Iserlohn

Typ: 
kreisangehörige Stadt/Gemeinde
Einreichende Dienststelle: 
Jugendamt; Abt. Jugendarbeit
Name des Ansprechpartners: 
Jürgen Lensing
Funktion des Ansprechpartners: 
Jugendschutz
Straße/Postfach: 
Stadt Iserlohn; Von-Scheibler-Straße 7-9: 58636 Iserlohn
Postleitzahl: 
58636
Bundesland: 
Nordrhein-Westfalen
Telefon des Ansprechpartners: 
023712472232
Telefax des Ansprechpartners: 
023712172977
E-Mail des Ansprechpartners: 
jugendarbeit@iserlohn.de
E-Mail der Kommune: 
Internetadresse der Kommune: 
http://www.iserlohn.de

Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags

Titel des Wettbewerbsbeitrags

Kommunales Suchtpräventionskonzept der Stadt Iserlohn

Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags

  1. Vorwort
  2. Zum besseren Verständnis von Konsum, Genuss, Missbrauch, Abhängigkeit und Sucht
  3. Von der Drogenprävention zur Suchtprävention (Suchtprävention als Querschnittsaufgabe der Gesundheitsförderung)
  4. Suchtmittelmissbrauch in Iserlohn
  5. Zielsetzung einer Iserlohner Suchtprävention
  6. Programmbeschreibung und Ablauf

    6.1 Schwerpunkt Lebenskompetenz und Präventionsbereich Rauchen

    6.2 Schwerpunkt Präventionsbereich Stoffkunde und Suchtfaktoren

    6.3 Schwerpunkt Präventionsbereich Alkohol und illegale Drogen

    6.4 Erlebnisorientierte Projekte und Aktionen
  7. Ausblick und weitere Perspektiven

1. Vorwort

Das vorliegende kommunale Suchtpräventionskonzept der Stadt Iserlohn könnte als integraler Bestandteil eines noch zu erstellenden Gesamtkonzeptes zur Entwicklung der Gesundheitsförderung im gesamten Märkischen Kreis /angesehen werden

In Planung ist, dieses noch zu erstellende Gesamtkonzept von der Gesundheitskonferenz des Märkischen Kreises mittelfristig verabschieden zu lassen. Dabei soll neben vielen unterschiedlichen Aspekten gesundheitsfördernder Maßnahmen auch die Suchtprävention als ein wesentlicher Baustein zukünftiger Gesundheitspolitik im Märkischen Kreis beschrieben werden.

In Iserlohn arbeiten schon seit einigen Jahren Mitarbeiterinnen aus verschiedenen Einrichtungen institutionsüber-greifend zusammen, um ihre Fachkompetenzen in punkto Suchtprävention zu bündeln und dies als Ergebnisqualität effizienter und wirkungsvoller einzusetzen. Diese Zusammenarbeit ist eine pragmatische Antwort auf krisenhafte soziale und persönliche Entwicklungen verschiedener jugendlicher Zielgruppen im Schulbereich, die besonders das Jugendalter und Probleme beim Übergang von der Schule, in den Beruf betreffen.

Diese nunmehr fast fünfjährige intensive Zusammenarbeit zwischen dem

  • Kommissariat Vorbeugung der Polizei (KV),
  • dem Jugendamt der Stadt Iserlohn und
  • der Drogenberatung Iserlohn / Prophylaxe

zeigt, dass in Iserlohn nicht nur der Versorgung von Suchtkranken und ihren Angehörigen eine hohe Priorität eingeräumt wird, sondern dass Suchtprävention trotz der angespannten kommunalen Haushaltslage, nach dem Grundsatz von gemeindenaher Versorgung, einen wesentlichen Schwerpunkt in der Arbeit für die Praktiker aus diesen Einrichtungen darstellt.

Obwohl das Iserlohner Suchtpräventionskonzept schwerpunktmäßig den Bereich schulischer Suchtpräventionsangebote berücksichtigt sei darauf hingewiesen, dass ohne die institutionsübergreifende Zusammenarbeit mit anderen \ Trägern der Gesundheitsförderung und deren außerordentlicher Fachkompetenz dieses Konzept nicht so weit entwickelt worden wäre. In Iserlohn zählen zu den Partnern der Gesundheitsförderung:

  • big-Menden (Büro für individuelle Gesundheitsreform)
  • Anonyme Alkoholiker Menden
  • Guttemplergemeinschaft Tusculum Bochum-Linden
  • Arbeiterwohlfahrt-Selbsthilfegruppe Iserlohn und Letmathe
  • Sirius e.V.
  • Barmer Ersatzkasse

Darüber hinaus gilt unser Dank allen Multiplikatorinnen wie Eltern, Lehrerinnen und Mitarbeiterinnen aus dem Jugend- und Sozialbereich, die in ihrer Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen durch spezielle Angebote dieses Konzept erweitern, ergänzen und praktisch unterstützen.

2. Zum besseren Verständnis von Konsum, Genuss, Missbrauch, Abhängigkeit und Sucht.

Um im folgenden eine einheitliche Sprach- und Begriffsdefinition zu benutzen, sei hier kurz beschrieben was unter den o.a. Begriffen heute in der Fachdiskussion verstanden wird.

Konsum meint hier eine materielle und immaterielle Ebene, d.h. es geht einerseits um den Verbrauch und Verzehr von Gütern aller Art (z.B. essen, schlucken, trinken, rauchen) und andererseits um Empfindungen und Erlebnisse (Kinobesuch, Fernseh- und Computerspiele etc.).

Konsum ist steigerbar hin zum Genuss, dies gilt insbesondere für bestimmte Erlebnisse. Diese können alle sinnhaften Ebenen des Menschen umfassen, sie einschließen, bzw. durch sie stimuliert werden. Konsum und Genuss sind auch steigerbar im Sinne von Missbrauch. Dabei schädigt sich der Konsument in einem fortwährenden und/oder einmaligen Prozess körperlich und/oder seelisch. Der Missbrauchbegriff ist insofern umstritten, da er durch die fließende Grenze zwischen Gebrauch und Missbrauch einer scharfen und klaren Differenzierung bedarf. (Zum Vergleich: die unterschiedlichen Ebenen des Missbrauchs aus medizinischer, juristischer und psychosozialer bzw. pädagogischer Sicht).

Eine weitergehende Differenzierung ist trotzdem notwendig, da in der WHO Definition der Nikotinkonsum hierbei keine Berücksichtigung findet, die Abhängigkeit von Lösungsmitteln nicht eingeordnet ist, der Mischkonsum (sog. politoxikomaner Konsumentinnen) nicht zum Ausdruck kommt und schließlich der gesamte Konsumentinnenkreis der stoffungebundenen Suchtformen nicht mit auftaucht.

Deutlicher erscheint hier die Unterscheidung in seelische (psychische) und/oder körperliche (physische) Abhängigkeitsformen, die sich entweder substanzspezifisch und stoffgebunden zeigen (z.B. Alkohol, Heroin, Kokain etc.) oder aber substanzunspezifisch als problematisches Essverhalten, Spiel- oder Arbeitsabhängigkeitsform erscheint und bei der keinerlei Stoffeinnahme vorliegt, sondern bei der Menschen von bestimmten Verhaltens- und Erlebniszuständen abhängig werden.

Um nun von einer Abhängigkeit in eine Sucht hineinzugelangen gehen in der Regel missbräuchliche Konsum- und Genussgewohnheiten voraus. An diesen "Gewohnheiten" lassen sich gleichzeitig auch bestimmte Phasen und Stadien einer Suchtentwicklung symptomatisch erkennen. Die einzelnen Symptome dieser Entwicklung müssen aber nicht immer zwangsläufig in einer Sucht enden. Damit tatsächlich eine Manifestation einer Suchtentwicklung stattfinden kann, müssen gleichzeitig noch andere Faktoren berücksichtigt werden. Diese sind sowohl im Individuum selbst zu suchen, als auch in dem soziokulturellen Milieu zu finden, in dem der Einzelne aufgewachsen ist und in dem er lebt. Somit spricht man heute nicht mehr von einer monokausalen Suchtentstehung, sondern es ist stets von einem multifaktoriellen Ursachenmodell auszugehen, das in der Trias:

MENSCH - SUBSTANZ - UMWELT

seine dynamische Entsprechung entwickelt. Die Entstehung von Sucht- und Abhängigkeitsproblemen, ganz gleich ob stofflicher oder nichtstofflicher Art, unterliegt demnach immer einer Vielzahl von unterschiedlichsten Faktoren und Bedingungen.

3. Von der Drogenprävention zur Suchtprävention (Suchtprävention als Querschnittsaufgabe der Gesundheitsförderung)

Im Gegensatz zu einer früheren und eindeutigen Zuordnung der Klienten in eine Stoffgruppe (70er und 80er Jahre), haben wir es heute überwiegend mit Konsumentinnen zu tun, die einen phasenweisen und politoxikomanen Stoffgebrauch praktizieren, d.h. es werden mehrere und unterschiedliche Stoffe gleichzeitig eingenommen.

Der sog. "Einstieg" in den Drogengebrauch erfolgt heute in der Regel zuerst über "Alltagsdrogen". Hierbei liegt das Einstiegsalter zwischen acht und zehn Jahren. Entscheidend ist, dass es sich nach Ergebnissen amerikanischer Jugendforscher hierbei nicht um ein gleichermaßen süchtiges und von individuellen Problemen behaftetes Verhalten handelt, sondern dieser Erstkontakt setzt am Ausgang des Kindesalters ein und ist ein zentrales Begleit- und Durchgangsphänomen nahezu aller Jugendlichen hin zum Erwachsenenalter. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von Risikoverhalten, welches zunächst aktives, absichtsvolles, zielgerichtetes Verhalten und kein "blindverführtes" und dumpf-willenloses Tun ist.

Dabei scheint jugendlicher Drogenkonsum nicht mehr unter dem Aspekt des "aussteigen Wollens und des gegen die Gesellschaft protestieren Wollens" zu stehen, sondern heute konsumieren Jugendliche bewusst Drogen, weil sie "Spaß" haben wollen und weil dieser Konsum möglichst in Verbindung steht mit Aktivität, Kontakt untereinander und einem überschaubaren Risikopotential, d.h. es geht um einen möglichst überschaubaren "Kick" von Freitagabend bis Montagmorgen.

Dieses "Risikoverhalten" ist intendiert, d.h. die jugendlichen Konsumentinnen "wissen" was sie konsumieren, wollen konsumieren und sind auch bereit, im gewissen Umfang das Risiko für diesen Konsum zu übernehmen. Dabei wird der "Spaßfaktor" von der Mehrzahl der Konsumenten bevorzugt gegenüber einem dauerhaften, mit allen Verelendungstendenzen behafteten "süchtigen" Konsum. Daraus erklärt sich auch die weiterhin ungebrochene Attraktivität aller psychoaktiv wirkenden Substanzen a' la XTS & Co gegenüber passiv sedierenden Stoffe wie Heroin etc..

Obwohl der Drogengebrauchjugendlicher Konsumenten überwiegend zeitlich begrenzter Natur zu sein scheint, ist das gezeigte Risikoverhalten aber auch als Kompensations- und Bewältigungsversuch gegenüber einer Erwachsenenwelt und Arbeitswelt anzusehen, die altersgemäße und geschlechtsspezifische Anforderungen und Anpassungsleistungen an Jugendliche heute verlangt.

Dies bedeutet, dass bei entsprechender Bewältigung dieser Anforderungen durchaus das bis dato gezeigte risikoreiche und mitunter gesundheitsgefährdende Verhalten wieder ausgesetzt werden kann. Im anglo-amerikanischen Sprachraum spricht man hifirvnm snn " matiirinn mit" /hpraiiswar-hapn» sozialen Ressourcen sowie protektive Faktoren..." berücksichtigen soll, so ist hier eine zentrale Querschnittsaufgabe der Gesundheitsförderung angesprochen, die auf Stärkung der Eigenverantwortung und Konfliktfähigkeit, Entwicklung sozialer Kompetenz, Zielgruppen- und Situationsbezug, Kooperation und Vernetzung abzielt. Suchtprävention heute verbindet die Bereiche Erziehung, Bildung, Jugend- und Sozialhilfe, Gesundheits- und Altenhilfe. Um effektiv wirken zu können, bedarf sie einer umfangreichen Kooperation und Vernetzung der unterschiedlichsten psychosozialen Einrichtungen und Institutionen.

Als Handlungsprinzip ist Suchtprävention heute im Rahmen von Gesundheitsförderung anzusehen. Dabei kommt der Vermeidung von Risiken und Krankheitsentwicklungen (resp. Suchtentwicklungen) eine vorrangige Bedeutung zu.

4. Suchtmittelmissbrauch in Iserlohn

Kriminalitätsentwicklung Rauschgiftdelikte Iserlohn/Letmathe, Zahlen von Januar bis September 2001:

  • Rauschgiftdelikte 470
  • Gesamtjahr 2000
  • Rauschgiftdelikte 284
  • Gesamtjahr 1999
  • Rauschgiftdelikte 285
  • Gesamtjahr 1998
  • Rauschgiftdelikte 309

Zu beachten ist, dass es sich bei den Rauschgiftdelikten um reine Kontrolldelikte handelt, d.h. je höher die Kontrollintensität, um so mehr Delikte werden auffällig.

Weiterhin hat die Aussageintensität der Beschuldigten und Zeugen in einem Rauschgiftverfahren auch erhebliche Auswirkungen auf die Zahl der sich daraus ergebenden Delikte.

Somit hat ein Ansteigen der Anzahl der Rauschgiftdelikte nicht gleichzeitig zu bedeuten, dass die Rauschgiftkriminalität gestiegen ist.

5. Zielsetzungen einer Iserlohner Suchtprävention

Die Zielsetzungen einer Iserlohner Suchtprävention orientieren sich an den grundlegenden Anforderungen gegenüber Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die diese heute vorfinden, wenn es um das Hineinwachsen in die vor ihnen liegende Erwachsenenwelt geht.

Dabei erweisen sich pauschale und moralisch gefärbte Appelle nach einer drogenfreien Gesellschaft als Illusion, da die Konfrontation junger Menschen mit einer "legalen Drogenkultur" in unserer Gesellschaft zunehmende Realität geworden ist. In der Jugend(risiko)forschung wird daher unumstritten der bisherige Komplex zentraler Entwicklungsaufgaben mittlerweile um einen neuen Aspekt erweitert, der als Risikoverhalten/Entwicklung zur Risikokompetenz zu verstehen ist.

An der kontinuierlichen Förderung und Entwicklung dieses zentralen Elements jugendlicher Entwicklungsaufgaben, will die Iserlohner Suchtprävention aktiv mitarbeiten. Dabei ist diesem Prozess implizit, dass es dabei grundsätzlich um die Verhinderung eines längerfristigen Missbrauchsverhaltens bezügl. des Stoffkonsums legaler- bzw. illegaler Substanzen geht. Bei der weiteren Umsetzung in die Praxis können weitere wichtige Teilaspekte wie folgt beschrieben werden:

  • Zeitliche Verzögerung, bzw. Aufschub des Probier- und Konsumbeginns legaler und illegaler Substanzen (Drogen), (Nichtraucherprogramme)
  • Beschränkung von substanzbezogenem Gebrauch und Missbrauch auf einen möglichst kurzen, experimentellen zeitlichen Probierkonsum bei gleichzeitiger Problematisierung dieses Konsumverhaltens (individuelle Schädigungen, Missbrauchspotential, Rechts- und Strafrechtsaspekte, Entwicklung von Alternativen zum Stoffkonsum,
  • Verhinderung von Strukturen zur Förderung von Abhängigkeitsentwicklungen bei dauerhaftem Missbrauch (Lebenskompetenzprogramme)
  • Bestimmungsgemäßer Gebrauch von Tabletten und Arzneimitteln, Entwicklung von Alternativen und Aufbau und Förderung eines ganzheitlichen Gesundheitsbewusstseins

Durch den Aufbau des Iserlohner Suchtpräventionsprogramms in verschiedene Moduleinheiten können diese suchtpräventiven Maximalziele von unterschiedlichsten Kooperationsträgern- und partnern, Institutionen und Personen vorgestellt werden. In einem fortwährenden Prozess werden die gemachten Praxiserfahrungen ständig reflektiert und weiterentwickelt, um so den auch sich ständig weiterentwickelnden Anforderungen der Praxis angepasst zu werden.

6. Programmbeschreibung und Ablauf

Die unterschiedlichen Module des Programms

Im Rahmen des Suchtpräventionsprogramms des Jugendamtes, der Drogenberatungsstelle Iserlohn e.V und des Kriminalkommissariat Vorbeugung werden in der Zusammenarbeit mit weiterführenden Schulen Schülerinnen und Schüler während ihrer Schulzeit mit drei unterschiedlichen Suchtproblematiken konfrontiert. Das Programm erstreckt sich z.Z. über drei Schuljahre, in denen nacheinander die aufeinander aufbauenden Bereiche behandelt werden.

6.1 Schwerpunkt Lebenskompetenz und Präventionsbereich Rauchen

Basierend auf dem Programm zur Förderung des Nichtrauchens der Barmer Ersatzkasse wird an drei Tagen jeweils in drei Schulstunden Schülerinnen und Schülern der Stufen fünf oder sechs ein Suchtprophylaxeprogramm in Zusammenarbeit mit Jugendamt, Anonymer Drogenberatung e.V. und Barmer Ersatzkasse angeboten. Das unten aufgeführte Programm ist der erste Teil des gemeinsamen Suchtprogramms. Mit der Zielgruppe Schülerinnen und Schüler der Stufe fünf werden Kinder erreicht, bei denen zu einem hohen Prozentsatz noch kein direkter Kontakt zu Suchtmitteln wie Tabak, Alkohol oder illegalen Drogen besteht. Gleichwohl werden Kinder mit Süchten durch ihre Umwelt beeinflusst. Ziel des Programms ist, Kindern die Beeinflussung durch Erwachsene, Gleichaltrige und Medien bewusst zum machen.

Zum methodischen Vorgehen gehören u.a. Trainingseinheiten zur Standfestigkeit, um Gruppendruck widerstehen zu können, Selbstsicherheit zu fördern und das Ich - Bewusstsein zu stärken. In Verbindung mit Sachinformationen, Rollenspielen und Übungen zur Selbstwahrnehmung werden die Schülerinnen und Schüler dazu gebracht, eigenes Handeln zu hinterfragen, Gruppenprozesse zu erkennen und damit Suchtgefahren zu widerstehen.

Das Suchtprophylaxeprogramm beinhaltet im einzelnen folgende Themen:

Einheit 1:

  • Einstieg in das Thema "Sucht"
  • Erkennen der eigenen Betroffenheit
  • Erstellen eines Konsumprofils der Klasse
  • Erarbeitung einer Definition und abschließende Zusammenfassung

Einheit 2:

  • Entwicklung von Kompetenzen bei Konflikten und Stresssituationen
  • Widerstand gegen Gruppendruck
  • Verbalisieren und Aufarbeitung von Konflikten
  • Training von Handlungsalternativen
  • "Nein sagen" zur ersten Zigarette

Einheit 3:

  • Selbst- und Fremdwahrnehmung
  • Erstellung eines Einschätzungsprofils
  • Erstellen eines möglichen Suchtprofils
  • Aufarbeitung der Fragestellung "Was ist Sucht?"
6.2 Schwerpunkt Präventionsbereich Stoffkunde und Suchtfaktoren

Die Polizei versteht sich im Bereich der Suchtprävention nicht als vorrangiger Träger, kann aber durchaus einen Beitrag im Bereich der Primärprävention leisten.

Das Erfahrungswissen aus dem täglichen Umgang mit der Drogendelinquenz kann hier eingesetzt werden, wobei sich aus der Bindung der Polizei an das Legalitätsprinzip (Strafverfolgungszwang) Probleme ergeben können. Einerseits versucht die Polizei, das Vertrauen von Personen bei den Präventionsmaßnahmen zu gewinnen, andererseits ist sie aber verpflichtet, die Strafverfolgung aufzunehmen, wenn sie vom Verdacht einer Straftat Kenntnis erhält. Aus der polizeilichen Aufgabe zur Verhütung von Straftaten lässt sich eine Zuständigkeit zur Verhinderung des Umgangs mit illegalen Drogen ableiten. Hier lässt sich der nach dem Betäubungsmittelgesetz strafbare Umgang mit illegalen Drogen eindämmen, wenn es durch Prävention gelingt, die Nachfrage nach illegalen Drogen zu verringern. Wegen der Zusammenhänge zwischen dem Missbrauch illegaler und legaler Drogen muss der Blick aber auch auf die Vorbeugung des Missbrauchs legaler Drogen gerichtet werden. Außerdem müssen auch nicht stoffgebundene süchtige Verhaltensweisen berücksichtigt werden.

Eine Umsetzung der Suchtprävention im schulischen Bereich ist nur mit einer langfristigen Konzeption möglich, in der sich die Zielgruppe (Schüler) immer wieder mit der Thematik auseinandersetzt.

In den verschiedenen Lebensabschnitten sollten sich die Jugendlichen und Kinder mit den unterschiedlichen Inhalten

der Suchtprävention befassen, wobei sie mit entsprechend geschulten Multiplikatoren oder Lehrern, arbeiten. Mit einmaligen Veranstaltungen, z.B. 1-2 Schulstunden durch die Polizei, ist das o.g. Ziel nicht zu erreichen, sie könnten allenfalls in eine langfristige Planung eingebunden werden.

Im Rahmen dieser Planung bietet die Polizei für Schüler der Klasse 8 eine ca. zwei Unterrichtseinheiten unfassende Klassenveranstaltung an. Diese Klassenveranstaltungen werden durch die Lehrer vorbereitet und begleitet. In der Vorbereitung wird durch die Klasse ein Fragenkatalog zum Thema Drogen/Sucht erarbeitet. Dieser Katalog soll aus Fragen bestehen, bei denen die Schüler eine Antwort von der Polizei erwarten.

Im Rahmen der Beantwortung der Fragen werden durch die Polizei in jedem Fall folgende Themen angesprochen:

  • Klärung des Sucht- und Drogenbegriffs
  • Betäubungsmittelrecht
  • Fahrerlaubnisrecht
  • Protektive Faktoren
  • Gefährdungspotential

Um die o.g. langfristige Konzeption der Suchtprävention zu gewährleisten, ist eine Multiplikatorenschulung der Lehrer erforderlich. Im Rahmen dieser Schulung sollen die Lehrer Fachwissen mitgeteilt bekommen, welches sie in die Lage versetzt, eine solche Konzeption durchzuführen und situationsangepasst zu reagieren, wenn Suchtmittelkonsum an der Schule erkannt wird. Im Rahmen einer Multiplikatorenschulung würden folgende Themenbereiche angesprochen:

  • Klärung des Sucht und Drogenbegriffes
  • Möglichkeiten der Präventionsarbeit an Schulen
  • Verhalten bei Drogenkonsum und -handel an der Schule
  • Mögliche Erkennungsmerkmale von Konsumenten/Dealern
  • Stoffkunde (Originalstoffe und Konsumartikel)
  • Gesetzeslage
  • Statistik

Zeitansatz für eine solche Veranstaltung sind ca. 2-3 Stunden.
Das spezielle Konzept richtet sich nach den Erwartungen der Lehrkräfte in den jeweiligen Veranstaltungen, die sich erfahrungsgemäß an den speziellen Problemen der einzelnen Schulen orientieren.

6.3 Schwerpunkt Präventionsbereich Alkohol und illegale Drogen

In Zusammenarbeit mit Jugendamt, Anonymer Drogenberatung e.V., Sirius e.V. und verschiedenen Selbsthilfegruppen werden ehemalige Drogen- und Alkoholabhängige in Schulklassen ab der Stufe neun eingesetzt. Die direkte Information von Betoffenen ist ein wichtiger Bestandteil suchtpräventive Maßnahmen, Entwicklung von Suchtkarrieren und Wegen aus der Abhängigkeit berichtet. Auf eine abschreckende Wirkung durch entsprechende Schilderung spezifischer Lebensläufe wird verzichtet, statt dessen werden familiäre Strukturen unter Einfluss von Drogenkonsum, Co-Abhängigkeiten von Familienangehörigen, Beziehungsprobleme und Schwierigkeiten in der Schule und am Arbeitsplatz thematisiert.

6.4 Erlebnisorientierte Projekte und Aktionen

Das Jugendamt bietet als Ergänzung zu den beschriebenen Modulen verschiedene Maßnahmen, z.B. Abenteuerführungen in Höhlen, Aktionen in Kletterzentren usw., an.

Diese Aktionen können Jugendlichen helfen, ihr Selbstvertrauen zu stärken, einen bewussten und verantwortungsvollen Umgang mit Risiken und Grenzen fördern und die Genuss- und Erlebnisfähigkeit ohne den Konsum legaler oder illegaler Suchtstoffe erweitern. Mit diesen Aktionen sollen mögliche Alternativen im Freizeitbereich aufgezeigt und das Zusammengehörigkeitsgefühl gestärkt werden. Die Aktionen finden in der Nähe der Stadt Iserlohn statt, so dass Jugendliche in der Lage sind, diese Angebote selbstständig weiter zu nutzen.

7. Ausblick und weitere Perspektiven

In der Zusammenarbeit zwischen der Anonymen Drogenberatung e.V. Iserlohn und dem Jugendamt ist geplant, als viertes Modul ein Lebenskompetenzprogramm "Mein Leben bestimme ich" in Zukunft zu installieren. Dieses Angebot richtet sich an Schülerinnen der 10. Jahrgangsstufe. Es stellt als sogenanntes "Lebenskompetenzprogramm" eine sinnvolle Ergänzung der in den Modulen eins bis drei beschriebenen Suchtpräventionsprogramme dar. Z.Z. ist die Finanzierung dieses zusätzlichen Programms nicht gesichert.

Mein Leben bestimme Ich

Heute werden erhöhte Anforderungen an die allgemeine Lebenskompetenz von Schülerinnen gestellt. Neben theoretischen Kenntnissen, die in der Schule vermittelt werden, geht es heute um persönliche Eigenschaften, die im Hinblick auf eine zukünftige Berufs- und Lebensplanung eine entscheidende Rolle spielen. Diese persönlichen Eigenschaften, auch als sog. Schlüsselqualifikationen bezeichnet, werden nicht als Unterrichtsfach in der Schule vermittelt. Sie entwickeln sich in der ständigen Auseinandersetzung mit der Umwelt und beinhalten vor allem soziale und kommunikative Fähigkeiten. Darüber hinaus zählen dazu:

  • der Umgang mit Konflikten
  • die Fähigkeit zur Selbst- und Fremdwahrnehmung
  • das Erkennen von eigenen Stärken und Schwächen
  • die Fähigkeit zur Selbstdarstellung und u.a. auch das Zusammenarbeiten im Team
  • das Führen und Leiten von Arbeitsgruppen etc.

Der Erwerb dieser Schlüsselqualifikationen dient somit der persönlichen Orientierung und stellt für das Erreichen persönlicher Ziele eine wichtige Voraussetzung dar. Lernen für das Leben/ Lernen für sich selbst: Das Seminarangebot der Anonymen Drogenberatung Iserlohn e.V. und des Jugendamtes setzt genau hier an. Es geht um das Kennenlernen und um die Stärkung der eigenen Person/Persönlichkeit sowie um die Grundzüge sozialen Lernens und um die Verbesserung der Kommunikation mit anderen.

Der Arbeitsansatz beinhaltet viele verschiedene Übungen und Spiele mit kreativen und kreativitätsfördernden Methoden (Rollenspiele, Körperübungen, Biographisches Lernen etc.) Dieser Arbeitsansatz setzt bei den teilnehmenden SchülerInnenn die Bereitschaft voraus, sich mit sich selbst und anderen auseinander setzen zu wollen. Das Seminar eröffnet auch die Möglichkeit, über sich und die anderen Neues zu erfahren und neue Sicht- bzw. Verhaltensweisen auszuprobieren. Es ist mehrtägig (2 % Tage incl. Übernachtung) angelegt, so dass es in diesem Zeitraum auch zu einem kontinuierlichen und intensiven Lernprozess kommen kann. Eingebettet ist das Seminar "Mein Leben bestimme ich" in ein vorbereitendes Lehrerinnengespräch sowie in einen nachgeschalteten Elternabend. Größtmögliche Transparenz, sowohl den Lehrerinnen als auch den Eltern gegenüber, garantiert eine Weiterführung der gemachten Lernerfahrungen, auch über das Seminarende, in Schule und Elternhaus hinein.

Fragen zum Wettbewerbsbeitrag

Welche Ziele werden mit dem Wettbewerbsbeitrag angestrebt?: 
  • auf die Gefahren des Suchtmittelmissbrauchs hinweisen
  • den Einstieg in den Konsum von Suchtmitteln zu verhindern bzw. hinauszuzögern
  • den frühzeitigen Ausstieg aus riskanten Konsummustern zu fördern
  • einen suchtmittelfreien Lebensstil zu fördern
Gibt es Minimalziele?: 

ja, Sucht zu thematisieren; Informationsvermittlung zu Suchtgefahren

Von wem ist die Initiative für Ihr Präventionsprojekt ausgegangen?: 
  • Anonyme Drogenberatung Iserlohn e.V.
  • Kreispolizeibehörde
  • Verwaltung
Wenn sich Ihr Wettbewerbsbeitrag an Kinder und Jugendliche richtet, wurden dieses Zielgruppen in die Entwicklung des Angebots ei: 

ja, folgendermassen: Durch Gespräche und Rückmeldungen von SchülerInnen und LehrerInnen innerhalb der unterschiedl. Projekte

Welche Gründe waren für die Auswahl der Zielgruppe ausschlaggebend?: 

-ansteigende Fallzahlen bei der Zielgruppe -BTMG-Verstöße -verstärkte Drogen- und Suchtprobleme an den Schulen

Wie wird sichergestellt, dass die Zielgruppe sich beteiligt?: 

Schulveranstaltungen

An welchen Bedürfnissen der Zielgruppe wird angeknüpft?: 

Bedürfnis nach Information über Sucht und Drogen

Wenn der Wettbewerbsbeitrag sich an Multiplikatoren richtet, welche sind das?: 
  • Kursleiter / Kursleiterinnen
  • Lehrer / Lehrerinnen (Schwerpunkt)
Zielt der Wettbewerbsbeitrag auf spezielle Substanzen? : 

ja, auf

Auf welche Handlungsfelder der kommunalen Suchtprävention zielt der Wettbewerbsbeitrag?: 
  • Schulen (Schwerpunkt)
Welche Ämter/Dienstellen der Stadtverwaltung kooperieren in Ihrem Wettbewerbsbeitrag?: 
  • Jugendamt (federführend)
Welche Institutionen/Akteure ausserhalb der Verwaltung sind darüber hinaus in die Organisationsstruktur Ihres Wettbewerbsbeitrag: 
  • andere Vereine
  • Krankenkassen
  • Polizei
  • Schule
Welche überörtlichen Institutionen/Akteure sind in die Organisationsstruktur Ihres Wettbewerbsbeitrags eingebunden? : 
Wie ist die Zusammenarbeit geregelt?: 
In welchem Jahr wurde mit der Entwicklung Ihres Wettbewerbsbeitrags begonnen?: 

1996

Seit wann ist besteht sein Angebot in der Praxis?: 

1996

Die Finanzierung in den kommenden vier Jahren ist:: 

wahrscheinlich gesichert

Setzen Sie in Ihrem Beitrag Verfahren der Suchtprävention ein, die in Ihrer Kommune neu sind?: 

ja, Life-Skill-Programme, s. Wettbewerbsbeitrag

Sprechen Sie mit Ihrem Beitrag in Ihrer Kommune neue Zielgruppen der Suchtprävention an?: 

nein

Welche anderen Neuerungen der Suchtprävention in Ihrer Kommune enthält der Wettbewerbsbeitrag darüber hinaus? : 

s. Beitrag

Gibt es eine schriftliche Konzeption der Suchtprävention in Ihrer Kommune?: 

ja, 2001

Sind eigene Bedarfserhebungen für die Bestimmung der Zielgruppe der Suchtpävention angefertigt worden?: 

nein

Welchem konzeptionellen Modell lässt sich der Wettbewerbsbeitrag nach seinem Schwerpunkt zuordnen?: 
  • Informationsvermittlung
  • Konzept der Lebenskompetenzförderung
  • Konzept des sozialen Lernens
Auf welche Ansatzpunkte beziehen sich die Präventionsmassnahmen?: 
  • Gemeinde, Vernetzung von Institutionen
  • Protektive Faktoren, -Widerstand gegn Gruppendruck -Fähigkeit "Nein" zu sagen
  • Risikofaktoren, individuelle Risikofaktoren
Welche Materialien und Medien kommen zum Einsatz?: 

Folien, Fragebogen zum Rauchen/Nicht-Rauchen, Informationsmaterial

Welche Fortbildungsangebote für die Multiplikatoren werden angeboten?: 

LehrerInnenseminare

Gibt es eine Zeitplanung für den Wettbewerbsbeitrag?: 

ja, 3 Jahre und mehr

Wie gross ist die Anzahl der regelmäßig teilnehmenden Personen der Zielgruppe?: 

1500