Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Titel des Wettbewerbsbeitrags
Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Im November 1989 wurde die "Initiative Drogenprophylaxe" auf Veranlassung des damaligen Jugend- und Sozialdezernenten der Stadt Karlsruhe ins Leben gerufen.
Der zu dieser Zeit einberufene Arbeitskreis der Initiative, bestehend aus Vertretern der Sozial- und Jugendbehörde, der Jugend- und Drogenberatungsstelle, der Kriminalpolizei, des Oberschulamtes, des Staatlichen Schulamtes, des Gesundheitsamtes und der AOK, konzentrierte seine Absichten auf eine gemeinsame Vorgehensweise bei prophylaktischen Aktionen und Vorhaben.
Es wurden neue Wege der Suchtvorbeugung erarbeitet, Ziele definiert und Maßnahmen geplant. Für die Umsetzung wurde eine Planstelle geschaffen. Dem vorher häufig beobachteten Aktionismus, der sich an kurzfristigen Nachfragen orientierte, wurde das Konzept eines langzeitlichen, praktischen und breitgefächerten Ansatzes entgegengestellt.
Ende 1995 wurde der bisherige Arbeitskreis auf 20 Mitglieder erweitert und als "Aktionskreis Suchtprophylaxe" etabliert. Im Rahmen der Modellkonzeption "Kommunale Suchtbeauftragte" des Landes Baden-Württemberg wurde im Laufe des Jahres 1998 der Aktionskreis um die Einrichtungen der Suchthilfe erweitert und zum "Aktionskreis Sucht" umbenannt.
Die Stadt Karlsruhe hat mit Hilfe vieler Beteiligter im letzten Jahrzehnt ein wirksames und vielbeachtetes Gesamtkonzept der Drogenhilfe und Suchtprophylaxe entwickelt und umgesetzt.
Unsere Ziele und Aufgaben in der Suchtprävention
Leitende Ziele der Suchtprävention sind:
- Allgemeine Förderung der psychosozialen Gesundheit
- Vermeidung von Suchtbildung und anderer selbst- und fremdschädigender Verhaltensprozesse
Hieraus aus ergeben sich folgende Aufgabenstellungen:
1. Information und Sensibilisierung
Suchtprävention vermittelt korrektes Wissen über legale und illegale Drogen und andere Suchtmittel und -formen, einschließlich ihrer positiven und negativen Wirkungen, über gesetzliche Regelungen, wirtschaftliche Hintergründe und gesellschaftliche Zusammenhänge, Rituale, Geschichte, Kultur, Missbrauch, Abhängigkeit und deren Folgewirkungen, Beratungs- und Therapiemöglichkeiten.
2. Verbesserung der individuellen Handlungskompetenzen
Selbstbewusste und selbstverantwortliche Menschen können mit schwierigen Lebenssituationen so umgehen, dass sie daran wachsen und sich selbst stabilisieren. Suchtprävention fördert bei Einzelnen oder Gruppen Konfliktfähigkeit, Verantwortungsbewusstsein, Alltags- und Lebensbewältigung, Problemlösungsfähigkeiten, Umgang mit Gefühlen, um nur einige Begriffe zu nennen.
3. Soziale Integration und Förderung verbesserter Lebensbedingungen
Suchtverhalten wird zu einem wesentlichen Teil auf mangelnde Integration und Anerkennung zurückgeführt. Isolation und mangelndes Selbstwertgefühl können zu Verhaltensweisen führen, welche darauf abzielen, die psychische Befindlichkeit mittels Drogen und anderen Suchtmitteln zu verbessern. Es gilt, frühzeitig soziale Ausgrenzung zu vermeiden und dem einzelnen Anerkennung zuteil werden zu lassen.
Suchtprävention hilft mit, bei der Gestaltung und Verbesserung struktureller Lebensbedingungen in Kindergarten, Schule, Arbeitswelt und Freizeit.
4. Förderung der Befähigung von Bezugspersonen im Umgang bei Auffälligkeiten
Durch Seminare, Fortbildung, berufsübergreifenden Informations- und Erfahrungsaustausch werden Sensibilisierung in Bezug auf Gefährdung hergestellt und Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt.
Ein Großteil dessen, was wir zu leisten in der Lage sind, ist in einem Präventionskatalog zusammengefasst und wird den verschiedenen Interessenten zugänglich gemacht.
Eine Übersicht des Bereiches Kinder/Jugendliche ist auf der folgenden Grafik abgebildet, ein Katalog als Anlage beigefügt.
Produktübersicht Präventionsbüro Zielgruppe Kinder/Jugendliche
Kindergarten:
- Kindergartenträger Kindergartenfachberatung Elternvertreter Ausbildungseinrichtungen
- Elternabende "Suchtvorbeugung im Kindergarten"
- Fortbildung für Erzieherinnen "Suchtvorbeugung im Kindergarten'
Schule:
- Basisinformation Grundschule
- Basisinformation 7.-10. Klasse
- Basisinformation Sekundarstufe 2 / Berufsschule
- Elternabende Grundschule
- Elternabende weiterführende Schulen
- Pädagogische Tage
- Projekttage
- Schülerseminare –Grundseminar
- Schülerseminar -Schülerbegegnung in Nottingham
- Schülerseminare -Abschlußseminar/Gegenbesuch
- Aktion "Mädchen SUCHT Jungen"
- Aktion "Gut drauf!
- Aktion und Ausstellung "Süchtige Lebenswelten"
- Theater für Schüler ab 14 Jahre
Ausbildungsbetriebe
- Ausbilder
- Schulsozialarbeit
- Jugendarbeit
- Jugendfreizeiteinrichtungen
- Jugendhilfeeinrichtungen
- Selbsthilfe
- Russischsprachige Mitarbeiter
Suchtprävention in der Mädchenarbeit
Grundsätzliche Überlegungen
Die Praxis in der Präventionsarbeit mit Mädchen und Jungen im Alter von acht bis achtzehn Jahren und auch darüber hinaus hat gezeigt, dass im Rahmen von Suchtprävention häufig Fragen zum Selbstverständnis und Rollenverhalten der Geschlechter in den Mittelpunkt des dynamischen Prozesses rücken. Außerdem sind gleichaltrige Jungen und Mädchen meist auf einem ganz anderen Entwicklungsstand und interessieren sich für sehr unterschiedliche Themen.
Dies führt häufig dazu, das die Anwesenheit des anderen Geschlechtes Freiräume beengt, Hemmungen schafft und die An- und Aussprache gerade geschlechtsspezifischer Themen verhindert. Aufgrund dieser Beobachtungen bietet die Drogenhilfe Karlsruhe in Kooperation mit dem Mädchentreff LA VIE gemischten Schulklassen/Gruppen auch eine geschlechtsspezifische Form der Suchtprävention an.
Grundsätzliches zur Mädchenarbeit
Das Geschlecht hat statistisch gesehen die größte Bedeutung bei der Wahl der Droge und der Art und Weise des Drogenkonsums (Jugend und Gesellschaft, 3-1999). Jungentypisch ist der exzessive Konsum von Alkohol und illegalen Drogen, bei Mädchen stehen oft alle Themen rund ums Essen, Figur und Aussehen an erster Stelle und die häufigste psychosomatische Erkrankung ist eine Form der Essstörungen. Mögliche Ursachen- und Bedingungsfaktoren für diese unterschiedlichen Ausprägungen von Suchtentwicklungen finden sich in der geschlechtsspezifischen Sozialisation. Die Entwicklung der eigenen Identität ist die zentrale Entwicklungsaufgabe des Jugendalters. Sie ist geprägt durch die Erziehung und abhängig von den gesellschaftlichen Realitäten, Normen, Werten und den damit verbundenen Rollenerwartungen. Jugendliche müssen lernen ihre eigenen Bedürfnisse zu erkennen, zum Ausdruck zu bringen und sich dafür einzusetzen. Sie müssen lernen mit ihren Gefühlen umzugehen, ihren Lebensraum aktiv gestalten und ihr zukünftiges Leben planen. Auf diese Entwicklungsaufgaben werden Mädchen durch ihre Sozialisation anders vorbereitet als Jungen und sie entwickeln andere Bewältigungsstrategien.
An Mädchen und Frauen in unserer Gesellschaft werden heutzutage vielfältige zum Teil auch sehr gegensätzliche Forderungen gestellt. Sie sollen:
- soziale Verhaltensweisen, Rücksichtnahme und Fürsorglichkeit entwickeln
- das emotionale Klima in der Umgebung positiv beeinflussen
- dem gängigen weiblichen Schönheitsideal entsprechen
- für das Wohl der (späteren) Familie zuständig sein
- schulisch, beruflich erfolgreich sein, d.h. rational, selbstständig und eigenverantwortlich denken und handeln + selbstbewusst und emanzipiert sein + sich den jeweiligen Erfordernissen anpassen und möglichst allen (widersprechenden) Anforderungen gerecht werden
Kurz: Mädchen und Frauen sollen perfekt funktionieren.
Durch diese vielfältigen, häufig sich auch ausschließenden Forderungen entsteht für Mädchen ein immens großer Druck und eine große Verunsicherung. Versuchen sie sich an der Generation vor ihnen zu orientieren, so müssen sie feststellen, das hier keine Vorbilder zur Verfügung stehen, sie mit den zu machenden Lernerfahrungen ganz allein oder nur mit den Gleichaltrigen dastehen.
Hier nun setzt unser Konzept der geschlechtsspezifischen Suchtprävention an. Wir wollen Mädchen mit diesen Themen nicht alleine lassen, sondern ihnen ein Forum anbieten um mit Unterstützung positive Bewältigungsstrategien entwickeln zu können.
Ziele von Suchtprävention in der Mädchenarbeit
- Auseinandersetzung mit Weiblichkeit
- Auseinandersetzung mit Liebe, Gewalt, Anerkennung und dem Status als Mädchen Kompetenzerweiterung
- Förderung der eigenen Entwicklungsmöglichkeiten, Stärken und Fähigkeiten
- Entwicklung einer eigenen Geschlechtsidentität
- Stärkung und Schulung der eigenen Wahrnehmung
- Stärkung des Selbstwertgefühls
- Förderung von Solidarität unter Mädchen
- Eigene Grenzen wahrnehmen, testen und setzen lernen
Methoden der Mädchenarbeit im Rahmen von Suchtprävention
- Interaktionsspiele
- Wahrnehmungsübungen
- Selbstbehauptungsübungen
- Erlebnispädagogische Spiele und Aktionen
- Vertrauensübungen
- Rollenspiele
- Reden, diskutieren, informieren
- Gestalterische Ausdrucksmittel wie malen, basteln, modellieren
- Medienarbeit: Fotografie, Video
Rahmenbedingungen für die geschlechtsspezifische Mädchenarbeit:
Gruppengröße max. 16 Mädchen 2 Mitarbeiterinnen Zeit: 4-6 Stunden
Fragen zum Wettbewerbsbeitrag
- Befähigung von Bezugspersonen im Umgang mit Suchtproblemen
- den Einstieg in den Konsum von Suchtmitteln zu verhindern bzw. hinauszuzögern
- den frühzeitigen Ausstieg aus riskanten Konsummustern zu fördern
- einen suchtmittelfreien Lebensstil zu fördern
- Förderung der Lebenskompetenz und der protektiven Faktoren
- Positive Veränderung des Lebensumfeldes
ja, Information und Sensibilisierung
- Sozial- und Jugenddezernent
- Verwaltung
ja, folgendermassen: durch Schülerseminare
Deren Entwicklung von Auffälligkeiten, ohne dass Intervention erfolgte. Zuwachszahlen bei Neueinsteigern im Gebrauch legaler und illegaler Drogen.
Durch Öffentlichkeitsarbeit, Multiplikatorenschulungen, Projekttage, Seminare
An den Bedürfnissen nach Kommunikation, Erlebnis, Information, Neugierde, Orientiertung, Lebensentwürfen
- Ausbilder / Ausbilderinnen
- Eltern (Mütter/Väter)
- Erzieher / Erzieherinnen
- Gleichaltrige / Peers (Schwerpunkt)
- Jugendarbeiter / Jugendarbeiterinnen
- Lehrer / Lehrerinnen
- Sozialarbeiter / Sozialarbeiterinnen
- Sozialpädagogen / Sozialpädagoginnen
ja, auf
- Betriebe und Ausbildungsstätten
- Jugendarbeit und Jugendhilfe
- Kindergärten und Kindertagesstätten
- Musikszenen und Jugendkultur
- Schulen (Schwerpunkt)
- Sonstige Freizeitaktivitäten
- Amt für Soziales, Jugend und Schulen
- Amt für Sport und Bildung
- Gesundheitsamt
- Jugendamt
- Jugendpflege
- Sozialamt
- Betriebe / Ausbildungsstätten
- Freie Träger
- Institutionen bzw. Fachkräfte der Suchtprävention
- Kindergärten / Kindertagesstätten
- Krankenkassen
- Polizei
- Private Spender / Sponsoren
- Schule
- BZGA
- LAG der kommunalen Suchtbeauftragten BW
- Landesmedienanstalt
- Fallweise Kooperation im Bedarfsfall
1989
1990
wahrscheinlich gesichert
ja, Einsatz von ehemaligen Drogengebrauchern, wo nur möglich, aus Gründen der Authentizität
ja, Junge Spätaussiedler
Alle Angebote, Vorhaben, Veranstaltungen und Dienstleistungen sind in einem jährlichen Präventionskatalog zusammengefasst und können so nach Wunsch auch abgefragt und in Anspruch genommen werden.
ja, 1990
nein
- Konzept der Lebenskompetenzförderung
- Protektive Faktoren, s. inhaltl. Beschreibung
- Risikofaktoren, eher untergeordnet
Infobroschüren, Literatur, IT-Präsentationen, Ausstellungen, Video Audio, interaktive Lernmittel
Seminare, Workshops, Fachveranstaltungen
ja, 3 Jahre und mehr
2500