukturellen Entwicklungsdefizite, während die Defizite bei den Jungen woanders liegen, nämlich eher im Bereich der Wahrnehmung und Integration emotionaler Persönlichkeitsanteile in das Selbstbild und -verständnis als Mann und im Bereich der sozialen und emotionalen Kompetenzen. In diesem Zusammenhang geht es um die "Fähigkeit, Gefühle sowohl wahrzunehmen wie auch auszudrücken, individuelle soziale Abhängigkeiten zu erkennen, einmal angenommene soziale Rollen zu hinterfragen und sich u.U. kritisch davon zu distanzieren, sich in die Erwartungen des sozialen Gegenübers einzufühlen und auf diese einzugehen sowie die eigenen Bedürfnisse und Interessen anderen gegenüber angemessen darstellen zu können"(Hallmann 1990, 214).
Aber es sind in der Regel eher die alltäglichen (Sucht)-stoffe, die von Mädchen genommen werden. Von daher ist ein Missbrauch dieser Stoffe auch schwieriger zu entdecken und zu erfassen. Ein Abgleiten in Sucht und Abhängigkeit verläuft dementsprechend meist unauffälliger. Gewaltszenen oder Kontrollverluste sind eher selten.
Während Jungen überwiegend zu den "klassischen" legalen (Tabak, Alkohol) und illegalen (Cannabis-Produkte, Opiate, Amphetamine, Halluzinogene) Drogen greifen, so konsumieren Mädchen diese Suchtmittel zu einem je nach Suchtmittel geringen bis gleichwertigen prozentualen Anteil, greifen aber eher zu Medikamenten, leiden öfter unter Essstörungen sowie anderen seelischen und psychischen Abhängigkeitssymptomen.
Ein weiterer wichtiger Unterschied zeigt sich häufig bei Mädchen und Jungen in der Schwierigkeit, sich mit dem eigenen Körper zu identifizieren. Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper korreliert bei Mädchen mit der Gefährdung für Essstörungen wie Bulimie und Anorexie und bei Jungen mit der Fixierung auf einen muskulösen und durchtrainierten Körper verbunden mit dem riskanten Umgang mit Anabolika und Trainingsgeräten.
Bei Mädchen ist ein deutlicher Zusammenhang zwischen ihrem körperlichen Befinden und ihrem Selbstvertrauen festzustellen. Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper geht einher mit geringem Selbstwertgefühl und einem Mangel an Wahrnehmung der eigenen Bedürfnisse.
Bei diesen nur kurz skizzierten unterschiedlichen Konsummustern und ursächlichen Bedingungen bei Mädchen und Jungen muss sich eine ursachenorientierte und geschlechtsspezifische Prävention die Frage der relevanten Gefährdungsfaktoren von Mädchen und Jungen stellen. Themen, wie Geschlechtsrollenidentität, innerfamiliäre Situation und Position von Mädchen und Jungen, Fragen der Sexualität, Partnerbeziehungen und Situation im schulischen Bereich sollten in für Mädchen und Jungen geschaffenen Freiräumen mit ihnen kontinuierlich und phantasievoll bearbeitet werden.
Allgemeine Ziele einer geschlechtsspezifischen Suchtprävention können dahingehend formuliert werden, dass im ganzheitlichen Sinne
- suchtfördernde Rollenerwartungen und Geschlechtsrollenbilder abgebaut und
- Selbst- und Bedürfniswahrnehmung sowie Durchsetzungs- und Abgrenzungsfähigkeit gefördert werden.
Ganzheitliche Prävention heißt in diesem Zusammenhang, dass suchtvorbeugende Maßnahmen im Rahmen pädagogischer und gesundheitserzieherischer Interventionen die gesamte Lebensspanne vom Kleinkindalter bis zum späten Erwachsenenalter umfassen und somit einen nahezu lebenslangen Lernprozess bilden.
Dabei kommt dem Aufbau von Kompetenzen zur Bewältigung von Lebenssituationen eine große Bedeutung zu.
Dazu gehören die Förderung
- der kommunikativen Kompetenz als der Fähigkeit zu sachbezogener und vernünftiger Verständigung,
- der kognitiven Kompetenz als der Fähigkeit, kritisch zu denken und zu urteilen,
- der sozialen Kompetenz als der Fähigkeit, Sozialbeziehungen einzugehen und in bezug auf seine Mitmenschen sozial zu handeln,
- der moralischen Kompetenz als der Fähigkeit zu reflektiertem und verantwortlichem Handeln und
- der Genusskompetenz als der Fähigkeit zum bewussten, kritischen, aber auch lustbetonten Umgang mit Konsumangeboten.
2. Projektbeschreibung
Das Projekt SpidS - Suchtprävention in der Schule basiert auf einem multifaktoriellen und dynamischen Verständnis von Rauschmittelabhängigkeit, dass auch stoffungebundene Abhängigkeitsformen (Spielsucht, Essstörungen, etc.) einbezieht. Unter Suchtmittelabhängigkeit verstehen wir - wie in den Präventionsgrundsätzen (siehe oben) bereits erwähnt - den destruktiven Umgang mit existenziellen Bedürfnissen und latenten Belastungen. Deshalb zielt unser Ansatz darauf ab, die Persönlichkeit zu stärken und Lebenskompetenzen zu fördern. Aufklärende Informationen über relevante Aspekte von Suchtproblematiken werden ergänzend vermittelt.
Wir wollen junge Menschen bei ihrer wichtigen Entwicklungsaufgabe unterstützen, zu einem angemessenen und kontrollierten Umgang mit legalen Rauschmitteln zu gelangen, den Gebrauch von illegalen Drogen kritisch zu hinterfragen und sich die Gefährdungspotentiale stoffungebundener Abhängigkeitsformen bewusst zu machen. Um den Bedürfnissen unserer Zielgruppe (7. Klassen der Allgemeinbildenden Schulen) gerecht werden zu können, ist eine geschlechtsspezifische Herangehensweise erforderlich. Jungen und Mädchen befinden sich in der Pubertät, haben unterschiedliche Entwicklungsaufgaben zu meistern, entwickeln unterschiedliche Konsummuster und bedürfen eines Raumes, in dem sie sich unter ihresgleichen austauschen und auseinandersetzen können.
2.1 Zielvorstellungen
Ziel von Suchtprävention ist es, Kinder und Jugendliche mit zielgruppenspezifischen pädagogischen Maßnahmen auf dem Weg des "Erwachsenwerdens" zu begleiten und allgemeine Lebensbewältigungskompetenzen zu fördern, um sich im Spannungsfeld zwischen gesellschaftlichen, kulturellen und konkreten Lebensbedingungen auf der einen Seite sowie den individuellen Möglichkeiten auf der anderen Seite zurecht zu finden.
Im Mittelpunkt der Suchtprävention stehen die Kriterien Lebenswelt- und Zielgruppenorientierung. Dies erfordert einen geschlechtsspezifischen Ansatz, bei dem Mädchen und Jungen mit ihren unterschiedlichen Lebenszusammenhängen im Vordergrund stehen und die Unterstützung bei ihren jeweiligen unterschiedlichen Entwicklungsanforderungen erfahren. Suchtmittel sind ungeschlechtlich, nicht aber die Entwicklungsaufgaben und die Anforderungen, die Mädchen und Jungen damit zu lösen bzw. zu bewältigen versuchen.
Daraus ergeben sich folgende Inhalte und Ziele:
- Ermöglichen von Selbstbestimmung, Eigenverantwortung und Selbstständigkeit
- Information und Aufklärung
- Begleitung und Unterstützung bei der Identitätsentwicklung
- Überprüfung eigener Einstellungen zu Konsum und Suchtmitteln Bewusstmachen von ausweichenden Verhaltensweisen
- Erkennen von suchtfördernden Rollenerwartungen und Geschlechtsrollenbildern
- Ermöglichen der Wahrnehmung eigener Bedürfnisse in Widerspruch mit den Rollenerwartungen und Erweiterung der Geschlechtsrollenbilder
- Förderung der Kommunikationsfähigkeit
- Förderung der Körperwahrnehmung und Vermittlung von positivem Körpergefühl
- Vermittlung von Erlebnisfähigkeit
- Förderung von Kreativität, Phantasie und Aktivität
Daraus leiten sich für die Schule gemäß dem Beschluss der Kultusministerkonferenzen vom 03.07.1990, der die gesetzlichen Rahmenbedingungen für die Schulen darstellt und Suchtprävention als eine vordringliche Aufgabe von Schule in Kooperation mit Jugendämtern, Gesundheitsämtern, Präventionskräften etc. postuliert, nachfolgende Ziele ab:
- Schulleitung und Lehrkräfte sind daran interessiert, suchtpräventive Maßnahmen in ihrer Schule anbieten zu können und sind bereit, mit außerschulischen Einrichtungen zu kooperieren.
Ziel des Projektes ist es, mit der jeweiligen Schule zusammen ein suchtpräventives Konzept zu erarbeiten, in dem schulinterne als auch schulexterne Maßnahmen aufeinander aufbauen bzw. sich ergänzen, da langfristig angelegte Maßnahmen sich als sehr effektiv erwiesen haben. Die Entwicklung an Einstellungen und Verhaltens-alternativen bei Mädchen und Jungen benötigen ebenso einen längeren Prozess wie der Aufbau protektiver Faktoren bei dieser Zielgruppe. Suchtprävention sollte nicht zusätzliche Aufgabe einzelner Fachlehrer/innen sein, sondern als ein durchgängiges Erziehungsprinzip in der Schule verstanden und verankert werden. Dazu gehört ebenfalls die Einbeziehung der Eltern z.B. in Form von Elternabenden und/oder Infoveranstaltungen.
2.2 Umsetzung
Das Projekt SpidS - Suchtprävention in der Schule wird den 7. Schulklassen der Allgemeinbildenden Schulen in Osnabrück angeboten. Um dies realisieren zu können, haben sich Arbeiterwohlfahrt, Caritasverband, Diakonisches Werk, Pro Familia sowie der Fachbereich für Kinder, Jugendliche und Familien der Stadt Osnabrück zu einem Trägerverbund zusammengeschlossen. Je Klasse sollten zwei Vormittage zur Projektdurchführung vorgehalten werden. Alternativ dazu besteht die Möglichkeit, mit der Klasse in ein Tagungshaus zu fahren, um 1,5 Tage inkl. einer Übernachtung an dem Thema zu arbeiten. Aus konzeptionellen Gründen sollte das Projekt außerhalb der Schule durchgeführt werden. Eine wichtige Voraussetzung ist die freiwillige Teilnahme der Schüler/innen. Es wird überwiegend in geschlechtsgetrennten Gruppen gearbeitet. Dies wird durch die Projektteams (der o.g. Träger), die sich zunächst jeweils aus 2 Mitarbeiter/innen zusammensetzen, gewährleistet. Die Schule sorgt für die Vor- und Nachbereitung des Themas im Unterricht.
2.3 Auswertung
Als erste Phase der Auswertung erfolgt während der Projekttage eine Feed-Back-Runde mit den Teilnehmer/innen.
Desweiteren wird in einem zweiten Schritt der unten stehende Auswertungsbogen ca. 2 Wochen nach Beendigung des Projektes an die Schüler/innen verteilt.
Mit den Ergebnissen der Feed-Back-Runde, der Auswertungsbögen und der Beobachtungen des jeweiligen Projektteams als Grundlage erfolgt ein Reflexionsgespräch mit den Lehrkräften, um den Transfer der in den Projekttagen erarbeiteten Themen sicher zu stellen. Dies wird in einem verbindlichen Nachgespräch mit den Lehrer/-innen erörtert.
3. Rahmenbedingungen
Bei dem SpidS-Projekt handelt es sich um einen Baustein der Suchtprävention, der sich sinnvollerweise in ein Gesamtkonzept zur Behandlung suchtpräventiver Themen innerhalb von Schule einfügen muß. Diesem Baukastenprinzip folgend sollte eine entsprechende Vor- und Nachbereitung im Rahmen des Unterrichtes in einzelnen Fächern und/oder fächerübergreifend gewährleistet sein. Die Grundlage für eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen den Projektteams und Schule bildet die unter 6.2 aufgeführte Durchführungsvereinbarung zum Präventionsprojekt SpidS. Diese Durchführungsvereinbarung wird von den beteiligten Parteien (Klasse, Vertreter/in der Schule, Projektteam) unterschrieben.
4. Anhang
4.1 Auswertungsbogen
Auswertungsbogen zum Suchtpräventionsprojekt SpidS - Suchtprävention in der Schule
Eure ehrliche Meinung ist uns wichtig!!!
1. |
Wie hat Dir dieses Projekt gefallen? Wie fandest Du die |
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sehr gut |
eher gut |
eher schlecht |
sehr schlecht |
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2. |
Hast du etwas "Neues" erfahren? |
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Wenn ja, was? |
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Wenn nein, was hat dir gefehlt? |
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3. |
Würdest Du dieses Projekt Deiner besten Freundin/Deinem besten Freund empfehlen? |
Ja
Nein |
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4. |
Sollte dieses Projekt |
länger dauern |
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kürzer dauern |
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gut so, wie es ist |
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5. |
Sollte dieses Projekt in deiner Schule regelmäßig angeboten werden? |
Ja | |
Nein |
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6. |
Sollte Deine Klasse/Schule weiter an diesem Thema arbeiten? ja nein Wenn ja, was wünschest Du Dir? |
Vielen Dank !
4.2 Durchführungsvereinbarungen zum Präventionsprojekt
Durchführungsvereinbarung zum Proäventionsprojekt Suchtprävention in der Schule (SpidS)
Teilnehmende Schule: _________________________________________________________
Teilnehmende Klasse: _________________________________________________________
Projektteam: _________________________________________________________
- Die o.g. Beteiligten vereinbaren die gemeinsame Durchführung des Präventionsprojekts. Als externer Kooperationspartner übernimmt das Projektteam die inhaltliche Projektgestaltung und Durchführung. Die inhaltliche Projektgestaltung wird in einer auf die Teilnehmer/innen abgestimmten Planung erarbeitet. Die Teilnahme am Projekt liegt in der Eigenentscheidung der Schüler/innen und ist damit freiwillig.
- Die Schule erkennt (entsprechend dem Erlass des KM v. 26.05.92) Suchtprävention als eine vordringliche Aufgabe von Schule an. Flankierend zur Projektdurchführung stellt die Schule sicher, dass fächerübergreifend der Themenkomplex Süchte derart bearbeitet wird, dass schulinterne und externe Präventionsarbeit aufeinander aufbauen und sich ergänzen können.
- Die Projektteams stellen z.B. durch regelmäßige Fortbildung bzw. Supervision ihren fachlichen Standard mit Blick auf jugendliche Lebenswelten und Süchte sicher. Die beteiligten Kooperationspartner (Fachlehrer/innen) der Schule stellen ihrerseits mit Bezug auf Ziff. 2 den fachlichen Standard sicher. Bei Fortbildungsanfragen sind die Projektteams (vermittelnd) behilflich.
- Das Projektteam stellt eine gemischtgeschlechtliche Teamzusammensetzung sicher, um geschlechterdifferenzierte Präventionsarbeit leisten zu können.
- Die Schule benennt eine/n Ansprechpartner/in für organisatorische Belange.
- Die Schule ist vorrangig bemüht, die Kosten für die Projektdurchführung (z.B. durch Förderantrag) aufzubringen. Eine Kostenumlegung auf die Teilnehmer/innen ist zu vermeiden.
- Die getroffenen Absprachen und Terminvereinbarungen sind für alle Beteiligten verbindlich.
Fragen zum Wettbewerbsbeitrag
- Bewusstmachung von ausweichenden Verhaltensweisen
- den frühzeitigen Ausstieg aus riskanten Konsummustern zu fördern
- Entwicklung von Identität
- Förderung und Reflexion bewußten und sensiblen Umgangs mit Konsum-Genuss und legalen Suchtmitteln (z.B. Alkohol)
- Förderung von Kommunikationsfähigkeit
- Sensibilisierung für geschlechtsspezifische Aspekte von Drogenkonsum
ja, Teilnahme der Schüler/innen an dem Projekt; Auseinandersetzung der Schüler/innen mit den Inhalten des Projektes; Angebotskontinuität.
- Förderkreis Drogenhilfe e.V.
- Verwaltung
nein
Individuelle Suchbewegungen (adoleszenzbedingt) einerseits und externe Einflusspotentiale (Medien etc.) andererseits führen gerade bei Mädchen und Jungen ab 12 Jahre zu Gefährdungslagen, die mit dieser Zielgruppe adäquat bearbeitet werden müssen, um eventuellen Gefährdungen gegenzusteuern und über mögliche Risiken aufzuklären
Die Teilnahme wird in Kooperation mit Schule (siehe Rahmenvereinbarung in der Konzeption) für die jeweiligen 7-ten Klassen organisiert, wobei die Teilnahme für die Schüler/innen freiwillig ist.
- Individuelle Positionsklärung im Dialog mit Erwachsenen und im Austausch mit Gleichaltrigen - Information und Aufklärung zu Suchtmitteln und Abhängigkeits- und Konsumformen - Alternative zum schulischen Setting
nein
- Schulen (Schwerpunkt)
- Jugendamt (federführend)
- andere Vereine
- Freie Träger
- Institutionen bzw. Fachkräfte der Suchtprävention
- Projektgruppe
1997
1998
wahrscheinlich gesichert
ja, Es handelt sich um ein ständig abrufbares Angebot für Schulen. Die Bereitstellung des Angebotes wird durch einen Trägerverbund gewährleistet. Das konkrete Projekt erstreckt sich über mindestens zwei Tage.
nein
Bearbeitung auch nicht-stoffgebundener Abhängigkeitsrisiken; Geschlechtsspezifische Betrachtungs- und Herangehensweise; Kooperation zwischen Jugendhilfe, Suchtkrankenhilfe und Schule.
ja, 1997
nein
- Förderung von Alternativen zum Substanzmissbrauch
- Informationsvermittlung
- Konzept der Lebenskompetenzförderung
- Konzept des sozialen Lernens
- Andere, Geschlechtsspezifische Zugänge und Gefährdungspotentiale; Gesellschaftliche Zwänge (Druckpotentiale) wie z.B. Schönheitsideale etc.
- Gemeinde, Stärkung sozialer Netzwerke in der Stadt Osnabrück.
- Protektive Faktoren, Förderung von kommunikativen, kognitiven, sozialen, moralischen und Genusskompetenzen.
- Risikofaktoren, Gefährdungssituationen
Kartonagen, Zeitschriften, Film, Foto, assoziative Bilderkarten, Video, Computer. Weitere Me-thoden: Rollenspiele, Interviews, Übungen.
ja, 3 Jahre und mehr
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