Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Titel des Wettbewerbsbeitrags
Kurzfassung des Wettbewerbsbeitrags
Der Stadt Delmenhorst ist es gelungen, die schulische Suchtprävention flächendeckend und durchgehend zu gestalten. Der altersmäßige Schwerpunkt liegt hierbei im Bereich der Primarstufe. Die Suchtprävention beginnt jedoch bereits in den Kitas und Grundschulen und setzt sich bis in die BBS fort. Die bestehenden multiprofessionellen Netzwerke gestalten die Suchtprävention unabhängig von Einzelpersonen und ermöglichen es kurzfristig auf Bedarfe zu reagieren.
Auf Basis von empirischen Bedarfsanalysen, die seit 2008 regelmäßig als Vollerhebung in allen weiterführenden Schulen der Stadt durchgeführt werden, findet in Delmenhorst die Suchtprävention in den Bereichen der Alltagsdrogen plus Cannabis sowie Medien statt. Die Ergebnisse der Schülerstudien zeigen einen Rückgang des riskanten Konsumverhaltens über die Jahre. Das Konzept ermöglicht allen Delmenhorster Schulen eine systematische Suchtprävention, welche die Schülerinnen und Schüler entwicklungsorientiert und nachhaltig über ihre Schullaufbahn begleitet. Suchtprävention konnte an den weiterführenden Schulen als Qualitätsmerkmal verkert werden.
Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Anlass und Ausgangssituation
Präventionsmaßnahmen sollen frühzeitig beginnen, um Gesundheitsressourcen zu fördern, die für das spätere Gesundheits- und Krankheitsverhalten eine wichtige Rolle spielen. Diese Maßnahmen sollen empirisch und theoretisch fundiert sein. Des Weiteren ist die Suchtprävention nicht nur punktuell, sondern vielmehr zielgruppenorientiert und entwicklungsbegleitend über die gesamte Lebensspanne anzulegen.
Vor dem Hintergrund dieser Grundprinzipien der Suchtprävention ist Schule das Setting, in dem alle jungen Menschen unabhängig vom sozialen Status in Deutschland erreicht werden können. Präventionsmaßnahmen sollten möglichst allen Schüler*innen aller Schulen zu Gute kommen. Durch eine flächendeckende Umsetzung können Maßnahmen eine hohe Wirksamkeit in einer Gemeinde erreichen, da davon auszugehen ist, dass in jedem Freundes- und Bekanntenkreis der Großteil der Kinder und Jugendliche suchtpräventive Maßnahmen erfahren hat. Somit wirken sich die Präventionsmaßnahmen auf das Verhalten von Gruppen aus, in denen Suchtmittelkonsum im Jugendalter für gewöhnlich stattfindet. Hiervon profitieren auch Kinder und Jugendliche, die auf die Präventionsmaßnahmen nicht individuell ansprechen, da die soziale Norm innerhalb der Gruppe in Richtung eines risikoärmeren Verhaltens gelenkt wird.
Delmenhorst verfügt aufgrund der sozial schwachen Struktur traditionell über ein politisch unterstütztes, breites und tragfähiges Netzwerk. Das Potential der Stadt wurde genutzt und die Ressourcen aller Akteur*innen der Delmenhorster Suchtpräventionslandschaft systematisch zu bündeln, um ein kommunales Suchtpräventionskonzept zu entwickeln.
Einige der Netzwerke sollen im Folgenden beschrieben werden.
Seit 2003 gibt es in Delmenhorst das Aktionsbündnis Riskanter Konsum (bis 2008 als Bündnis Rauchfreie Schulen). Das Aktionsbündnis versucht Schwerpunkte in der Suchtprävention als Reaktionen auf aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen zu setzen und ist, gemeinsam mit der Hochschule Emden/ Leer, verantwortlich für die Durchführung der Delmenhorster Schülerstudien (siehe Anhang E2e). Hierdurch entstand eine langjährige Kooperation mit der Hochschule Emden/ Leer.
Seit 25 Jahren gibt es in Delmenhorst den kommunalen Präventionsrat (KPR) unter Vorsitz des Oberbürgermeisters. Dieser beinhaltet den Fachkreis Suchtprävention und Gesundheitsförderung mit der AG Schule als Untergruppe. Im Fachkreis Suchtprävention kommen die verschiedenen mit der Prävention befassten Institutionen zusammen.
In der AG Schule sitzen Vertreter*innen der weiterführenden Schulen und der berufsbildenden Schulen, der Polizei, des erzieherischen Jugendschutzes der Stadt Delmenhorst und der Anonymen Drogenberatung. Dieser Arbeitskreis plant, koordiniert und organisiert die konkrete Umsetzung der Präventionsmaßnahmen.
Außerdem verfügen alle Delmenhorster Schulen über Schulsoziarbeiter*innen des Landes oder über Sozialarbeit an Schulen über die Delmenhorster Jugendhilfestiftung.
Lange Zeit wurde in Delmenhorst im Alter von ca. 12 Jahren mit der Suchtprävention begonnen und diese in den 6./7. und 8./9. Jahrgängen aller Delmenhorster Schulen durchgeführt.
In diesen Altersklassen liegt auch weiterhin der Schwerpunkt der Delmenhorster Suchtprävention. Durch unsere Studien wurde ersichtlich, dass sich der Einstieg in den Substanzgebrauch in die höheren Jahrgänge verschiebt. Auffällig ist hierbei, dass besonders Jugendliche und junge Erwachsene an den Berufsbildenden Schulen einen erheblichen Bedarf an sucht-präventiven Maßnahmen aufzeigen. Die aktuellen Entwicklungen und Ansätze in der Suchtprävention zeigen zudem auf, dass die Suchtprävention und Gesundheitsförderung bereits im Grundschul- und Kitaalter be-ginnen sollte. Die hier gelegten Ressourcen und Lebenskompetenzen der Kinder wirken sich ein lebenslang positiv aus. Zudem wird durch die zunehmende Verbreitung von Smartphones bei Grundschüler*innen ein riskanter Konsum sichtbar, der die Nachfrage nach Präventionsmaßnahmen steigen lässt.
Konzeption, Ziele und Zielgruppen
Der innovative Kern der Suchtprävention in Delmenhorst ist es, bei allen Maßnahmen auf Kontinuität und Langfristigkeit zu setzen. Neue Projekte werden nach erfolgreicher Projektphase verstetigt und in die bestehenden Maßnahmen zur Suchtprävention und Gesundheitsförderung integriert. Auf Basis der empirischen Bedarfsanalysen der Delmenhorster Schülerstudien, die seit 2008 regelmäßig als Vollerhebung in allen weiterführenden Schulen der Stadt durchgeführt werden, sieht das Präventionskonzept vor, die schulische Suchtprävention zentral zu koordinieren. Auf diese Weise ermöglicht das Konzept einheitlich allen Delmenhorster Schulen eine systematische Suchtprävention, welche die Schüler*innen entwicklungsorientiert und nachhaltig über ihre Schullaufbahn begleitet.
Ziel des Wettbewerbsbeitrags „Durchgehende schulische Suchtprävention in Delmenhorst - Von der KiTa bis zur BBS“ ist es, die Suchtprävention und Gesundheitsförderung zu verbreitern, sodass diese den ganzen Prozess des Aufwachsens begleiten. Folgerichtig geht es darum, die bestehenden Netzwerke zu nutzen und zu erweitern, um mit neuen Maßnahmen das Präventionspaket in Delmenhorst zu vervollständigen, ohne die bestehenden erfolgreichen Maßnahmen zu reduzieren.
Um dieses Ziel zu erreichen, wird bei neuen Projekten verstärkt mit Multiplikator*innen gearbeitet. Insbesondere für die jüngeren Kinder ist dieser Ansatz sinnvoll. Der Lernerfolg und die Informationsvermittlung hängen nach neuen Erkenntnissen stark von der Beziehung der Kinder zu den Bezugspersonen ab. Über die neugegründete AG Grundschule, sollen unterschiedliche Angebote der Suchtprävention an die Grundschulen gebracht werden. In einigen Delmenhorster Kitas werden Schulungen der Mitarbeiter*innen, insbesondere zum Thema Mediennutzung, durchgeführt. Ältere Jugendliche und junge Erwachsene werden durch Angebote an den berufsbildenden Schulen, dem Bildungswerk der niedersächsischen Wirtschaft und Brücke e.V. Delmenhorst erreicht.
Durch neue Themen, wie die Abhängigkeit von (Online-)Medien, sind auch an den weiterführenden Schulen ergänzende Angebote nötig. Es werden mit Unterstützung eines Sponsors externe Fachkräfte von smiley e.V. zur Durchführung von Medienkompetenzworkshops engagiert und gleichzeitig das Peer-Projekt Net-Piloten an den weiterführenden Schulen angeboten. Für die Zukunft ist eine Kooperation in diesem Peer-Projekt zwi-schen den weiterführenden Schulen und Grundschulen geplant.
Ziele und Zielgruppen der durchgängigen Suchtprävention in Delmenhorst:
- Die Prävention beginnt frühzeitig und begleitet die Kinder und Jugendlichen über entwicklungsorientierte Angebote.
- Die Angebote sind bedarfsorientiert und richten sich inhaltlich und methodisch nach der Entwicklung der Kinder und Jugendlichen. Zudem beziehen die Angebote die alterstypischen Konsummuster ein.
- Die Angebotsstruktur ist einheitlich und verlässlich. Jeder Schüler und jede Schülerin in Delmenhorst soll die Möglichkeit erhalten, in der Schullaufbahn in jeder Altersklasse Präventionsmaßnahmen zu durchlaufen.
- Die Suchtprävention ist theoretisch und empirisch fundiert. Über die regelmäßigen Delmenhorster Schülerstudien1 werden die aktuellen präventiven Bedarfe analysiert. Neue Maßnahmen werden evaluiert.
- Eine nachhaltige Suchtprävention an den Schulen in Delmenhorst wird über die systematische Angebotsstruktur ermöglicht.
- Der Einstieg in den (riskanten) Konsum wird in die höheren Jahrgänge verschoben und sollte möglichst risikoarm gestaltet werden.
- Abstinente oder risikoarm konsumierende Schüler*innen werden in ihrem Verhalten bestärkt.
- Neuen Entwicklungen wird mit neuen Angeboten begegnet.
- Lebenskompetenzen und Ressourcen der Schüler*innen werden gestärkt.
Vorgehen und Umsetzung
Für die Altersstufen der 6./7. Klassen: drop + hop an allen weiterführenden Schulen, Medienkompetenzworkshops von Smiley e.V. an allen weiterführenden Schulen und das Projekt Net-Piloten an der IGS. Für die Altersstufe der 8./9. Klassen: Der Klarsicht-Koffer an dem Gymnasium an der Willmsstraße und an der IGS (als Peer-Projekt), der Aktionstag Durchblick an den Hauptschul- und Realschulen West, und ein Gesundheitstag zum Thema Sucht in der 9ten Klasse am Max-Planck-Gymnasium. Dieser besteht aus zwei Kurzreferaten zu Themen aus dem Suchtbereich und Workshops zu den Themen Medienkonsum, Glücksspiel, Cannabis, Alkohol und Drogen im Straßenverkehr. Durchgeführt werden die Workshops von der Anonymen Drogenberatung Delmenhorst, der Polizei, dem erzieherischen Jugendschutz der Stadt Delmenhorst und dem Verein Bund gegen Alkohol und Drogen im Straßenverkehr. Für die Altersstufe der 10./11. Klassen: Die Klarsicht - Schulung2 (Peers) an der IGS, das Projekt Net-Piloten3 (Peers) an der IGS sowie das Projekt Rausch und Risiko an dem Gymnasium an der Willmsstraße. In dem Projekt Rausch und Risiko wird die Klasse anhand einer Selbsteinschätzung nach dem Konsumverhalten in zwei Gruppen (riskant – nicht riskant) aufgeteilt. In der Nicht-Risiko-Gruppe geht es um die Aufrechterhaltung des aktuellen risikoarmen Verhaltens mittels des Soziale-Norm-Ansatzes. Die Gruppe der riskant konsumierenden diskutiert darüber hinaus eigene Erfahrungen.
An den berufsbildenden Schulen wurden an der BBS I die Lehrkräfte im Umgang mit Suchtmittelkonsum in der Schule fortgebildet. Diese Fortbildung wird in Absprache mit der BBS I wiederholt, wenn es viele Wechsel im Kollegium gab. Der Fachtag Sucht an der BBS II wird seit 2014 jährlich durchgeführt. Der Fachtag ist wie der oben genannte Gesundheitstag aufgebaut. Zusätzlich gibt es ein Suchtbiografie-Gespräch mit einem Klienten der Anonymen Drogenberatung Delmenhorst. Darüber hinaus finden vier Mal jährlich Workshops für Schüler*innen des Bildungswerks der Niedersächsischen Wirtschaft (BNW) statt. Dieses standardisierte Präventionskonzept wird von den weiterführenden Schulen und den berufsbildenden Schulen in enger Kooperation mit der Stadt Delmenhorst umgesetzt und jährlich in der AG Schule überprüft. Die einzelnen Präventionsmaßnahmen werden grundsätzlich über Feedbackgespräche ausgewertet sowie strukturell und methodisch optimiert. Die konkreten suchtpräventiven Bedarfe werden regelmäßig von dem Aktionsbündnis Riskanter Konsum in Delmenhorst4 in Form der „Delmenhorster Schülerstudien“5 (n>2.000) analysiert und ermöglichen eine empirisch fundierte, wissenschaftliche und bedarfsorientierte Suchtprävention in Delmenhorst. Ergänzt werden die Projekte kontinuierlich durch neue Maßnahmen im Bereich der Kita und Grundschulen und der weiterführenden Schulen.
An fünf weiterführenden Schulen wurden Lehrkräfte und Schulsozialarbeiter*innen als Net-Piloten Trainer*innen ausgebildet. Für die Schule an der Karlstraße (Förderschule mit dem Schwerpunkt geistige Entwicklung) wird aktuell die Implementierung des Projektes drop + hop und der Medienkompetenzworkshops vorbereitet. Ein durchgehendes Präventionsangebotes soll über Netzwerk-Arbeit geschaffen werden. Die Struktur mit der AG Schule hat sich für die weiterführenden Schulen als sehr effektiv erwiesen. Daher wurde mit der AG Grundschule ein vergleichbares Netzwerk für die Grundschulen geschaffen.
Erste Maßnahmen der AG Grundschule waren ein zentraler Elternabend für die Eltern aller Delmenhorster Grundschulen, eine Erhebung des Medienkonsums unter den Grundschüler*innen sowie die Planung einer Aktionswoche Medien an den Grundschulen und eines medienfreien Tages für den Februar 2020. Das Projekt 1000 Schätze – Gesundheit und Prävention in der Grundschule6 startet mit dem Schuljahr 2020/21 in Delmenhorst.
Außer der unter dem Punkt "Anlass und Ausgangssituation" genannten kommunalen Vernetzung finden verhältnispräventive Maßnahmen, wie Polizei-Kontrollen bei Stadtfesten, Testkäufe, Schulungen von Lehrkräften, die Durchführung von Move Schulungen7 für Fachkräfte und die Einführung der Fit Kids Netzwerkarbeit8 statt.
In regelmäßigen Abständen werden die Lehrkräfte an den einzelnen Schulen in der Umsetzung des drop + hop Bausteins 4 geschult. An dem Gymnasium an der Willmsstraße werden Lehrkräfte zur Durchführung des Klarsicht-Koffers ausgebildet. Die Ausbildung und damit einhergehende Verankerung des Net-Piloten Projektes an den Schulen (s.o.) hat ebenfalls einen verhältnispräventiven Charakter.
Jährlich für der FK Suchtprävention und Gesundheitsförderung eine Fachtagung Sucht für die interessierte Öffentlichkeit durch.
Als Gegenveranstaltung zu den jährlichen Schulabschlusstrinkgelagen in der Graft wurde bis 2015 zuerst School‘s out Soccer und später School‘s out Games angeboten. Gleichzeitig wurde in der Graft durch die Polizei, durch Streetworker*innen, Präventionsfachkräfte, Suchtberater*innen und den erzieherischen Jugendschutz Präsenz gezeigt.
Seitdem die Trinkgelage nicht mehr stattfinden und somit das Ziel der Maßnahmen erreicht wurde, wurden die Gegenveranstaltungen vorerst eingestellt.
Ergebnisse und Erreichtes/Wirkungen
Die Delmenhorster Schülerstudien zeigen die folgenden Erfolge:
Alkohol: In der Gruppe der 12–17-jährigen sind der allgemeine Alkoholkonsum, der monatliche Alkoholkonsum und der regelmäßige Alkoholkonsum deutlich zurückgegangen. Das häufige Rauschtrinken hat sich von 2012-2016 halbiert. Das Durchschnittsalter des ersten Alkoholkonsums ist gestiegen.
Tabakkonsum: Die Anzahl der Nie-Raucher*innen hat sich erhöht, die Anzahl der Raucher*innen hat sich mehr als halbiert, ebenso die Anzahl der täglichen Raucher*innen.
Illegale Drogen: Die Anzahl der Konsument*innen illegaler Drogen exkl. Cannabis in der Altersklasse der 14–17-jährigen ist sehr gering (monatlicher oder häufigerer Konsum 3%).
Durch die verhältnispräventiven Maßnahmen (Präsenz in der Graft und SOS) konnte erreicht werden, dass die öffentlichen Trinkgelage zum Schulabschluss, welche sich in der Graft etabliert hatten, seit einigen Jahren nicht mehr stattfinden.
Mit drop + hop wurde eine Marke geschaffen. Aufgrund der langen Laufzeit des Projektes (seit 1997) ist Suchtprävention in den Delmenhorster Schulen als Qualitätskriterium fest verankert.
Die Delmenhorster Präventionsarbeit diente als Vorbilder für andere Kommunen. So fand eine Schulung für die Schulleitungen im Landkreis Oldenburg statt, in der es um die Umsetzungsmöglichkeiten des Delmenhorster Models ging. Außerdem wurden die Suchtpräventionsmaßnahmen bei der Arbeitstagung der kommunalen Jugendschutzbeauftragten bei den Jugendämtern und den Beauftragten für Jugendsachen bei der Polizei in Nordwestniedersachsen vorgestellt. 2018 wurde im niedersächsischen Sozialministerium die Suchtprävention in Delmenhorst als Erfolgskonzept mit Vorbildcharakter als Beispiel für gelungene und strukturierte Suchtprävention vorgestellt.
Mit der Studie BaSiS – Bedarfsanalyse zur Suchtprävention an Schulen wurde im Landkreis Aurich eine Studie nach dem Vorbild der Delmenhorster Schülerstudien durchgeführt.
Erfüllung der Antragskriterien
Konzeptionelle Einbindung des Beitrags: Gesamtkonzept Suchtprävention und Frühintervention an Delmenhorster Schulen; Erweiterung bestehender Angebote
Ganzheitliche und umfassen-de Ausrichtung: Inhalte: Stoffgebundene und stoffungebundene Süchte; legale und illegale Drogen. Zielgruppe: alle Schulformen und alle Altersklassen.
Kombination von verhaltens- und verhältnispräventiven Maßnahmen: Schwerpunkt in der Verhaltensprävention; Veränderungen der Verhältnisse an Schulen durch Multiplikator*innen-Schulungen; Netzwerkarbeit in der Kommune; Ergänzend finden einzelne verhältnispräventive Maßnahmen statt.
Partizipation von Zielgruppen bei Konzeption und Umsetzung: Peer-Projekte, Rückmeldegespräche durch Schulen, Konzeptionsarbeit in der AG Schule, Anpassung der Angebote an die jeweiligen Bedarfe und Ressourcen der Schulen Verfolgung innovativer Strategien: Net-Piloten Projekt, Peer Projekte, regelmäßige Suchtprävention an der BBS, Einsatz von Theaterpädagogik, Durchführung in Jugendhäusern, Suchtbiografie-Gespräche, Rausch und Risiko, Vernetzung und Kooperation von Akteuren: KPR, FK Suchtprävention und Gesundheitsförderung, AG Schule, AG Grundschule, Aktionsbündnis riskanter Konsum, Fit Kids. Hochschule Emden/ Leer. Gemeinsame Durchführung der Präventionsmaßnahmen durch Kooperationspartner.
Kommunalpolitische Verankerung/Unterstützung: KPR unter Vorsitz des Oberbürgermeisters
Fragen zum Wettbewerbsbeitrag
C 1 Fragen zur gesamtkommunalen Einbindung des Wettbewerbsbeitrags
C 2 Fragen zur Konzeption und Ausrichtung des Wettbewerbsbeitrags
C 3 Fragen zur Umsetzung des Wettbewerbsbeitrags
Einzelprojekte
Einzelprojekt Nr. 1
Projektablauf
drop+hop umfasst ca. 16 Unterrichtseinheiten und setzt sich aus vier Bausteinen zusammen. Eine Übersicht findet sich in Anhang E2f.
Der erste Baustein beinhaltet die Vorstellung des Projektes. Die Eltern der Schüler*innen erfahren auf einem Elternabend alle wichtigen Informationen zum Projekt.
Den Baustein 2 bildet das Startseminar. Es umfasst einen Vormittag à 3,5 Stunden und findet außerhalb der Schule in einem Jugendhaus statt. Durchgeführt wird das Seminar von der Präventionsfachkraft sowie einem/r Mitarbeiter*in des erzieherischen Jugendschutzes. Im Laufe des Vormittags werden Sachinformationen zum Thema Drogen und Sucht gemeinsam mit den Schüler*innen erarbeitet. Während der Erarbeitung stehen die legalen Drogen Tabak und Alkohol im Mittelpunkt. Jedoch wird auch der Themenbereich Cannabis, die Droge, die unter den illegalen Drogen die verbreitetste darstellt, vertieft. Die Fachkräfte orientieren sich an den Fragen der Jugendlichen und vertiefen die verschiedenen Einheiten entsprechend der Interessenlage und ggf. der aktuellen Situation innerhalb der Gruppe. Das Seminar zielt nicht auf eine dauerhafte Abstinenz der Schüler*innen ab, sondern auf einen möglichst späten Einstieg in den Konsum und auf die bewusste Reflexion des eigenen Konsumverhaltens. Eine genauere Darstellung des Bausteins findet sich in Anhang E2a.
Baustein 3 umfasst eine Unterrichtsstunde, in der die/der Jugendbeauftragte der Polizei mit einem Drogenkoffer anwesend ist. Die Informationen aus dem Startseminar über illegale Drogen werden hier wieder aufgegriffen und vertieft. Dieser Baustein dient auch dazu, die rechtlichen und gesetzlichen Dimensionen von Drogen und Drogenkonsum zu betrachten. Die Schüler*innen sprechen zum Beispiel über Konsequenzen und Gefahren, wenn unter Drogeneinfluss am Straßenverkehr teilgenommen wird.
Den letzten Baustein bilden fünf Unterrichtseinheiten à 2 Stunden, die von der Lehrkraft, unterstützt durch Honorarkräfte oder Schulsozialarbeiter*innen, gestaltet werden. Hierbei steht das Verhalten der Schüler*innen in Verbindung mit ihrer persönlichen Lebensrealität im Mittelpunkt. Inhaltlich werden ausführlich Gefühle, Stärken und Schwächen, Gruppendruck, das Setzen von Grenzen und die Beziehung zum anderen Geschlecht behandelt. Die Schüler*innen sollen durch die Erfahrungen aus den Unterrichtseinheiten in ihrer Persönlichkeit gestärkt und befähigt werden, ihr persönliches Anfälligkeitspotential für eine Suchterkrankung erfassen zu können. Eine ausführliche Beschreibung der Unterrichtseinheiten findet sich in Anhang E2d.
Ziele
- Vermittlung von altersgerechtem Wissen über die verbreitetsten legalen und illegalen Drogen,
- Aufklärung über die mit dem Drogenkonsum verbundenen Gefahren, die Verbreitung, Wirkung und das Suchtpotenzial verschiedener Drogen,
- Informationen über mögliche Ansprechpartner*innen und Anlaufstellen bei Hilfe- und Beratungsbedarf,
- Befähigung zum Erkennen von Situationen, die zum Drogenkonsum führen können. Dies gilt insbesondere in Zusammenhang mit der Gruppendynamik,
- Ermöglichen eines verantwortungsvollen, reflektierten Konsums legaler Drogen,
- Das eigene Verhalten in Bezug auf den Konsum von Drogen reflektieren,
- Stärkung der Persönlichkeit durch Vermittlung von Kompetenzen in Bezug auf Drogen,
- Erkennen der eigenen Stärken, Abbau einer Defizitorientierung,
- Bewusste Auseinandersetzung mit den eigenen Gefühlen,
- Befähigung Gruppendruck standzuhalten und erlernen von Handlungsalternativen.
Einzelprojekt Nr. 2
Aktionstag „Durchblick“ zum Thema Alltagsdrogen
Ablauf-Beispiel
Station 1 | Theaterstück „Flasche leer“ für alle Klassen: Schauspielkollektiv Lüneburg |
Station 1* | Nachbereitung des Theaterstücks: Schauspielkollektiv |
Station 2 | Cannabisprävention: Anonyme Drogenberatung |
Station 3 | Suchtbiographie-Gespräch: Dietrich-Bonhoeffer-Klinik |
Station 3* | Nachbesprechung der Gespräche: Klassenlehrkraft |
Station 4 | Drunk Buster: Polizei |
Station 5 | Glücksspielabhängigkeit: Anonyme Drogenberatung |
Zeitplanung | 8a | 8b |
1. Stunde | Station 1 | Station 1 |
2. Stunde | Station 1* | Station 1* |
3. Stunde | Station 3 | Station 5 |
4. Stunde | Station 3 | Station 5 |
5. Stunde | Station 3* | Station4 |
Zeitplanung | 8a | 8b |
1. Stunde | Station 5 | Station 2 |
2. Stunde | Station 5 | Station 2 |
3. Stunde | Station 2 | Station 3 |
4. Stunde | Station 2 | Station 3 |
5. Stunde | Station 4 | Station 3* |
Kurzkonzept
Aufbauend auf das Präventionsangebot „drop+hop“ für den Jahrgang 6, wird seit 2007 das Projekt „Durchblick“ für den Jahrgang 8 in den Delmenhorster Haupt- und Realschulen angeboten.
Das Ziel von „Durchblick“ ist nicht nur, das durch „drop+hop“ erworbene Wissen aufzufrischen, sondern die Inhalte auf die Lebensumstände junger Jugendlicher anzupassen und einzubeziehen, dass viele Jugendliche mittlerweile selbst konsumieren. Wichtig ist hierbei, dass sich die Jugendlichen in teils spielerischer und interaktiver Weise mit ihrem eigenen Konsum auseinandersetzen und auf diese Weise für ein gesundheitsförderliches Verhalten sensibilisiert werden und über potentielle gesundheitlichen und sozialen Folgen des riskanten Konsums aufgeklärt werden.
Die Stationen des Aktionstages „Durchblick“:
1. „Flasche leer“ – Ein Klassenzimmerstück zum Thema Alkoholismus [Schauspielkollektiv Lüneburg]
Alkoholmissbrauch und Co-Abhängigkeit durchgeführt vom Schauspielkollektiv „Neues Schauspiel Lüneburg“ (45 Min. Aufführung und 45 Min. Nachbereitung). Theater dringt hier in die Alltagsrealität der Schüler*innen ein, löst die Grenze zwischen Fiktion und Wirklichkeit auf und führt so zu einer eindringlichen Erfahrung, die im Anschluss mit dem Schauspieler nachbearbeitet wird.
2. „Cannabis-Prävention“ [Anonyme Drogenberatung]
Die Schüler*innen erarbeiten allgemeine Informationen über Cannabis. Fehlvorstellungen und Unsicherheiten werden im Klassenverbund diskutiert und richtig gestellt. Es findet eine Einschätzung der aktuellen Konsumzahlen (Jahresprävalenz) statt. Durch den Soziale-Norm-Ansatz sollen die Nicht-Konsument*innen in ihrer Entscheidung gestärkt werden. Anhand von zwei fiktiven Charakteren (m/w) werden Konsumgründe und Risiken diskutiert.
3. Suchtbiographiegespräch mit jugendlichen Patient*innen [Dietrich-Bonhoeffer-Klinik Ahlhorn]
Die Jugendlichen Patient*innen aus der Fachklinik in Ahlhorn berichten über ihre "Suchtkarriere" und sind offen für Fragen rund um das Thema "Einstieg und Ausstieg: Alkohol und illegale Drogen". Das Gespräch vermittelt eindringlich die „Alltäglichkeit“ von Suchtgefahren, aber auch die positive Botschaft der Befreiung von Sucht. Professionell begleitet wird die Diskussion von dem Anti-Gewalt-Trainer und Sozialpädagogen Christoph Rohr.
4. „Drunk-Buster“ (Rauschbrillen) [Polizei]
Mithilfe dieser Brillen wird ein Alkoholrausch simuliert. Einfachste Aufgaben wie das Aufheben von Gegenständen oder das Passieren eines Hindernis-Slaloms werden zu schwierigen Herausforderungen. Nachdem die Brille abgesetzt wird, kann mit klarem Kopf reflektiert werden, ob derartige Veränderungen im Verhalten wirklich wünschenswert sind. Zudem werden in diesem Baustein das Jugendschutzgesetz und strafrechtliche Folgen behandelt.
5. „Behalt das Glück in deiner Hand“ [Anonyme Drogenberatung Delmenhorst]
Mit den Schüler*innen wird über das Glückspiel mit dem Schwerpunkt auf dem Sportwetten und Automatenspiel gesprochen. Abschließend findet eine Wissensvermittlung in spielerischer Form mit Hilfe eines Quiz statt.