Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Titel des Wettbewerbsbeitrags
Kurzfassung des Wettbewerbsbeitrags
Seitens der Stadt Emden wird seit dem 01.10.2012 ein in Kooperation mit der AWO in dieser Region einmaliges Projekt zur Suchtprävention von Kindern und Jugendlichen durchgeführt. Projektziel ist, die Verantwortung im Umgang mit der Abgabe von Alkohol, Tabak und dem Zugang zu Glücksspielen an bzw. für Kinder und Jugendliche zu erhöhen.
Zielgruppe sind Gewerbetreibende und Verkaufspersonal sowie Veranstalter. Wirksame Prävention muss auf verschiedenen Ebenen ansetzen. Der Zugang zu Alkohol, Tabak und Glücksspiel wird letztlich immer über die o. g. Zielgruppe geregelt und genau hier soll eine Bewusstseinsbildung über diese verantwortungsvolle Position verdeutlicht und eine positive Verhaltensänderung bewirkt werden.
Ein Projektmitarbeiter wird eine kontinuierliche Aufklärung, Information und Unterstützung des Verkaufspersonals betreiben. Er wird regelmäßig vor Ort sein, um über Jugendschutz und Suchtgefahren aufzuklären und rechtliche Grundlagen zu erläutern. Der Informationsbedarf und die Kenntnis des Personals über die bestehenden rechtlichen Regelungen wird festgestellt und in Gesprächen eine Hilfestellung bei der Einhaltung angestrebt.
Mit einer Schulklasse der BBS I wurde ein Logo entwickelt, das für das Mitmachen an dem Projekt wirbt und in den Geschäften ausgehangen werden kann. Auch hiermit soll eine größere Öffentlichkeit und Präsenz im Stadtbild erreicht werden.
Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Konzept
Ein Projekt der Stadt Emden in Kooperation mit der Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Emden e. V.
"Ja ich will…Fairantwortung"
(Angelehnt an das KAFKA Projekt in Berlin von der Abt. Gesundheit und Soziales)
1.0. Hintergrundinformationen
Um die Problemlage zu schildern werden im Folgenden kurz die Ergebnisse zweier Studien der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung in Bezug auf den Alkoholkonsum, das Rauchverhalten und das Verhalten bei Glücksspielen von Kindern und Jugendlichen als Hintergrundinformation wiedergegeben.
1.1. Alkoholkonsum:
Nach der Drogenaffinitätsstudie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung die 2011 eine Repräsentativbefragung der 12-25-jährigen vornahm, ergaben sich folgende Ergebnisse im Hinblick auf den Alkoholkonsum:
Das Konsumverhalten der Jugendlichen sowohl in Hinsicht auf den regelmäßigen Konsum, die 30 Tage Prävalenz als auch das Binge-Trinken sind seit 2004 zwar rückläufig aber in der den jüngeren Altersgruppen ist der Konsum riskanter Alkoholmengen auch im Jahr 2010 immer noch zu hoch. Bei vielen Jugendlichen im Alter zwischen 16 und 17 Jahren hat sich ein Konsumverhalten entwickelt, das selbst Erwachsenen aus gesundheitlichen Gründen nicht zu empfehlen ist. Im Jahr 2011 trank jeder fünfte Jugendliche und jede vierzehnte Jugendliche im Alter zwischen 16 und 17 Jahren viermal oder öfter in den letzten 30 Tagen größere Mengen Alkohol bei einer Gelegenheit. Nach dieser Studie finden der erste Alkoholkonsum und der erste Alkoholrausch in einem Lebensalter statt, in dem die Abgabe von Alkohol an Jugendliche nach dem Jugendschutzgesetz verboten ist.1
1.2. Rauchen
In der oben genannten Studie ist auch das Rauchverhalten der Kinder und Jugendlichen untersucht worden. Hier ist ein deutlicher Rückgang rauchender Kinder und Jugendlicher in den letzten 10 Jahren festzustellen. (Die Anzahl hat sich halbiert) Auch hat sich der Anteil der 12-17 jährigen, die noch nie geraucht haben, auf 70,8% im Gegensatz zu 2001 mit 40,5% stark erhöht. Allerdings geben immer noch 12,9% der 12-17 jährigen an, Raucher oder Raucherin zu sein.2 Von den jungen Erwachsenen rauchen gegenwärtig 38,2%. Weiterhin ergab die Studie, dass die 12-25 jährigen, die jemals geraucht haben, dieses das erste Mal im Alter von 14 Jahren taten. Der Einstieg findet also auch beim Rauchen in einem Alter statt, in dem es nach dem Jugendschutzgesetz nicht erlaubt ist.
1.3. Glücksspielverhalten und Glücksspielsucht:
Eine repräsentative Befragung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zum Glücksspielverhalten und Glücksspielsucht in Deutschland aus dem Jahr 2011 ergab, dass das Glücksspielverhalten Jugendlicher im Alter von 16-17-jährigen signifikant angestiegen ist. (von 24,2% im Jahr 2009 auf 31,5%) Auch das Spielen an Geldspielautomaten hat sich in dieser Altersgruppe von 2,4% im Jahr 2009 auf 4,5% im Jahr 2011 nahezu verdoppelt. Es zeigt sich, dass gerade männliche Jugendliche von Sportwetten und Automatenspiele angezogen werden, da diese glauben das Spiel kontrollieren zu können und von den optischen und akustischen Effekten beeindruckt sind. Aber besonders diese beiden Arten von Glücksspiel gelten als besonders risikoreich für das Auftreten von problematischem Spielverhalten. Auch der Anteil der Live-Wetten wird von 2% gespielt. Hier ergeben sich deutlich höhere Spielquoten als bei den Erwachsenen.3
1.4. Fazit: Warum dieses Projekt?
Beide Studien lassen erkennen, dass sowohl in Hinsicht auf das Thema Alkohol-und Tabakkonsum, als auch in Hinsicht Glücksspiel weitere Präventionsansätze notwendig sind, sowohl in der Verhaltens- als auch in der Verhältnisprävention.
Im Bereich der Verhaltensprävention gibt es Projekte, die sich an Kinder und Jugendliche als Zielgruppe richten und dort sind, wie man an der genannten Studie erkennen kann, erste Erfolge zu verzeichnen. Allerdings reicht dieser Teil der Präventionsarbeit nicht aus. Prävention muss verschiedene Zielgruppen ansprechen. Den Zugang zu Alkohol, Tabak und Glücksspiel finden die Jugendlichen zunächst über Erwachsene und hier insbesondere über die Gewerbetreibenden. Damit der Jugendschutz in Emden erfolgreich umgesetzt werden kann ist es nicht ausreichend, Eltern, Kinder und Jugendliche auf die Gefahren hinzuweisen, ihre Stärken zu fördern und ihnen den Umgang mit Gefahren zu vermitteln. Um Kinder- und Jugendschutz in Emden positiv und inhaltlich stärker in den Köpfen zu verankern, braucht es auch die kontinuierliche Ansprache derjenigen, die an der Stelle stehen, an der Jugendschutz tagtäglich eingehalten oder aber auch missachtet werden kann. Hier ist es von großer Bedeutung ein Bewusstsein bei den Spielhallenbetreibern, dem Verkaufspersonal in Supermärkten und den Mitarbeitern in anderen Verkaufsstellen zu bilden.
Trotz der Gesetzeslage ist es immer noch sehr leicht möglich für Kinder und Jugendliche an Alkohol und Zigaretten zu gelangen oder auch Glücksspiele zu spielen. Zu erkennen ist dieses in Emden unter anderem an den Testkäufen, hier haben im Jahr 2011 7 von 14 Betrieben Alkohol an die minderjährige Testperson verkauft. Aber auch an den Beschwerden von Eltern, die sich sowohl an die Polizei aber auch an den Kinder- und Jugendschutz richten, um wiederholte Verkäufe von Alkohol und Tabak an Kinder und Jugendliche zu melden. Es wird deutlich, dass allein die Kontrollen in Form von Testkäufen und das Ansprechen des Verkaufspersonals im Fall einer Beschwerde, kaum eine Verhaltensänderung bewirken. Ausschließlich Kontinuität in der Ansprache und Aufklärung ist zielführend. Nur wer ein Bewusstsein dafür entwickelt, an welcher verantwortungsvollen Position er steht und sich entscheidet, den Schutz von Kindern und Jugendlichen vor die Gewinnmaximierung zu stellen, wird diesen garantieren.
Dieses Projekt soll einen Schwerpunkt auf die Zielgruppe setzen, die mit ihrem verantwortungsbewussten Handeln einen großen Beitrag zur Umsetzung und Einhaltung des Jugendschutzgesetzes und somit zum Schutz der Kinder und Jugendlichen unserer Stadt leisten kann. Ein Ziel dieses Projektes ist es, die Gewerbetreibenden, das Verkaufspersonal und die Öffentlichkeit zu informieren und zu sensibilisieren um verantwortliches Handeln zu bewirken und sie zum Mitmachen zu bewegen. Dieses kann allerdings nur über eine kontinuierliche Aufklärungsarbeit und in engem Kontakt mit den Gewerbetreibenden u.a. geschehen. Es handelt sich hier um ein "Mitmachprojekt", welches auch durch Aushang des Logos nach außen von den Gewerbetreibenden dokumentiert wird. Die Projektidee ist angelehnt an das Kafka Projekt in Berlin Neukölln.
2.0. Zielgruppe des Projektes
- Gewerbetreibende
- Verkaufspersonal im Einzelhandel, Kiosken, Tankstellen, Gastronomie
- Spielhallenbetreiber und dort beschäftigte MitarbeiterInnen
- Veranstalter von Veranstaltungen, an denen Kinder und Jugendliche teilnehmen
2.1. Ziele des Projektes:
- Zugang zu Alkohol, Tabak und Glücksspiel für Kinder und Jugendliche erschweren und somit stärkeren Schutz ermöglichen
- Problembewusstsein, Vorbildverhalten, Sensibilisierung und Verantwortungsbewusstsein beim Konsum, bzw. Abgabe und Verkauf erhöhen
- Aufklärung über die besondere Gefährdung von Kindern durch Alkohol, Tabak und Glücksspiel - Bewusstseinsbildung
- Engagement und Verantwortlichkeit entwickeln
- Gewerbetreibende und Verkaufspersonal zum Engagement im Jugendschutz bewegen
- Problemlagen ermitteln und Unterstützungsmöglichkeiten entwickeln
2.2. Wege zur Zielerreichung
Einstellung eines Mitarbeiters mit folgendem Aufgabenbereich:
Kontinuierliche Aufklärung, Information und Unterstützung des Verkaufspersonals in Spielhallen, Kiosken, Supermärkten, der Gastronomie und Veranstalter durch:
- Direkte und persönliche Ansprache vor Ort, nicht nur bei Verstößen
- Informationen und Aufklärung zum Thema Jugendschutz
- Regelmäßige Besuche
- Informationsbedarf und Kenntnis über rechtliche Grundlage des Personals erkunden.
- Bei Bedarf Schulung der Auszubildenden und Ehrenamtlichen zu den Themenbereichen:
- Gesetzliche Grundlagen, Verhalten bei der Durchsetzung, Möglichkeiten der Umsetzung
- Verteilung von Infomaterial zum Projekt
Infoveranstaltungen
- Themen: Gesetzliche Bestimmungen und Hilfestellung bei der Einhaltung
- Alternativen aufzeigen, die für Kinder und Jugendliche reizvoll sein können
- Evaluation des Projektes in Zusammenarbeit mit der Hochschule
3.0 Umsetzung
Das Projekt wird koordiniert und geleitet von der Jugendschutzbeauftragten des FD Jugendförderung und der verantwortlichen Mitarbeiterin für den Bereich Glücksspiel des FD Veterinärwesen, Verbraucherschutz und Gewerberecht der Stadt Emden. Die aufsuchende Arbeit vor Ort wird durch den hierfür eingestellten Projektmitarbeiter seit dem 1. Oktober 2012 durchgeführt. Das Projekt ist zunächst auf ein Jahr befristet.
3.1. Aufgaben im Projekt
1. Phase:
- Qualifizierung des Projektmitarbeiters zu unten genannten Themen
- Zusammenstellen der nötigen Materialien, Dokumentationsbögen, Checklisten und Gesprächsleitfäden, Projektlogo
- Liste der Alkohol- und Tabakverkaufsstellen und Spielhallen erstellen, aufgeteilt nach Tankstellen, Kiosken, Lebensmittelgeschäften, Getränkemärkten, Imbissen etc.
- Entwurf eines Projektlogos in Zusammenarbeit mit einer Schulklasse der Berufsbildenden Schulen I, welches den Mitmachcharakter symbolisiert
- Kontaktaufnahme zur Dehoga, Emder Schaufenster, Stadtteilbeiräten und Stadtteilkonferenzen und Vorstellung des Projektes vor Ort.
- Erste Besuche der Betriebe im Umfeld der Schulen/ Stadtteilen, danach in der Innenstadt
- Vorstellung des Projektes im Jugendhilfeausschuss
2. Phase:
- Aufklärung und Information zu rechtlichen Regelungen - Aushang Jugendschutzgesetz,
- Informationsgrad zum Jugendschutzgesetz erkunden, um Unterstützungsmöglichkeiten zu entwickeln.
- Aufklärung und Information durch direkte und persönliche Ansprache/Besuche in den Betrieben zu unterschiedlichen Zeiten - keine repressiven Maßnahmen
- Erst und Zweitbesuch finden statt
- Der Projektmitarbeiter soll im Stadtbild erkennbar sein( z.B. Tasche mit Logo)
- Öffentlichkeitsarbeit /Infoveranstaltungen
- Werben für die Beteiligung am Projekt durch deutlichen Aushang des Projektlogos
- Dokumentation
- Unterstützung bei geplanten Vorhaben der Suchtprävention
- Evaluation des Projektes in Zusammenarbeit mit der Hochschule
- Angebote entwickeln, die die Einhaltung der rechtlichen Regelungen besser fördern
3.2. Kooperation
Dieses Projekt sieht sich als offen für weitere Projekte, die es schon gibt oder noch entstehen werden und strebt die Zusammenarbeit mit Schulen, Verbänden, Sportvereinen und anderen Einrichtungen, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, an. Daher ist es von großer Bedeutung das Projekt in der Stadt bekannt zu machen und um Mitarbeit zu werben. Dieses gilt auch für die Vereinigungen der Gewerbetreibenden. Auch hier im Kontakt zu sein und gegenseitige Unterstützung zu ermöglichen ist Ziel dieses Projektes.
Bisherige Kooperationen:
- Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Emden e.V. als Anstellungsträger des Projektmitarbeiters
- Drogenberatungsstelle( DROBS) Qualifizierung des Projektmitarbeiters.
- Dehoga und Emder Schaufenster: Absprachen zu Vorgehensweisen und Informationsaustausch.
- Stadtteiltreffen/Stadtteilbeirat: Informationsaustausch und Wege der Zusammenarbeit finden
- Berufsbildende Schulen: Logoentwicklung und Werbung für das Projekt auf Veranstaltungen gemeinsam mit den jungen Erwachsenen.
- Jugendschutz Niedersachsen: Informationsveranstaltung für die Gewerbetreibenden
- Weitere Kooperationen sind geplant und werden sich im Laufe des Projektes entwickeln.
4.0. Erste Ergebnisse
Da das Projekt erst seit dem 1. Oktober 2012 läuft und die erste Phase im November abgeschlossen und mit der zweiten Phase begonnen wurde, können bisher nur einige Ergebnisse benannt werden:
- Gute Aufnahme des Projektes bei den Gewerbetreibenden. Hohe Bereitschaft, das Logo aufzuhängen und das Projekt zu unterstützen.
- Der Ansatz der aufsuchenden Arbeit wird sehr begrüßt.
- Hoher Informationsbedarf über die rechtlichen Regelungen und starkes Interesse an einer Informationsveranstaltung zum Thema.
- Gute Aufnahme des Projektes bei den Vorstellungen in den unterschiedlichen Settings
1 Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (2012) Die Drogenaffinität Jugendlicher in der Bundesrepublik Deutschland 2011. Der Konsum von Alkohol, Tabak und illegalen Drogen: "aktuelle Verbreitung und Trends". Köln: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
2 Siehe Fußnote 1
3 Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (2012) Glücksspielverhalten und Glücksspielsucht in Deutschland. Ergebnisse aus drei repräsentativen Bevölkerungsbefragungen 2007, 2009 und 2011.Köln: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
Fragen zum Wettbewerbsbeitrag
C 1 Fragen zur gesamtkommunalen Einbindung des Wettbewerbsbeitrags
C 2 Fragen zur Konzeption und Ausrichtung des Wettbewerbsbeitrags
Gaststätten, Kiosk, Discounter, Innenstadt, Umfeld der Schulen
Gastronomie, Gewerbetreibende
C3 Fragen zur Umsetzung des Wettbewerbsbeitrags
FD Veterinärwesen, Verbraucherschutz, Gewerberecht
Angelehnt an das KAFKA Projekt Neukölln