Westerwaldkreis

Typ: 
Landkreis
Einreichende Dienststelle: 
Tanja Duschanek
Name des Ansprechpartners: 
Andreas Weber
Funktion des Ansprechpartners: 
EDV-Sachbearbeiter
Straße/Postfach: 
Kreisverwaltung des Westerwaldkreises; Peter-Altmeier-Platz 1; 56410 Montabaur
Bundesland: 
Rheinland-Pfalz
Telefon des Ansprechpartners: 
02602124451
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E-Mail des Ansprechpartners: 
tanja.duschanek@westerwald.rlp.de
E-Mail der Kommune: 
Internetadresse der Kommune: 
http://www.westerwaldkreis.de

Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags

Titel des Wettbewerbsbeitrags

Lernen durch Abenteuer - einerlebnisorientiertes Modellprojekt zur Sucht- und Gewaltprävention an den Schulen des Westerwaldkreises

Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags

Sechs Jahre "Lernen durch Abenteuer"

"Jeder junge Mensch hat ein Recht auf Förderung seiner Entwicklung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit" (KJHG,§ l, Abs. l). Diese Aussage ist Ergebnis der fast 30-jährigen Auseinandersetzung um die Novellierung des Jugendhilferechts und stellt das Hauptanliegen des 1990 verabschiedeten Gesetzes dar. Es ist Reaktion auf Problemlagen von Kindern und Jugendlichen in der wandelnden Gesellschaft.

Allerorten werden zunehmende Aggressivität an den Schulen, Disziplinlosigkeiten im Schulunterricht, wachsende rechtsextreme Orientierung bei Kindern und Jugendlichen, ein allgemeiner Werteverfall, ansteigende Schulunlust beklagt.

"Lernen durch Abenteuer" stellt mit seiner Konzeption eine Möglichkeit vor, die helfen kann, den o.g. Erscheinungen präventiv entgegenzuwirken.

Das Modellprojekt entstand aus der Zusammenarbeit der Kreisverwaltung des Westerwaldes und der Familienberatungsstelle des Caritasverbandes Westerwald. Dipl. Psychologe Jürgen Kräh und Dipl. Sozialpädagoge Wilfried Dahlem hatten die Idee, mit einem erlebnispädagogischen Konzept den Schulen des Westerwaldkreises eine aktive Möglichkeit zur Sucht- und Gewaltprävention anzubieten.

"Lernen durch Abenteuer" bekam einen eigenständigen Platz im pädagogischen Angebot der Kreisjugendpflege. Anfang 1995 entstand eine halbe Planstelle für eine pädagogische Fachkraft, seit März 2001 wurde aufgrund der positiven Resonanz an den Schulen die Stelle auf eine Vollzeitstelle erweitert. "Lernen durch Abenteuer" wird vom Land Rheinland-Pfalz, dem Westerwaldkreis und den 10 Verbandsgemeinden finanziert.

Wir können heute auf sechs erfolgreiche Jahre zurückblicken, in denen das Projekt seiner anfänglichen Idee treu blieb und sich doch dynamisch weiterentwickelte.

Das Modellprojekt wird an allen Schultypen durchgeführt. Das macht deutlich, dass "Lernen durch Abenteuer" vielfältig im schulischen Bereich zum Tragen kommen kann. Ein Schwerpunkt der Arbeit ist bei den Grundschulen mit 58,82 % zu verzeichnen, gefolgt von den Haupt- (17,65 %) und Realschulen (l 1,76 %). Ein sehr positiver Trend in Bezug auf die präventive Wirkung, da die Schüler/innen bereits im Kindesalter gegen Sucht und Gewalt stark gemacht werden können.

Gründe die "Lernen durch Abenteuer" notwendig machen

In der heutigen Gesellschaft herrscht Erlebnisarmut in einer reglementierten und durchorganisierten Welt, aber auch der leistungsorientierte Schulunterricht und fehlende oder unattraktive Freizeitangebote (ver-) fuhren zum "Herumhängen", rufen das Bedürfnis nach Action, Spannung und Abenteuer hervor und produzieren einen stärker werdenden unersättlichen Erlebnishunger.

Der Achte Jugendbericht bezog dazu Stellung und machte deutlich, daß durch die Erlebnis-, Anregungs- und Erfahrungsarmut unserer durchreglementierten Lebensräume ein verstärktes, elementares Bedürfnis nach effektiven Erlebnissen entsteht. Der Mangel an solchen Erlebnissen kann zu vermehrten, undemokratischen Konfliktlösungen bzw. abweichenden Verhaltensweisen führen.

Im Modellprojekt "Lernen durch Abenteuer" geht es um das Erleben, ein möglichst intensives und unmittelbares Erleben; In der heutigen Zeit ist das "normale" Erleben und Wahrnehmen bei vielen Kindern und Jugendlichen oftmals gestört bzw. in vielen Bereichen fehl- oder unterentwickelt.

Dazu hat die Entwicklung im Medienbereich in einem nicht geringen Maße beigetragen:

  • das Fernsehen mit "Non-stop-Angeboten" und einer unüberschaubaren Vielzahl von Programmen
  • Video sowie die Computertechnik und ihre Möglichkeiten.

Dies alles hat zu einem völlig veränderten Freizeitverhalten geführt. Der Informationsfluss aus den Medienlandschaften droht oberflächlich zu machen und stumpft die natürliche Reizempfindung ab. Dies kann dazu fuhren, daß es Kindern und Jugendlichen zu anstrengend ist, selbst aktiv und kreativ zu werden, daher kann eine Haltung des Bedienenlassens und Konsumierens entstehen.

Die in der Medienlandschaft vermittelten "Erlebnisse aus zweiter Hand" einhergehend mit körperlicher Passivität rufen beim Konsumenten ein Bedürfnis nach

  • direktem Erleben
  • Unmittelbarkeit
  • Erfahrungen im Nahbereich
  • Erlebnisse die überschaubar, verläßlich, eindeutig und berechenbar sind

hervor.

Was ist "Lernen durch Abenteuer"?

Die Eröffnung neuer Erlebnis- und Erfahrungsräume und Auseinandersetzung mit sich selbst, seiner sozialen und natürlichen Umwelt.

....sich mit verbundenen Augen von einem Partner über einen Hindernissparcour führen zu lassen..

....von einem Kasten zu springen, sich fallenlassen zu können mit dem Bewußtsein, von anderen aufgefangen zu werden...

....von 1-2 Meter mit verbundenen Augen auf eine Weichbodenmatte zu springen.....

und ...

  • Kribbeln im Bauch
  • das Gefühl von Wagnis und Risiko
  • herantasten an die eigenen physischen und psychischen Grenzen
  • gemeinsames Erleben und Gruppenerfahrungen

aber auch...

  • Aufbau von Selbstwertgefühl, Selbstverantwortlichkeit und Vertrauen
  • positives emotionales Klima in einer Gemeinschaft
  • Verbesserung von Kommunikation
  • effektivere Konfliktbewältigung
  • Problemlösungsstrategien und Teamarbeit
  • Wechselwirkung von Aktion und Reflexion.

Merkmale des Modellprojektes

  • Lernen durch Erleben

Soziales Lernen erfolgt in konkreten Erlebnissituationen.

"Erleben ist das subjektive Innewerden von Vorgängen... besonders von Inhalten (Erlebnissen) die als bedeutsam empfunden werden" (Brockhaus Band 5, 1989, S. 127).

oder

"Ein Erlebnis ist ein gefühlsbetontes und unmittelbares Ergriffenwerden anläßlich eines Ereignisses, die Begegnung mit Menschen, äußeren Gegebenheiten und Informationen" (Freizeitlexikon 1986,S.56).

"Erleben, Erlebnis ist das Bewußtwerden, Gewahrwerden, Innewerden von körperlichen und seelischen Zuständen. Es handelt sich dabei um psychische Vorgänge, meist gefühlsmäßiger, affektiver Art, von besonderer Unmittelbarkeit und Einmaligkeit" (Keller/Novak in: Pädagogisches Wörterbuch 1979, S.91).

"Lernen durch Abenteuer " projiziert ein Erleben der Dinge, ein "Learning by doing", ein Zusammenführen von Geist, Körper und Seele, ein Lernen durch die Unmittelbarkeit der Aktion. Die gemachten Erfahrungen beabsichtigen, daß starke Gefühle des Erlebens eine prägende Wirkung hinterlassen d.h. sich tief in die Persönlichkeit eingraben und so leicht nicht vergessen werden.

Neue Fähigkeiten sollen entdeckt und Körperbewußtsein entwickelt werden:-

  • man fühlt sich gebraucht
  • wird wichtig
  • empfindet Verantwortlichkeit
  • entwickelt Selbstvertrauen als Anstoß, das Leben und den Alltag bewußt mit den eigenen Ressourcen zu meistern.
  • Lernen in der offenen Begegnung mit anderen

Kommunikation mit anderen Klassenkameradinnen; Gedanken und Gefühle des Einzelnen werden respektiert und ernstgenommen.

  • Lernen durch die Sinne

Sehen, hören, riechen, tasten, schmecken - die Entdeckung der eigenen Sinne und der sich daraus ergebenden Möglichkeiten, stellen schon das eigentliche Abenteuer dar.

  • Lernen durch Reflexion

Durch Reflexion des Erlebten soll eigenes Verhalten erkannt und Aufschluß über die Angemessenheit für die jeweilige Situation geben.

Die Formen der Durchführung von "Lernen durch Abenteuer"

Einmalige Aktionen:

Für die Klassenstufe:

  • "Erlebnistag"
  • Schulprojekttag
  • Thementage

Für die Klasse:

  • Erlebnistag

Für die Schule:

  • Schulprojekttage
  • Thementage
  • Schulfeste
  • Tag der offenen Tür

Für das Kollegium:

  • Vorstellung an Konferenzen
  • Fortbildung und Selbsterfahrung in der Projektarbeit

Fortlaufende Aktionen:

Für die Klasse:

"Intervall-Methode " - kleine Einheiten, meist eine Doppelstunde 3-4 mal, jeweils im Abstand von 1-2 Wochen, Schwerpunkt je nach Bedarf und Situation "kontinuierlich" - eine Doppelstunde einmal in 1-2 Monaten über ein halbes Jahr oder 3 mal hintereinander (wie Intervall) und Wiederholung im 2. Schulhalbjahr oder 1-2 mal im Schuljahr und ein fortwährender Aufbau in den folgenden Schuljahren

Für die eigene Klasse:

  • Eltern-Kind-Tage

Für die Klassenstufe:

  • Schulprojekttage
  • Erlebnistage - ("miteinander umgehen") auch für Patenklassen und Prallelklassen

Für die Schule:

  • Tage der offenen Tür
  • Schulfeste

Fragen zum Wettbewerbsbeitrag

Welche Ziele werden mit dem Wettbewerbsbeitrag angestrebt?: 
  • den Einstieg in den Konsum von Suchtmitteln zu verhindern bzw. hinauszuzögern
  • einen suchtmittelfreien Lebensstil zu fördern
  • Entwicklung von Kommunikations- und Kooperationsfähigkeit
  • Erlernen von Problemlösungsfähigkeit
  • Förderung der positiven Persönlichkeitsentwicklung
  • Stärkung der sozialen Kompetenz
Gibt es Minimalziele?: 

nein

Von wem ist die Initiative für Ihr Präventionsprojekt ausgegangen?: 
  • Caritasverband Westerwald
  • Verwaltung
Wenn sich Ihr Wettbewerbsbeitrag an Kinder und Jugendliche richtet, wurden dieses Zielgruppen in die Entwicklung des Angebots ei: 

ja, folgendermassen: Ideen und Wünsche der Ki/Ju und Lehrer werden berücksichtigt

Welche Gründe waren für die Auswahl der Zielgruppe ausschlaggebend?: 

Ki u. Ju schon möglichst früh stark gegen Drogen und Gewalt machen

Wie wird sichergestellt, dass die Zielgruppe sich beteiligt?: 

Das Projekt ist ein offenes Angebot für alle Schulen im Kreis.

An welchen Bedürfnissen der Zielgruppe wird angeknüpft?: 

Mit Spiel und Spass positives Sozialverhalten erlernen

Wenn der Wettbewerbsbeitrag sich an Multiplikatoren richtet, welche sind das?: 
  • Lehrer / Lehrerinnen (Schwerpunkt)
Zielt der Wettbewerbsbeitrag auf spezielle Substanzen? : 

nein

Auf welche Handlungsfelder der kommunalen Suchtprävention zielt der Wettbewerbsbeitrag?: 
  • Schulen (Schwerpunkt)
Welche Ämter/Dienstellen der Stadtverwaltung kooperieren in Ihrem Wettbewerbsbeitrag?: 
  • Jugendamt (federführend)
  • Land Rheinland-Pfalz
  • Verbandsgemeinden
Welche Institutionen/Akteure ausserhalb der Verwaltung sind darüber hinaus in die Organisationsstruktur Ihres Wettbewerbsbeitrag: 
  • Schule
Welche überörtlichen Institutionen/Akteure sind in die Organisationsstruktur Ihres Wettbewerbsbeitrags eingebunden? : 
Wie ist die Zusammenarbeit geregelt?: 
In welchem Jahr wurde mit der Entwicklung Ihres Wettbewerbsbeitrags begonnen?: 

1994

Seit wann ist besteht sein Angebot in der Praxis?: 

1995

Dabei Handelt es sich nach der Konzeption um ein:: 

Eine Projektphase beträgt ein Jahr, somit wird das Projekt jährlich zur Weiterfinanzierung beantragt

Die Finanzierung in den kommenden vier Jahren ist:: 

offen

Setzen Sie in Ihrem Beitrag Verfahren der Suchtprävention ein, die in Ihrer Kommune neu sind?: 

ja, Während des Schulalltags Suchtpräventionsarbeit in Form der erlebnispädagogik zu integrieren und zu einem Bestandteil des Unterrichts werden zu lassen.

Sprechen Sie mit Ihrem Beitrag in Ihrer Kommune neue Zielgruppen der Suchtprävention an?: 

nein

Welche anderen Neuerungen der Suchtprävention in Ihrer Kommune enthält der Wettbewerbsbeitrag darüber hinaus? : 

Es findet keine Suchtprävention durch den "moralischen Zeigefinger" im Modellprojekt statt. Sondern -Lernen durch Erleben -Lernen durch die Sinne -Lernen durch Reflexion -Lernen in der offenen Begegnung mit anderen

Gibt es eine schriftliche Konzeption der Suchtprävention in Ihrer Kommune?: 

ja, 1999

Sind eigene Bedarfserhebungen für die Bestimmung der Zielgruppe der Suchtpävention angefertigt worden?: 

nein

Welchem konzeptionellen Modell lässt sich der Wettbewerbsbeitrag nach seinem Schwerpunkt zuordnen?: 
  • Förderung von Alternativen zum Substanzmissbrauch
  • Konzept des sozialen Lernens
Auf welche Ansatzpunkte beziehen sich die Präventionsmassnahmen?: 
  • Protektive Faktoren, Soziale Kompetenz, Vertrauen, Problemlösungsfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit, Kooperationsfähigkeit, Selbstwertgefühl, Spass
Welche Materialien und Medien kommen zum Einsatz?: 

Wald, Turnhalle incl. Geräte, Klassenraum, Gelegentliche Pressemitteilungen

Welche Fortbildungsangebote für die Multiplikatoren werden angeboten?: 

Lehrerfortbildungen zur Selbsterfahrung/ Kennenlernen des Projekts

Gibt es eine Zeitplanung für den Wettbewerbsbeitrag?: 

nein