Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Titel des Wettbewerbsbeitrags
Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
A. Ausgangs- und Bedarfsanalyse:
Prävention im Rahmen des Erzieherischen Kinder- und Jugendschutzes stellt angesichts der hohen Gefährdungspotentiale, mit welchen die Kinder und Jugendlichen heute konfrontiert werden, eine wichtige Aufgabe der öffentlichen Jugendhilfe dar.
Das Kreisjugendamt Aichach-Friedberg startete daher 2005 eine Präventionsoffensive an Schulen im Landkreis.
In der Planungsphase wurde zunächst der Status Quo im Präventionsbereich analysiert, und es wurde festgestellt:
- Punktuelle Präventionsmaßnahmen zeigten meist nur mäßige Wirkung
- Eine konzeptionelle Abstimmung der einzelnen involvierten freien Träger fand nicht statt
- Fachliche Kompetenz wurde dadurch nicht effektiv genug eingesetzt
- Eigene Ressourcen der Institutionen (z.B. Lehrer an Schulen), an welchen Präventionsmaßnahmen durchgeführt werden, wurden nicht oder nur ungenügend in Planung und Durchführung eingebunden
- Präventionskonzepte sind häufig nicht oder nur ungenügend an die Bedingungen und Gefährdungspotentiale der die Institution umgebenden Sozialräume angepasst
- Präventionsprojekte werden häufig "an der Schule vorbei" durchgeführt. Die Lehrerschaft wird dabei nur ungenügend in die Idee und die Durchführung der Projekte eingebunden.
Aus diesen Erkenntnissen entsprang die Idee, Präventionsveranstaltungen in vollkommen neuer Form durchzuführen.
Unter der Schirmherrschaft des Landrats Christian Knauer, finanziert über den Landkreis im Rahmen des Erzieherischen Kinder- und Jugendschutzes, entstand das Projekt KliK ("Klar im Kopf") in Zusammenarbeit mit den vier tragenden Säulen des Projekts: Den Lehrkräften, den Eltern, den Schülern und den Referenten.
Als wichtige Partner konnten gewonnen werden:
- Schulamt Aichach-Friedberg
- Drogenhilfe Schwaben e.V.
- Brücke Augsburg e.V.
- FC Augsburg
- Kreisjugendring Aichach-Friedberg
- Landeszentrale für Gesundheit
- Polizei Aichach und Friedberg
- Futhuk Abenteuerschule
und viele weitere freie Referenten. Zur Zeit sind insgesamt 32 Referenten und Referentinnen im Projekt involviert.
Im Verlauf der seit drei Jahren durchgeführten Maßnahme wurden mit großem Erfolg (siehe Evaluation) über 500 Workshops, Lehrerfortbildungen, Vorträge und Elternkurse mit einem Aufwand von mehr als 2000 Unterrichtseinheiten (je 45 Minuten) durchgeführt. Davon entfielen zwei Drittel auf die Suchtprävention im Gesamtprojekt KliK.
B. Zielsetzungen (Suchtprävention):
Kinder und Jugendliche sollen befähigt werden, sich vor gefährdenden Einflüssen im Bereich Sucht zu schützen.
Im Fokus stehen dabei
- Steigerung des Selbstwertgefühls
- Motivation zur befriedigenden Freizeitgestaltung
- Kenntnis der Suchtformen und der Ursachen von Sucht
- Kenntnis der rechtlichen Folgen bei Missbrauch von Drogen, Alkohol etc.
- Steigerung der Erziehungskompetenz der Eltern
- Sensibilisierung der Lehrkräfte in suchtrelevanten Themen
C. Die Eckpunkte des Konzepts
1. Umfang:
Das Projekt KliK wird in zwei Formen angeboten:
- Suchtprävention
- Gewaltprävention
2. Zielgruppe:
Schüler und Schülerinnen, deren Eltern und Lehrkräfte (alle Schultypen außer Grundschule)
3. Der positive Ansatz:
Persönlichkeitsstärkung, nicht Abschreckung steht im Fokus des Projekts KliK. Die Kinder und Jugendlichen sollen durch die Steigerung ihres Selbstwertgefühls, ihres Selbstbewusstseins und durch Förderung ihrer positiven Entwicklungsressourcen befähigt werden, den Gefährdungseinflüssen zu widerstehen.
4. Umsetzung der geforderten Rahmenbedingungen:
Nachhaltigkeit
Erkenntnisse aus der Ausgangsanalyse:
Die Präventionsprojekte sollen intensive Wirkung zeigen. Eine deutliche Aufstockung der Anzahl der einzelnen Projektbausteine und der zeitlichen Dimension wird angestrebt
Umsetzung:
Die Durchführung der einzelnen Projekte erstreckt sich über ein halbes Jahr.
Als Mindeststandard wird festgelegt:
Mindestens alle drei Wochen wird ein Workshop pro Klasse durch eine externe Fachkraft durchgeführt, flankiert durch eine von Lehrern geleitete Workshopvorbereitung und Nachbereitung.
Mindestens ein Vortrag und ein Elternkurs werden den Eltern angeboten
Mindestens zwei Supervisionen unterstützen die involvierten Lehrer in ihrer Projektarbeit. Eine erlebnispädagogische Einheit (minimal 3 Unterrichtseinheiten/Klasse), ein abschließendes Theaterstück bzw. eine Aktion (Discofieber, siehe unten) vertiefen das Thema.
Ressourcenbündelung
Erkenntnisse aus der Ausgangsanalyse:
Präventionsveranstaltungen sollen zentral gesteuert werden, die Maßnahmen in einem Hilfeverbund der beteiligten Träger aufeinander abgestimmt werden
Umsetzung:
Die einzelnen Angebote der verschiedenen freien Träger werden zentral beim Kreisjugendamt gesammelt (Referentenpool) und in die entsprechenden Rahmenkonzeptionen eingepasst. Der Fachbereich Erzieherischer Kinder- und Jugendschutz organisiert und koordiniert das Gesamtprojekt.
Ebenfalls im Sinne einer Ressourcenbündelung wird ein Hilfeverbund Prävention gegründet, welcher sich aus Vertretern der freien Träger, des Kreisjugendamtes und der Schule zusammensetzt. Dieser Hilfeverbund überprüft in halbjährlichen Sitzungen den Projektverlauf, diskutiert neue zu integrierende Präventionsangebote und unterstützt den Fachbereich Jugendsozialarbeit an Schulen in der Konzeptfortführung.
Überprüfbarkeit
Erkenntnisse aus der Ausgangsanalyse:
Evaluierungen sind notwendiges Instrument zur Feinjustierung der einzelnen Angebote als auch zur Überprüfung der nachhaltigen Wirksamkeit
Umsetzung:
In der Hälfte der ausgewählten Schulen wird jeweils eine umfassende Evaluation durchgeführt. Dabei werden online alle beteiligten Schüler vor und nach dem Projekt befragt, die Lehrer und Eltern in einem Auswertungsgespräch befragt.
Einbeziehung der Lehrerschaft
Ergebnisse der Ausgangsanalyse:
Eine intensive Integration der Lehrkräfte wirkt verstärkend auf Präventionsmaßnahmen
Umsetzung:
Ein wichtiger Eckpunkt des Konzepts stellt die Integration der Lehrer und Lehrerinnen in das Projekt dar. Dabei werden die beteiligten Klassenleitungen und weitere interessierte Lehrer in einer Fortbildung zum Thema geschult. Die involvierten Lehrkräfte flankieren die Workshops mit Vor- und Nachbereitungen und führen eigene Angebote im Projekt durch. Dabei werden die Lehrkräfte durch Supervisionen unterstützt.
Professionalität:
Alle eingesetzten Fachkräfte sind Pädagogen, Psychologen oder höherrangige Beamte (Polizei)
Geschlechtsspezifische Veranstaltungen
Ergebnisse der Ausgangsanalyse:
Kurse wie z.B. zum Thema Essstörungen zeigten häufig nur bei Mädchen positive Resonanz.
Umsetzung:
Geschlechtsspezifische Veranstaltungen legen den Fokus auf die unterschiedlichen suchtfördernden Verhaltensmustern von Mädchen und Jungen
D. Finanzierung:
Alle Veranstaltungen und Workshops (mit Ausnahme des Theaterstücks) werden im Rahmen des Erzieherischen Kinder- und Jugendschutzes durch den Landkreis finanziert bzw. über Eigenleistung beteiligter Träger/Institutionen durchgeführt (Polizei, Discofieber)
E. Evaluation (siehe auch Anlage):
Am Ende jeden Projektjahres werden die Schüler mittels einer anonymen Internetbefragung über das Projekt befragt. Die Lehrer und beteiligten Eltern werden in einer abschließenden Auswertungsrunde befragt. Dabei wurden im Projektjahr 2007/2008 folgende Ergebnisse erzielt:
- Die Schüler benoteten das Gesamtprojekt mit der Schulnote 1,8
- 80% der Schüler gaben an, dass KliK positive Verhaltensänderungen hervorrufen kann
- 94% der Schüler wünschen sich eine Wiederholung des Projekts
- Die Lehrkräfte waren überwiegend sehr zufrieden mit dem Projekt. Dazu: Alle bisher an KliK beteiligten Schulen haben sich wieder beworben
- Die Eltern berichten von vielen positiven Diskussionen zuhause
Langzeitevaluation:
Erste Befragungen nach drei Jahren seit Projektdurchführung zeigen, dass die (Ex-) Schüler sich noch gut an das Projekt erinnern können. 40% von 30 qualitativ Befragten geben an, dass sie durch KliK nachhaltig ihr Suchtverhalten vermindern konnten.
G. Ausblick:
Das Projekt KliK ergänzt ständig die ursprüngliche Konzeption. Im Schuljahr 2009/2010 sind u.a. geplant:
- Eine Ausweitung des Projekts auf Grundschulen und Kindergärten unter Einbeziehung neuer Partner, u.a. Gesundheitsamt Aichach-Friedberg (Klasse 2000)
- Eine Expansion auf die Gemeindeebene:
Hier ist geplant, die Gemeinden im Bereich des Schulsprengels in das Konzept mit einzubeziehen. Eine dann sog. KliK-Gemeinde verpflichtet sich, im Projektzeitraum unterstützende Events und Ausstellungen zu veranstalten. Die vor Ort ansässigen Restaurant - , Kneipen- und Discobesitzer verpflichten sich nach einem bereits vorliegenden Konzept, verstärkt auf die Einhaltung des Jugendschutzes zu achten. Ortsansässige Jugendverbände flankieren diese Maßnahmen mit eigenen, an der Suchtprävention orientierten Veranstaltungen.