Karlsruhe

Typ: 
kreisfreie Stadt
Einreichende Dienststelle: 
Präventionsbüro der Initiative Drogenprophylaxe/Drogenhilfe Karlsruhe
Name des Ansprechpartners: 
Dieter Moser
Funktion des Ansprechpartners: 
Kommunaler Suchtbeauftragter/Beauftragter für Suchtprophylaxe
Straße/Postfach: 
Stadt Karlsruhe, Rathaus am Marktplatz, 76133 Karlsruhe
Postleitzahl: 
76133
Bundesland: 
Baden-Württemberg
Telefon des Ansprechpartners: 
0721 1335391
Telefax des Ansprechpartners: 
0721 1335489
E-Mail des Ansprechpartners: 
drogenhilfe@karlsruhe.de
E-Mail der Kommune: 
Internetadresse der Kommune: 
www.karlsruhe.de

Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags

Titel des Wettbewerbsbeitrags

Suchtprävention im Kindes- und Jugendalter

Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags

Im November 1989 wurde die "Initiative Drogenprophylaxe" auf Veranlassung des damaligen Jugend- und Sozialdezernenten der Stadt Karlsruhe ins Leben gerufen.

Der zu dieser Zeit einberufene Arbeitskreis der Initiative, bestehend aus Vertretern der Sozial- und Jugendbehörde, der Jugend- und Drogenberatungsstelle, der Kriminalpolizei, des Oberschulamtes, des Staatlichen Schulamtes, des Gesundheitsamtes und der AOK, konzentrierte seine Absichten auf eine gemeinsame Vorgehensweise bei prophylaktischen Aktionen und Vorhaben.

Es wurden neue Wege der Suchtvorbeugung erarbeitet, Ziele definiert und Maßnahmen geplant. Für die Umsetzung wurde eine Planstelle geschaffen. Dem vorher häufig beobachteten Aktionismus, der sich an kurzfristigen Nachfragen orientierte, wurde das Konzept eines langzeitlichen, praktischen und breitgefächerten Ansatzes entgegengestellt.

Ende 1995 wurde der bisherige Arbeitskreis auf 20 Mitglieder erweitert und als "Aktionskreis Suchtprophylaxe" etabliert. Im Rahmen der Modellkonzeption "Kommunale Suchtbeauftragte" des Landes Baden-Württemberg wurde im Laufe des Jahres 1998 der Aktionskreis um die Einrichtungen der Suchthilfe erweitert und zum "Aktionskreis Sucht" umbenannt.

Die Stadt Karlsruhe hat mit Hilfe vieler Beteiligter im letzten Jahrzehnt ein wirksames und vielbeachtetes Gesamtkonzept der Drogenhilfe und Suchtprophylaxe entwickelt und umgesetzt.

Unsere Ziele und Aufgaben in der Suchtprävention

Leitende Ziele der Suchtprävention sind:

  1. Allgemeine Förderung der psychosozialen Gesundheit
  2. Vermeidung von Suchtbildung und anderer selbst- und fremdschädigender Verhaltensprozesse

Hieraus aus ergeben sich folgende Aufgabenstellungen:

1. Information und Sensibilisierung

Suchtprävention vermittelt korrektes Wissen über legale und illegale Drogen und andere Suchtmittel und -formen, einschließlich ihrer positiven und negativen Wirkungen, über gesetzliche Regelungen, wirtschaftliche Hintergründe und gesellschaftliche Zusammenhänge, Rituale, Geschichte, Kultur, Missbrauch, Abhängigkeit und deren Folgewirkungen, Beratungs- und Therapiemöglichkeiten.

2. Verbesserung der individuellen Handlungskompetenzen

Selbstbewusste und selbstverantwortliche Menschen können mit schwierigen Lebenssituationen so umgehen, dass sie daran wachsen und sich selbst stabilisieren. Suchtprävention fördert bei Einzelnen oder Gruppen Konfliktfähigkeit, Verantwortungsbewusstsein, Alltags- und Lebensbewältigung, Problemlösungsfähigkeiten, Umgang mit Gefühlen, um nur einige Begriffe zu nennen.

3. Soziale Integration und Förderung verbesserter Lebensbedingungen

Suchtverhalten wird zu einem wesentlichen Teil auf mangelnde Integration und Anerkennung zurückgeführt. Isolation und mangelndes Selbstwertgefühl können zu Verhaltensweisen führen, welche darauf abzielen, die psychische Befindlichkeit mittels Drogen und anderen Suchtmitteln zu verbessern. Es gilt, frühzeitig soziale Ausgrenzung zu vermeiden und dem einzelnen Anerkennung zuteil werden zu lassen.

Suchtprävention hilft mit, bei der Gestaltung und Verbesserung struktureller Lebensbedingungen in Kindergarten, Schule, Arbeitswelt und Freizeit.

4. Förderung der Befähigung von Bezugspersonen im Umgang bei Auffälligkeiten

Durch Seminare, Fortbildung, berufsübergreifenden Informations- und Erfahrungsaustausch werden Sensibilisierung in Bezug auf Gefährdung hergestellt und Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt.

Ein Großteil dessen, was wir zu leisten in der Lage sind, ist in einem Präventionskatalog zusammengefasst und wird den verschiedenen Interessenten zugänglich gemacht.

Eine Übersicht des Bereiches Kinder/Jugendliche ist auf der folgenden Grafik abgebildet, ein Katalog als Anlage beigefügt.

Produktübersicht Präventionsbüro Zielgruppe Kinder/Jugendliche

Kindergarten:
  • Kindergartenträger Kindergartenfachberatung Elternvertreter Ausbildungseinrichtungen
  • Elternabende "Suchtvorbeugung im Kindergarten"
  • Fortbildung für Erzieherinnen "Suchtvorbeugung im Kindergarten'
Schule:
  • Basisinformation Grundschule
  • Basisinformation 7.-10. Klasse
  • Basisinformation Sekundarstufe 2 / Berufsschule
  • Elternabende Grundschule
  • Elternabende weiterführende Schulen
  • Pädagogische Tage
  • Projekttage
  • Schülerseminare –Grundseminar
  • Schülerseminar -Schülerbegegnung in Nottingham
  • Schülerseminare -Abschlußseminar/Gegenbesuch
  • Aktion "Mädchen SUCHT Jungen"
  • Aktion "Gut drauf!
  • Aktion und Ausstellung "Süchtige Lebenswelten"
  • Theater für Schüler ab 14 Jahre
Ausbildungsbetriebe
  • Ausbilder
  • Schulsozialarbeit
  • Jugendarbeit
  • Jugendfreizeiteinrichtungen
  • Jugendhilfeeinrichtungen
  • Selbsthilfe
  • Russischsprachige Mitarbeiter

Suchtprävention in der Mädchenarbeit

Grundsätzliche Überlegungen

Die Praxis in der Präventionsarbeit mit Mädchen und Jungen im Alter von acht bis achtzehn Jahren und auch darüber hinaus hat gezeigt, dass im Rahmen von Suchtprävention häufig Fragen zum Selbstverständnis und Rollenverhalten der Geschlechter in den Mittelpunkt des dynamischen Prozesses rücken. Außerdem sind gleichaltrige Jungen und Mädchen meist auf einem ganz anderen Entwicklungsstand und interessieren sich für sehr unterschiedliche Themen.

Dies führt häufig dazu, das die Anwesenheit des anderen Geschlechtes Freiräume beengt, Hemmungen schafft und die An- und Aussprache gerade geschlechtsspezifischer Themen verhindert. Aufgrund dieser Beobachtungen bietet die Drogenhilfe Karlsruhe in Kooperation mit dem Mädchentreff LA VIE gemischten Schulklassen/Gruppen auch eine geschlechtsspezifische Form der Suchtprävention an.

Grundsätzliches zur Mädchenarbeit

Das Geschlecht hat statistisch gesehen die größte Bedeutung bei der Wahl der Droge und der Art und Weise des Drogenkonsums (Jugend und Gesellschaft, 3-1999). Jungentypisch ist der exzessive Konsum von Alkohol und illegalen Drogen, bei Mädchen stehen oft alle Themen rund ums Essen, Figur und Aussehen an erster Stelle und die häufigste psychosomatische Erkrankung ist eine Form der Essstörungen. Mögliche Ursachen- und Bedingungsfaktoren für diese unterschiedlichen Ausprägungen von Suchtentwicklungen finden sich in der geschlechtsspezifischen Sozialisation. Die Entwicklung der eigenen Identität ist die zentrale Entwicklungsaufgabe des Jugendalters. Sie ist geprägt durch die Erziehung und abhängig von den gesellschaftlichen Realitäten, Normen, Werten und den damit verbundenen Rollenerwartungen. Jugendliche müssen lernen ihre eigenen Bedürfnisse zu erkennen, zum Ausdruck zu bringen und sich dafür einzusetzen. Sie müssen lernen mit ihren Gefühlen umzugehen, ihren Lebensraum aktiv gestalten und ihr zukünftiges Leben planen. Auf diese Entwicklungsaufgaben werden Mädchen durch ihre Sozialisation anders vorbereitet als Jungen und sie entwickeln andere Bewältigungsstrategien.

An Mädchen und Frauen in unserer Gesellschaft werden heutzutage vielfältige zum Teil auch sehr gegensätzliche Forderungen gestellt. Sie sollen:

  • soziale Verhaltensweisen, Rücksichtnahme und Fürsorglichkeit entwickeln
  • das emotionale Klima in der Umgebung positiv beeinflussen
  • dem gängigen weiblichen Schönheitsideal entsprechen
  • für das Wohl der (späteren) Familie zuständig sein
  • schulisch, beruflich erfolgreich sein, d.h. rational, selbstständig und eigenverantwortlich denken und handeln + selbstbewusst und emanzipiert sein + sich den jeweiligen Erfordernissen anpassen und möglichst allen (widersprechenden) Anforderungen gerecht werden

Kurz: Mädchen und Frauen sollen perfekt funktionieren.

Durch diese vielfältigen, häufig sich auch ausschließenden Forderungen entsteht für Mädchen ein immens großer Druck und eine große Verunsicherung. Versuchen sie sich an der Generation vor ihnen zu orientieren, so müssen sie feststellen, das hier keine Vorbilder zur Verfügung stehen, sie mit den zu machenden Lernerfahrungen ganz allein oder nur mit den Gleichaltrigen dastehen.

Hier nun setzt unser Konzept der geschlechtsspezifischen Suchtprävention an. Wir wollen Mädchen mit diesen Themen nicht alleine lassen, sondern ihnen ein Forum anbieten um mit Unterstützung positive Bewältigungsstrategien entwickeln zu können.

Ziele von Suchtprävention in der Mädchenarbeit
  • Auseinandersetzung mit Weiblichkeit
  • Auseinandersetzung mit Liebe, Gewalt, Anerkennung und dem Status als Mädchen Kompetenzerweiterung
  • Förderung der eigenen Entwicklungsmöglichkeiten, Stärken und Fähigkeiten
  • Entwicklung einer eigenen Geschlechtsidentität
  • Stärkung und Schulung der eigenen Wahrnehmung
  • Stärkung des Selbstwertgefühls
  • Förderung von Solidarität unter Mädchen
  • Eigene Grenzen wahrnehmen, testen und setzen lernen
Methoden der Mädchenarbeit im Rahmen von Suchtprävention
  • Interaktionsspiele
  • Wahrnehmungsübungen
  • Selbstbehauptungsübungen
  • Erlebnispädagogische Spiele und Aktionen
  • Vertrauensübungen
  • Rollenspiele
  • Reden, diskutieren, informieren
  • Gestalterische Ausdrucksmittel wie malen, basteln, modellieren
  • Medienarbeit: Fotografie, Video

Rahmenbedingungen für die geschlechtsspezifische Mädchenarbeit:

Gruppengröße max. 16 Mädchen 2 Mitarbeiterinnen Zeit: 4-6 Stunden

Fragen zum Wettbewerbsbeitrag

Welche Ziele werden mit dem Wettbewerbsbeitrag angestrebt?: 
  • Befähigung von Bezugspersonen im Umgang mit Suchtproblemen
  • den Einstieg in den Konsum von Suchtmitteln zu verhindern bzw. hinauszuzögern
  • den frühzeitigen Ausstieg aus riskanten Konsummustern zu fördern
  • einen suchtmittelfreien Lebensstil zu fördern
  • Förderung der Lebenskompetenz und der protektiven Faktoren
  • Positive Veränderung des Lebensumfeldes
Gibt es Minimalziele?: 

ja, Information und Sensibilisierung

Von wem ist die Initiative für Ihr Präventionsprojekt ausgegangen?: 
  • Sozial- und Jugenddezernent
  • Verwaltung
Wenn sich Ihr Wettbewerbsbeitrag an Kinder und Jugendliche richtet, wurden dieses Zielgruppen in die Entwicklung des Angebots ei: 

ja, folgendermassen: durch Schülerseminare

Welche Gründe waren für die Auswahl der Zielgruppe ausschlaggebend?: 

Deren Entwicklung von Auffälligkeiten, ohne dass Intervention erfolgte. Zuwachszahlen bei Neueinsteigern im Gebrauch legaler und illegaler Drogen.

Wie wird sichergestellt, dass die Zielgruppe sich beteiligt?: 

Durch Öffentlichkeitsarbeit, Multiplikatorenschulungen, Projekttage, Seminare

An welchen Bedürfnissen der Zielgruppe wird angeknüpft?: 

An den Bedürfnissen nach Kommunikation, Erlebnis, Information, Neugierde, Orientiertung, Lebensentwürfen

Wenn der Wettbewerbsbeitrag sich an Multiplikatoren richtet, welche sind das?: 
  • Ausbilder / Ausbilderinnen
  • Eltern (Mütter/Väter)
  • Erzieher / Erzieherinnen
  • Gleichaltrige / Peers (Schwerpunkt)
  • Jugendarbeiter / Jugendarbeiterinnen
  • Lehrer / Lehrerinnen
  • Sozialarbeiter / Sozialarbeiterinnen
  • Sozialpädagogen / Sozialpädagoginnen
Zielt der Wettbewerbsbeitrag auf spezielle Substanzen? : 

ja, auf

Auf welche Handlungsfelder der kommunalen Suchtprävention zielt der Wettbewerbsbeitrag?: 
  • Betriebe und Ausbildungsstätten
  • Jugendarbeit und Jugendhilfe
  • Kindergärten und Kindertagesstätten
  • Musikszenen und Jugendkultur
  • Schulen (Schwerpunkt)
  • Sonstige Freizeitaktivitäten
Welche Ämter/Dienstellen der Stadtverwaltung kooperieren in Ihrem Wettbewerbsbeitrag?: 
  • Amt für Soziales, Jugend und Schulen
  • Amt für Sport und Bildung
  • Gesundheitsamt
  • Jugendamt
  • Jugendpflege
  • Sozialamt
Welche Institutionen/Akteure ausserhalb der Verwaltung sind darüber hinaus in die Organisationsstruktur Ihres Wettbewerbsbeitrag: 
  • Betriebe / Ausbildungsstätten
  • Freie Träger
  • Institutionen bzw. Fachkräfte der Suchtprävention
  • Kindergärten / Kindertagesstätten
  • Krankenkassen
  • Polizei
  • Private Spender / Sponsoren
  • Schule
Welche überörtlichen Institutionen/Akteure sind in die Organisationsstruktur Ihres Wettbewerbsbeitrags eingebunden? : 
  • BZGA
  • LAG der kommunalen Suchtbeauftragten BW
  • Landesmedienanstalt
Wie ist die Zusammenarbeit geregelt?: 
  • Fallweise Kooperation im Bedarfsfall
In welchem Jahr wurde mit der Entwicklung Ihres Wettbewerbsbeitrags begonnen?: 

1989

Seit wann ist besteht sein Angebot in der Praxis?: 

1990

Die Finanzierung in den kommenden vier Jahren ist:: 

wahrscheinlich gesichert

Setzen Sie in Ihrem Beitrag Verfahren der Suchtprävention ein, die in Ihrer Kommune neu sind?: 

ja, Einsatz von ehemaligen Drogengebrauchern, wo nur möglich, aus Gründen der Authentizität

Sprechen Sie mit Ihrem Beitrag in Ihrer Kommune neue Zielgruppen der Suchtprävention an?: 

ja, Junge Spätaussiedler

Welche anderen Neuerungen der Suchtprävention in Ihrer Kommune enthält der Wettbewerbsbeitrag darüber hinaus? : 

Alle Angebote, Vorhaben, Veranstaltungen und Dienstleistungen sind in einem jährlichen Präventionskatalog zusammengefasst und können so nach Wunsch auch abgefragt und in Anspruch genommen werden.

Gibt es eine schriftliche Konzeption der Suchtprävention in Ihrer Kommune?: 

ja, 1990

Sind eigene Bedarfserhebungen für die Bestimmung der Zielgruppe der Suchtpävention angefertigt worden?: 

nein

Welchem konzeptionellen Modell lässt sich der Wettbewerbsbeitrag nach seinem Schwerpunkt zuordnen?: 
  • Konzept der Lebenskompetenzförderung
Auf welche Ansatzpunkte beziehen sich die Präventionsmassnahmen?: 
  • Protektive Faktoren, s. inhaltl. Beschreibung
  • Risikofaktoren, eher untergeordnet
Welche Materialien und Medien kommen zum Einsatz?: 

Infobroschüren, Literatur, IT-Präsentationen, Ausstellungen, Video Audio, interaktive Lernmittel

Welche Fortbildungsangebote für die Multiplikatoren werden angeboten?: 

Seminare, Workshops, Fachveranstaltungen

Gibt es eine Zeitplanung für den Wettbewerbsbeitrag?: 

ja, 3 Jahre und mehr

Wie gross ist die Anzahl der regelmäßig teilnehmenden Personen der Zielgruppe?: 

2500