Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Titel des Wettbewerbsbeitrags
Kurzfassung des Wettbewerbsbeitrags
Erwachsene suchen oft erst das aufklärende Gespräch, wenn Jugendliche bereits durch übermäßigen Alkoholkonsum auffällig geworden sind. Die Verantwortung für die jüngere Generation beginnt unserer Meinung nach früher. An der Haltung und dem Verhalten von Erwachsenen orientieren sich die Heranwachsenden (Vorbildfunktion) und ahmen dieses nach. Kinder und Jugendliche beobachten das Auftreten der Erwachsenen, ihre Worte und Gesten und nehmen wahr, welche Trinkmuster und -motive als "Norm" gelten.
Durch öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen und Schulungen von jugendlichen Multiplikatoren sollte die Reflexion der Erwachsenen über das unkontrollierte Trinken vor Kindern und Jugendlichen und den daraus resultierende Folgen in Gang gesetzt werden.
Die 1. Aktion sorgte durch freche Doppelbotschaften auf selbstklebenden Stickern für Aufmerksamkeit und damit für Gesprächsbedarf. Zum Start der Faschingszeit verteilten wir, die Mitglieder des Arbeitskreises Alkoholprävention, 10.000 der frechen Sprüche an Karnevalsvereine für Faschingsveranstaltungen in Turn- und Festhallen, sowie zu Fastnachtsumzügen auf den Straßen in Stadt und Kreis und forderten zum "Aufklärungsgespräch" heraus.
Die 2. Aktion war ein weiterer Baustein zum Aufklärungsgespräch. Die Aktion "Macht's doch mal",- sprecht miteinander über euren Alkoholkonsum, wurde im Rahmen der bundesweiten Alkoholsuchtwoche durchgeführt. An einem belebten Samstag versammelten sich die Mitglieder des Arbeitskreises Alkoholprävention in der Pforzheimer Innenstadt an einer alkoholfreien Saftbar und einem Infostand der Alkoholselbsthilfegruppen. Bei alkoholfreien Getränken wurden an der "AnsprechBar'' "Aufklärungsgespräche" mit Passanten geführt, giveaways verteilt und bei Bedarf oder Interesse Kontakte zu Selbsthilfegruppen geknüpft.
Für die 3. Aktion "Sei Vorbild für mich!" wurden zunächst für alle Schüler Alkoholpräventionsworkshops durchgeführt und im weiteren Verlauf an zwei Tagen Schülermultiplikatoren ausgebildet. Zielgruppe waren eine Brennpunktschule in Pforzheim und eine Realschule einer Enzkreisgemeinde. An zwei zeitgleich stattfindenden Aktionen an einem Samstag im Juli sowohl im Enzkreis als auch in der Stadt Pforzheim, sprachen nun die frisch zu Multiplikatorenausgebildeten 7.- Klässler die Erwachsenen an. Als direkt betroffene Jugendliche führten sie unter dem Motto: "Sei Vorbild für mich!", selbst ,"Aufklärungsgespräche" mit den Erwachsenen. Unterstützt wurden sie dabei von den Mitgliedern des AK Alkoholprävention. Auch hier waren Ehrenamtliche der Alkoholselbsthilfegruppen vor Ort, ein Parcour mit Rauschbrillen, unsere bewährte alkoholfreie Saftbar und unsere give-aways fanden erneut großen Anklang.
Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Anlass und Ausgangssituation
Erwachsene verhalten sich oftmals nicht gerade vorbildlich gegenüber Heranwachsenden im Umgang mit Alkohol. Unsere Idee war, durch entsprechende Maßnahmen Eltern und Erwachsenen bewusst zu machen, wie sie von Kindern und Jugendlichen gesehen werden. Die Suchtpräventionsmaßnahme war für drei aufeinanderfolgende Zeitabstände konzipiert: Start zur "feuchtfröhlichen Faschingszeit" (Februar 2013) und der 2. Teil zu Beginn der Suchtwoche Ende Mai 2013. Mit frechen und provokanten Botschaften inszenierten wir auf humorvolle Weise die Folgen von riskantem Alkoholkonsum. Auf den Aufklebern, die an die Kleidung angebracht werden können gibt es fünf unterschiedliche Botschaften, die alle als auffordernde "Eyecatcher" fungierten. Erst beim genaueren Betrachten bemerkt man, von wem die Botschaft kommt: "Freundliche Grüße, dein Alkohol!"
Unter dem Motto: "Lass uns darüber sprechen. Zeig, wie man es richtig macht!", sollte die Eigenverantwortung gestärkt werden. Öffentlichkeitswirksame Maßnahmen in Form von Infoständen, alkoholfreiem Saftbarausschank und Give-aways verstärkten die präventive Botschaft. Für Teil 3 wurden jugendliche Multiplikatoren geschult, welche das Gespräch mit Erwachsenen suchten, um sie auf ihre Vorbildfunktion im Trinkverhalten aufmerksam zu machen, wiederum eingebunden in zwei große öffentlichkeitswirksame Aktionen.
Konzeption, Ziele und Zielgruppen
2012
Vorbereitung des Projekts (Kostenaufstellung, Konzepterstellung mit der studentischen Werbeliebe e.V. der Hochschule Pforzheim, Suche nach Kooperationspartnern, Agenturen, Sponsoren, usw.)
Februar 2013
1. Kampagne: Das Aufklärungsgespräch
- Grafik und Fotos in Kooperation mit Studenten der Werbeliebe/Hochschule Pforzheim
- Erstellung der Homepage
- Druckauftrag 10.000 Aufkleber (Buttons)
- 10.000 Infoflyer (Bierdeckel)
- Verteilung der Aufkleber und Infoflyer an die Veranstalter der Karnevalshochburgen in Stadt und Kreis
- Erster Pressetermin
Mai 2013
2. Kampagne: "Macht´s doch mal"
- Grafik und Fotos in Kooperation mit Studenten der Werbeliebe/Hochschule Pforzheim
- Druckauftrag 3.000 Postkarten
- Druckauftrag 500 Baumwolltaschen mit dem Aufdruck "Stofftasche-Alkohol, guter Stoff für ein Gespräch"
- Sponsorensuche
- Verteilung der Postkarten und Informationsbroschüren in den Baumwolltaschen zum besseren Transport und als "Hingucker"
- Präventionsstand mit alkoholfreier Saftbar, giveaways
- Stand der Alkoholselbsthilfegruppen mit Beratungsangebot
- Zweiter Pressetermin
Juli 2014
3. Kampagne: "Sei Vorbild für mich!"
- Workshops zur Alkoholprävention in 7. Klassen Haupt- und Realschule
- Multiplikatorenschulung
- Aufklärungsgespräche durch Schüler an Erwachsene
- Verteilung der Postkarten und Aufkleberbuttons, Taschen, Infoflyer an Präventionsständen mit alkoholfreier Saftbar, giveaways
- Geschicklichkeitsparcours mit Rauschbrillen
- Stand der Alkoholselbsthilfegruppen mit Beratungsangebot
- Dritter Pressetermin
Ziele
- Sensibilisierung von Menschen in Vorbildfunktion gegenüber Kindern und Jugendlichen zum Thema: "Welche Botschaft gebe ich an jongere Menschen weiter, wenn ich vor ihnen über Maß Alkohol konsumiere".
- Wie spreche ich übermäßigen Alkoholkonsum an? Nicht nur Erwachsene die konsumierenden Jugendlichen, sondern auch die Wahrnehmung der Heranwachsenden gegenaber "lustig feiernden Erwachsenen."
- Öffentlichkeitsarbeit
- Kooperation von Netzwerkpartnern zur Stärkung nach innen und zur Kenntnisnahme nach außen. (Alle Mitglieder des Arbeitskreises waren bei den Aktionen als Ansprachpartner vor Ort).
Zielgruppe
- Erwachsene
- Eltern
- Besucher von Festen
- Menschen mit Vorbildfunktion z. Bsp. Trainer, Jugendgruppenleiter
- Vereine
Vorgehen und Umsetzung
Die Idee der beiden Alkoholpräventionsaktionen entstand 2012 innerhalb unseres Arbeitskreises. Der Arbeitskreis "Alkoholprävention Enzkreis - Stadt Pforzheim" wurde Ende 2003 gegründet und setzt sich aus Mitgliedern des Kuratoriums von Netzwerk Iooping und ehrenamtlich Tätigen (siehe unten) zusammen. Die Koordination liegt bei Netzwerk Iooping. Ziel des Arbeitskreises ist es, durch die Vernetzungsarbeit von kommunalen und freien Trägem ein möglichst breit gefächertes Angebot zu machen. Durch diese BündeJung vielfältiger Ressourcen und eine gemeinsame Verantwortungsübernahme vor Ort arbeiten wir an der nachhaltigen Realisierung unserer Ziele:
Die Information über die Alkoholgefährdung, vor allem junger Menschen und die Sensibllisierung von Erziehungsverantwortlichen für die Belange des Jugendschutzes.
Der Arbeitskreis versteht sich dabei als Qualitätszirkel und hält den Überblick über die Angebote zur Alkoholprävention in Pforzheim und dem Enzkreis. Wechselnde Aktionen zur Alkoholprävention in der Öffentlichkeit sollen die Sensibilisierung für das Thema fördern. Wir achten darauf, dass möglichst Immer beide Gebietskörperschaften an öffentlichkeitswirksamen Maßnahmen beteiligt sind.
Mitglieder des Arbeitskreises
- Martina Usländer, Koordination des Arbeitskreises Alkoholprävention, Netzwerk IoopingGesundheitsförderung und Prävention, Enzkreis - Stadt Pforzheim,
- Sabine Fingberg, Plan BI Fachstalle für Information und Prävention bei Suchtfragen
- Kristil Dilmac, Diakonische Suchthilfe Mittelbaden gGmbH
- Karin Kölmel, Beratungsstelle des BWLV, Fachstalle Sucht
- Guido Seitz, Jugendamt Enzkreis, Abt. Jugendhilfe/Jugendschutz
- Luzia Reich, Landfrauenverband Enzkreis
- Kari-Heinz Joos, Polizeidirektion Pforzheim, Prävention
- Claudia Karabensch, Jugendsozialarbeit an Schulen
Konkrete Umsetzung
Im AK wurden verschiedene Ideen diskutiert, wie der sogenannte "Generationenvertrag" öffentlichkeitswirksam dargestellt werden könnte. Erwachsene geben ihren Kindern "etwas" weiter: Gutes und Schlechtes. Zunächst war angedacht, dass Plakate mit unterschiedlichen Foto-Motiven negativ und positiv besetzte Botschaften zu Trinkverhalten und Vorbildfunktion zum Nachdenken und zu Diskussionen anregen sollten. Diese Realisierung wurde jedoch im Verlauf der Gespräche mit den Studenten der Hochschule dahingehend verändert, dass wir uns für freche Sprüche statt Fotos (datenschutztechnisch schwierig umzusetzen) entschieden.
Als ersten Schritt nahmen wir Kontakt zur Fakultät für Gestaltung an der in Pforzheim ansässigen Hochschule auf. Es folgten Gespräche mit Professoren, danach ein erstes Treffen mit FHG- Studenten und der Vorstellung unserer Ideen. Die an der Hochschule ansässige "Studentische Werbeliebe e.V." zeigte großes Interesse. Auch unsere angedachte Zeltschiene zur Durchführung des Projektes wurde als ideal für das laufende Semester bewertet: Start vor Fasching in 2013 (1. Kampagne), vor Suchtwoche Im Juni 2013 (2. Kampagne). Die Studenten/- innen wollten sowohl die Grafik, Fotos, Sponsorensuche, aber auch die betriebswirtschaftliche Umsetzung/Vermarktung (mit) übernehmen. Die 3. Kampagne wurde für Mitte 2014 geplant.
Im Februar 2013 wurde der erste Druckauftrag freigegeben: 10.000 Sprüchesticker (je 5.000 in fünf verschiedenen Farben und Slogans), sowie die dazugehörigen Flyerträger und 10.000 Bierdeckel als lnformations-give-away wurden fertig gestellt. (siehe Anlage)
ln der Woche vor Fasching verteilten die Mitglieder des Arbeitskreises die Materialien an die Vorstände und Veranstalter der Faschingsgesellschaften in unserer Region. Wir hatten uns dazu entschlossen, dass ein persönliches Gespräch das zuvor versendete Schreiben besser transportieren würde. Dies erwies sich als absolut richtig. Der persönliche Kontakt wurde durchweg positiv rückgemeldet, offene Fragen konnten geklärt werden und die Verantwortlichen erzählten uns bereits im Vorfeld, wo sie als Veranstalter die Problematik bei den Faschingsumzügen und Feiern in den Festhallen sahen.
Für die 2. Kampagne hatten erneut alle Arbeitskreismitglieder ihre Beteiligung an diesem Tag zugesagt. Wir entschlossen uns dazu, Schichtzeiten einzuteilen, sodass die Anwesenheit auf mehreren Schultern getragen werden konnte. Außerdem organisierten wir aus unseren eigene Einrichtungen Ehrenamtliche, Kollegen und "Schutzengel" (ein Programm der Polizei, welche jugendliche Fahranfänger zu Multiplikatoren ausbildet) zur Unterstützung. Zusätzlich zu unserer "AnsprechBar'' mit kostenlosen Obstsäften organisierten wir über die Polizei ein Party-Zelt der PD "Schutzengel" und BIertischgarnituren, um den einkaufenden Menschen in der Stadt neben einem Getränk auch einen Sitzplatz zum Ausruhen und für das Aufklärungsgespräch zu ermöglichen. Zwei große Stoffbanner mit der Aufforderung "Macht´s doch mall" - sprecht miteinander, zogen die Aufmerksamkeit der Passanten auf sich. Die Bar wurde mit Bierchen und Blümchen verziert, Biergarnituren und Becher dekoriert, frisches Obst, Blumen usw. sorgten für einen möglichst bunten, frischen und ansprechenden Hingucker.
Ebenso kreiert und gedruckt wurden 500 Stofftaschen und Postkarten mit unterschiedlichen Motiven (siehe Anhang), in welchen die Passanten unsere Give-aways am geplanten Aktionstag auf dem Pforzheimer Marktplatz nach Hause nehmen konnten.
Auf Flyern und Faltbroschüren konnte man erneut die gleiche Botschaft lesen, wie auf den Taschen und bei der Faschingsaktion (Wiedererkennungswert): "Alkohol- guter Stoff für ein Gespräch!" ln der Pforzheimer Innenstadt wiesen Symbole aus Sprühkreide auf der Straße zum Aktionsstand hin, sodass möglichst viele Menschen den Weg zu uns finden und sich "ansprechen" lassen konnten. Binnen vier Stunden wurden 650 alkoholfreie Drinks über Kontaktgespräche ausgeschenkt.
Für die Veröffentlichung und Vermarktung dieses 2. Konzeptes wurde durch die Studentische Werbeliebe eine Homepage erstellt, die unter bierchenundbluemchen zu finden ist und über uns, das Projekt und unsere Ziele berichtet und für Sponsoren wirbt.
Die 3. Aktion fand im Juni/Juli 2014 statt. An zwei Schulen im Enzkreis fanden für Schülerinnen und Schüler der 7. Klassen Workshops zur Alkoholprävention (Juni 2014) statt. Im Anschluss daran konnten sich Interessierte melden, welche Interesse hatten, noch mehr zum Thema zu erfahren und intensiver einzusteigen. Mit diesen Multiplikatoren fanden an zwei Nachmittagen Schulungen (Juli 2014) durch unsere Mitarbeiter des AK Alkoholprävention statt. Thematisch ging es um Gruppendruck und "Nein-Sagen" üben. Aber auch um das Handwerkszeug, welches hilfreich sein kann bei schwierigen Gesprächen: Wie spreche ich jemanden an, wie sage ich meine Meinung, ohne jemanden zu verletzen? Wie kann ich Freunde, Mitschüler dazu bringen, nicht alkoholisiert Mofa zu fahren, oder bei alkoholisierten Menschen ins Auto zu steigen? Viele der Übungseinheiten stammten vom "Schutzengelprojekt'' der Polizeidirektion Pforzheim, welche junge Fahranfänger vor den Folgen von erhöhtem Alkoholkonsum warnt und aus unseren eigenen Präventionsangeboten.
Die geschulten Multiplikatoren wurden eingeladen, uns bei der nächsten Großaktion am 19. Juli 2014 zu unterstützen. Sie konnten das "Gelernte" direkt umsetzen in der Ansprache von Passanten. Um wiederum beide Gebietskörperschaften, den Enzkreis und die Stadt Pforzheim zu erreichen, wurden zeitgleich Aktionen beim "Nordstadtfest der Vereine" in einem Brennpunktstadtteil in Pforzheim und auf einem großen Parkplatz im westlichen Enzkreis, welcher an mehrere Einkaufsmärkte grenzt, durchgeführt. Erneut waren wir vor Ort mit unserem "Aufklarungsgespräch" und dieses Mal wurden die Passanten von jungen Menschen (den Multiplikatoren aus den 7. Klassen) auf ihr Trinkverhalten und ihre Vorbildfunktion angesprochen. Jeweils ein Erwachsener aus unserem Arbeitskreis begleitete die Jugendlichen, um notfalls unterstützend eingreifen zu können. Wiederum waren die Passanten eingeladen zu unseren alkoholfreien Drinks, der Mitnahme von Broschüren, den Geschicklichkeitstest mit Rauschbrillen, zu Gesprächen mit Ehrenamtlichen der Selbsthilfegruppen oder mit Mitarbeitern aus Suchtberatungsstellen, Prävention oder Polizei. Sämtliche Getränke, das Eis zum Kühlen, Obst zur Deko u.a.m. wurde von den jeweils ansässigen Einzelhändlern gesponsert. Wir bedankten uns im Gegenzug dafür mit einem entsprechenden Hinweis gegenüber der Presse und einem kleinen Geschenk für das soziale Engagement und die Unterstützung der Präventionsarbeit.
Innovationsgehalt
Innovativ war die Idee, den Präventionsgedanken des Generationenvertrages über verschiedene Maßnahmen zu planen und durchzuführen. Nicht die Erwachsenen sprachen die Kinder auf falsches Verhalten an, sondern umgekehrt. Das war für alle Beteiligten eine neue Erfahrung und hatte einen starken Wirkungsgehalt.
Über den Zeitraum von 1,5 Jahren wurde das Thema immer wieder in die Öffentlichkeit getragen und verschiedene Adressaten in den Blick genommen. Unter anderem unterstützten wir zwei Gemeinden und einen Sportverein bei der Konzeption zur Vermeidung von Alkoholexzessen während des 1. Mai-Feiertages (Ranntal/Enzkreis). Aktuelle Entwicklungen wie Massentreffs zu Trinkgelagen, für die sogar in sozialen Netzwerken geworben wurde, waren auch im Enzkreis Anlass, gemeinsam zu überlegen, wie Eltern erreicht und solche "Trinkpartys" vermieden werden könnten. Die beiden kommunalen Beauftragten für Suchtprävention des Enzkreises und der Stadt Pforzheim wandten sich dafür mit einer fortlaufenden Serie von November 2012 bis Mai 2013 in den Gemeindeblättern an Eltern, um sie für dieses Thema zu sensibilisieren.
ln mehrfachen Rückmeldungen von Jugendlichen zeigte sich bei unserer Ausgangsanalyse aber, dass sich die Heranwachsenden im Fokus der Alkoholpräventionskampagnen sehen, die meisten Erwachsenen sich davon aber nicht tangieren lassen oder angesprochen fühlen. Gerade die munter feiernden Erwachsenen zeigen jedes Jahr, nicht nur während der Faschingszeit, ein oft nicht nachahmungswürdiges Verhalten. Von ihren heranwachsenden Jugendlichen erwarten sie jedoch etwas ganz anderes, als das, was sie selber vorleben. Insofern war innovativ, die bisherige Botschaft einmal umzudrehen: Kinder/Jugendliche sagen den Erwachsenen, wie sie deren Verhalten wahrnehmen.
Die Idee, Prävention provokant und frech aufzuziehen, ist nicht neu. Trotzdem ist das Layout der jungen Studenten der Hochschule sehr kreativ, schlagfertig und eine innovative Idee zum Transport unserer Botschaft "Macht´s doch mal"- ein echter Hingucker, und "Ich leg dich heute noch flach!" Der Nebensatz,- "sprecht miteinander über euren Alkoholkonsum" oder- "viele Grüße, dein Alkohol'', kommt erst zeitversetzt, und dadurch als ein "Aha- Erlebnis" zum Ausdruck.
Das dreigeteilte Projekt hat sowohl eine verhaltens- als auch eine verhältnispräventive Komponente. Vereine, die nach außen signalisieren, dass sie exzessiven Alkoholgenuss nicht tolerieren, wirken verhältnispräventiv, weil sie dazu beitragen, ihren Einfluss hinsichtlich gesundheitsförderlichen Verhaltens geltend zu machen. Eine Schule, die eigene Multiplikatoren ausbilden lässt, sorgt dafür, dass sie Raum bietet für eine langfristige Umsetzung präventiver Maßnahmen.
Durch unsere Aktionen zur Aufklärung oder Information der Bevölkerung und der Stärkung der Persönlichkeit von jungen Multiplikatoren, kann jeder Beteiligte motiviert werden, sein Konsumverhalten zu reflektieren, Risiken zu vermeiden und sich gesundheitsförderlich zu verhalten.
Ergebnisse und Erreichtes
Alle drei Aktionen wurden durchweg als sehr gelungen bewertet. Die Rückmeldungen aus der Bevölkerung und von Seiten der Veranstalter waren sehr positiv. Bei den Faschingsveranstaltungen und darüber hinaus wurden viele Buttons in verschiedenen Lokalitäten und auf den Umzügen der Vereine gesichtet. Gut angekommen ist der persönliche Kontakt zu den Veranstaltern beim Überbringen der Materialien und die Möglichkeit des persönlichen Gesprächs. Eine Wiederauflage bzw. Fortführung der Aktion wurde mehrfach angefragt. Allerdings hätten sich manche Vereine gewünscht, dass nicht "nur" die Präsidenten bestückt und informiert werden, sondern die Verantwortlichen an den Kassen über Gespräche erreicht werden bzw. wir persönlich die Aufkleber hätten verteilen sollen. (Letzteres ist natürlich nicht umsetzbar. Der bisherige Zeitaufwand war bereits immens hoch). Planen sollten wir, dass zukünftige Aktionen zur Faschingszeit bereits ab November des Vorjahres frühzeitig in die Vorbereitungstreffen der Karnevalsvereine getragen werden. So könnte evtl. auch eine Präventionsveranstaltung für die Vereine selbst entstehen. Außerdem wäre es sinnvoll, zukünftig das "Kassenpersonal" mit einem kleinen "Waschzettel" zu betücken (Worum geht es? Was ist das Ziel?)
Die Rückmeldungen der Teilnehmer/- innen zum Aktionstag an der "AnsprechBar'' am 25.05.2013 waren durchweg positiv. Obwohl der Vorbereitungsaufwand und die Aktionstage selbst arbeitsintensiv waren, wurde vor allem das sehr gut funktionierende Netzwerk und das unkomplizierte und verlässliche Miteinander mehrfach erwähnt. Der ganze Tag lief unaufgeregt und in fröhlicher Stimmung ab, jeder packte mit an.
Weitere positive Rückmeldungen der Arbeitskreisteilnehmer selbst waren:
- Aufwand und Ergebnis wurden als stimmig bezeichnet
- Erstaunlich viele Menschen ließen sich ansprechen
- Gute Kontakte in relativ kurzer Zeit
- Super, die direkte Anbindung an die Selbsthilfegruppen, die den ganzen Tag ehrenamtlich vor Ort waren. Dadurch schnelle und zeitnahe Überleitungsmöglichkeit zum vertiefenden Gespräch und/oder Einladung in die Gruppe
- Kreidewegweiser machten auf witzige und kreative Art auf die Aktion aufmerksam
- Konzentration auf jeweils einen Platz pro Aktion war gut
- Besonders hervorgehoben wurde mehrfach die sehr gute Arbeit durch die "Studentische Werbeliebe e.V. der Hochschule Pforzheim", vor allem deren Flexibilität
und Kreativitat, sowie das praktische "Mittun" bei der Durchführung.
Von den Studenten wiederum kam die Rückmeldung, dass die Arbeit mit unserem Arbeitskreis auch ihnen außerordentlich gefallen hat. Sie fühlten sich ernst genommen, erhielten schnelle Antworten, nahmen wahr, dass die Mitglieder sich alle zuständig fühlten, sich Bälle zuwerfen und dass man sich aufeinander verlassen kann.
Die Durchführung der Schulungen für Schülermultiplikatoren wurde als sehr gelungen reflektiert. Es machte Jugendlichen große Freude, an der Planung und Durchführung der Maßnahme mitwirken zu dürfen und beteiligt zu sein. Die Schülerinnen und Schüler waren mit großem Engagement dabei und zeigten sich auch im weiteren Verlauf bei den Aktionstagen engagiert und mutig beim Ansprechen von Passanten. Sie meldeten zurück, dass ihnen die Schulung sehr viel Sicherheit gegeben hätte, vor allem auch das Einüben des Ansprechens fremder Personen wäre sehr hilfreich für sie gewesen. Die beiden zeitgleich stattfindenden Aktionstage verliefen unterschiedlich: Der Stand am Pfälzer Platz in Pforzheim war, vermutlich auch bedingt durch das dort gleichzeitig stattfindende Nordstadtfest, sehr gut besucht, der extrem heiße Sommertag war unter den großen Schatten spendenden Bäumen angenehm.
ln Remchingen konnten die meisten Passanten am Vormittag angetroffen werden, da nur noch wenige Menschen, bedingt durch die extreme Hitze, am Nachmittag noch einkaufen gingen. Selbst am Vormittag war es schwer, Passanten zu motivieren. Die meisten wollten schnellstmöglich ihre Lebensmittel unbeschadet nach Hause bringen und hatten keine große Lust, sich auf ein alkoholfreies Getränk einladen zu lassen. Dennoch gab es auf beiden Veranstaltungen über 400 Kontakte.
Wettbewerbskriterien
Der Wettbewerbsbeitrag ist..
- in eine Gesamtkonzeption zur Kommunalen Suchtprävention eingebunden
- Ziele wurden mit den einzelnen Partnern detailliert festgelegt
- Neue und bislang wenig eingebundene Kooperationspartner und Multiplikatoren
arbeiteten zusammen, z. B. Schüler, Einzelhandel, Selbsthilfe, Studenten - Verhaltens- und verhältnispräventive Maßnahmen wurden kombiniert
- die Zielgruppen wurden partizipativ in Konzeption und Umsetzung einbezogen
- Ansprechen von Erwachsenen durch Jugendliche
- durch das langjährige Bestehen des Arbeitskreises Alkoholprävention EnzkreisStadt Pforzheim gibt es seit 2004 eine verbindlich vereinbarte Vernetzung und Kooperation von verschiedenen Akteuren
- kommunale Einflussmöglichkeiten werden bei der Suchtprävention optimal ausgenutzt, -eine Stelle für beide Gebietskörperschaften
Fragen zum Wettbewerbsbeitrag
C 1 Fragen zur gesamtkommunalen Einbindung des Wettbewerbsbeitrags
C 2 Fragen zur Konzeption und Ausrichtung des Wettbewerbsbeitrags
Studenten der Hochschule Pforzheim, Schüler und Schülerinnen der 7. Klassen als Multiplikatoren für Erwachsene, eigens für dieses Präventionsprojekt wurde ein Homepage erstellt
Faschingsvereine, Einzelhandel
C 3 Fragen zur Umsetzung des Wettbewerbsbeitrags
Hochschule Pforzheim, Faschingsvereine in Pforzheim und dem Enzkreis
Vereinbarung und Zielformulierungen der Mitglieder des Arbeitskreises ALkohol seit Bestehen ab 2004
Slogans der Aufkleber wurden von der Stadt Rostock und von der Stadt Olching für eigene Präventionskampagnen übernommen
Einzelprojekte
Einzelprojekts Nr. 1
Die 1. Aktion sorgte durch freche Doppelbotschaften auf selbstklebenden Stickern für Aufmerksamkeit und damit für Gesprächs bedarf. Zum Start der Faschingszeit verteilten wir, die Mitglieder des Arbeitskreises Alkoholprävention, 10.000 der frechen Sprüche an Karnevalsvereine für Faschingsveranstaltungen in Turn- und Festhallen, sowie zu Fastnachtsumzügen auf den Straßen in Stadt und Kreis und forderten zum "Aufklärungsgespräch" heraus.
Einzelprojekts Nr. 2
Für die zweite Kampagne hatten erneut alle AK-Mitglieder ihre Beteiligung an diesem Tag zugesagt. Wir entschlossen uns dazu, Schichtzeiten einzuteilen, sodass die Anwesenheit auf mehreren Schultern getragen werden konnte. Außerdem organisierten wir aus unseren eigene Einrichtungen, Ehrenamtliche, Kolleginnen und Schutzengel zur Unterstützung. Zusätzlich zu unserer ,,AnsprechBar" mit kostenlosen Obstsäften organisierten wir über die Polizei ein Party-Zelt der PD "Schutzengel" und Biertischgarnituren, um den einkaufenden Menschen in der Stadt neben einem Getränk auch einen Sitzplatz zum Ausruhen und für das Aufklärungsgespräch zu ermöglichen. Zwei große Stoffbanner mit der Aufforderung "Machts doch mal!" -sprecht miteinander, zogen die Aufmerksamkeit der Passanten auf sich. Die Bar wurde mit Bierehen und Blümchen verziert, Biergarnituren und Becher dekoriert, frisches Obst, Blumen usw. sorgten für einen möglichst bunten, frischen und ansprechenden Hingucker.
Ebenso kreiert und gedruckt wurden 500 Stofftaschen und Postkarten mit unterschiedlichen Motiven (siehe Anhang), in welchen die Passanten unsere Giveaways am geplanten Aktionstag auf dem Pforzheimer Marktplatz nach Hause nehmen konnten. Flyer und Faltbroschüren hatten erneut die gleiche Botschaft wie auf den Taschen und bei der Faschingsaktion wegen des Wiedererkennungswertes: "Alkohol- guter Stoff für ein Gespräch!"
ln der Pforzheimer Innenstadt wiesen Symbole aus Sprühkreide auf der Straße zum Aktionsstand hin, sodass möglichst viele Menschen den Weg zu uns finden und sich "ANSPRECHEN" lassen konnten. Für die Veröffentlichung und Vermarktung dieses zweiten Konzeptes wurde durch die Studentische Werbeliebe eine Homepage erstellt. die unter der google- Eingabe: bierchenundblümchen zu finden ist und über uns, das Projekt und unsere Ziele berichtet und für Sponsoren wirbt.
Einzelprojekts Nr. 3
Für die 3. Aktion in einer Brennpunktschule in Pforzheim und in einer Realschule einer Enzkreisgemeinde wurden zunächst für alle Schüler Alkoholpräventionsworkshops durchgeführt und im weiteren Verlauf an zwei Tagen Schüiermultiplikatoren ausgebildet. Diese "unterstützten" unsere "Aufklärungsgespräche" mit Erwachsenen als direkt betroffene Jugendliche an zwei zeitgleich stattfindenden Aktionen an einem Samstag Ende Mai im Enzkreis und in der Stadt Pforzheim.