Metzingen

Typ: 
kreisangehörig
Name Stadt, der Gemeinde, des Landkreises: 
Metzingen
Bundesland: 
Baden-Württemberg
Einreichende Dienststelle: 
Abteilung Soziale Dienstleistungen
Name des Ansprechpartners: 
Peter Nißle
Funktion des Ansprechpartners: 
Abteilungsleiter
Straße/Postfach: 
Stuttgarter Str. 2-4
Postleitzahl: 
72555
Ort: 
Metzingen
E-Mail des Ansprechpartners: 
Internetadresse der Kommune: 

Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags

Titel des Wettbewerbsbeitrags

Gemeinwesenorientiertes Suchtpräventionsprojekt: "Metzingen schaut hin"

Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags

1. Ausgangssituation

Die Stadt Metzingen gehört mit seinen etwa 22.000 Einwohnern zum Landkreis Reutlingen in Baden-Württemberg. Aufgrund von vier Fällen starken Alkoholmissbrauchs von 14-jährigen Jugendlichen beschäftigte sich der Arbeitskreis Kinder- und Jugendhilfe der Stadt Metzingen im November 2007 mit dem Thema Sucht. Im fachlichen Austausch zwischen der örtlichen Kinder- und Jugendarbeit und der Polizei sowie dem Suchtbeauftragten des Landkreises Reutlingen wurde erörtert, dass exzessiver Alkoholkonsum zunehmend ein Thema unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist. Hierbei stellte die örtliche Polizei ihre Konzeption gegen exzessiven Alkoholkonsum und der Suchtbeauftragte des Landkreises Reutlingen sein Konzept zur gemeinwesenorientierten Suchtprävention vor. Dies war Anregung, ein eigenes Projekt für die Stadt Metzingen zu entwickeln. Jedoch einigte sich der Arbeitskreis darauf nicht nur zum Thema Alkohol Präventionsmethoden entwickeln zu wollen, sondern auch die Themen Nikotin, Medikamente, Essstörungen, Konsumsucht und Spielsucht einmal genauer zu beleuchten.

Mitarbeiter der örtlichen Jugendarbeit, der Stadtverwaltung und der Erziehungsberatungsstelle des Landkreises entwickelten in der Folge das Projekt zur Suchtprävention für die Stadt Metzingen.

2. Konzeption

Das Projekt "Metzingen schaut hin" fordert Kinder, Jugendliche und Erwachsene dazu heraus, sich ein Jahr lang mit dem Thema Suchtprävention in allen Bereichen des gemeinschaftlichen Zusammenlebens zu beschäftigen. Hierbei soll über mögliche Suchtpräventionsangebote nachgedacht und diskutiert werden. Zusätzlich zu den klassischen Sozialisationsinstanzen wie Schule, Kindergärten und offene Jugendarbeit, sollen möglichst alle Vereine, Verbände, Organisationen und Einzelpersonen des Gemeinwesens am Projekt mitwirken. Dies wird über die vorhandenen Strukturen in der Stadt angeregt, transportiert und diskutiert.

Bürgerinnen und Bürger sollen angeregt werden selbst über Suchtprävention nachzudenken und eigene Ideen in ihrem Lebensumfeld entwickeln und umzusetzen. Dies wird durch die lokalen Fachkräfte der Kinder- und Jugendarbeit, der Erziehungsberatung und der Suchtberatung unterstützt und gefördert.

Eine Steuerungsgruppe übernimmt zentral für die ganze Kommune die Koordination des Projektes. Sie ist zusammengesetzt aus jeweils einem Vertreter der Stadtverwaltung, der Jugendarbeit, der Eltern, des Gemeinderates, der Unternehmen, des Gesundheitswesen, der Kirchen, der Schulen, der Vereine und der Suchtberatung. Alle Mitglieder dieses Gremiums dienen als Multiplikatoren für den jeweiligen Teilbereich der Stadt. An dieser Stelle werden Informationen, Ideen und Umsetzungsschritte kommuniziert.

So sollen möglichst viele Bürgerinnen und Bürger:

  1. Eine aktive Suchtpräventionsarbeit in der Gemeinde wahrnehmen.
  2. Die suchtpräventive Wirkung bereits bestehender Angebote z.B. der Vereinsarbeit, für Kinder- und Jugendliche herausstellen.
  3. Die Arbeit mit Kindern- und Jugendlichen in der Gemeinde auf eine neue Art vernetzen.
  4. Die Entscheidungsträger innerhalb der Gemeinde dazu bewegen über ihr bisheriges Tun und dessen suchtpräventiver Wirkung nachzudenken, Veränderungen in der Kultur des gemeinschaftlichen Lebens zu diskutieren, und gegebenenfalls nachhaltige Veränderungen anzustreben.
  5. Die suchtpräventive Wirkung der Beteiligung von Kinder- und Jugendlichen am aktiven Gemeindeleben aufzeigen.

Über den festgelegten Zeitraum von einem Jahr finden in regelmäßigen Abständen Veranstaltungen und Angebote für die breite Öffentlichkeit und einzelne Zielgruppen statt. So soll jede Bürgerin und jeder Bürger mindestens einmal die Möglichkeit bekommen, sich während des Projektes mit dem Thema Sucht auseinanderzusetzen.

3. Kooperationen

Als zentrales Netzwerk der Kinder- und Jugendarbeit in Metzingen fungiert der Arbeitskreis Kinder- und Jugendhilfe, der sich in einem regelmäßigen Abstand von ca. sechs Wochen trifft, um aktuelle Problematiken und Themen zu besprechen. Der Arbeitskreis ist durch die verschiedensten Träger und Einrichtungen zusammengesetzt. Die Zusammenarbeit der verschiedenen Instanzen innerhalb des Arbeitskreises findet durch verschiedene Angebote innerhalb des Projektes und in Kooperationen statt. Als Beispiel sei genannt, dass die Mobile Jugendarbeit mit dem Jugendhaus gemeinsam ein Angebot zum Thema Alkoholprävention entwickelt. Vielseitige Kooperationen sind hierbei vorstellbar.

Des Weiteren beginnt gerade der Landkreis Reutlingen damit das Projekt: "HaLT - Hart am Limit" der Villa Schöpflin umzusetzen. Es umfasst als wesentliches Ziel die Verhinderung des lebensbedrohlichen Rauschtrinkens. Kooperationen im Hinblick auf einzelne Angebote sind vereinbart. Hierzu ist die Projektleitung in Kontakt mit der Koordinationsstelle des HaLT – Projektes in Reutlingen.

Außerdem ist die Einbindung einzelner Projekte anderer Institutionen außerhalb der Kommune angedacht. So hat sich beispielsweise eine Grundschule der Stadt Metzingen dazu entschlossen, das Projekt "Klasse 2000" zur Gesundheitsförderung und Suchtprävention in Grundschulen umzusetzen. Koordiniert wird dieses Projekt bundesweit vom Verein Programm Klasse 2000 e. V. in Nürnberg.

4. Ziele

Das Projekt hat zum Ziel einen verantwortlichen Umgang mit legalen Suchtmitteln zu fördern. Hierbei war es auch wichtig "Nicht-Ziele" wie folgt zu definieren.

5. Nicht-Ziele

  • keine Forderung totaler Abstinenz
  • kein erhöhter Kontrolldruck auf Kinder/Jugendliche (aber konsequentes Einschreiten bei Feststellung)
  • keine Einzelveranstaltung(en) ohne Nachhaltigkeit
  • keine Stigmatisierung von Personen(-gruppen)

Umsetzung

Die Umsetzung des Projektes erfolgt in drei Phasen.

6.1 Projektplanungsphase (Januar bis Mai 2008)

In der Projektplanungsphase wurde die Projektskizze entwickelt, Finanzierungsanträge gestellt und das Projekt dem städtischen Gemeinderat vorgestellt. Nachdem der Gemeinderat das Projekt, die Finanzierung und die Umsetzung beschlossen hatte, wurde die Steuerungsgruppe als Gremium zur Koordination des Projektes installiert.

6.2 Projektvorbereitungsphase (Juni bis Dezember 2008)

In dieser Phase fanden erste Informationsveranstaltungen zum Projekt statt. Das Projekt wurde nun in die breite Öffentlichkeit über Veranstaltungen, Flyer, Plakate und die Presse gestreut. Hier galt es Mitwirkende aus der Bevölkerung für das Projekt zu gewinnen. Anschließend wurden erste Ideen in unterschiedlichen Gruppen entwickelt und für das Jahr 2009 geplant.

6.3 Projektdurchführung (Januar bis Oktober 2009)

In regelmäßigen Abständen werden nun Veranstaltungen, Angebote und Projekte durchgeführt. Begleitet wird dies durch die lokalen Fachkräfte der Kinder- und Jugendarbeit, der Erziehungsberatungsstelle, des Gesundheitswesens und der Suchtberatung. Die Termine und Bekanntmachungen erfolgen zentral über die Internetplattform des Projektes www.metzingen-schaut-hin.de, der Stadt www.metzingen.de und die lokale Presse. Dies dient gleichzeitig als Form der Dokumentation des Projektes. Diese Dokumentation sowie der Projektverlauf dienen anschließend auch zur Auswertung des Projektes.

7. Finanzierung des Projektes

Die Stadt Metzingen hat für die Umsetzung dieses Projektes 23.000 EUR in den Haushaltsplan eingestellt. Des Weiteren wurde über die Paul-Lechler Stiftung eine 50%-Stelle zur Leitung des Projektes finanziert.

8. Erste Ergebnisse

Rund 50 Vertreterinnen und Vertreter aus Kindergärten, Schulen, Gemeinderat und Jugendarbeit besuchten eine erste Informationsveranstaltung im Juni 2008. An dieser Veranstaltung wurde über das Projekt informiert und erste Ideen gesammelt. Im gemeinsamen fachlichen Austausch wurde erörtert, welche Suchtpräventionsangebote in Metzingen bereits bestehen und welche neue Ideen es zur Umsetzung des Projektes: "Metzingen schaut hin" gibt.

Am 4. November 2008 erfolgte die Auftaktveranstaltung des Projektes. Hierzu wurden alle Bürgerinnen und Bürger der Stadt Metzingen eingeladen. Etwa 120 Personen besuchten diese Veranstaltung. Es wurde über das Projekt informiert bereits entstandene Ideen kommuniziert. Alle Besucher wurden nochmals herzlich dazu eingeladen sich selbst in ihrem Umfeld Gedanken zum Thema Suchtprävention zu machen und Mitwirkende am Projekt zu sein.

Für Januar, Februar und März 2009 wurden erste Veranstaltungen geplant und finden derzeit ihre Umsetzung. Hierzu gehören Elternabende, Filmvorführungen im örtlichen Kino, Gesprächsabende, Vorträge und Fortbildungen für Mitarbeiter der Jugendarbeit.

Zusammenfassend lässt sich derzeit sagen, dass das Projekt große Zustimmung in der Bevölkerung gefunden hat und es viele Mitwirkende am Projekt gibt. Nicht nur Jugendliche und Eltern möchten sich mit dem Thema Suchtprävention über das Jahr 2009 hinweg auseinandersetzen, sondern ebenfalls Betriebe, Kirchen und viele weitere Einrichtungen und Einzelpersonen der Stadt Metzingen.

8. Bewertungskriterien des Wettbewerbs

Für das Projekt wurde eine Projektskizze mit Ausgangs- und Bedarfsanalyse, Konzeption, Zielen, Dokumentation und Umsetzung erstellt. Dies dient dazu, einen klaren Rahmen für das Projekt zu definieren. Für jede Projektphase wurden einzelne Umsetzungsschritte beschrieben, so dass eine Auswertung und Evaluation im Anschluss an das Projekt möglich wird. Durch seinen ganzheitlichen und gemeinwesenorientierten Ansatz erreicht das Projekt nicht nur ein Setting und eine Zielgruppe, sondern vielmehr ist es der Versuch, möglichst viele unterschiedliche Gruppierungen und Einzelpersonen zu erreichen. Verschiede Suchtstoffe stehen im Fokus. Dabei ist auch eine geschlechterdifferenzierte Arbeit angedacht, so sind Essstörungen in erster Linie ein mädchenspezifisches Problem.

Nur durch die Mitwirkung von Jugendlichen (Jugendgemeinderat, Jugendclubs, Schülermitverwaltung der Schulen) und Erwachsenen (Elternbeiräte an Kindergärten und Schulen) am Projekt wird eine Umsetzung möglich.
Mit der Einbindung je eines Vertreters des Handel- und Gewerbevereines und der Metzinger Vereine in der Steuerungsgruppe werden sich Akteure mit Suchtprävention befassen, für die diese Fragestellung bislang nur ein Randthema war. Zur Vernetzung und Kooperation wird auf Punkt 3 der Bewerbung verwiesen.

Durch die zentrale Mitwirkung der städtischen Verwaltung sowie des Gemeinderats ist die kommunalpolitische Unterstützung gegeben. Dies fördert eine erfolgreiche Umsetzung des Projektes. Besonders wichtig ist die Nachhaltigkeit. Dies soll erreicht werden durch

  • den langen Zeitraum über welchen das Projekt angelegt ist,
  • eine zentrale Dokumentation über Internetplattformen und die lokale Presse sowie
  • die Implementierung von langfristigen Projekten, Angeboten und Alternativen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene.

Ein Transfer auf andere Kommunen ist durchaus denkbar und wünschenswert.

Fragen zum Wettbewerbsbeitrag

C 11 Gibt es zu den Suchtpräventionsaktivitäten in Ihrer Kommune eine schriftliche Gesamtkonzeption?: 
ja
nein
C 12 Ist Ihr Wettbewerbsbeitrag in diese Gesamtkonzeption eingebunden?: 
ja
nein
C 13 Hat sich der (Ober-)Bürgermeister bzw. Landrat öffentlich für Ihren Wettbewerbsbeitrag eingesetzt?: 
ja
nein
C 21 Gibt es zu Ihrem Wettbewerbsbeitrag ein schriftliches Konzept?: 
ja
nein
C 22 Sind die Präventionsziele Ihres Wettbewerbsbeitrags detailliert festgelegt?: 
ja
nein
C 23 Wurde vor der Zielfestlegung eine Ausgangs- und Bedarfsanalyse erstellt?: 
ja
nein
C 24 Welche Strategie der Suchtprävention verfolgt Ihr Wettbewerbsbeitrag?: 
Verhaltensprävention
Verhältnisprävention
Verhaltens- und Verhältnisprävention
C 25 Auf welche Suchtstoffe und Suchtformen ist Ihr Wettbewerbsbeitrag ausgerichtet?: 
Tabak
Alkohol
Cannabis
Medikamente
Heroin und andere Drogen
(Glücks-)Spielsucht
Weitere
Welche?: 
Essstörungen, Mediensucht, Konsumsucht
C 26 An welche Zielgruppe(n) richtet sich Ihr Wettbewerbsbeitrag?: 
3-6jährige
7-10jährige
11-14jährige
15-18jährige
Kinder und Jugendliche aus suchtbelasteten Familien
Sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche
Eltern
Familie
Multiplikatoren
Weitere
Welche?: 
Stadtverwaltung, Handel, Betriebe, Veranstalter von Festen
C 27 Ist Ihr Wettbewerbsbeitrag geschlechtsspezifisch/geschlechtersensibel ausgerichtet?: 
ja
nein
C 28 An welche Settings und Einrichtungen knüpft Ihr Wettbewerbsbeitrag an?: 
Kindergarten/Kita
Grundschule
Hauptschule
Realschule
Gymnasium/Fachoberschule
Gesamtschule
Berufsschule
Jugendeinrichtung
Sportverein
Ausbildungsstätte
Diskotheken
Gaststätten/Restaurants
Fahrschulen
Einzelhandel
Strasse/Öffentlicher Raum
Spielplatz
Quartier/Stadtteil
Weitere
C 31 Welche Akteure aus Kommunalpolitik und Kommunalverwaltung beteiligen sich?: 
Gemeinde-, Stadt- bzw. Kreisrat
(Ober-)Bürgermeister bzw. Landrat
Suchpräventionsstelle
Gesundheitsamt
Jugendamt
Sozialamt
Schulverwaltungsamt
Sportamt
Ordnungsamt
Polizei
Weitere
C 32 Welche verwaltungsexternen Akteure beteiligen sich wesentlich an der Umsetzung Ihres Wettbewerbsbeitrags?: 
Krankenkassen
Krankenhäuser
Niedergelassene Ärzte
Apotheken
Kindergärten/Kitas
Schulen
Einrichtungen der Jugendarbeit
Mobile Jugendarbeit
Ausbildungsstätten
Sportvereine
Wohlfahrtsverbände
Kirchen
Stadtteileinrichtungen/Quartiersmanagement
Selbsthilfeeinrichtungen
Ehrenamtliche Helfer
Einzelhandel
Tankstellen
Gaststätten
Diskotheken
Fahrschulen
Lokale Medien
Sponsoren
Stiftungen
Weitere
C 33 Gibt es schriftliche und verbindliche Vereinbarungen zur Vernetzung und Kooperation der Akteure?: 
ja
nein
C 34 Welche Laufzeit hat Ihr Wettbewerbsbeitrag?: 
bis zu 2 Jahre
mehr als 2 Jahre (aber befristet)
Dauerangebot
C 35 Wie lange ist die Finanzierung des Wettbewerbsbeitrags gesichert?: 
offen
bis zu 2 Jahre
dauerhaft
C 36 Wird der Wettbewerbsbeitrag in seiner Qualität und Zielerreichung überprüft und bewertet bzw. evaluiert?: 
ja
geplant
nein
C37 Werden bei der Umsetzung Ihres Wettbewerbsbeitrags von anderen entwickelte Projekte und Maßnahmen übernommen und eingesetzt?: 
ja
nein
Wenn ja, welche?: 
Klasse 2000, Modellprojekt gemeinwesenorientierte Suchtprävention der Gemeinde Riederich
C 38 Sind umgekehrt in Ihrem Wettbewerbsbeitrag entwickelte Projekte und Maßnahmen andernorts übernommen und eingesetzt worden?: 
ja
nein

Anlagen