Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Titel des Wettbewerbsbeitrags
Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Projektdokumentation:
Kooperationsprojekt Suchtprävention an der Wollenbergschule (integrierte Gesamtschule mit angeschlossenem Sonderschulzweig) im Jahrgang 7
Die Entstehung des Projekts
Im Frühjahr 1994 wurde vom damaligen Jugendpfleger der Gemeinde Lahntal Heinz Palz-Gerling der Grundstein für das Kooperationsprojekt Suchtprävention gelegt. Da dieses Thema für Schule und Jugendarbeit gleichermaßen von Bedeutung ist, bietet sich gerade in diesem Bereich eine enge Zusammenarbeit an.
Als weitere Kooperationspartner für die erste gemeinsame Arbeit, eine Informationsveranstaltung für Schulerinnen, Eltern, Lehrerinnen und andere Interessierte, wurde die Drogenberatungsstelle in Biedenkopf, das staatliche Schulamt sowie die Suchtpräventionsfachkraft am Marburger Gesundheitsamt Gisela Gerken gewonnen.
Diese Veranstaltung fand 1994 in der Wollenbergschule in Wetter statt, die von Schülerinnen aus Wetter, Lahntal und Münchhausen besucht wird.
Im Anschluss an diese Veranstaltung fand, mit dem Ziel eines langfristigen gemeinsamen Projektes zur Suchtprävention im Jahrgang 7 oder 8 der Wollenbergschule (WSW), eine Fortbildungsveranstaltung für Lehrerinnen der WSW der entsprechenden Jahrgänge, Jugendpflegerinnen und Teamerinnen der beteiligten Gemeinden und Mitarbeiterinnen weiterer möglicher Kooperationspartner (Drogenberatungsstelle, Gesundheitsamt etc.) statt. Auf Grund dieser Fortbildung ergab sich dann
1995 das erste gemeinsame Projekt:
Zwei Klassen des Jahrgang 7 verbrachten 2 gemeinsame Vormittage zum Kennenlernen und Planen der folgenden 2 1/2 tägigen Klassenfahrt zum Thema "Freizeitfrust und Freizeitlust". Während der 2 Vormittage wurden hauptsächlich Kennenlernspiele, Interaktionsübungen und erlebnispädagogischen Spiele durchgeführt. Die erlebnispädagogisch orientierte Fahrt ging dann an den nahegelegenen Edersee zum Kanufahren und gemeinsamen Naturerleben. Des weiteren wurden dort Entspannungsübungen, kreative Aktivitäten, gemeinsame Gespräche u.v.m. durchgeführt. Dieses erste Projekt war eine Kooperationsveranstaltung der Jugendpflegen Lahntal und Wetter, der Gesamtschule Wetter, des Gesundheitsamtes Marburg sowie des Staatlichen Schulamtes.
Da dieses Projekt bei allen Beteiligten großen Anklang fand, überlegten die am Projekt Beteiligten, in welcher Form solch ein Projekt langfristig etabliert werden könne. Da die nötige Koordinierungsarbeit auf Dauer nicht von der Jugendpflege geleistet werden konnte, entstand die Idee eine halbe Stelle für Koordinationsarbeit zwischen der WSW und außerschulischen Institutionen einzurichten, mit dem Ziel: Aufbau und Etablierung kooperativer Projekte. Diese 1/2 Stelle konnte 1996 als ABM-Stelle eingerichtet werden und existiert heute als feste Stelle, in etwas abgewandelter Form mit weniger Stunden.
Vorraussetzungen und grundlegende Überlegungen
Das Projekt "Suchtpräventionswoche" wurde mit Hilfe dieser Stelle soweit ausgebaut, dass es inzwischen im Schulprogramm als einwöchiges Kooperationsprojekt für den gesamten Jahrgang 7 (6 Klassen der Gesamtschule u. 1-2 Klassen des Sonderschulzweigs) etabliert ist. Die Altersstufe des Jahrgang 7 wurde von uns ausgewählt, weil in diesem Alter Interesse an dem Thema Sucht und Drogen vorhanden ist und schon vereinzelt damit Erfahrungen gemacht werden. Im Jahrgang 6 ist unserer Erfahrung nach das Interesse an diesen Themen noch nicht sehr ausgeprägt, im Jahrgang 8 ist es unserer Meinung nach schon sehr spät für diese Themen, da in diesem Alter schon zu viele Erfahrungen vor allem mit den legalen Drogen gemacht werden. In dieser Altersstufe geht Präventionsarbeit immer mit Intervention einher.
Durch die Zusammenarbeit von Jugendpflege und Schule können Kontakte zwischen Schülerinnen und Jugendpflegerinnen /Teamerinnen, die während dieser Woche neu entstehen für die weitere Arbeit im Freizeitbereich genutzt werden, wo das Drogenproblem oft sehr viel ausgeprägter in Erscheinung tritt. Außerdem bietet die enge Zusammenarbeit von Jugendpflegerinnen und Mitarbeiterinnen von Beratungsstellen mit den Klassenlehrerinnen bei problematischem Verhalten von Schülerinnen die Möglichkeit gemeinsamer Interventionsstrategien. Allein schon der Austausch von Informationen über bestimmte Schülerinnen und deren Verhalten in der Schule und im Freizeitbereich erhöht die Möglichkeiten effektiver Einflussnahme durch einheitliches Verhalten in beiden Bereichen.
Die Beschreibung des Projektes
Die Suchtpräventionswoche findet seit 1997 jedes Jahr, meist im Frühjahr, für den gesamten Jahrgang 7 der WSW statt. Bisher fand die Projektwoche größtenteils in der Schule statt, sodass die Schülerinnen in ihrem alltäglichen Umfeld an Umgangsformen und Beziehungen arbeiten und sie vor Ort die selbstständige Organisierung attraktiver Freizeitgestaltung und möglicher Aktivitäten übernehmen lernen. Weiterhin wurde beschlossen im Klassenverband zu arbeiten, um das Vertrauen in der Klasse zu fördern und an Beziehungs- und Kommunikationsproblemen innerhalb der Klasse arbeiten zu können.
Wesentliche Elemente innerhalb der Projektwoche sind:
- Erkennung und Ausdrücken eigener Stärken, Schwächen, Befindlichkeit und Gefühlen in und außerhalb der Klasse
- Beziehungs- und Kommunikationsstrukturen erkennen und ggf. Wege zur Veränderung aufzeigen und einüben
- Beziehungen und Vertrauen aufbauen durch entsprechende Übungen und erlebnispädagogische Unternehmungen
- Konfliktbearbeitung
- Informationen zu Drogen, ihrer Gefahr und ihrer Wirkung und ursachenbezogene Aufarbeitung der Suchtproblematik
- Möglichkeiten der Prävention aufzeigen
- ganzheitliches Lernen
Jeder Klasse ist während der Dauer der Projektwoche ein/e außerschulische/r Mitarbeiterin zugeordnet. Das sind z.Zt. die Jugendpflegerinnen der Gemeinden Lahntal und Wetter und deren Teamerinnen, die Präventionsfachkraft am Marburger Gesundheitsamt, eine Psychologin der psychosozialen Beratungsstelle in Wetter und die Koordinatorin. Außerdem arbeitet regelmäßig auch die Suchtpräventionslehrerin der Schule mit.
Der Projektwoche vorgeschaltet sind jedes Jahr ein gemeinsames Gespräch aller schulisch und außerschulisch Beteiligten über Art und Möglichkeiten der Durchführung und zum gegenseitigen Kennenlernen, sowie ein gemeinsamer Fortbildungstag zu den Themen der Woche mit praktischer Ausrichtung. An diesem Tag werden bei Bedarf auch der Präventionsansatz und die theoretischen Grundlagen vermittelt. Die Fortbildung wird in Teamarbeit von der Suchtpräventionslehrerin, der Suchtpräventionsfachkraft des Gesundheitsamtes und der Koordinatorin vorbereitet und durchgeführt und kann so genau auf die Bedürfnisse der Teilnehmerinnen und der anstehenden Projektwoche zugeschnitten werden.
Die Projektwoche findet in der Regel von Montag bis Freitag von der l. bis zur 4. Stunde statt, wobei Abweichlingen jederzeit möglich sind. In der 5. Stunde wird der Vormittag gemeinsam von den Lehrerinnen und Mitarbeiterinnen aller Klassen ausgewertet und Anregungen für die weitere Arbeit gegeben. Mindestens ein Tag in der Woche ist als erlebnispädagogischer Tag vorgesehen, der sehr oft ganztägig in Form eines erlebnispädagogischen Ausfluges, einer Fahrradtour, eines Grillfest, einer Kanufahrt o.a. durchgeführt wird. Teilweise wurden auch zweitägige Aktionen durchgeführt.
Die Einbeziehung der Eltern in dieses Projekt ist bisher nur vereinzelt in Form von Elternabenden gelungen. Jedes Jahr wird aber wieder die Wichtigkeit dieses Punktes betont und über mögliche Beteiligungsformen diskutiert. Vielleicht kommen die guten Ideen in Richtung Einbeziehung der Eltern in der nächsten Projektwoche, bei der viele Lehrerinnen beteiligt sind, die diese Veranstaltung zum zweiten Mal durchführen.
Die Weiterentwicklung des Projektes
Mittlerweile ist aus dieser Projektwoche ein weiteres Projekt entstanden: um die Prävention langfristiger, kontinuierlicher und damit effektiver zu machen, wurde im letzten Schuljahr als Probelauf in zwei Klassen des Jahrgang 5 ein soziales Training eingeführt. In der Klassenlehrerstunde hat die Koordinatorin mit den Klassenlehrerinnen zusammen bestimmte Übungen und Aufgaben zum sozialen Lernen durchgeführt.
Dieser Probelauf hat dazu geführt, dass in diesem Schuljahr (2000/2001) alle Klassenlehrerinnen des Jahrgang 5 an einer 2 1/2 tägigen Fortbildung zum Lion's Quest-Programm (strukturiertes Programm zum sozialen Lernen in der Klasse) teilgenommen haben und jetzt in ihrer Klasse zusammen mit einem/r außerschulischen Betreuer/in, die auch in der Suchtpräventionswoche mitarbeiten (s.o.), u.a. an dem sozialen Miteinander (Kommunikation, Regem, Akzeptanz u.a.), am Selbstwertgefühl des Einzelnen (u.a. Stärken und Schwächen kennen lernen), am Klassenklima (Vertrauen aufbauen) und an verschiedenen Konfliktlösungsmöglichkeiten arbeiten. So soll Kontinuität in der Präventionsarbeit vom 5. Schuljahr (neuer Schuleintritt) bis zum 7. Schuljahr (Suchtpräventionswoche) entstehen.
Die Auswertung des Projektes
Evaluation ist im Präventionsbereich bekanntlich eine schwierige Angelegenheit. Da wir von keiner Universität oder Hochschule wissenschaftlich begleitet werden (was aber überlegt wird), haben wir verschiedene Auswertungsmöglichkeiten entwickelt, die in unserem Rahmen verwirklichbar sind.
Zum einen findet die tägliche Reflexionsrunde statt und die Leiterteams werden dazu angehalten, den Ablauf der Projektwoche in ihrer Klasse zu dokumentieren, auszuwerten und Verbesserungsvorschläge zu machen.
Zum anderen haben wir einen Bewertungsbogen für die Schülerinnen entwickelt, mit dem die verschiedenen Übungen und Angebote benotet werden. Diese Ergebnisse fließen in die Planung der nächsten Projektwoche mit ein. Somit unterhegt die Projektwoche von Anfang an einer ständigen Veränderung in der Durchführung. Die Unterschiedlichkeit der Durchführung hängt aber zum größten Teil von der Motivation und den Fähigkeiten der Klassenlehrerinnen und von den jeweiligen Klassen ab.
Interessant für die Evaluation wird die Veränderung der Projektwoche im jetzigen Jahrgang 5 werden, die zwei Jahre lang das soziale Training durchlaufen haben.
Schlussbemerkungen
Gemäß der Zielsetzung der IFT-Studie zur Primärprävention des Substanzmissbrauchs
- ist die Langfristigkeit durch die Verankerung im Schulprogramm gewährleistet
- ist die Kooperation verschiedener Institutionen fester
Bestandteil des Projektes, von der alle Beteiligten profitieren
- soll die Kontinuität mit der Einführung des sozialen Trainings ab Klasse 5 erreicht werden
- wird auf die Gestaltung des peer-group-Einflusses durch verschiedene Übungen und deren Reflexion während der Projektwoche eingegangen
- ist der Lebenskompetenzansatz die Basis der inhaltlichen Gestaltung des gesamten Projektes
- stellen die erlebnispädagogischen Elemente und die Zusammenarbeit mit den Jugendpflegen eine Förderung funktionaler Äquivalente zum Drogenkonsum dar
- werden in erster Linie Nichtkonsumenten bzw. Konsumenten, deren Gebrauch von Suchtmitteln sich noch nicht verfestigt hat, angesprochen.
Abschließend ist noch zu sagen, dass das Projekt in dieser Form ohne die Stelle zur Koordinierung nicht möglich gewesen wäre, da weder Lehrerinnen noch Jugendpflegerinnen diese Koordinierung, die doch sehr zeitaufwendig ist, leisten können.
Wetter, den 07.01.2002
Fragen zum Wettbewerbsbeitrag
- den Einstieg in den Konsum von Suchtmitteln zu verhindern bzw. hinauszuzögern
ja, Sensibilisierung für das Thema Sucht
- Jugendpfleger der Gemeinde Lahntal
ja, folgendermassen: Gemeinsame Wochenplanung - inhaltliche Weiterentwicklung aus den Erfahrungen
Beginnendes Interesse am Thema Drogensucht und erste Konsumerfahrungen
Da im Rahmen des Unterrichts; Pflichtteilnahme
Bedürfnis nach Aufklärung und persönlichem Austausch, Klassenklima verbessern, ganzheitliches Lernen
- Jugendarbeiter / Jugendarbeiterinnen
- Lehrer / Lehrerinnen
nein
- Jugendarbeit und Jugendhilfe
- Schulen (Schwerpunkt)
- Gesundheitsamt
- kommunale Jugendpflege (federführend)
- Freie Träger
- Institutionen bzw. Fachkräfte der Suchtprävention
- Schule
- Projektgruppe
1994
1995
wahrscheinlich gesichert
ja, Kooperation verschiedener Institutionen in einem Projekt in der Schule innerhalb des Pflichtunterrichts
nein
Zusammmenarbeit von Lehrern + Jugendpflegern
nein
nein
- Konzept der Lebenskompetenzförderung
- Protektive Faktoren, Selbstwertgefühl, Zusammenarbeit, Vertrauen
Arbeitsblätter, Videofilm, Broschüren, Theaterstück, Folien, Gespräche mit Betroffenen und Fachleuten, Erfahrungsberichte
Eintägige Fortbildung für LehrerInnen und KooperationspartnerInnen, Informationsveranstaltungen
ja, 3 Jahre und mehr
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