Neckar-Odenwald-Kreis

Typ: 
Landkreis
Einreichende Dienststelle: 
blv. Drogenberatungsstelle im Neckar-Odenwald-Kreis
Name des Ansprechpartners: 
Karl Pfeil
Funktion des Ansprechpartners: 
Leiter der Drogenberatungsstelle
Straße/Postfach: 
blv. Drogenberatungsstelle; Renzstraße 8, 74821 Mosbach
Bundesland: 
Baden-Württemberg
Telefon des Ansprechpartners: 
0626118696
Telefax des Ansprechpartners: 
062614937
E-Mail des Ansprechpartners: 
Drobs-Mos@blv-suchthilfe.de
Internetadresse der Kommune: 
http://www.neckar-odenwald-kreis.de

Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags

Titel des Wettbewerbsbeitrags

FemmesTische

Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags

Hinter dem Projekt FemmesTISCHE stehen folgende Überlegungen:

  • Die Familie hat den lebensgeschichtlich ersten und wahrscheinlich wichtigsten Einfluss auf den späteren Umgang mit Drogen. Präventive Massnahmen sind bereits im Kindesalter notwendig, in der Regel beginnen sie zu spät.
  • Die Stärkung und Förderung bestimmter Faktoren bei Kindern und Jugendlichen trägt dazu bei, einen späteren Drogenmissbrauch zu verhindern. Als solche Faktoren werden insbesondere altersentsprechende Problemlösungs- und Kommunikationsfähigkeiten sowie ein positives Selbstbild erachtet.
  • Der Erziehungsstil der Eltern hat einen wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung des Selbstbildes eines Kindes und auf den Erwerb derjenigen Kompetenzen, die im späteren Alter die Wahrscheinlichkeit eines Missbrauchverhaltens bestimmen.

DAS PROJEKT

Präventiv handeln heißt vorbeugend eingreifen. FemmesTISCHE sind auf das pädagogische Verhalten Erwachsener ausgerichtet und bilden eine wichtige Ergänzung zu Präventionskampagnen, die Jugendliche direkt ansprechen;

Als Zielgruppe des Projekts sind vorwiegend Frauen, aber auch Männer zwischen 20 und 45 Jahren definiert. Analog den Tuperware-Parties treffen sie sich privat bei einer Gastgeberin. Die Gesprächskreise im häuslichen Rahmen, geleitet von einer Moderatorin, bilden die Zellen, wo suchtpräventive und gesundheitsfördernde Themen diskutiert werden. Als Einstieg dient ein Videofilm. Eingeladen hat die Gastgeberin.

Der Erfolg von Tuperware-Parties macht zwei Dinge deutlich. Zweitens: Private Treffen sind ein Bedürfnis - und erstens: Es geht auch ohne großen Aufwand. Das Projekt -FemmesTISCHE (französisch ausgesprochen: «FammesTISCHE») orientiert sich an diesen Erfahrungen, allerdings ohne jeglichen Konsumzwang. Die «privaten Parties» sollen die Menschen aus der Isolation herauslocken, zusammenbringen und den Gemeinschaftssinn fördern. Weil die Gesprächsrunden auch Erziehungsprobleme thematisieren, die unter den Nägeln brennen, schlägt das Projekt zwei Fliegen auf einen Streich: Die Teilnehmerinnen erkennen, Konflikte gibt es überall und immer wieder. Und sie erfahren, welche Lösungsansätze möglich sind. Es geht aber nicht darum, die einzig richtige Erziehung zu proklamieren. Vielmehr sollen die Teilnehmerinnen für gesundheitsfördernde Themen sensibilisiert werden. Im Vordergrund steht der Gedankenaustausch.

FemmesTISCHE sind keineswegs lockere Gesprächsrunden, wo über Gott und die Welt philosophiert wird, sondern sie werden geleitet von geschulten Moderatorinnen, die die Themen präsentieren und die Diskussion steuern.

Die räumliche Einheit der FemmesTISCHE bilden Gemeinden bzw. städtische Quartiere. Im Zentrum steht die Moderatorin. Sie ist fachlich geschult und ausgebildet. Sie führt das Thema in den Gesprächskreis ein und durch die Diskussion. Von ihrem Auftreten und ihren kommunikativen Fähigkeiten hängt ab, inwieweit ein FemmesTISCH die Zielsetzungen erfüllt. Ausgebildet werden Moderatorinnen durch die jeweilige Projektleitung.

Ziele

  • Die Förderung bereits bestehender Kontakte zwischen Erziehenden und die Ausdehnung dieser auf einen grösseren Kreis, also die Vernetzung von Erziehenden.
  • Die Erziehenden setzen sich vertieft mit suchtpräventiven und gesundheitsfördernden Themen auseinander, wodurch eine Sensibilisierung für solche Fragen erfolgt. Zudem sollen die Erziehenden für sie relevante Themen gemeinsam diskutieren können.
  • Die Stärkung sozialer Kompetenzen von Erziehenden (z.B. des Kommunikationsverhaltens).
  • Der Abbau von persönlicher Isolation als suchtpräventive Maßnahme ist durchaus erwünscht.

Das Ziel ist Erziehenden aufzuzeigen, welche Maßnahmen das Selbstbewusstsein stärken können. Maßnahmen, die besonders die Konfliktfähigkeit und die Selbstverantwortung fördern. Bisher bekannte Untersuchungen deuten darauf hin, dass der Erziehungsstil der Eltern einen hohen Einfluss auf den Erwerb jener Kompetenzen hat, die später den Missbrauch von Drogen beeinflussen.

Die Vorbereitung der Moderatorinnen im Vorfeld des Projekts erfolgt in drei Schritten:

  1. Einführung in die Thematik «Suchtprävention und Gesundheitsförderung»
  2. Schulung der Dialog- und Gesprächskompetenz
  3. Vorbereitung auf das konkrete Thema der jeweiligen FemmesTISCHE

Die Moderatorin sucht sich eine Gastgeberin, welche wiederum sechs bis acht Erziehende zu sich nach Hause einlädt.
Fachlich führt die Moderatorin durch das Gespräch, sie. sorgt für ein angenehmes Klima (ca. eine Stunde). Jedoch ist es nicht ihre Aufgabe, persönliche Probleme zu lösen. Anschließend soll Zeit bleiben, in gemütlichem Rahmen zusammenzubleiben.

FemmesTISCHE können in den einzelnen Gemeinden einer Region bzw. in verschiedenen Stadtvierteln gleichzeitig starten. Auf alle Fälle sollen in der gleichen Gemeinde/im selben Stadtviertel mehrere Veranstaltungen pro Jahr stattfinden. Wer wechselt, sind die Gastgeberin und die eingeladenen Personen. Jeweils nach den Veranstaltungen treffen sich die Moderatorinnen mit der Projektleitung, tauschen Erfahrungen aus und werden auf ein neues Thema vorbereitet.
Auf diese Weise gelingt es, möglichst viele Erziehende anzusprechen und für das Thema Prävention zu sensibilisieren. Und es werden auch Frauen erreicht, die durch konventionelle Bildungsarbeit wie Vorträge nicht angesprochen werden können.

Erfahrungsgemäß werden die Maßnahmen für Eltern jedoch nur von denen wahrgenommen, die auch für anderweitige Unterstützung, Literatur oder Beratung in Erziehungsfragen vergleichsweise aufgeschlossen sind. Nicht selten heißt es von Seiten der Veranstalter, dass gerade die, die es nötig hätten, ferngeblieben seien. Ein wesentlicher Grund scheint darin zu liegen, dass die Üffentlichkeit derartiger Veranstaltungen für manche Eltern eine unüberwindbar große Hürde darstellt.

Zielgruppen

Als Moderatorinnen, Gastgeberinnen und Gäste sind alle die angesprochen, die selbst im Erziehungsprozess stehen. Diese sind Mütter (und auch Väter) von Kindergarten- oder Schulkindern, welche den Zielgruppen der Fördergrundsätze entsprechen.

Insbesondere sollen die Bevölkerungsgruppen erreicht werden, die mit traditionellen Veranstaltungen der Erwachsenenbildung nicht erreicht werden können.

Gleichwohl auch Männer diese Aufgaben wahrnehmen, sollen durch FemmesTische vor allem Frauen angesprochen werden.

Insofern ist das Vorgehen gleichermaßen traditionell und innovativ. Es nimmt Bezug auf die Rolle vieler Frau als Erziehende und führt gleichzeitig darüber hinaus, weil auch die eigene seelische Gesundheit der Frauen zum Inhalt der FemmesTische wird.

Vorgehen im Projekt

Zur Durchführung des Projektes wurde im April 2001 eine Projektkooperation begründet. Dieser Kooperation gehören an:

  • die beantragende bIv.-Drogenberatungsstelle - Fachstelle für Suchtprävention und Gesundheitsförderung
  • der Fachdienst Jugendhilfe im Neckar-Odenwald-Kreis

Zur fachlichen Unterstützung wurde ein Beirat initiiert, dem Vertreter der Volkshochschule, Erziehungsberatungsstellen sowie der Polizei angehören.

Moderatorinnen suchen und ausbilden

Die erste nach außen gerichtete Aktivität der Kooperationspartner wird die Suche nach geeigneten Laien-ModeratorInnen sein. Diese Frauen sind die Hauptakteure des Projektes und dokumentieren mit ihrer Tätigkeit das bürgerschaftliche Engagement im Sinne der Fördergrundsätze.

Die 'ideale Moderatorin' kann wie folgt beschrieben werden: Eine Frau, die selbst als Mutter im Erziehungsalltag steht (einschließlich Alleinerziehende). Sie ist eingebunden in ihrer Heimatgemeinde/ am Wohnort, pflegt hier Beziehungsnetze und hat Zugang zu verschiedenen Gruppen in der Gemeinde. Sie ist neugierig, mit Lust und fähig für neue Kontakte. Sie verfügt über gute kommunikative Fähigkeiten und pflegt eine offen Gesprächsatmosphäre.

Nicht geeignet sind Frauen, deren berufliche Rolle sich mit den Aufgaben einer ehrenamtlichen Laien-Moderatorin überschneidet (z. B. parallele Arbeit als Erzieherin oder Lehrerin). Vorkenntnisse oder Ausbildungen im pädagogischen Bereich sind nicht notwendig aber auch kein Hindernis.

Sie hat Zeit und Möglichkeit an der Ausbildung teilzunehmen, FemmesTische durchzuführen und an den Praxisbegleitungstreffen teilzunehmen.

Die Ziele der Kooperationspartner für diese Projektphase lauten wie folgt:

  • Es werden 8-12 Moderatorinnen gefunden und ausgebildet (min. 8/max. 12).

FemmesTische durchführen und begleiten

Die Moderatorinnen verpflichten sich zunächst zur Durchführung von jeweils 5 FemmesTISCHEn innerhalb des zweiten Halbjahres 2001. Anschließend erfolgt eine Zwischenbilanz. Erwünscht und dann vereinbart wird die Durchführung von weiteren FemmesTISCHEn im Folgejahr. Gesamtziel für 2001 sind somit 5 x 8 = 40 FemmesTISCHE.

Die Durchführung wird nach der Ausbildung von maximal 8 Praxisbegleitungstreffen begleitet. Diese Treffen dienen der Reflexion der durchgeführten Veranstaltungen und der Einführung neuer Themen und Medien (z. B. Video) für weitere Veranstaltungen.

Fragen zum Wettbewerbsbeitrag

Welche Ziele werden mit dem Wettbewerbsbeitrag angestrebt?: 
  • Einflussnahme auf Erziehungsstile/ -verhalten
Gibt es Minimalziele?: 

ja, Diskussion über Erziehungsprobleme in Gang bringen

Von wem ist die Initiative für Ihr Präventionsprojekt ausgegangen?: 
  • blv. Drogenberatungsstelle im Neckar-Odenwald-Kreis
Wenn sich Ihr Wettbewerbsbeitrag an Kinder und Jugendliche richtet, wurden dieses Zielgruppen in die Entwicklung des Angebots ei: 

nein

Welche Gründe waren für die Auswahl der Zielgruppe ausschlaggebend?: 

1. Eltern, die über die üblichen Präventionsangebote nicht erreichbar sind 2. Schwerpunkt sind russlanddeutsche Migranten

Wie wird sichergestellt, dass die Zielgruppe sich beteiligt?: 

Die Sicherstellung, dass die Zielgruppe erreicht wird, wird in unserem Projekt über dieAuswahl der Moderatorinnen gesteuert (s. Evaluation in Anlage)

An welchen Bedürfnissen der Zielgruppe wird angeknüpft?: 

Am Bedürfnis sich privat zu treffen, sowie in diesem Rahmen über Erziehungsfragen ins Gespräch zu kommen.

Wenn der Wettbewerbsbeitrag sich an Multiplikatoren richtet, welche sind das?: 
  • Eltern (Mütter/Väter) (Schwerpunkt)
Zielt der Wettbewerbsbeitrag auf spezielle Substanzen? : 

nein

Auf welche Handlungsfelder der kommunalen Suchtprävention zielt der Wettbewerbsbeitrag?: 
  • Privates Umfeld und Sozialraum (Schwerpunkt)
Welche Ämter/Dienstellen der Stadtverwaltung kooperieren in Ihrem Wettbewerbsbeitrag?: 
  • Jugendamt (federführend)
Welche Institutionen/Akteure ausserhalb der Verwaltung sind darüber hinaus in die Organisationsstruktur Ihres Wettbewerbsbeitrag: 
  • Institutionen bzw. Fachkräfte der Suchtprävention
  • Kirchliche Einrichtungen
  • Polizei
Welche überörtlichen Institutionen/Akteure sind in die Organisationsstruktur Ihres Wettbewerbsbeitrags eingebunden? : 
  • Badischer Landesverband gegen die Suchtgefahren vertreten durch ? Fachstelle für Suchtprävention und Gesundheitsförderung ? Jugend- und Drogenberatung ? Fachklinik Haus Weitenau
Wie ist die Zusammenarbeit geregelt?: 
  • Projektgruppe
In welchem Jahr wurde mit der Entwicklung Ihres Wettbewerbsbeitrags begonnen?: 

2001

Seit wann ist besteht sein Angebot in der Praxis?: 

2001

Die Finanzierung in den kommenden vier Jahren ist:: 

offen

Setzen Sie in Ihrem Beitrag Verfahren der Suchtprävention ein, die in Ihrer Kommune neu sind?: 

ja, 1. Ansprechen der Zielgruppe im privatne Rahmen 2. Mithilfe von Laienmoderatorinnen 3. Vernetzung im sozialen Raum

Sprechen Sie mit Ihrem Beitrag in Ihrer Kommune neue Zielgruppen der Suchtprävention an?: 

ja, 1. Migranten 2. Junge Eltern, die für suchtpräventive Aktionen nicht ansprechbar waren

Welche anderen Neuerungen der Suchtprävention in Ihrer Kommune enthält der Wettbewerbsbeitrag darüber hinaus? : 

Nach dem Tupperprinzip und dem Schneeballprinzip

Gibt es eine schriftliche Konzeption der Suchtprävention in Ihrer Kommune?: 

nein

Sind eigene Bedarfserhebungen für die Bestimmung der Zielgruppe der Suchtpävention angefertigt worden?: 

nein

Welchem konzeptionellen Modell lässt sich der Wettbewerbsbeitrag nach seinem Schwerpunkt zuordnen?: 
  • Konzept der Lebenskompetenzförderung
Auf welche Ansatzpunkte beziehen sich die Präventionsmassnahmen?: 
  • Protektive Faktoren, Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit, Stärkung des Selbstwertgefühls, Stärkung der erzieherischen Kompetenz, Stärkung und Intensivierung der Kontakte zwischen den Erziehenden, Abbau sozialer Isolation
Welche Materialien und Medien kommen zum Einsatz?: 

Einstiegsvideo, sowie freie kreative Gestaltungsmöglichkeiten der Moderatorinnen zum Einstieg in die Gesprächsrunden

Welche Fortbildungsangebote für die Multiplikatoren werden angeboten?: 

Infoveranstaltungen, zweitägige Schulung der Moderatorinnen, regelmäßige Auswertungs- und Vorbereitungstreffen der Moderatorinnen.

Gibt es eine Zeitplanung für den Wettbewerbsbeitrag?: 

ja, bis zu 3 Jahre