Nürnberg

Typ: 
kreisfreie Stadt
Einreichende Dienststelle: 
Jugendamt, Koordinationsstelle Suchtprävention
Name des Ansprechpartners: 
Bernd Kammerer
Funktion des Ansprechpartners: 
Leiter der Abteilung Kinder- und Jugendarbeit
Straße/Postfach: 
Stadt Nürnberg, Dietzstraße 4, 90443 Nürnberg
Postleitzahl: 
90403
Bundesland: 
Bayern
Telefon des Ansprechpartners: 
0911 2313208
Telefax des Ansprechpartners: 
0911 2313488
E-Mail des Ansprechpartners: 
bernd_kammerer@j.stadt.nuernberg.de
Internetadresse der Kommune: 
http://www.nuernberg.de

Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags

Titel des Wettbewerbsbeitrags

10 Jahre neue Ansätze der Suchtprävention in Nürnberg

Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags

Im Jahr 1992 hat die Stadt Nürnberg eine Neuorientierung ihrer suchtpräventiven Arbeit eingeleitet und eine Neukonzeptionierung beschlossen. Dieses Konzept mit damals vielen neuen, innovativen Ansätzen wurde Grundlage des Bundesmodellprojekts JUMP (Jugend-Modellprojekt Prävention), das von 1992 bis 1995 sehr erfolgreich realisiert wurde. Die damals gebildeten Strukturen sind noch aktiv und die modellhaft erarbeiteten Materialien, Medien und Dienstleistungen werden auch heute noch eingesetzt, sie wurden weiter entwickelt und neue Projekte kamen hinzu. Der Wettbewerbsbeitrag zeichnet deshalb die konzeptionellen Grundlagen, die Breite und methodische Vielfalt der Suchtprävention der Stadt Nürnberg auf und zeichnet diese Zeitspanne nach, eben die 10 erfolgreichen Jahre 1992 bis 2002. Den organisatorischen Kern bildet die Fachdienststelle der Koordinationsstelle Suchtprävention im Jugendamt der Stadt Nürnberg als Motor der Aktivitäten und Projekte in diesem Bereich. Dieses fachliche Selbstverständnis und die entwickelten Produkte und Dienstleistungen sind weit über Nürnberg hinaus als modellhaft anerkannt und vielfach von anderen Kommunen und Einrichtungen übernommen worden. Die Herausbildung einer professionellen Agentur für kommunale Suchtprävention lässt sich auch an dem Wandel in der Bezeichnung der Einrichtung ablesen: von der "Präventionsabteilung der Psychosozialen Beratungsstelle" über die "Prävention und Suchtberatung" kam es zur heutigen Koordinationsstelle Suchtprävention JUMP. Aus diesem Grund kann sich der Wettbewerbsbeitrag der Stadt Nürnberg nicht auf die Darstellung einzelner Produkte beschränken, sondern stellt die Entwicklung und Ausgestaltung sowie den gesamten Medien- und Materialien-Output der Koordinationsstelle Suchtprävention als Wettbewerbsbeitrag vor, was in diesem Rahmen nur kursorisch und exemplarisch skizzierbar ist.

1. Grundlagen für die modellhafte Entwicklung der Suchtprävention in Nürnberg

Grundlage der Suchtprävention wie auch der Suchthilfe in Nürnberg ist der vom Rat der Stadt verabschiedete "Rahmenplan Suchthilfe" der Stadt Nürnberg (siehe Anlage 1. 2). Sucht und Drogenabhängigkeit werden dabei als Faktum akzeptiert, ein fachlich und methodisch ausdifferenziertes Hilfs- und Beratungsangebot soll den Ausstieg ermöglichen, Überlebenshilfen sind vorrangig und werden voraussetzungslos gewährt. Die Zuständigkeiten auf der operativen Ebene sind zwischen Kommune und freien Trägern abgestimmt und geklärt, die Planung und Koordination der Suchthilfe ist gewährleistet, es gibt einen kommunalen Suchtbeauftragten mit planerisch-konzeptionellen Aufgaben und ein aufeinander abgestimmtes Verbundnetz von Einrichtungen der Suchthilfe in freier oder öffentlicher Trägerschaft. Der mit allen relevanten Kräften, den freien Trägern der Jugendhilfe und den Einrichtungen der Suchthilfe, abgestimmte und vom Rat der Stadt Nürnberg auch politisch verabschiedete Plan der Suchthilfe in Nürnberg legt eine Schwerpunktsetzung bei der Aufgabenwahrnehmung für die einzelnen Einrichtungen, Projekte und Beratungsstellen fest. Die kommunale Beratungsstelle, die im Jugendamt organisatorisch seit Beginn der 80er Jahre verortet ist, hatte dabei seit längerer Zeit schon die Aufgaben der Sucht- und Drogenprävention übernommen.

Kennzeichen der Nürnberger Suchthilfeorganisation sind:

  • Die Verbindung von Suchthilfe und Jugendhilfe ist stark ausgeprägt. Die Federführung für Drogen- und Suchtfragen liegt im Referat für Jugend, Familie und Soziales, zuständiger Fachausschuss ist der Jugendhilfeausschuss;
  • eine Besonderheit ist sicherlich, dass die Fachstelle für Suchtprävention schon seit langer Zeit in der Jugendhilfe auch organisatorisch angesiedelt ist;
  • die Verbindungen der Handlungsfelder der Jugendhilfe mit der Suchthilfe und -prävention sind auf der operativen Ebene weitgehend gelungen.

Die gesamte präventive Arbeit ist somit konzeptionell eingebunden in das Konzept der kommunalen Suchtkrankenhilfe, das zwei Zielsetzungen miteinander verbindet: Es sollen zum einen Hilfen bei direkten Suchtgefährdungen und -problemlagen von Individuen angeboten werden durch aufsuchende Arbeit, Beratung, Behandlung, Therapievermittlung, Nachsorge und es sollen zum anderen Suchtkarrieren einschließlich der individuellen und gesellschaftlichen Folgeprobleme verhindert werden durch präventive Arbeit. In organisatorisch-struktureller Hinsicht ist die Notwendigkeit der Suchthilfeplanung, die Klärung von Zuständigkeiten der einzelnen Träger und Einrichtungen sowie die Festlegung der Kooperations- und Koordinationsformen geleistet worden. Weitere Merkmale des Nürnberger Suchthilfesystems sind:

  • Favorisierung freier Träger in der Suchtarbeit;
  • Förderung der regionalen und bundesweiten Fachdiskussion, beginnend mit dem Nationalen Forum 90 der Suchtprävention (Hauptveranstalter: BZgA) und heute z. B. die "Nürnberger Foren der Suchtprävention", die Tagungen "Überleben in der Drogenszene", beides etablierte, periodisch stattfindende Fachtagungen mit konstanter Beteiligung;
  • Kooperation mit Landes- und Bundesfachstellen;
  • Hohes Engagement der Kommune bei der Finanzierung von Einrichtungen, die auf eine begleitende Stützung abzielen (z. B. die Alternative Jugend- und Drogenhilfe Mudra), aber auch von präventiven Aktivitäten.

Die mit der Suchthilfeplanung vorgenommene Ausdifferenzierung der gesamten Palette an Hilfsangeboten mit der Bildung von Arbeitsschwerpunkten bei den Nürnberger Einrichtungen und Trägern hat sich sehr bewährt und wurde auch in anderen Kommunen nachvollzogen. Diese Ausdifferenzierung bedeutete für die kommunale Stelle, dass sie den Arbeitsschwerpunkt auf die Prävention legen konnte.

Neukonzeption der Suchtprävention als Vorbereitung von JUMP

Die konzeptionellen Grundlagen des Modellprojektes JUMP wurden Anfang der 90er Jahre durch eine inhaltliche und organisatorische Neuorientierung der suchtpräventiven Arbeit in der Stadt Nürnberg geschaffen, die in einer vom Rat der Stadt Nürnberg beschlossenen Neukonzeption der Drogenprävention der Psychosozialen Beratungsstelle (Stadt Nürnberg 1992; siehe Anlage 1.1) mündete. Diese Neukonzeption war Grundlage für die Beantragung und Gewährung der Modellförderung des Bundes. Sie ist bis heute die Arbeitsgrundlage der kommunalen Suchtprävention in Nürnberg.

Mit dieser Neukonzeption wurde der Anschluss an die neuere Fachdiskussion vollzogen und die in älteren Konzepten vertretenen negativen Paradigmen der Abschreckung oder bloßen Informationsvermittlung durch positive Ziele und Leitbilder ersetzt. Ältere Konzepte gegen Drogenmissbrauch gingen häufig davon aus, einzelne Suchtstoffe, ihre Wirkungen und Gefahren aufzuzeigen. Mit diesen Informationen sollte Aufklärung erfolgen. Aus dem dabei gewonnenen Wissen sollten Einstellungs- und Verhaltensdispositionen entstehen, die den Einstieg in Suchtkarrieren verhindern. Neben dem Problem der Vernachlässigung der emotionalen und sozialen Ebene bei diesem Ansatz wurde übersehen, dass detaillierte Informationen über die Wirkungen von Drogen häufig bei jungen Menschen einen gegenteiligen Effekt auslösen. Neugier und Risikobereitschaft bei dieser Altersgruppe sind erheblich größer als bei Erwachsenen. Die Darstellung von Fixer- und Alkoholikerkarrieren sollte die Funktion der Abschreckung erfüllen. Aus der Auswertung verschiedener Präventionsprojekte lies sich die Schlussfolgerung ziehen, dass dies allein kaum präventiv wirksam ist, da eine innere Distanz der abschreckenden Wirkung gegenüber aufgebaut werden kann. Auch die erst nach Jahren oder Jahrzehnten sichtbaren Folgen, etwa der Alkoholabhängigkeit, erlauben eine Distanzierung von dem Problem.

Konzepte der Prävention waren häufig "negativ" ausgerichtet bzw. an "Nicht-Zielen" orientiert, also gegen die Einnahme von Drogen, gegen bestimmte Lebensformen bzw. Einstellungen ohne positive Zielvorgaben oder positive Handlungs- oder Lebensentwürfe geben oder anbieten zu können. Diese positiven Zielsetzungen sollen in den präventiven Konzepten entwickelt und deutlich herausgestellt werden. Die Konzeption ging dabei von Prämissen für die Nürnberger Arbeit aus, die aus heutiger Sicht den Paradigmenwechsel markieren: "Prävention muss über die Drogenhilfe und die Bekämpfung von illegalen Drogen weit hinausgehen und Brücken in die pädagogische und soziale Wirklichkeit insbesondere von Eltern, Kinder und Jugendlichen schlagen. Drogenprävention muss zur Suchtprävention werden. Eine so verstandene Suchtprävention darf sich nicht isolieren, sie muss im Kindergarten, im Kinder- und Jugendhaus, in der Schule, in der Gesundheitsförderung präsent sein und über die alltägliche Erziehung und Prägung von Haltungen und Einstellungen wirken. Eine altbekannte Tatsache. Neu ist aber, dass zukünftig auf kommunaler Ebene die Suchtprävention über die unterschiedlichen Institutionen vermittelt und damit zu einer Querschnittsfunktion pädagogischer Handlungsfelder wird. Der Vernetzung von Jugendhilfe und Suchtprävention kommt dabei besondere Bedeutung zu. Suchtprävention muss sich - wenn sie im Spektrum der heutigen Medienöffentlichkeit 'gehört' werden will - neuer Ansätze des Sozialmarketing, des Sozialmanagements und der Kommunikationsforschung bedienen und diese mit sozialpädagogischen Methoden der Wissensvermittlung und Aktivierung verknüpfen." (Neukonzeption, Vorwort, S. I)

Vom Jugend-Modellprojekt Prävention JUMP zur Koordinationsstelle Suchtprävention JUMP

Mit dem Projekt JUMP wurden die vorhandenen Projekt-, Handlungs- und Kommunikationsansätze der Suchtprävention in Nürnberg professionalisiert und durch Rückgriff auf externe Kompetenzen zur Projektentwicklung und zur Entwicklung von zieladäquaten Kommunikationsstrategien und -medien optimiert. JUMP wurde wissenschaftlich begleitet durch GESOMED (Gesellschaft für sozialwissenschaftliche Forschung in der Medizin) aus Freiburg, um insbesondere Fragen der Übertragbarkeit des Modells zu prüfen. Aufgaben im Rahmen der Projektsteuerung hatte das Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik (ISS) aus Frankfurt/Main übernommen. Besonderer Wert wurde auf die Kooperation mit einer Marketing-Agentur gelegt, die auf allen Ebenen tätig war.

Die positiv besetzten Ziele suchtpräventiver Angebote wurden mit sozialpädagogischen Maßnahmen wie Bildungsangeboten, Fortbildungen, Projekten, didaktischen Materialien und Multiplikatorentraining verknüpft. In die differenziert entwickelten und auf Kontinuität und Langfristigkeit angelegten Leitkampagnen und Projekte in den einzelnen Handlungsfeldern sollten dauerhaft nachhaltige massen- und personalkommunikative Ansätze eingebettet werden, um damit die punktuellen oder kurzzeitpädagogischen Aktionen, Maßnahmen oder Schulstunden, die bestenfalls wenig Positives im Sinne der Prävention bewirken, überflüssig zu machen.

Ziel des Projektes war es, die bislang kaum ausgeschöpften organisatorischen und konzeptionellen Verbindungen zwischen den Hilfen und Leistungen der Jugendhilfe mit den unterschiedlichen Ansätzen der Suchtprävention zu vernetzen. Ein zentraler Ausgangspunkt war dabei die Neuorganisation der Suchtberatungsstelle der Stadt Nürnberg, der damaligen Psychosozialen Beratungsstelle zu einer Fachdienststelle für Prävention auf kommunaler Ebene. Die Aufgaben dieser Fachdienststelle wurden dabei definiert als die einer Initiierungs-, Organisations- und Kommunikationszentrale, die suchtpräventive Kampagnen und Projekte auf kommunaler Ebene entwickelt und steuert.

Das Modellprojekt JUMP wurde gefördert aus Mitteln des Bundesministeriums für Frauen und Jugend, es wurde von Ende 1992 bis Mitte des Jahres 1995 durchgeführt. Träger von JUMP war die kommunale Beratungsstelle, organisatorisch im Jugendamt verortet, die sich nach der vollzogenen Neukonzeptionierung den Namen "Prävention und Suchtprävention" gab. Vier Projektmitarbeiter/-innen der Stadt Nürnberg bildeten das Projektteam, die Sachkosten trug im wesentlichen der Bund durch die Förderung von ca. 1,2 Mio DM.

Ziel des Projektes war es, einzelne Bausteine, Kampagnen und die Implementierung einer Fachdienststelle für Suchtprävention in einer Großstadtkommune so zu entwickeln, dass sie in andere Kommunen bzw. in Handlungsfelder der Suchtprävention bzw. der Jugendhilfe übertragen werden können. Das Modellprojekt sollte die im Kinder- und Jugendhilfegesetz fixierten Ansprüche nach Prävention auf kommunaler Ebene einlösen. Im Rahmen des Modellprojektes wurden folgende Schwerpunkte und zentrale Handlungsfelder der Jugendhilfe mit suchtpräventiven Zielsetzungen verbunden:

  • Massenkommunikative Aktionen zur Suchtprävention
  • Erstellen von Medien und Fachinformation für die Suchtprävention, Entwicklung von adäquaten Produkten für Multiplikatoren (exemplarisch der Videofilm: Suchtkrankenhilfe und Prävention in Nürnberg, auch in türkischer und griechischer Synchronfassung verfügbar; siehe Anlage 1. 4)
  • Suchtprävention in Kindertagesstätten
  • Suchtprävention in der Schule
  • Suchtprävention in der Kinder- und Jugendarbeit.

Die Projektaktivitäten wurden als ständige Aufgabe im Rahmen einer systematisierten Komminikation der regionalen Öffentlichkeit regelmäßig bekannt gemacht (Print- und AV-Medien). Hierbei konnte aufgezeigt werden, dass die häufig und meist zurecht beklagte einseitige Berichterstattung in den Massenmedien (vgl. Rose 1995) über Drogenthemen auch umgepolt werden kann, wenn regelmäßige Informationen über positiv besetzte Projekte der Prävention zum Gegenstand der Berichterstattung gemacht werden können. Mit dem Aufbau eines öffentlichkeitswirksamen Klimafeldes wurde die Basis dafür geschaffen, auf der die Aufnahmebereitschaft für Suchtprävention entsteht. Eine ständige Rückkopplung in das örtliche Verbundsystem der Suchtkrankenhilfe und die Kooperation mit anderen Präventionsstellen wurde ebenso vorgenommen wie die Kontaktaufnahme mit dem Ziel der Vorbereitung gemeinsamer Projekte (so entstand als eine der ersten Materialien eine von allen Trägern und Einrichtungen der Sucht- und Drogenhilfe in Nürnberg benötigte sog. "Rat-und-Hilfe-Broschüre" mit dem Titel "Alkohol, Drogen, Tabletten: Keine Flucht in die Sucht!". Sie ist für Eltern und diejenigen, die einen ersten Überblick zum Thema Drogen- und Suchthilfeproblematik haben wollen: mit einem problemorientierten Einführungstext, einem Überblick und der Erklärung der wichtigsten Suchtmittel und ihrer Wirkungen sowie ein auf Nürnberg bezogener Teil für Rat- und Hilfesuchende mit Adressen und der Kurzbeschreibung aller Beratungsstellen, Projekte und Initiativen zu Sucht- und Drogenfragen; siehe Anlage 1. 5).

Der Jugendhilfeausschuss des Nürnberger Stadtrates wurde kontinuierlich über das Modellprojekt informiert. Für die Fachöffentlichkeit wurden die Fortschritte und die wesentlichen Ergebnisse des Projektes regelmäßig zugänglich gemacht und bereits in Zwischenschritten dokumentiert.

Einige allgemeine Merkmale der Arbeitsmethodik bei der Vernetzung von Suchtprävention und dem jeweiligen Handlungsfeld waren immer gleich:

  • Handlungsfelderkundungen, Experten-Gespräche mit Schlüsselpersonen, externes Wissen aufarbeiten;
  • Aufbau von Kooperationsvereinbarungen, in der Regel schriftlich fixiert;
  • Entwicklung und Testung von adäquaten Produkten und Dienstleistungen, Projekten und Materialien;
  • Dokumentation der Prototypen;
  • Multiplikation und serielle Anwendung.

Die Handlungsfelderkundungen zu Beginn des Projekts sind in dem sog. Expertisenband (Neue Ansätze der Suchtprävention in Nürnberg) hrsg. von Peter Greulich (Frankfurt/Main 1994) zusammengefasst. (vgl. hierzu die Anlage 1. 3)

Die Anforderungen an moderne Suchtprävention, wie Kontinuität, Langfristigkeit, sachliche Informationen anstatt neugierig machender Abschreckung, Kompetenzvermittlung, Lebenskompetenz- und Persönlichkeitsstärkung, sind in Kindertagesstätten, Kinder- und Jugendarbeit, schulbezogener Jugendhilfe und den Hilfen zur Erziehung - klassischen Handlungsfeldern der Jugendhilfe - Basis der Arbeit, der Zugang zu den Zielgruppen der Suchtprävention ist grundsätzlich bereits vorhanden, sie kann dort leicht verankert werden. Das ist die zentrale Botschaft des Projektes JUMP.

JUMP war ein sehr erfolgreiches Modellprojekt (nachzulesen in der im Lambertus-Verlag 1997 erschienenen und von Bernd Kammerer & Klaus Riemann herausgegebenen Dokumentation - JUMP. Ein Brückenschlag zwischen Suchtprävention und Jugendhilfe; siehe Anlage 1. 7). Durch die gelungene Verschränkung der verschiedenen Entwicklungsebenen der Suchtprävention (organisatorisch-personale, fachlich-inhaltliche und kommunikative Ebene) konnten sich sowohl der Materialien- und Dienstleistungs-Output als auch die kommunale Fachstelle neu und mit innovativen Elementen verknüpft, positionieren. Die Koordinationsstelle JUMP wurde in Nürnberg als aktives Zentrum der Suchtprävention bekannt und über Nürnberg hinaus als Modellstandort der kommunalen Suchtprävention, von der man Rat, Wissen, Strukturelemente und auch komplette Medien- oder Materialsätze übernehmen konnte. So hat sich der "Werkzeugkasten - Praxishilfen für eine Fachstelle der Suchtprävention" (siehe Anlage 1. 6) als heimlicher Beststeller für Multiplikatoren der Präventionsarbeit herausgestellt - darin sind alle Instrumente und "Werkzeuge" (bis hin zu den Präsentationsfolien) mit Anwendungshinweisen beschrieben, die eine Fachstelle der Suchtprävention benötigt, die mit modernen Methoden des Sozial- und Projektmanagements arbeiten will. Die normalerweise "unsichtbaren Dateien", so der Untertitel, werden damit den anderen Fachkräften zur Verfügung gestellt.

Der Projekttitel JUMP ist sehr gut kommunizierbar; deshalb hat die Bundesregierung den Namen für ihr Sofortprogramm zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit ebenfalls verwendet.

Auch nach Ende des Modellprojekts konnten erfolgreich Mittel für die Suchtprävention in Nürnberg eingeworben werden: zum einen konnten erhebliche Zuwendungen zur landesweiten und bundesweiten Verbreitung der Materialien (insbesondere der Flirpse, siehe Ziffer 3) und zum anderen zur teilweisen Refinanzierung der Personalkosten der Stadt Nürnberg durch einen Zuschuß des Freistaats Bayern im Rahmen des Modellprojekts "Suchtpräventive Arbeit in Bayern" seit 1997 realisiert werden. Nach Beendigung des Modellprojekts wurde auch in struktureller Hinsicht eine konsequente Änderung vorgenommen: die Prävention und Suchtberatung wurde organisatorisch und inhaltlich 1997 geteilt. Der Präventionsteil wurde der Abteilung Kinder- und Jugendarbeit zugeordnet und dort ein neues Sachgebiet zusammen mit dem Jugendschutz und der schul- und berufsbezogener Jugendhilfe gebildet (Präventive Jugendhilfe), die Koordinationsstelle Sucht-prävention übernahm den erfolgreichen Projektnamen JUMP als Imagebegriff. Die Verbindung zum Jugendschutz ist in zahlreichen inhaltlichen Kooperationen und gemeinsamen Produkten realisiert (siehe Anlage 1. 8). Die Beratungsstelle konzipierte sich ebenfalls neu als familienbezogene Suchtberatung und entwickelte ein neues Profil.

Durch JUMP initiiert und nach Ablauf des Modellprojekts weiterentwickelt gelang ein zielgruppen-orientierter und nach Anforderungen und Erkenntnissen der modernen Suchtprävention gesteuerter Output an Materialien, dessen wesentliche Teile im folgenden systematisiert und nicht chronologisch aufgeführt werden.

2. Massenmediale Maßnahmen

Zur neuen Fachlichkeit der Suchtprävention in Nürnberg gehört die Verknüpfung pädagogischer und personalkommunikativer Ansätze mit den sie begleitenden Methoden des Sozialmarketings und der Massenkommunikation. Marketing und Massenkommunikation haben dabei die Aufgabe, die Qualität und Inhalte der Fachlichkeit professionell so aufzubereiten, dass die Botschaften und die Dienstleistungsangebote die anzusprechenden Zielgruppen und ihre Bedürfnisse erreichen. Die professionelle Gestaltung der suchtpräventiven Angebote und Produkte verbindet Inhalte und Formen zu einem in sich stimmigen Ganzen. Marketing und Massenkommunikation machen auf die Qualität und Professionalität aufmerksam, sie unterstützen durch adäquate Gestaltung von Inhalten und Formen die Glaubwürdigkeit und das positive Image der Fachstelle und ihrer Angebote.

Marketing und Massenkommunikation sind auch in der Suchtprävention Mittel zum Zweck. Der Zweck ist die Vermittlung der Ziele der Suchtprävention, ihrer Botschaften, Dienstleistungen und Produkte durch Kommunikation mit den Zielgruppen. Grundlage für kommunikative Prozesse ist die Corporate Identity der Fachstelle. Philosophie, Leitlinien und praktisches Handeln müssen stimmig sein auf den Ebenen des Verhaltens, der Kommunikation und des Erscheinungsbildes (hierzu wurde ein Kommunikationskonzept erstellt mit dem Ziel eines verbesserten Erscheinungsbildes, einer erkennbaren graphischen Linie und gut gestalteten Produkte für die Multiplikatoren und Kooperationspartner).

Grundlage für die Entwicklung von Marketing- und Kommunikationsstrategien der Fachstelle ist die Neukonzeption mit den Leitlinien der Präventionsarbeit. Wesentliche Merkmale für alle Präventionsaktivitäten sind:

  • Die Qualität der Präventionsangebote orientieren sich am aktuellen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse.
  • Die Fachstelle ist eine Initiierungs-, Organisations- und Kommunikationszentrale für Präventionsmaßnahmen.
  • Präventionsziel ist die Förderung der Lebenskompetenz von Kindern und Jugendlichen.
  • Prävention zeigt durch positive Leitbilder Alternativen zum Suchtmittelkonsum auf.
  • Präventionsangebote sind vorrangig suchtmittelunspezifisch.
  • Präventionsarbeit richtet sich an bestimmte Zielgruppen.
  • Präventionsarbeit ist im wesentlichen Kommunikationsarbeit.

Diese grundsätzlichen Leitlinien bestimmen die Ziele der Präventionsarbeit; aus diesen Zielen werden konkrete Aufgaben für die Umsetzung im Alltag operationalisiert. Die Fachstelle initiiert die Vernetzung ihrer Angebote für die Zielgruppen der Präventionsarbeit. Ein wesentlicher Bestandteil der Präventionsaktivitäten sind zielgerichtete Kommunikationsmaßnahmen.

Im wesentlichen wurden folgende massenmedialen Mittel eingesetzt:

  • ein allgemeines Imageplakat der Präventionsstelle (siehe Anlage 2. 1)
  • eine handlungsfeldorientierte Imageplakat-Serie für Kindertagesstätten und Schule "So bleibst Du oben" (siehe Anlage 2. 2)
  • eine Plakatserie für Jugendliche mit sechs Motiven in zwei Formaten ("Sucht hat viele Gründe"; siehe Anlage 2. 3)
  • eine Plakataktion für Kindertagesstätten zur Bewerbung und Begleitung der Flirpse mit dem programmatischen Titel "Nürnberger Kindertagesstätten machen Suchtprävention" (siehe Anlage 2. 4)
  • eine Kampagne "Tausche Sucht gegen Liebe" mit einem Gesamtplakat DIN A0, sechs Einzelmotiven DIN A1 und sechs Edgar-Postkarten. (siehe Anlage 2. 5)

Exemplarisch sollen zwei Maßnahmen dargestellt werden: die Plakatserie für Jugendliche und die Kampagne "Tausche Sucht gegen Liebe".

Das Konzept der Plakatserie (ausführlicher als Beitrag von Sabine Starker in Kammerer & Riemann 1997, S. 87ff) war so aufgebaut: Gezeigt werden auf jedem Plakat Jugendliche im Alter von etwa 17, 18 Jahren. Die jeweiligen Typen stellten einen Querschnitt der Jugend dar - sowohl vom Aussehen als auch von ihren Problemen. Die Problembewältigung geschieht - im Text - alleine oder mit Freund bzw. Freundin zusammen. Provokative oder negative Headlines wie "So ein Scheiss" oder "Totaler Schwachsinn" sollen den Gesichtsausdruck unterstreichen und zum Lesen des Textes animieren. Wichtig war, dass der Text sowie die Headlines die Sprache und den Zeitgeist der Zielgruppe treffen. Auf keinen Fall wurden "Modewörter" wie "Null Bock" verwendet, da man dadurch bei vielen Jugendlichen unglaubwürdig wird. Diese Plakatserie ergänzte die pädagogisch orientierten Projekte in der Jugendarbeit in Jugendhäusern, Jugendtreffs, Jugendverbänden, und der Straßensozialarbeit. Die Plakatmotive konnten in Schulen und Jugendeinrichtungen, in Szene-Treffpunkten, Kneipen und Discos, in Sportvereinen, auf öffentlichen Anschlagflächen, bei Jugend-Veranstaltungen, in Schülerzeitungen, Jugendmagazinen eingesetzt werden. Die Plakate wurden zusätzlich über die Plakatanschlagflächen der Stadtreklame Nürnberg kostenfrei öffentlich 1994 und 1995 plakatiert. Durch ihre zielgruppengenaue Ansprache waren sie auch als Einzelmotive von Jugendlichen stark nachgefragt, so dass insgesamt eine Auflage von ca. 20.000 Exemplaren realisiert wurde.

Die Kampagne "Tausche Sucht gegen Liebe" wurde 2001 begonnen und läuft gegenwärtig noch. Ziel ist es,

  • das Thema Sucht öffentlich zu machen,
  • zu einem bewussteren und selbstbestimmten Umgang mit Suchtmitteln und suchtähnlichem Verhalten aufzufordern,
  • alternative Verhaltensmuster zur Sucht aufzuzeigen (dabei erfolgt ein gestalterischer und textlicher Bezug zum "Grundbedürfnis Liebe"),
  • durch erfolgreiche Prävention sozialen und gesundheitlichen Schäden vorzubeugen.

Zielgruppen sind neben der allgemeinen Öffentlichkeit auch Multiplikatoren in der Sozialarbeit, Jugendhilfe und Schule; durch die Verteilung als Edgarkarten konnte insbesondere ein junges und aktives Zielgruppenpublikum in Szenelokalen und In-Treffpunkten erreicht werden, das mit der trendigen Gestaltung offensichtlich besonders angesprochen wird.

Die Präventionsaktivitäten werden ständig begleitet durch eine offensive Öffentlichkeitsarbeit mit dem Ziel, das Problembewusstsein und die Akzeptanz der Präventionsangebote zu stärken sowie Einstellungsänderungen bei den Zielgruppen zu erreichen. So wurden allein im Zeitraum des Modellprojekts zehn Pressekonferenzen realisiert, die eine rege Medienresonanz auslösten, so dass eine ständige Berichterstattung in der regionalen Presse, dem Rundfunk und Fernsehen, aber auch in überregionalen Medien zu verzeichnen war (im Projektzeitraum ca. 200 Zeitungsartikel und 15 Fernsehbeiträge; vgl. die exemplarische Auswahl in Anlage 2. 6).

3. Kindertagesstätten

Beginnend mit der Schwerpunktsetzung im JUMP-Projekt wurde für die Kindertagesstätten eine Handlungsfeldanalyse (vgl. die Expertisen von Robert Frietsch, von Jürgen Burmeister/Harald Christa und von Robert Frietsch/Peter Greulich in: Greulich 1994) vorgenommen. Das methodische Vorgehen sah vor: durch den Multiplikatorenansatz sollen die Mitarbeiter/-innen in die Lage versetzt werden, in der Einrichtung Kindertagesstätte Suchtprävention auf vielfältige Weise zu verankern. Dazu ist die Bereitstellung von pädagogischen Anregungen für Kinder und von Materialien für die Erzieher/-innen mit dem notwendigen Erwerb von Basis- und Orientierungswissen erforderlich. Durch entsprechende Projekte soll auch die Zielgruppe der Eltern angesprochen werden.

Mit dem Medienpaket "Die Flirpse" ist ein kompaktes, sehr gut einsetzbares und mittlerweile um weitere Produkte erweitertes Materialienset (siehe Anlage 3. 1) entwickelt worden, das ergänzt wird durch ein ausdifferenziertes Fortbildungsprogramm für Mitarbeiter/-innen in Kindertagesstätten (siehe Dokumentation als Anlage 3. 2 und den Beitrag von Bernd Kammerer & Marie-Luise Sommer: Entwicklung von Basis-Fortbildungen für Mitarbeiter/-innen in Kindertagesstätten, in Kammerer: (Hrsg.): Suchtprävention im Vorschulalter, S. 71- 84). Suchtprävention in Kindertagesstätten war Mitte der 90er Jahre noch relativ neu und bedurfte der empirischen und konzeptionellen Fundierung. In diesem Handlungsfeld zeigte sich vermutlich am deutlichsten der Paradigmenwechsel der Suchtprävention: (vgl. BZgA 1997) Als summarische konzeptionelle und praktische Gesamtdarstellung kann das von Bernd Kammerer erarbeitete und 2000 im emwe-Verlag publizierte "Starke Kinder - keine Drogen. Das Projekte-Handbuch zur Suchtprävention mit Kindern" angesehen werden. (siehe Anlage 3. 3 und die Rezension von Joachim König in: Sozialmagazin, 25. Jg. 10/2000, S. 56f)

Das sog. Eltern-Handbuch zur Aktivierung der Elternarbeit in Kindertagesstätten (siehe Anlage 3. 4 "Keine Angst vor Eltern!" Suchtpräventive Anregungen zur Elternarbeit in Kindertagesstätten) griff den vielfach geäußerten Wunsch nach praktischen Hilfestellungen im Arbeitsalltag der Erzieher/-innen auf. Dargestellt und bearbeitet werden Ursachen von Sucht, Kinder in Suchtfamilien, das Konzept der Co-Abhängigkeit, Rollenmuster in Suchtfamilien, Zusammenarbeit von Kita und Familie, Bausteine und Beispiele suchtpräventiver Elternarbeit. Als ausdifferenziertes Folgeprodukt wurden "Prinzessinnen und Cowboys" (siehe Anlage 3. 5) realisiert - Arbeitsmaterialien zur geschlechts-spezifischen Suchtprävention in Kindertagesstätten. Die gesamte Produktlinie wurde durch einen trägerübergreifenden Arbeitskreis aus allen Nürnberger Kindertagesstätten begleitet, die Anwendung der einzelnen Produkte erfolgte somit in einem Netzwerk, das fortlaufend mit neuen Informationen zur Suchtprävention durch die Fachstelle versorgt wurde, z. B. mit regelmäßigen Infobriefen, die eine kommentierte Literaturliste (siehe Anlage 3. 6) zur Verfügung stellte.

Das Leitmedium für diesen Arbeitsbereich ist zweifelsohne das Bilderbuch "Die Flirpse", es wurde für Kinder im Alter zwischen vier und sieben Jahren entwickelt und wird über die Mitarbeiter/-innen in Kinder-tagesstätten eingesetzt (Anlage 3. 1; zum Konzept siehe Marie-Luise Sommer, in: Kammerer & Riemann 1997, S. 61- 68). Ansatzpunkte zur Suchtprävention in Kindertagesstätten bilden im Sinne der Lebenskompetenzförderung Grundbedürfnisse von Kindern (wie: Kinder brauchen Liebe und Geborgenheit, Kinder brauchen Eigenständigkeit, Kinder brauchen Selbstvertrauen, Kinder brauchen Konflikte, Kinder brauchen Freunde, Kinder brauchen Träume, Kinder brauchen körperliches Wohlgefühl). Im Buch werden kurze Geschichten mit Inhalten wie Neugierde, Streit, Furcht, Freundschaft/Ausgrenzung, Genussfähigkeit und Aktivität aufbereitet, so dass sie von Kindern leicht nachvollzogen werden können. Bewusst wird auf eine Problemlösung verzichtet, um Gestaltungsmöglichkeiten für Lösungsvorschläge zu schaffen. Durch die Gliederung des Buches und das jeweils offene Ende einer Geschichte ist das Medium mit dem situationsorientierten Ansatz der Kindertagesstättenpädagogik kompatibel. Durch einen Pilot-Test in verschiedenen Kindergärten in Nürnberg wurde das Buch auf seine praktische Anwendung, das Aussehen der Figuren, die Angemessenheit der kindlichen Umgebung und die graphische Umsetzung überprüft.

Zu den "Flirpsen" gibt es pädagogisch-didaktische Begleitmaterialien, die mit Spielvorstellungen, Liedern, Aktions- und Projektvorschlägen und weiteren Anregungen sowie einer knappen theoretischen Einführung das Thema zum Einsatz in Kindertagesstätten aufbereiten. Die Intentionen des Buches, sein Aufbau werden erläutert.

Ebenfalls dazu gehören eine Musikkassette mit Kinderliedern, die von einem Nürnberger Liedermacher und Spielpädagogen entwickelt wurde. Die Lieder nehmen Bezug auf die Inhalte der Flirpse-Geschichten. Eine Handpuppe des Hundes Bruno, der der Freund der Flirpse und mittlerweile der Liebling fast aller Nürnberger Kinder geworden ist, erleichtert die Identifizierung mit den Flirpsen. Bruno hilft den Kindern, eigene Wünsche, Träume, Ängste und Probleme auszudrücken. Wenn ein Kind Angst bei Gewitter hat, hilft es weiter, dass auch Bruno das einmal erlebt hat und mit seinen Freunden das Gewitter gut überstanden hat, vor allem, weil jeder seine Angst ausgesprochen hat. Ein Poster mit den Flirpsen kann in Kindertagesstätten, aber auch zuhause in den Kinderzimmern hängen, und die Kinder zur Weiterbeschäftigung mit den von den Flirpsen verkörperten Inhalten anregen. Aufkleber mit Bruno und den Flirpsen gibt es für die Kinder. Ein Ausmalbuch, dem die Geschichten der Flirpse-Episoden unterlegt sind, ist ebenfalls entwickelt worden und ist Bestandteil des Flirpse-Gesamtpakets, das allen Kindertagesstätten in Nürnberg zur Verfügung gestellt wurde. Ein Informationsflyer beschreibt die gesamte Produktpalette. Für den außerordentlich positiven Erfolg der Flirpse sind neben den bereits beschriebenen sehr guten Produktqualitäten auch ihr eingängiger und einprägsamer Name verantwortlich, der bei Kindern, den Eltern, den Erzieher/-innen, aber auch der Öffentlichkeit gut ankommt.

Das praxisorientierte Medienpaket "Die Flirpse" konnte allen Nürnberger Kindertagesstätten (das sind ca. 300 Einrichtungen mit ca. 14.000 Kindern) zur Verfügung gestellt werden und hatte sofort eine positive Resonanz, da es ein sofort einsetzbares Medium darstellt. Es war mit viel Praxiswissen für die Praxis entwickelt worden. Im Gegensatz zu vielen anderen Projekten der Suchtprävention in Kindertagesstätten war es direkt einsetzbar, kontinuierlich und vielfach verwend- und auch wiederholbar. "Die Flirpse" hatten eine derart große Nachfrage ausgelöst, so dass sie bald vergriffen waren. Die Nachfrage war und ist bundesweit, insbesondere auch aus den neuen Bundesländern waren ständig Anfragen zu verzeichnen. Neuauflagen des Flirpse-Gesamtpakets haben bezuschusst das Land Bayern (für alle bayerischen Kindertagesstätten) und die BZgA zum bundesweiten Vertrieb.

Für den Hortbereich wurde ein Flirpse-Comic mit entsprechenden Materialien entwickelt. Das Familien-Spiel "Bruno ist weg" (beide in Anlage 3. 1) kam später hinzu. Es ist sicherlich nicht übertrieben, wenn man die Flirpse auch als ein Synonym für Suchtprävention in Kindertagesstätten ansieht. Aber auch die seit 1993 kontinuierlich durchgeführten ca. 100 Fortbildungen für Mitarbeiter/-innen in Kindertagesstätten haben zu einem gewaltigen Multiplikationseffekt geführt, so dass zumindest eine Mitarbeiterin jeder Kindertagesstätte in Nürnberg in den letzten Jahren sich in Theorie und Praxis der Suchtprävention fortgebildet hat.

4. Jugend und Schule

Schule:

Auch in diesem Handlungsfeld wurde eine Bestandsaufnahme durch eine empirische Befragung (Ergebnisse veröffentlicht in: Stadt Nürnberg, Jugendamt, Prävention und Suchtberatung/GESOMED: Suchtprävention in Nürnberger Schulen. Ergebnisse einer Bestandsaufnahme, Nürnberg/Freiburg 1994) vorgenommen mit folgenden Inhalten: Beschreibung der bisherigen Praxis der Suchtprävention an Schulen und die Beurteilung der Akzeptanz einer inhaltlichen Umorientierung, Bewertung der Kooperationserfahrungen mit externen Fachkräften und Programmen, Wahrnehmung von Anlässen für suchtpräventive Aktivitäten, Beschreibung von Verhaltensauffälligkeiten bei Schüler/-innen, Einschätzung des Bedarfs nach Materialien, Fortbildung und Erfahrungsaustausch.

Dies war verknüpft mit der Vorstellung der neuen Anforderungen an schulische Suchtprävention. Wichtig ist insbesondere für die Schulen die Durchhaltung eines geschlechtsspezifischen Ansatzes auf allen Ebenen und bei allen Projekten. Daraus wurde dann eine Produktlinie für Schulen entwickelt, erprobt und realisiert (zur Suchtprävention in Schulen in Nürnberg siehe auch: Renate Rumrich, in Kammerer & Riemann 1997, S. 69ff und Kammerer & Rumrich 2001). Diese Produktlinie besteht aus einem Mix aus Nachfrage- und Angebotsorientierung, d.h. eine Reihe von Standardangeboten kann bei der Fachstelle abgefragt und gebucht werden, wie beispielsweise die Ausstellung zur geschlechtsspezifischen Suchtprävention boys & girls oder das Kooperationsangebot bei der Durch-führung von Projektwochen in der Grundschule, es gibt aber auch eine Service-Bereitschaft, d. h. bei Nachfragen von einzelnen Schulen oder Lehrkräften kann einzelfallorientiert Material, fachliche Beratung und Planungshilfe zur Verfügung gestellt werden.

Von zentraler Bedeutung ist sicherlich das Ausstellungs- und Aktionsprojekt boys & girls (siehe Anlage 4. 1), eine Ausstellung für Jungen und Mädchen im Alter von 12 bis 16 Jahren, entwickelt zum Einsatz in Haupt- und Realschulen. Ziele sind: "Bedürfnisse und Probleme von Jugendlichen während der Pubertät ernstzunehmen, Jungen und Mädchen zu ermutigen, ihr Leben aktiver zu gestalten, männliches und weibliches Rollenverhalten zur Diskussion zu stellen." (Rumrich S. 73) Das Ausstellungskonzept liegt vor, ebenso wie pädagogisch-didaktische Begleitmaterialien, Plakate, ein "Psychotest" und die Dokumentation einer exemplarisch verlaufenen Projektwoche in einer Hauptschule in Nürnberg (siehe Anlage 4. 1). Eine Weiterentwicklung erfuhr die Ausstellung durch Anregungen aus der Praxis: so wurden die Ausstellungstafeln als Foliensatz zum direkten Einsatz im Unterricht hergestellt und die beiden auf die Ausstellungsthemen bezogenen geschlechtsspezifischen Spiele-Sets "Erobere die Venus" (boys only) und "Girls only" als weitere Begleitmaterialien (beide im Verlag Ravensburger) realisiert (alles in Anlage 4. 1). Die Ausstellung selbst war in den letzten Jahren seit ihrer Einführung zu Jahresbeginn 1995 in Nürnberg und über Nürnberg hinaus bei ca. 2000 Schulklassen im Einsatz. Seit 1998 hat die Landeszentrale für Gesundheit einen Nachbau der Ausstellung im Einsatz, der den bayerischen Schulen zur Verfügung steht. Die Schulung der Multiplikatoren übernimmt eine Präventionsfachkraft der Nürnberger Koordinationsstelle Suchtprävention.

Die weitere Produktlinie zeigt folgende Bausteine:

  • Eine wichtige Zielgruppe der Suchtprävention in Schulen sind die "Drogenkontaktlehrer" (jetzt: Beauftragte für Suchtprävention). Sie werden von der Koordinationsstelle mit regelmäßigen Informationen aus den Themenbereichen Drogen, Sucht und Suchtprävention versorgt. Hierzu erfolgen datenbankgestützte Informations-Mails.
  • Das Fachinformationssystem Suchtprävention, in dem Literatur, Videos, graue Literatur, Projektdokumentationen, Unterrichtseinheiten, Nachschlagewerke, Spiel- und Aktionstips beinhaltet sind, kann von allen Lehrer/-innen genutzt werden. Das Fachinformationssystem hat zwei Arbeitsplätze zum Lesen und Nachschlagen für Externe, Literaturauszüge können kopiert, geeignete Videos gesichtet und ausgeliehen werden.
  • Der Ansatz der Arbeit mit Schülermultiplikatoren verfolgt das Ziel, Schüler/-innen durch ihre Mitschüler/-innen im Sinne der Meinungsbildung suchtpräventiv durch peer-groups zu beeinflussen. Nachdem dieser Ansatz in der Bundesrepublik weitgehend unbekannt ist, wurde zunächst zusammen mit der Bertolt-Brecht-Gesamtschule in Nürnberg eine Fachtagung "Suchtprävention mit Schülermultiplikatoren" durchgeführt (die Dokumentation liegt vor; siehe Anlage 4. 3) Die Koordinationsstelle hat für interessierte Lehrer/-innen einen sogenannten Schülermultiplikatorenkoffer zusammengestellt, der alle Basismaterialien bis hin zu praktischen Tipps, pädagogischen Vorschlägen, Literaturhinweisen, Adressen usw. enthält. Verschiedene Schulen verfolgen diesen Ansatz weiter.
  • Für Nürnberger Grundschulen besteht das Angebot, gemeinsam Projektwochen zur Suchtprävention zu gestalten. Dies umfasst die vorbereitende Planung einer Woche zusammen mit der Schulleitung und dem Lehrerkollegium, einen fachlichen Input in Form von Workshops, die gemeinsame Organisation und Durchführung der Projektwoche bis hin zur Auswertung. Wichtig dabei ist die Integration von spiel-, kultur- und erlebnispädagogischen Elementen und der Einbezug von klassen- und fächerübergreifenden Aktionen, damit Suchtprävention als etwas erlebt werden kann, das über die einzelnen Unterrichtsstunden hinausgeht. Die als Pilotmaßnahmen durchgeführten Projektwochen wurden dokumentiert, einzelne Schulen können mit dieser Planungshilfe ähnliche Projektwochen oder -tage mit fachlicher Beratung der Koordinationsstelle selbständig durchführen (siehe Anlage 4. 4).
  • Die Koordinationsstelle erarbeitet Handreichungen für Lehrer/-innen mit Empfehlungen von geeigneten Medien zum Einsatz im Unterricht, Basisinformationen zur Entwicklung der Suchtproblematik, mit ausführlichen Zahlenmaterialien und der Vermittlung von Basiswissen zur Entwicklung der Suchtkrankenhilfe in Nürnberg stehen ebenfalls zur Verfügung (siehe in Anlage 4. 5 den Folder "Schule ohne Drogen", der auf Wunsch vieler Lehrer/-innen hin Fragen zum Umgang mit Rauschmitteln in der Schule aus juristischer und pädagogischer Sicht behandelt, sowie die als Anlage 4. 6 beigefügte Literaturliste zur Suchtprävention in der Schule).
  • Der Aufbau einer systematischen Lehrerfortbildung, insbesondere in Zusammenarbeit mit dem kommunalen Pädagogischen Institut ist in den lezten Jahren gelungen und begleitet die anderen Angebote. Auch gibt es spezielle Produkte, so dass Schullandheimaufenthalte und Klassenfahrten unter dem thematischen Schwerpunkt der Suchtprävention gestaltet werden können. Ein Höhepunkt war sicherlich die mit ca. 300 Teilnehmer/-innen besuchte Fachtagung "...und es gibt sie doch! Suchtprävention in der Schule" im November 2000. Sie war mit Unterstützung des Kultusministeriums konzipiert worden und als offizielle Fortbildungsveranstaltung für Lehrer/-innen bayernweit anerkannt.

Diese Ansätze sind nahezu identisch mit den in der Bekanntmachung des Kultusministeriums postulierten Leitlinien zur schulischen Suchtprävention (KMBek vom 2.9.1991), sie präzisieren sie für die örtliche Praxis und füllen sie mit pädagogischen Projekten aus, die auf die Kooperation einer spezialisierten Fachdienststelle für Suchtprävention mit den Schulen baut. Mit der Neukonzeption der Suchtprävention konnte in den letzten Jahren ein breit angelegtes Programm der Vernetzung von Suchtprävention mit der Schule realisiert werden, das viele innovative und für die Praxis verwendbare Materialien hervorgebracht hat (neuerdings auch die Fähigkeit zur Vermittlung bei Konflikten, die sog. Streitschlichter; siehe die Publikation "Schule-Konflikte-Mediation" Anlage 4. 7). Die Nachfrage und die Bereitschaft in Nürnberg, einen neuen Weg der Suchtprävention zu gehen, war auch im schulischen Handlungsfeld sehr groß. Es ist gelungen, die verschiedenen Produkte vielfältig, so zum Beispiel auch Unterrichtseinheiten für Berufsschulen, (siehe Anlage 4. 8) einzusetzen und den Nürnberger Lehrerinnen und Lehrern die ursachenorientierte Prävention zu vermitteln. Insbesondere konnte auch die Schuladministration davon überzeugt werden, dass Schule und Suchtprävention miteinander vereinbar sind.

Kinder- und Jugendarbeit:

Auch für dieses Arbeitsfeld gelten die bereits skizzierten methodischen Arbeitsprinzipien (Handlungsfelderschließung, Aufbau von Pilotprojekten, Dokumentation, Anwendung in der Praxis). Drei Projekt-(Serien) seien herausgestellt:

"Das Bedröhnodrom" (siehe Anlage 4. 2)

Ausgangspunkt war hier: Musik ist eine der zentralen Bestandteile im Leben Jugendlicher. Sie erfüllt dabei eine Palette von Funktionen (abschalten, ausruhen, träumen, austoben, abgrenzen, kommunizieren). Mit diesem Projekt sollte die differenzierte Bedeutung der Musik für Jugendliche visualisiert, aber auch durch kritische Distanz hinterfragt werden. Die Hypothese lautete, dass Musik mit dieser zentralen Bedeutung im Leben von Jugendlichen unter Umständen ähnliche Funktionen einnimmt, die manchen Suchtmitteln zugeschrieben werden. Musik ist somit ein "funktionelles Äquivalent" für Suchtmittel. Die Rauminstallationen sind ein Techno- und Rap-Dance-Raum, ein Hard- and Heavy-Schuppen, ein Blues-Soul-Studio und eine Folklore-Stube. Neben dem Zusammenhang von Sucht- und Rauscherfahrungen mit Musik gibt das Bedröhnodrom Gelegenheit über die Ursachen von Sucht zu reflektieren und bietet sich als Einstieg in die Themenbereiche von Konsum, Sucht und Abhängigkeiten an. Für die pädagogische Arbeit wurde ausführliches Begleitmaterial erstellt, das Anregungen für die Weiterarbeit für Schulklassen und Jugendgruppen gibt. Mit dem Projekt Bedröhnodrom sind darüber hinaus Anstöße gegeben worden, wie die Themen Musik, Rausch und Sucht unter suchtpräventiven Vorzeichen innovativ angegangen werden kann. Das Bedröhnodrom ist bereits 1995 in einem Medienpaket dokumentiert worden, das in Gruppen und Klassen eingesetzt werden kann (Anlage 4. 2.). Quasi nebenbei entstand im Rahmen der Befragung der jugendlichen Besucher eine interessante Studie über die musikalischen Hörgewohnheiten der Jugendlichen (vgl. GESOMED/PSB: Jugend und Musik. Ergebnisse einer Befragung von 803 Experten, Freiburg/Nürnberg 1995). Das Bedröhnodrom wird regelmäßig in anderen bayerischen Städten von der kommunalen Jugendarbeit als suchtpräventives Projekt realisiert, am intensivsten von der Stadt Landshut.

In Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft der Nürnberger Jugendverbände, dem Kreisjugend-ring Nürnberg-Stadt, wurde eine Arbeitshilfe zum Thema Sucht und Suchtprävention (siehe Anlage 4. 9) für die Gruppenleiterausbildung von ehrenamtlichen Mitarbeiter/-innen in der verbandlichen Jugendarbeit entwickelt. Der Kreisjugendring ist u. a. Träger der Jugendbildungsstätte Burg Hoheneck, die eine zentrale Funktion in der Nürnberger Jugendbildungsarbeit einnimmt. Der Konzipierung vorausgegangen war eine Befragung von ehrenamtlichen Mitarbeiter/-innen der Jugendarbeit, durchgeführt von GESOMED (dokumentiert in: GESOMED/PSB: Ehrenamtliche Mitarbeiter/innen in der verbandlichen Jugendarbeit, Möglichkeiten der Suchtprävention, Freiburg/Nürnberg 1995). Neben theoretischen Grundlagen sind insbesondere methodische Vorschläge zur Umsetzung in die Praxis (in Form eines Methoden-Kasten im Bausteinprinzip) beinhaltet. Bei der Entwicklung wurden mehrere Pilottests mit Praktiker/-innen durchgeführt. Mit dieser Arbeitshilfe werden Ehrenamtliche befähigt, ihre Gruppenstunden, Bildungseinheiten, Wochen-endseminare, Ferienfahrten und Zeltlager zu den Themen Sucht und Prävention zu gestalten. Die Jugendbildungsstätte bietet regelmäßig Workshops für diese Arbeitshilfe an.

Für die Offene Jugendarbeit werden seit JUMP Projekte realisiert. So konnte seit Jahren ein breit angelegtes Programm zur suchtpräventiven Arbeit mit Jugendlichen in informellen Cliquen durchgeführt werden. Dieses Programm in Kooperation mit den mobilen und einrichtungsbezogenen Ansätzen der kommunalen Jugendarbeit baute von Anfang an auf die Integration von erlebnispädagogischen Ansätzen, um positive und neue Erfahrungen für drogengefährdete Jugendliche zu ermöglichen. Diese Jugendlichen können zum Teil nur über diesen methodischen Ansatz erreicht werden. Das Gesamtprogramm sieht verschiedene Bausteine vor: Neben der umfassenden Planung mit einem Evaluations- und Dokumentationsleitfaden werden regionale Fachtagungen (z. B. zur geschlechtsspezifischen Suchtprävention in der Offenen Jugendarbeit und zur Erlebnispädagogik) angeboten. Vorgeschaltet sind umfassende Teamberatungen zu Ursachen von Sucht und Wirkungen von Suchtmitteln bei Jugendlichen. Dieser Ansatz ist somit ein Mix aus primär- und sekundärpräventiven Konzepten. Das Startprogramm im Rahmen von JUMP umfasste ca. 15 Einzelprojekte bei Beteiligung von 7 Einrichtungen der Offenen Jugendarbeit, die systematisch ausgewertet wurden, um daraus eine Art Manual oder Handbuch für die Zeit nach JUMP und/oder für andere Interessierte zur Verfügung zu haben (siehe Anlage 4. 10. "Hinter Nürnberg liegt der Dschungel", Handbuch Erlebnispädagogik und Suchtprävention in der Offenen Jugendarbeit). Zur positiven Verknüpfung von Jugendarbeit und Suchtprävention gehört in Nürnberg auch, dass zentrale jugendkulturelle Veranstaltungen wie etwa das jährlich stattfindende Jugendfilmfestival oder die Europäischen Dance-Festivals 1996 und 2000 immer wieder jeweils thematische und programmatische Bezüge zur Suchtprävention aufweisen.

Mit dem Handbuch JUMP IN Suchtprävention - Spiele und Aktionen (siehe Anlage 4. 11) wurde der Wunsch vieler pädagogischer Fachkräfte aus Jugendhilfe, Jugendarbeit, Schule und Kindertagesstätten aufgegriffen, praktische Spiel- und Aktionsvorschläge parat zu haben, die das Präventionsziel Lebenskompetenzförderung initiieren oder fördern. So wurden für die operationalisierten Ziele "Auf der Suche nach der eigenen Identität", "In Beziehung treten", "Konflikt- und Entscheidungsfähigkeit", "Mut zur Muße und Genussfähigkeit" Spiel- und Projektbeschreibungen zusammengetragen, die alle wenig Vorbereitungsaufwand erfordern.

Als gut dokumentiertes Einzelbeispiel einer suchtpräventiven Aktion in der Offenen Jugendarbeit steht die Fotoausstellung des Kinder- und Jugendhauses Reichelsdorf, die von und mit Jugendlichen gemacht wurde ("Ein Platz in meinem Leben" - Kinder und Jugendliche fotografieren ihren Stadtteil; sie ist im "Ausstellungskatalog" gut wiedergegeben; siehe Anlage 4. 12.).

Ein PC-Spiel zur Suchtprävention für Jugendliche ab 12 Jahren (Anlage 4. 13) wurde lange Zeit in Schulen und Jugendeinrichtungen eingesetzt, es vermittelt spielerisch Kenntnisse und Informationen über Suchtmittel und drogenpolitische Grundannahmen.

5. Fachtagungen

Die Stadt Nürnberg ist stark daran interessiert, die regionale und bundesweite Fachdiskussion zu fördern. Neben der etablierten Tagungsreihe "Überleben in der Drogenszene", die federführend von der Alternativen Jugend- und Drogenhilfe Mudra gemanagt wird und einen hohen Stellenwert für die Präsentation und Diskussion von Projekten und Modellen der akzeptierenden Drogenarbeit hat, konnten in der Vergangenheit eine Reihe von besonderen Fachtagungen und Kongressen in Nürnberg realisiert werden.

Die mit Abstand bedeutendste und aufgrund der Zeitlinien quasi die Neukonzeption der Sucht-prävention in Nürnberg auslösende und begleitende Veranstaltung war das von der BZgA (in Kooperation mit Aktion Jugendschutz, Landesarbeitsstelle Bayern e. V. und der Stadt Nürnberg, Jugendamt) verantwortete "Forum 90 - Neue Wege der Suchtprävention" vom 10. bis 12. September 1990 in der Nürnberger Meistersingerhalle - einer nationalen Fachmesse mit einer zum damaligen Zeitpunkt sehr wichtigen Bestandsaufnahme innovativer und auf dem Stand wissen-schaftlicher Erkenntnisse stehenden Suchtprävention (die Dokumentation liegt vor; siehe Anlage 5. 1.)

Mit dem Projekt JUMP begann dann die Tradition von spezifisch Nürnberger Fachtagungen zur Suchtprävention, die sich durch folgende Merkmale auszeichnen: Theorie und Praxis verbindend, praxisnah, kooperationsoffen, methodisch aktivierend, neue Projekte dokumentierend. An dieser Stelle können die von der Zielgruppe und dem Thema kleiner angelegten Tagungen(z. B. zur Offenen Jugendarbeit) mit meist nur rein regionaler Ausstrahlung nur erwähnt werden. Von größerer Bedeutung sind und waren die für eine wachsende Fachöffentlichkeit relevanten Tagungen; es wurden realisiert:

  • Im Jahr 1994 die erste Fachtagung in Bayern zum sog. Schülermultiplikatorenansatz mit ca. 120 Teilnehmer/-innen (Dokumentation als Anlage 5. 2);
  • Im Jahr 1995 die JUMP-Abschlußtagung mit ca. 300 Teilnehmer/-innen aus dem gesamten Bundesgebiet (weitgehend dokumentiert in Kammerer & Riemann 1997; siehe Anlage 5. 3);
  • Im Jahr 1998 die erste bundesweite Fachtagung, bei der die wichtigsten Projekte zur Suchtprävention im Vorschulalter zusammengeführt wurden mit ca. 80 Teilnehmer/-innen (Dokumentation liegt vor als Bernd Kammerer (Hrsg.): Suchtprävention im Vorschulalter. Konzepte und Projekte, Nürnberg 1999; siehe Anlage 5. 4) - damit war die neue Tagungsreihe, "Nürnberger Forum der Suchtprävention" installiert worden;
  • Im Jahr 1999 eine der ersten (und wenigen) Fachtagungen, bei der es um die notwendige (oder häufig fehlende) Verbindung bzw. Vernetzung zwischen Suchthilfe und Jugendhilfe ging mit ca. 170 Teilnehmer/-innen aus dem gesamten Bundesgebiet (Dokumentation des zweiten Nürnberger Forums der Suchtprävention liegt vor, Bernd Kammerer (Hrsg.): JUGEND SUCHT HILFE, Sekundärprävention in der Jugendhilfe, Nürnberg 1999; siehe Anlage 5. 5);
  • Im Jahr 2000 eine umfassende Bestandsaufnahme der Praxis der schulischen Suchtprävention im Rahmen des dritten Nürnberger Forums der Suchtprävention "...und es gibt sie doch! Suchtprävention an Schulen. Konzepte, Modelle und Projekte mit ca. 300 Teilnehmer/-innen. Diese Tagung fand in Kooperation mit den Bayerischen Staatsministerien für Unterricht und Kultus und Arbeit und Soziales, Familien, Frauen und Gesundheit, der Landeszentrale für Gesundheit in Bayern und dem Pädagogischen Institut der Stadt Nürnberg statt. Die Veranstaltung war als Fortbildungsmaßnahme für Lehrkräfte anerkannt; das Sozialministerium gewährte einen Zuschuss zur Dokumentation (hrsg. von Renate Rumrich & Bernd Kammerer, Nürnberg 2001; siehe Anlage 5. 6);
  • Schließlich ist für 2002 das nächste, bilanzierende und perspektivisch orientierte vierte Nürnberger Forum der Suchtprävention geplant - "Zukunft der Suchtprävention - Suchtprävention der Zukunft" (siehe den Ausschreibungsfolder als Anlage 5. 7).

6. Kooperationen

Kooperationen und der Aufbau eines suchtpräventiven Netzwerkes waren und sind wesentliche Ziele der Suchtprävention in Nürnberg. In diesem Sinne sind in den letzten Jahren horizontale und vertikale Vernetzungsstrukturen entstanden, die die Suchtprävention in Nürnberg vertiefen, verbreitern und mit neuen und innovativen Ideen und Projekten versehen. Im folgenden sollen diese schlaglichtartig und nicht systematisch als Nürnberger Kooperations-Kaleidoskop der Suchtprävention dargestellt werden:

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung

Die kommunale Präventionsstelle arbeitet seit Jahren mit der BZgA zusammen. Auf die Mitwirkung beim Forum 90 wurde schon hingewiesen. Dazu gehört auch die Beteiligung der Stadt Nürnberg bei den zentralen oder den von der BZgA unterstützten Kampagnen (Weltnichtrauchertag, Keine Macht den Drogen, "Ohne Rauch geht's auch", Kinder stark machen, Apfelklops & Co), die in Nürnberg durch die Fachstelle und in Kooperation mit lokalen Partnern umgesetzt werden. Das auf Methoden der Erlebnispädagogik und der kulturellen Jugendbildung gestützte Handbuch "Gesundheitsförderung und Erlebnispädagogik in der Jugendarbeit" der BZgA zur bundesweiten Aktion "Ohne Rauch geht's auch" wurde vor dem Realisierungs- und Dokumentationshintergrund der Nürnberger Aktionen und Projekte entwickelt und umgesetzt (siehe Anlage 6. 1). Ein Ausdruck dieser guten Kooperation ist sicherlich auch darin zu sehen, dass auf Vorschlag der BZgA das Projekt JUMP beim Internationalen Kongress im Rahmen der Europäischen Suchtwoche 1994 vorgestellt werden konnte (siehe die Dokumentation in der Anlage 6. 1). Die von Bernd Kammerer verantwortete Expertise zur Sichtung vorhandener Materialien zur Suchtprävention im Vorschulalter, die von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung 1997 herausgegeben wurde, steht ebenfalls für gute Zusammenarbeit (vgl. Dagmar Grundmann-Simsek & Guido Nöcker: Materialien zur Suchtprävention im Vorschulalter, in: Prävention 20. Jg., 1/1997, S. 22 - 24; siehe Anlage 6. 1).

Landeszentrale für Gesundheit/Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung:

Auch die Zusammenarbeit auf Landesebene ist gut ausgebaut. Hierzu zählt nicht nur die Personal-kostenförderung durch das Land, sondern auch die projektbezogene Unterstützung bei der Ent-wicklung von neuen Materialien oder Tagungen und die Unterstützung der Vernetzungsbestrebungen des Landes bei der Umsetzung von flächendeckenden Präventionsaktivitäten und der Installierung von regionalen Gremien des Erfahrungs- und Informationsaustausches zur Suchtprävention.

Die im Rahmen von JUMP entwickelte Ausstellung boys & girls wurde von der Landeszentrale für Gesundheit in Bayern e. V. in einer zweiten erweiterten Auflage nachgebaut und kann von dort bayernweit ausgeliehen werden. Die für die Realisierung auf örtlicher Ebene erforderlichen Multiplikator/-innen-Seminare werden mit personeller Unterstützung der Nürnberger Stelle durchgeführt (vgl. den entsprechenden Prospekt der LZG in Anlage 6. 2)

Die bayernweit organisierten Kampagnen "Be hard - drink soft" des Sozial- und Gesundheits-ministeriums zum Thema Alkoholmissbrauch von Jugendlichen und "Be smart - Don't start", ein Nicht-raucherwettbewerb für Schüler/-innen der 6., 7. und 8. Klassen der LZG, werden unterstützt und in Nürnberg durch die Fachstelle Suchtprävention kommuniziert und multipliziert.

Bildungsbereich im ehem. Kommunikationszentrum KOMM :

Die "Künstlichen Paradiese" waren ein Ausstellungsprojekt zu Rausch, Sucht und Grenzerfahrung in Co-Produktion mit dem Kommunikationszentrum KOMM e.V. und der Kulturwerkstatt Erlangen e.V., das 1993 realisiert werden konnte. Die Idee wuchs in der jahrelangen Auseinandersetzung des Kommunikationszentrums mit Drogen- und Rauschgiftproblemen um den Nürnberger Hauptbahnhof. Das Konzept der Ausstellung sah vor, bei den Motiven des Drogenkonsum anzusetzen, seine Gefahren und seine Stigmatisierungen darzustellen, ohne die Faszination und das Lockende banal zu leugnen. Tragendes Element des erstellten Konzepts war die Installation von Erlebnisräumen, die bestimmte Gefühlszustände visualisieren und damit der Reflexion zugänglich machen sollten. Für die Ausstellung wurden Begleitmaterialien für pädagogische Fachkräfte aus Schule, Kultur- und Jugendarbeit erstellt. Jugendgruppen und Schulklassen konnten für Besuche angesprochen werden. Für pädagogische Fachkräfte wurde eine Führung entwickelt. Die Ausstellung stieß auf große Resonanz. Insgesamt ca. 40 Schulklassen und Jugendgruppen haben die Ausstellung in organisierter Form besucht. Daneben hatten Einzelbesucher sechs Wochen Gelegenheit, sich individuell mit der Ausstellung auseinander zu setzen. Die Ausstellung ist umfassend in einer Dokumentation (KOMM e.V./PSB 1994; siehe Anlage 6. 3) festgehalten. Die Ausstellung fand ein lebhaftes publizistisches Echo (vgl. Dokumentation) und war einer der ersten Höhepunkte des JUMP-Projektes.

Klasse 2000, Institut für Präventive Pneumologie des Klinikums der Stadt Nürnberg:

Zu diesem in Nürnberg entwickelten und gesteuerten, von der Reichweite bundesweit ausgerichteten Projekt "Klasse 2000" des Instituts für Präventive Pneumologie bestehen enge Kontakte seit der Entstehung dieses Projekts für Grundschulen im Jahr 1991 - ursprünglich als Klasse 2000 Rauchfrei gestartet. Es wurden regelmäßige Informationsgespräche, Zielgruppenabsprachen und Materialientransfers realisiert (vgl. Anlage 6. 4 sowie die Beiträge von Hollederer u.a. sowie Bußler/Wedemann in: Kammerer & Rumrich 2001, Suchtprävention an Schulen, S. 62ff). Auf das beiliegende Material unseres Kooperationspartners kann verwiesen werden (Anlage 6. 4).

Drogenprävention der Polizeidirektion Nürnberg/Kriminalpolizeidirektion

Auch zur Drogenprävention der Polizeidirektion Nürnberg bestehen sehr gute Kooperationskontakte. Vor 10 Jahren wurde die Drogenprävention der Polizeidirektion Nürnberg/Kriminalpolizeidirektion verstärkt und einer hauptamtlichen Kraft als Sonderaufgabe zugewiesen. Seitdem werden Eltern-abende an Schulen bei Bedarf gemeinsam durchgeführt, das Faltblatt "Keine Panikmache", das über angebliche Drogenabziehbilder informiert, konnte gemeinsam realisiert werden. Es findet ein regelmäßiger Informations- und Materialienaustausch statt, ebenso wie gemeinsame Absprachen zur Elternarbeit und zum Informationsbedarf. Auf die umfangreichen, eigens für den Wettbewerbsbeitrag erstellten Materialien und den Tätigkeitsbericht der Drogenprävention der Polizei wird verwiesen. (siehe das beiliegende Material in Anlage 6. 5)

Gesundheitsamt der Stadt Nürnberg, Gesundheitspädagogischer Dienst

Mit dem gesundheitspädagogischen Dienst der Stadt Nürnberg werden Absprachen getroffen und Projekte gemeinsam realisiert. So finden Angebote der Koordinationsstelle in den Räumen des Gesundheitsstudios statt, die präventiven Projekte in Schulen werden aufeinander abgestimmt bzw. es findet Kooperation statt. Das Gesundheitsstudio hat hier einen Projekte-Schwerpunkt in den Themenbereichen Bewegung, Entspannung, Ernährung, Essen, Trinken, körperliche Entwicklung; bei Bedarf werden suchtpräventive Inhalte integriert. Die Informationsmedien des Gesundheitsamtes führen die Angebote und Projekte der Suchtprävention auf. Ein Schwerpunkt der Zusammenarbeit liegt bei sexualpädagogischen Projekten. Auf die für den Wettbewerbsbeitrag erstellten Materialien wird verwiesen (siehe Anlage 6. 6).

Arbeiterwohlfahrt Nürnberg: Aussiedlerjugendliche und Suchtprävention

Mit der Zuwanderung von insbesondere jungen Menschen aus den ehemaligen GUS-Staaten war auch die Suchthilfe und -prävention vor neue Aufgaben gestellt und musste ihre Produkte und Dienst-leistungen überprüfen und anpassen. Bereits 1999 wurde durch die Stadt Nürnberg und den Bezirk Mittelfranken darauf reagiert und Berater mit Suchthilfekompetenz engagiert, die in ihrer Sprache und Herkunft auf die neue Zielgruppe einstellen konnten. Beteiligt waren die Nürnberger Sucht-beratungsstellen sowie die Fachstellen für Aussiedlerfragen. Runde Tische aller Insti-tutionen und eine bayernweite Fachtagung der Arbeiterwohlfahrt (dokumentiert als Publikation des emwe-Verlags; siehe Anlage 6. 7) förderten die Bestandsaufnahme und die Problemanalyse. Die Fachstelle arbeitet insbesondere mit der in Nürnberg in Aussiedlerfragen besonders engagierten Arbeiterwohlfahrt im suchtpräventiven Bereich zusammen, so dass sich eine enge Kooperation zwischen Mudra, Awo und Suchtprävention in Aussiedlerfragen ergibt. In Nürnberg entstand auch eine bikulturelle deutsch-russische Theaterproduktion.

Kooperationen mit der Alternativen Jugend- und Drogenhilfe Mudra:

Mit der Mudra gibt es eine seit Jahren bestehende gut funktionierende und abgestimmte Zusammenarbeit auf verschiedenen Kooperationsfeldern:

  • Info-Folder zu illegalen Drogen

So wurden eine Reihe von zielgruppenadäquaten Info-Foldern mit Informationen über einzelne Suchtmittel (insbesondere Partydrogen, XTC; auch ein spezielles Produkt für Eltern und Multiplikatoren) entwickelt, und mit Unterstützung des Landes in der benötigten Massenauflage hergestellt; die Materialien liegen teilweise auch in russischer Übersetzung vor. (siehe Anlage 6. 8).

  • XTC-Präventionsprojekt enterprise

Suchtprävention braucht Kontinuität und langen Atem, muss aber die Aktionen, Projekte und "Zielgruppenansprachen" modifizieren. Ständig verändern sich die Jugendszenen, die Konsumformen, die Modedrogen und die spezifischen Gefährdungslagen. So musste die Drogenhilfe Anfang der 90er Jahre auf die sich etablierende Partydrogenszene reagieren. Die neuen Zielgruppen z.T. sehr junger Konsumenten, Raves und Discos als neue subkulturelle Drogenmilieus erforderten völlig andere Präventionsansätze. Wenig Erkenntnisse der Wissenschaft und noch weniger Problembewusstsein bei den Konsumenten erforderten eine offensive Aufklärungsarbeit, die der Szene sprichwörtlich nahegebracht werden musste. Zunächst wurden Informationsfolder erstellt und dann brauchte es Teams altersadäquater Fachkräfte (Peer-Ansatz), um die Information und Aufklärung bei Technoveranstaltungen zu vermitteln. In gemeinsamer Initiative von Mudra-Drogenhilfe und Stadt Nürnberg wurde das XTC-Präventions-Projekt "enterprise" gegründet (Anlage 6. 8) und kurzfristig aus kommunalen und Landesmitteln gefördert. Mittlerweile hat sich "enterprise" als Infozentrum für synthetische Drogen bei der Mudra etabliert und bei Betroffenen, Eltern, Lehrern und anderen Multiplikatoren bewährt.

KIDS Company - Kooperation mit "Kinder, Spiel und Stadt" des Jugendamtes

Es wurde ein Konzept (siehe Anlage 6. 9) vorgelegt, das die Fortsetzung der Arbeit für Kinder über die Institution Kindertagesstätte hinaus ermöglichen sollte, dabei sollten Verbindungen zur Offenen Kinderarbeit geschaffen werden. Die kommunikative Klammer hierzu ist "Kids Company", eine Kooperation mit dem Sachgebiet Kinder, Spiel und Stadt des Jugendamtes der Stadt Nürnberg, das verstärkt suchtpräventive Projekte für Kinder durchführte (Stummfilmfestival, Kinderzirkus, Ferienaktionen, Mitarbeiter-Workshops, Spielmobil-Projekte). Die Schnittstellen der Offenen Kinderarbeit mit der Suchtprävention sind klar: Lebenskompetenzförderung ist ein gemeinsames Ziel beider Arbeitsansätze. Diese grundlegende Zusammenarbeit wurde 1993 begonnen und regelmäßig aktiviert. Der sog. Spiele-Cocktail als Handbuch, in Kooperation mit dem Nürnberger Spieleclub Ali Baba e. V. entwickelt, ist ein besonderes Produkt (Anlage 6. 9).

Projektspezifische Kooperationsverbände in Nürnberg

  • Präventionswoche "oben bleiben":

Während die Öffentlichkeit mit Schrecken auf den Problemdruck bei illegalen Drogen reagiert, finden Ausmaß und Folgen des Alkohol- und Nikotinmissbrauchs vergleichsweise geringe Anteilnahme. Es war erforderlich, dieser Wahrnehmungsverzerrung entgegen zu wirken. So kam es zur "Nürnberger Woche zur Suchtprävention und Punktnüchternheit", einer zentrale Präsentation des Sucht-hilfesystems im Großraum im Jahr 1999. (siehe Anlage 6. 10)

Ziel war die Sensibilisierung in der Gesamtbevölkerung, die Konzentration auf den Suchtstoff "Alkohol" und auf die Konsumkontexte "Alkohol in der Schwangerschaft, im Straßenverkehr, am Arbeitsplatz und bei gleichzeitiger Medikamenteneinnahme." Diese vier Felder entsprachen dem Konzept der sog. "Punktnüchternheit" des Bayerischen Gesundheitsministeriums. Gewählt wurde ein Veranstaltungsort mit maximaler Öffentlichkeit, die Gemeinfläche des größten Nürnberger Einkaufzentrums mit täglich zwischen 10.000 bis über 30.000 Besuchern. Mehr als 20 Einrichtungen der Suchthilfe mit mehr als 200 Aktiven wirkten bei der Vorbereitung und Durchführung der Präventionswoche mit, siebenmal zehn Stunden täglich. Neben der Gesamtpräsentation gab es einen Plakatwettbewerb, stadtweite Plakataktionen, Theatervorführungen, eine Filmreihe, die Ausstellung "boys & girls", Fachgespräche zu den Themen "Alkohol am Arbeitsplatz" und zum "Kontrollierten Trinken", sowie Aktionen der Polizei. Die Tagespresse beteiligte sich durch eine Telefonaktion, Großanzeigen und durch umfangreiche Berichterstattung. Die Kosten der Aktion teilten sich die Stadt Nürnberg, das Land und Sponsoren. Ergebnisse sind die Offenheit der Medien, eine intensivierte Vernetzung der Akteure in Beratungsstellen und in der Selbsthilfe und die Planung von Präventionsfilmen zum Thema Alkohol ("Alkohol am Arbeitsplatz" und "Alkohol in der Schwangerschaft").

  • "Ich habe essen satt!"

Um auf die gestiegenen Nachfragen von Betroffenen, Eltern, Lehrkräften und anderen pädagogischen Mitarbeiterinnen zum Thema Ess-Störungen zu reagieren, wurde ein Folder "Ich habe essen satt!" federführend von der Koordinationsstelle Suchtprävention realisiert. Inhalte sind Begriffsklärungen, Symptomerläuterungen, Hilfsmöglichkeiten und eine Zielgruppen-Matrix der Beratungsstellen. (siehe Anlage 6. 10) Der Materialerstellung vorausgegangen war die intensive Beratung im träger-übergreifenden Arbeitskreis "Ess-Störungen".

  • Arbeitskreis gegen sexuellen Mißbrauch

Auch im interdisziplinären Arbeitskreis gegen sexuellen Missbrauch an Mädchen und Jungen ist die Suchtprävention vertreten. Ziel ist die adäquate Abstimmung und Vernetzung der Informations-, Hilfs- und Beratungsangebote (siehe Anlage 6. 10).

  • "Wohlfühl-Haus"

Das Kooperationsprojekt "Wohlfühl-Haus" (siehe Anlage 6. 10) gibt bausteinartige Ratschläge für Eltern, die bei Elternabenden zur Suchtprävention erarbeitet wurden und plakativ zu einem "Haus" zusammengefasst sind. Die Idee wird regional (Städte Nürnberg und Erlangen sowie Landkreis Erlangen-Höchstadt) umgesetzt; das Plakat ist insbesondere auch für Orte gedacht, an denen Eltern anzutreffen sind (Arztpraxen, Schulen, Kindertagesstätten, Beratungsstellen).

  • Projekt "Liliput"

Zu den besonderen Zielgruppen innerhalb der Suchtprävention gehören die Frauen. Frauen haben spezifische Suchtformen und spezifische Problemlagen und Verarbeitungsmuster in der Sucht und brauchen deshalb auch eigenständige Hilfeangebote. Hierzu hat sich vor fünf Jahren Lilith, ein Verein zur Unterstützung von Frauen mit Drogenproblematik gegründet. Lilith betreibt mittlerweile eine Beratungsstelle. Mit dem Projekt "Liliput" wendet sich Lilith an Kinder drogenkonsumierender Frauen. Häufig sind diese Kinder in ihrer körperlichen und seelischen Entwicklung beeinträchtigt. "Liliput" soll herausfinden, in welchen besonderen Lebenslagen sich diese Kinder befinden und wie diese Kinder mit den Möglichkeiten der Jugendhilfe besser erreicht werden können. Wissenschaftlich begleitet sollen praxisorientierte Hilfen erprobt und umgesetzt werden. Die Stadt Nürnberg beteiligt sich an der Mischfinanzierung des Projektes.

Bildungszentrum und Betriebliche Sozialberatung der Stadt Nürnberg

Viele Jahre führte die Koordinationsstelle Seminare für Auszubildende der Stadt Nürnberg durch. Mit diesem Präventionsprogramm für Auszubildende bei der Stadt Nürnberg konnte ein potentielles Gefährdungsrisiko verringert werden. Es ist eingebettet in ein umfangreiches Konzept der Prävention und Suchtkrankenhilfe bei der Stadtverwaltung Nürnberg, das bereits Ende der 80er Jahre angeregt wurde. Nach intensiven und langwierigen Verhandlungen konnte dieses "Programm zur Alkoholprävention und Gefährdetenhilfe am Arbeitsplatz" im Juli 1993 durch den Personal- und Organisationsausschuss der Stadt Nürnberg verabschiedet werden. Der Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg hat dieses Programm am 28.10.1993 durch eine Anordnung zur maßgeblichen Leitlinie für die Stadt Nürnberg erhoben. Begleitend fanden Veranstaltungen und Tagungen zum Thema Alkohol am Arbeitsplatz statt (siehe die Tagung des Bildungszentrums der Stadt Nürnberg als Anlage 6. 11).

Pädagogisches Institut der Stadt Nürnberg

Mit dem Pädagogischen Institut der Stadt Nürnberg konnte in den letzten Jahren systematisch und kontinuierlich ein regelmäßig stattfindendes Fortbildungsprogramm für Lehrer/-innen in der Stadt Nürnberg aufgebaut werden (siehe den exemplarischen Auszug aus dem Fortbildungsplan des PI in Anlage 6. 12).

Regierung von Mittelfranken - Fortbildungen für Gymnasiallehrer

Analog zum Modell des Pädagogischen Instituts konnte mit der Schulverwaltung der Regierung von Mittelfranken ein ähnliches Programm im Bereich der Fortbildung für Gymnasial-Lehrer/-innen aufgebaut werden (vgl. Anlage 6. 13). Das Thema in diesem Jahr lautet: "Ess-Störungen erkennen und handeln."

Zusammenarbeit mit anderen Kommunen oder kommunalen Stellen

Einzelne Produkte und Dienstleistungen wurden in den letzten Jahren von zahlreichen Stellen und Kommunen nachgefragt und teilweise von der Koordinationsstelle Suchtprävention der Stadt Nürnberg übernommen. Dies begann bereits mit der Neukonzeptionierung und der Realisierung des Modellprojekts JUMP. So wurde in den letzten Jahren die Nürnberger Suchtprävention bei Landes- und Bundesstellen, bei Kommunen und Krankenkassen, auf Tagungen und Kongressen und Hochschulen präsentiert (eine Auswahl: Landesjugendamt Bayern, Bayerischer Jugendring, LZG Bayern, Sozial- und Gesundheitsministerium sowie Kultusministerium Bayern, Bundesjugend-ministerium, Präventionsfachkräftetag Niedersachsen, Aktion Jugendschutz Thüringen, Landesstelle gegen die Suchtgefahren Niedersachsen, Fachstelle Prävention Hessen, Evangelischer Landeskon-gress Rummelsberg, Nationale Fachmesse Suchtprävention Schweiz, Europäischer Präventions-kongress, Deutsches Institut für Urbanistik, Expertenhearing Bundesgesundheitsministerium usw.).

Die Flirpse (allein für alle 6000 Kindertagesstätten in Bayern) und die Ausstellung boys & girls wurden bayern- und bundesweit durch Extra-Zuwendungen und neu produzierte Auflagen zugänglich gemacht. Die Plakat-serie für Jugendliche, das Bedröhnodrom und andere Produkte wurden von vielen Kommunen unter Hinweis auf das Nürnberger Copyright übernommen. Dazu zählen u. a. die Städte Amberg, Dresden, Fürth Landshut, Lichtenfels, Mainz, Oschatz, Saarlouis, Schwandorf, Sulzbach-Rosenberg innerhalb Deutschlands und international Bozen/Italien, Graz, Zürich. (Belegexemplare siehe Anlage 6. 14) Die Flirpse wurden sogar mittels Praktikum einer Nürnberger Studentin in mehrere mexikanische Kindergruppen transferiert (siehe ebenfalls Anlage 6. 14).

Literaturverzeichnis zum Wettbewerbsbeitrag:

Der Bundesminister für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit: Achter Jugendbericht. Bericht über Bestrebungen und Leistungen der Jugendhilfe, Bonn 1990.

Greulich, Peter (Hrsg.): Neue Ansätze der Suchtprävention in Nürnberg. Expertisenband zum Jugend-Modellprojekt Prävention JUMP. ISS-Eigenverlag, Frankfurt am Main 1994

Kammerer, Bernd: Expertise zur Sichtung vorhandener Materialien zur Suchtprävention im Vorschulalter, hrsg. von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Köln 1997

Kammerer, Bernd: Starke Kinder - keine Drogen. Das Projekte-Handbuch zur Suchtprävention mit Kindern, emwe-Verlag, Nürnberg 2000

Kammerer, Bernd (Hrsg.): JUGEND SUCHT HILFE. Sekundärprävention in der Jugendhilfe, Nürnberg 1999

Kammerer, Bernd (Hrsg.): Suchtprävention im Vorschulalter. Konzepte und Projekte, Nürnberg 1999

Kammerer, Bernd & Riemann, Klaus (Hrsg.): JUMP. Ein Brückenschlag zwischen Suchtprävention und Jugendhilfe, Freiburg im B. 1997

Kammerer, Bernd & Rumrich, Renate (Hrsg.): "... und es gibt sie doch!" Suchtprävention an Schulen. Konzepte, Modelle und Projekte, Nürnberg 2001

Künzel-Böhmer, Jutta (u.a.): Expertise zur Primärprävention des Substanzmißbrauchs, Baden-Baden 1993. Schriftenreihe des Bundesministeriums für Gesundheit, Bd. 20

Rose, Christof: Die Drogenberichterstattung der deutschen überregionalen Tagespresse. Ergebnisse einer Inhaltsanalyse von FAZ, FR, taz und Welt, in: Sucht, 41. Jg., 1995, S. 34ff

Stadt Nürnberg, Jugendamt: Neukonzeption der Drogenprävention der Psychosozialen Beratungsstelle, Nürnberg 1992 (2. Auflage 1994)

Stadt Nürnberg: Rahmenplan der Suchthilfe in Nürnberg, Nürnberg 1995

Fragen zum Wettbewerbsbeitrag

Welche Ziele werden mit dem Wettbewerbsbeitrag angestrebt?: 
  • den Einstieg in den Konsum von Suchtmitteln zu verhindern bzw. hinauszuzögern
  • den frühzeitigen Ausstieg aus riskanten Konsummustern zu fördern
  • einen suchtmittelfreien Lebensstil zu fördern
  • Vernetzung präventiver Aktivitäten
Gibt es Minimalziele?: 

ja, Die suchtpräventive Arbeit der Stadt Nürnberg hat Modellcharakter. Dies sollte aus dem Wettbewerbsbeitrag deutlich werden. Die Arbeit der Koordinationsstelle Suchtprävention ist überregional anerkannt. Suchtprävention wird als dauerhafte kommunale Aufgabe gesehen und kann auch für die Zukunft Ressourcen sichern. Die Initiierungs-, Organisations- und Kommunikationszentrale für Suchtprävention ist funktionsfähig und verbunden mit zahlreichen pädagogischen Handlungsfeldern in Jugendhilfe, Bildung und Schule, der Gesundheitsförderung, der Suchtkrankenhilfe und der Polizei.

Von wem ist die Initiative für Ihr Präventionsprojekt ausgegangen?: 
  • Amt für Jugend und Familie
  • Jugendamt
  • Rat
  • Verwaltung
Wenn sich Ihr Wettbewerbsbeitrag an Kinder und Jugendliche richtet, wurden dieses Zielgruppen in die Entwicklung des Angebots ei: 

ja, folgendermassen: Bedarfserhebungen im Vorfeld der jeweiligen Projekt- oder Materialienentwicklung; Expertenbefragungen in den jeweiligen Handlungsfeldern; Expertisen durch GESOMED Pre-Tests (Flirpse; Plakatserien), ausgeprägte Beteiligung von Jugendlichen bei den Projekten Bedröhnodrom und boys & girls; die Beteiligungsformen erstrecken sich hierbei von Beteiligung bei Planung und Realisierung einzelner Projekte bis hin zur Beteiligung an der Auswertung; bei zahlreichen Projekten in der Jugendarbeit wurden die Jugendlichen direkt befragt und Evaluationsbögen eingesetzt.

Welche Gründe waren für die Auswahl der Zielgruppe ausschlaggebend?: 

Konzeptionelle Überlegungen: Nachholbedarf in einzelnen Handlungsfeldern (Kindertagesstätten) sowie der sich abzeichnende Paradigmenwechsel Anfang/Mitte der 90er Jahre mit dem Ziel der Entwicklung des Projektansatzes der Lebenskompetenzförderung in der Suchtprävention, insbesondere in der Suchtprävention mit Kindern. Zielgruppenorientierung: Wesentlich war ebenso die starke Verbindung von Jugendhilfe und Suchtprävention und das Agieren in pädagogischen Handlungsfeldern, die zielgruppennah auch für die Suchtprävention erreicht werden können. Problemorientierung: Das Kooperationsprojekt "Enterprise" mit der Alternativen Jugend- und Drogenhilfe MUDRA und die Verbindung der mobilen Jugendarbeit/Straßensozialarbeit des Jugendamtes der Stadt Nürnberg mit suchtpräventiven Ansätzen trägt der notwendigen Problemorientierung in diesen Bereichen Rechnung. Innovationsmanagement: Im Rahmen eines Modellprojekts sollten Optimierungsstrategien in einem Feld der sozialen Arbeit erprobt und realisiert werden und neue Methoden des Sozialmarketings, des Projekt- und Sozialmanagements integriert werden.

Wie wird sichergestellt, dass die Zielgruppe sich beteiligt?: 

Konzeptionelle Überlegungen: Nachholbedarf in einzelnen Handlungsfeldern (Kindertagesstätten) sowie der sich abzeichnende Paradigmenwechsel Anfang/Mitte der 90er Jahre mit dem Ziel der Entwicklung des Projektansatzes der Lebenskompetenzförderung in der Suchtprävention, insbesondere in der Suchtprävention mit Kindern. Zielgruppenorientierung: Wesentlich war ebenso die starke Verbindung von Jugendhilfe und Suchtprävention und das Agieren in pädagogischen Handlungsfeldern, die zielgruppennah auch für die Suchtprävention erreicht werden können. Problemorientierung: Das Kooperationsprojekt "Enterprise" mit der Alternativen Jugend- und Drogenhilfe MUDRA und die Verbindung der mobilen Jugendarbeit/Straßensozialarbeit des Jugendamtes der Stadt Nürnberg mit suchtpräventiven Ansätzen trägt der notwendigen Problemorientierung in diesen Bereichen Rechnung. Innovationsmanagement: Im Rahmen eines Modellprojekts sollten Optimierungsstrategien in einem Feld der sozialen Arbeit erprobt und realisiert werden und neue Methoden des Sozialmarketings, des Projekt- und Sozialmanagements integriert werden.

An welchen Bedürfnissen der Zielgruppe wird angeknüpft?: 

Spaß haben, außergewöhnliche Erlebnisse ermöglichen Bedürfnis nach Information und Aufklärung über Suchtmittel Basis- und Orientierungswissen Grundbedürfnisse bei Kindern Handlungskompetenz bei Erziehenden

Wenn der Wettbewerbsbeitrag sich an Multiplikatoren richtet, welche sind das?: 
  • Ärzte / Ärztinnen
  • Ausbilder / Ausbilderinnen (Schwerpunkt)
  • Erzieher / Erzieherinnen (Schwerpunkt)
  • Fachöffentlichkeit
  • Gleichaltrige / Peers (Schwerpunkt)
  • Jugendarbeiter / Jugendarbeiterinnen (Schwerpunkt)
  • Krankenkassen (Schwerpunkt)
  • Kursleiter / Kursleiterinnen (Schwerpunkt)
  • Lehrer / Lehrerinnen (Schwerpunkt)
  • Medien (Schwerpunkt)
  • Polizei (Schwerpunkt)
  • Sozialarbeiter / Sozialarbeiterinnen (Schwerpunkt)
  • Sozialpädagogen / Sozialpädagoginnen (Schwerpunkt)
Zielt der Wettbewerbsbeitrag auf spezielle Substanzen? : 

nein

Auf welche Handlungsfelder der kommunalen Suchtprävention zielt der Wettbewerbsbeitrag?: 
  • Betriebe und Ausbildungsstätten (Schwerpunkt)
  • Gesundheitsförderung (Schwerpunkt)
  • Jugendarbeit und Jugendhilfe (Schwerpunkt)
  • Kindergärten und Kindertagesstätten (Schwerpunkt)
  • Medienarbeit (Schwerpunkt)
  • Musikszenen und Jugendkultur (Schwerpunkt)
  • Polizeiliche Arbeit
  • Schulen (Schwerpunkt)
  • Sonstige Freizeitaktivitäten
  • Sportvereine
  • Vernetzung suchtpräventiver Angebote (Schwerpunkt)
Welche Ämter/Dienstellen der Stadtverwaltung kooperieren in Ihrem Wettbewerbsbeitrag?: 
  • Gesundheitsamt
  • Jugendamt (federführend)
  • Ordnungsamt
  • Schulamt
  • Schulen
Welche Institutionen/Akteure ausserhalb der Verwaltung sind darüber hinaus in die Organisationsstruktur Ihres Wettbewerbsbeitrag: 
  • Ärzteschaft
  • Betriebe / Ausbildungsstätten
  • Freie Träger
  • Institutionen bzw. Fachkräfte der Suchtprävention
  • Kindergärten / Kindertagesstätten
  • Kirchliche Einrichtungen
  • Krankenkassen
  • Polizei
  • Private Spender / Sponsoren
  • Schule
  • Sonstige
  • Sportvereine
  • Unternehmen der Wirtschaft
Welche überörtlichen Institutionen/Akteure sind in die Organisationsstruktur Ihres Wettbewerbsbeitrags eingebunden? : 
  • Bund
  • BZGA
  • Interkommunale Zusammenarbeit
  • Land
  • Landeszentrale für Gesundheit
  • Staatliche Einrichtungen
Wie ist die Zusammenarbeit geregelt?: 
  • andere Form (ohne Benennung)
  • Arbeitsgemeinschaft
  • Fallweise Kooperation im Bedarfsfall
  • Projektgruppe
In welchem Jahr wurde mit der Entwicklung Ihres Wettbewerbsbeitrags begonnen?: 

1992

Seit wann ist besteht sein Angebot in der Praxis?: 

1992

Die Finanzierung in den kommenden vier Jahren ist:: 

gesichert

Setzen Sie in Ihrem Beitrag Verfahren der Suchtprävention ein, die in Ihrer Kommune neu sind?: 

ja, Neuentwicklung von Präventionsansätzen in den Handlungsfeldern Kindertagesstätte, Schule und Jugendarbeit mit zielgruppenadäquaten Medien und Materialien; Schwerpunktsetzung ist die Suchtprävention mit Kindern und Jugendlichen Aufbau einer zentralen Koordinationsstelle zur Suchtprävention ausgeprägte Kooperation und Vernetzung mit anderen Trägern, Diensten und Fachstellen Systematisierte Medien- und Öffentlichkeitsarbeit zur Suchtprävention Entwicklung einer Marketing- und Kommunikationsstrategie; dauerhafte Zusammenarbeit mit einer Agentur Verbindung von massenkommunikativen Ansätzen mit sozialpädagogischen Arbeits-, Aktions- und Handlungsformen

Sprechen Sie mit Ihrem Beitrag in Ihrer Kommune neue Zielgruppen der Suchtprävention an?: 

ja, siehe oben; Schwerpunkte bei den Zielgruppen sind und waren Suchtprävention für die Zielgruppe Kinder in den pädagogischen Handlungsfeldern Kindertagesstätten und Grundschulen Suchtprävention für Jugendliche in der Jugendarbeit und der Schule Zielorientierte Multiplikatoren-Arbeit Fachöffentlichkeit Zielgruppe allgemeine Öffentlichkeit über massenkommunikative Ansätze und Medienarbeit

Welche anderen Neuerungen der Suchtprävention in Ihrer Kommune enthält der Wettbewerbsbeitrag darüber hinaus? : 

Siehe hierzu ausführlich die Neukonzeption der Suchtprävention und die Ergebnisse des Modellprojekts JUMP in der Dokumentation. Zentrale Gesichtspunkte sind sicherlich: der Aufbau einer kommunalen Zentrale für Suchtprävention, die Verschränkung von Jugendhilfe und Suchtprävention, die Anwendung von Methoden des Sozialmanagements und des Sozialmarketings, die Verbindung von Massenkommunikation und sozialpädagogischen Handlungsansätzen, die ausgeprägte Materialienentwicklung für verschiedene Handlungsfelder, die nahezu lückenlose Dokumentation der Arbeitsergebnisse und die somit mögliche Übertragbarkeit von Materialien, Methoden und Strukturen auf andere, und die ausgeprägte Kooperationsstruktur mit Vernetzungscharakter in der Suchtprävention in Nürnberg.

Gibt es eine schriftliche Konzeption der Suchtprävention in Ihrer Kommune?: 

ja, 1992

Sind eigene Bedarfserhebungen für die Bestimmung der Zielgruppe der Suchtpävention angefertigt worden?: 

ja, Befragung von XIT Sozialplanung Nürnberg im Kindertagesstättenbereich Erschließung der Handlungsfelder durch wissenschaftliche Erhebungen von GESOMED in den Bereichen Schule und Jugendverbände Vorlage der Expertisen (publiziert in: Greulich 1994)

Welchem konzeptionellen Modell lässt sich der Wettbewerbsbeitrag nach seinem Schwerpunkt zuordnen?: 
  • Förderung von Alternativen zum Substanzmissbrauch
  • Informationsvermittlung
  • Konzept der Gesundheitsförderung
  • Konzept der Lebenskompetenzförderung
  • Konzept des sozialen Lernens
  • Vernetzungsmodell
Auf welche Ansatzpunkte beziehen sich die Präventionsmassnahmen?: 
  • Andere, Verbindung von personalkommunikativen und massenkommunikativen Aktivitäten Verbindung von Suchthilfe und -prävention Verbindung von Jugendhilfe und Suchtprävention, Schule und Suchtprävention, Gesundheitsförderung und Suchtprävention Mix aus Primär- und Sekundärprävention Aufbau adäquater Strategien und Organisationseinheiten Ausschöpfen der Kooperations- und Vernetzungs-Ressourcen und von Synergieeffekten Planung und Koordination der Suchthilfe auf kommunaler Ebene Förderung der Fachdiskussion Bereitstellen und Übertragung der eigenen Kenntnisse und Produkte an andere Beteiligung der Zielgruppen
  • Gemeinde, wirksames öffentliches Klimafeld aufbauen Suchtprävention muss frühzeitig beginnen, langfristig angelegt sein, kontinuierlich erfolgen Anwendung und Umsetzung des Forschungs- und Entwicklungsstandes zur Suchtprävention Vernetzung und Kooperation Information der Bürger über Problemlagen Verbesserung der Erreichbarkeit von Informations- und Hilfsangeboten Aufbau von niedrigschwelligen Hilfen und Informationsangeboten intensive Öffentlichkeitsarbeit Massenkommunikative Aktionen (Zielgruppengerecht, Evaluation)
  • Protektive Faktoren, Lebenskompetenzförderung Förderung der Kommunikations-, Erlebnis- und Beziehungsfähigkeit Entwicklung eines positiven Selbstbildes Training sozialer Fertigkeiten Angst-, Stress, Konflikt- und Problembewältigungskompetenz Förderung der Entscheidungsfähigkeit Ressourcenorientierung frühzeitiger Beginn von Prävention suchtmittelunspezifische Prävention (jedoch sachliche Information über Substanzen, Wirkungen des Konsums; jedoch nicht bei Kindern) positive Zielformulierungen konsequente Ausrichtung an den Zielgruppen
  • Risikofaktoren, Informationsvermittlung und Risikominimierung bei drogenkonsumierenden Jugendlichen und jungen Erwachsenen Verhinderung des Konsums, Verschiebung des Konsums Verhinderung langfristigen Missbrauchs Vermeidung bzw. Umgang von/mit Gefährdungssituationen Zielgruppenangebote für Risikogruppen Training gegen soziale Beeinflussung frühzeitige Intervention altersgemäße Information; jedoch keine Abschreckung Alternativen zu Drogen aufzeigen; Aufzeigen von alternativen Lebensstrategien Förderung der Abstinenzkultur
Welche Materialien und Medien kommen zum Einsatz?: 

siehe Wettbewerbsbeitrag samt Anlagen

Welche Fortbildungsangebote für die Multiplikatoren werden angeboten?: 

Nürnberger Forum der Suchtprävention 1998, 1999, 2001, 2002 Abschlusstagung JUMP 1995 Bereichspezifische JUMP-Tagungen (Schulungen, Multiplikatorenansatz, Erlebnispädagogik in der Jugendarbeit, geschlechtsspezifische Ansätze in der Suchtprävention) 1993, 1994, 1995 Fortbildungen für Lehrer/-innen, Fortbildungen für Erzieher/-innen in Kindertagesstätten und für Mitarbeiter/-innen der Jugendarbeit (Multiplikatorenseminare) regelmäßige Arbeitskreise/Projektgruppen in den einzelnen Handlungsfeldern

Gibt es eine Zeitplanung für den Wettbewerbsbeitrag?: 

ja, 3 Jahre und mehr