Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Titel des Wettbewerbsbeitrags
Kurzfassung des Wettbewerbsbeitrags
Im Landkreis Neunkirchen wurde mit der Einrichtung des saarlandweit einzigen Projektstandortes des HaLT("Hart am Limit")-Projektes ein Netzwerk zahlreicher Akteure aus unterschiedlichen Arbeitsbereichen mit dem Ziel der Prävention des riskanten Alkoholkonsums von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen geschaffen, wobei verhaltenspräventive und verhältnispräventive Maßnahmen miteinander verbunden werden.
Das Projekt arbeitet mit reaktiven und proaktiven Bausteinen. Die Besonderheit der JUST-Teams liegt in der Tatsache, dass Jugendliche und junge Erwachsene aus dem Landkreis selbst präventiv und ehrenamtlich für ihre Altersgenossen aktiv sind und Aufklärung zum Thema Alkohol und einem verantwortlichen Umgang damit betreiben. Die Streetworker des Landkreises Neunkirchen sind dabei sowohl im HaLT-Netzwerk, als proaktiver Baustein und als Referenten in der Ausbildung der JUST-Teams tätig als auch in deren Einsatzbereich.
Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Anlass und Ausgangssituation
Bereits seit 2008 existiert das HaLT-Netzwerk im Landkreis Neunkirchen. Derzeit ist Neunkirchen der einzige "HaLT"-Projekt Standort im Saarland. Dem HaLT-Netzwerk gehören verschiedene Einrichtungen und Institutionen, d.h. Vertreter der Polizeiinspektionen Illingen und Neunkirchen, der kommunalen Ordnungsämter, der kirchlichen Jugendarbeit sowie des Landesinstitutes für präventives Handeln, an. Der Landkreis Neunkirchen ist personell an diesem Netzwerk mit Mitarbeitern des Gesundheitsamtes, von Streetwork/Mobile Jugendarbeit, der Schoolworker und den mit der Hälfte der Personalkosten vom Landkreis getragenen kommunalen JugendpflegerInnen beteiligt. Das HaLT- Projekt setzt an der besorgniserregenden Zahl von komatösen Alkoholvergiftungen an und beinhaltet ein evaluiertes Programm zur Frühintervention. Die Strategie von HaLT zielt auf die Prävention des riskanten Alkoholkonsums unter Jugendlichen ab. Parallel dazu wird ein regionales Netzwerk aufgebaut, in welchem verhaltenspräventive und verhältnispräventive Maßnahmen effektiv miteinander verbunden werden. Die Arbeit findet auf zwei Ebenen statt: der reaktive Baustein stellt die eine dar und beinhaltet Angebote der Suchtberatungsstelle DIE BRIGG e.V. für riskant konsumierende Jugendliche sowie ihre Eltern, der proaktive Baustein als zweite Ebene setzt auf die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für einen verantwortungsbewussten Umgang mit Alkohol und Maßnahmen für die konsequente Einhaltung des Jugendschutzes.
Aus den Mitgliedern dieses Netzwerks hat sich in der zweiten Jahreshälfte 2010 eine Arbeitsgruppe mit dem Ziel gebildet ein proaktives Modellprojekt – das JUST-Team (Jugendschutzteam) – für zunächst zwei Gemeinden im Landkreis Neunkirchen zu installieren und bei erfolgreicher Erprobung auf alle Kommunen im Landkreis zu übertragen. Das JUST-Team stellt ein neues Angebot des HaLT- Netzwerkes dar.
Konzeption und Ziele
Ziele im proaktiven Bereich
Die Maßnahmen im proaktiven Bereich setzen auf die Verantwortungsübernahme und Beteiligung durch die Zivilgesellschaft. Die nachfolgend dargestellten Aktionen zielen meist auf eine möglichst großflächige Information der Bevölkerung, teilweise speziell der Jugendlichen/jungen Erwachsenen oder einzelner für den Jugendschutz wichtiger Personengruppen und dienen der Fort- und Weiterbildung der HaLT-Idee im Landkreis Neunkirchen:
- Werbung für die Einhaltung des Jugendschutzes an Tankstellen, in Getränkemärkten und Gaststätten
- Fortbildung der Auszubildenden am Kaufmännischen Berufsbildungszentrum (KBBZ) Neunkirchen zu Jugendschutz und Alkoholverkauf
- Präventionsarbeit auf Festen und Veranstaltungen (z.B. Burg- und Weiherfest Illingen, Faschingsveranstaltungen/Faschingsumzüge, alkoholfreie Jugendpartys, Konzerte)
- Entwicklung einer Handreichung für Festveranstalter inklusive einer Selbstverpflichtungserklärung
- Schwimmbadaktionen zu Mottos wie "Lieber OHNE statt untergehen" oder "Volle Pulle Leben – auch ohne Alkohol"
- HaLT Im Sportverein- z.B. Kooperationsprojekt "Weniger ist besser-Juniorenfördergemeinschaft Illtal e.V. für einen verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol im Fußballsport
- HaLT in der offenen Jugendarbeit – Beratung und Unterstützung bei konzeptionellen Überlegungen und der Entwicklung von Angeboten.
Ziele des JUST-Teams
Die JUST-Teams zielen durch aktive Aufklärung auf die Reduzierung des riskanten Alkoholkonsums bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen und auf die Förderung einer körperlich, psychisch und sozial gesunden Entwicklung einschließlich der Verminderung des Risikos einer Suchtentwicklung. Gleichzeitig werden jugendschützerische Ziele verfolgt. Des Weiteren soll die Anzahl von Ausschreitungen durch oder mit Beteiligung von Jugendlichen unter übermäßigem Alkoholeinfluss reduziert werden.
Zielgruppen
Jugendliche holen sich Rat und Hilfe eher von Gleichaltrigen, als dass sie Erwachsene als Ansprechpersonen aufsuchen. Oft haben sie das Gefühl von Gleichaltrigen besser verstanden zu werden, da sie "eine Sprache" sprechen und sich ihre Lebenswelt ähnelt. Diese Tatsache wollen wir für unser Projekt nutzen. Die ehrenamtlichen MitarbeiterInnen der Jugendschutzteams verstehen sich dabei als KommunikationspartnerInnen auf Augenhöhe, die das Gespräch mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen suchen, durch ihr eigenes Handeln Atmosphäre positiv verändern und Orientierung geben können.
Vorgehen und Umsetzung
Die konkrete Projektumsetzung gliedert sich in zwei Teile: eine zwölf Stunden umfassende Schulung und die Einsätze des JUST-Teams im Landkreis Neunkirchen.
Die Schulung
Nachdem sich mindestens 6 freiwillige Jugendliche zur Teilnahme am Projekt bereit erklärt haben, findet an einem Wochenende – sprich Freitag und Samstag – die Vorbereitung der TeilnehmerInnen auf die Einsätze in Form einer insgesamt zwölfstündigen, kostenlosen Schulung statt. Diese wird federführend von zwei Mitarbeiterinnen des HaLT-Projektes in den Räumlichkeiten der Beratungsstelle DIE BRIGG durchgeführt.
Am ersten Tag wird umfassend über Alkohol, dessen Wirkung und Folgen aufgeklärt, am zweiten Tag wird gemeinsam mit den Streetworkern des Landkreises, welche an diesem als Referenten dazu kommen, an den Einsätzen im öffentlichen Raum gearbeitet. Es findet also eine Vorbereitung, u.a. in Form von Rollenspielen, hinsichtlich möglicher Reaktionen der anzusprechenden Jugendlichen und jungen Erwachsenen im öffentlichen Raum statt. Des Weiteren wird ein offener Leitfaden für die Gesprächsführung von den Teilnehmern entwickelt. Das Durchlaufen der Schulung ist Voraussetzung für die Mitarbeit im JUST-Team. Ein JUST-Team setzt sich aus drei bis fünf Jugendlichen und jungen Erwachsenen idealer Weise im Alter von 16 bis 22 Jahren und unterschiedlichen Geschlechts zusammen.
Die Einsätze des JUST-Teams
In den einzelnen Gemeinden des Landkreises Neunkirchen finden vielfältige Feste und Veranstaltungen im öffentlichen Raum statt, an welchen auch Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene gerne teilnehmen. Ein Beispiel sind die sogenannten Dorffeste, die v.a. in den Sommermonaten stattfinden. Die JUST-Team Teilnehmer treffen sich am Veranstaltungstag mit einer Mitarbeiterin der Brigg e.V. und dem/der ortsansässigen Jugendpfleger/In, werden mit T-Shirts, ggf. auch Jacken und Rucksäcken – diese beinhalten ein Alkoholquiz, den JUST-Fragebogen, verschiedene Give Aways und noch einmal die Kontaktdaten der BetreuerInnen für den Bedarfsfall – ausgestattet und stimmen sich gemeinsam noch einmal auf ihre Aufgabe ein. Wenn genügend Teilnehmer da sind, werden sie in zwei JUST-Teams mit 3-5 Personen eingeteilt. Ab 18 Uhr sind die Teams dann auf der Veranstaltung unterwegs und sprechen Gruppen von Jugendlichen an, die Alkohol konsumieren und machen mit diesen das Alkoholquiz oder den Fragebogen und kommen darüber über deren Alkoholkonsum ins Gespräch. Die Teams sind verhältnismäßig früh und maximal bis 22 Uhr unterwegs, so dass der Eigenschutz gewährleistet ist und aufgrund der Tatsache, dass die anwesenden Feierwilligen in diesem Zeitraum mehrheitlich noch nicht zu betrunken sind, um an den Angeboten des JUST-Teams teilzunehmen.
Im Vorfeld unterstützen die kommunalen Jugendpfleger das Projekt, indem sie die Standbetreiber sowie Ordnungsamt, private Sicherheitsdienste und Polizei über den JUST-Team Einsatz informieren. Zu Beginn der Einsätze gehen die TeilnehmerInnen außerdem aktiv auf die Standbetreiber zu, um für den Jugendschutz zu werben. Alle Getränkestände werden mit den HaLT- Materialien versorgt.
Im Herbst 2012 erfolgte auf Anregung der Streetworker der Einsatz eines Jugendschutzteams an den größten Treffpunkten Jugendlicher/junger Erwachsener im öffentlichen Raum der Städte und Gemeinden im Landkreis Neunkirchen. Ähnlich den Einsätzen an den Festveranstaltungen wurde das JUST-Team zu den verschiedenen Treffpunkten gefahren, wo analog dem Vorgehen auf den Festen ein Fragebogen oder Alkoholquiz mit den sich dort befindlichen Jugendlichen gemacht wurde. Die Erfahrung der JUST Mitglieder war sehr positiv: Während auf den Festen oft ein laute Atmosphäre herrscht und die Jugendlichen durch das Geschehen teilweise abgelenkt sind, können an den Treffpunkten, in ruhiger Atmosphäre, intensive Gespräche geführt werden, die sich zeitlich deutlich länger als auf den Festen erstreckten.
Ergebnisse und Erreichtes
In der Modellphase 2011 wurden die Teams in den Gemeinden Illingen und Schiffweiler erstmals eingesetzt. Eine Ausweitung des Projektes ist im Jahr 2012 gelungen: es fand eine dritte Schulung für neue JUST-Team Mitglieder statt und die Einsätze wurden auf weitere Gemeinden im Landkreis ausgedehnt.
Insgesamt fanden 2012 fünf Einsätze bei lokalen Festveranstaltungen in den Gemeinden Ottweiler, Merchweiler, Illingen und Schiffweiler statt. Während der Aktionen konnten eine Vielzahl von Jugendlichen angesprochen werden und es kamen rege Informations- und Reflektionsgespräche zustande. Viele der Angesprochenen waren zur Teilnahme am Alkoholquiz bereit oder füllten die themenspezifischen Fragebögen aus. Faltflyer im Visitenkartenformat mit Tipps zum risikoarmen Alkoholkonsum sowie Informationen im Falle einer Alkoholvergiftung wurden verteilt. Themenspezifische Fragebögen wurden von 148 Jugendlichen ausgefüllt. Diese wurden durch Mitarbeiter der Fachstelle DIE BRIGG im Rahmen der Suchtprävention/Frühintervention ausgewertet
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Einsätze als erfolgreich bezeichnet werden können da
- die angesprochenen Jugendlichen und jungen Erwachsenen durchweg positiv auf das JUST-Team reagiert haben,
- zahlreiche Jugendliche erreicht wurden, die eine Sensibilisierung in Bezug auf risikoarmen Alkoholkonsum erfahren haben,
- durch Presseberichte die Öffentlichkeit zum Projekt und dem Thema informiert wurde
- Standbetreiber sensibilisiert wurden und sehr aufgeschlossen reagierten.
Die Auswertung der Fragebögen können dem beigefügten Konzept entnommen werden.
Erläuterung der Erfüllung der Wettbewerbskriterien
Die Wettbewerbskriterien sind in folgendem Rahmen erfüllt:
- Zunächst fand eine klare Zielformulierung des Projektes im Vorfeld statt.
- Es handelt sich um eine im Saarland einmalige suchtpräventive Strategie, welche wie das HaLT-Projekt nur im Landkreis Neunkirchen zu finden ist.
- Die Ganzheitlichkeit der Maßnahme zeigt sich in der Einbindung verschiedener Altersgruppen sowohl im JUST-Team selbst als auch in der Zielgruppe und in der Abdeckung verschiedener Orte des öffentlichen Raums (Treffpunkte der Jugendlichen und öffentliche Veranstaltungen in verschiedenen Gemeinden).
- Im proaktiven Charakter des Projekts vereinen sich Verhaltens- und Verhältnisprävention, da am Verhalten der Jugendlichen im Zusammenhang mit Alkoholkonsum und der Konsumintensität angesetzt wird.
- Als Multiplikatoren werden die regionale Presse, die Standbetreiber an den Veranstaltungen und die angesprochenen Jugendlichen eingebunden.
- Das JUST-Team besteht aus Mitgliedern der Zielgruppe und wird regelmäßig nach eigenen Ideen hinsichtlich Konzeption und Umsetzung befragt.
- Es werden in Form der Standbetreiber und anderer Alkoholanbieter Akteure mit eingebunden, die sich nicht unmittelbar mit Alkoholprävention befassen.
- Sämtliche Akteure werden durch die regelmäßig stattfindenden Treffen des HaLT-Netzwerks unter Federführung der BRIGG e.V. vernetzt.
- Kommunale Einflussmöglichkeiten werden insofern genutzt, als dass durch die kleinräumliche Organisation der Festveranstaltungen die lokalen Akteure (Ortsvorsteher, Bürgermeister etc.) der jeweiligen Gemeinde über die Maßnahme informiert und unterstützen dies durch die Bereitstellung der Infrastruktur.
- Nach der Modellphase wurde das Projekt von ursprünglich zwei Gemeinden im Landkreis Neunkirchen auf derzeit vier beteiligte Kommunen ausgeweitet. In diesem Jahr sollen die noch fehlenden Kommunen ebenfalls eingebunden werden. Der Einsatz der JUST-Teams an den informellen Treffpunkten von Jugendlichen/jungen Erwachsenen wurde bereits in allen Kommunen des Landkreises durchgeführt.
Fragen zum Wettbewerbsbeitrag
C 1 Fragen zur gesamtkommunalen Einbindung des Wettbewerbsbeitrags
C 2 Fragen zur Konzeption und Ausrichtung des Wettbewerbsbeitrags
Freizeiteinrichtungen, öffentlicher Raum, Feste/Veranstaltungen