Neue Schulball-Kultur

Ausgangspunkt des Projekts waren sogenannte Abi-Warm-Up-Partys in Singen. Dabei kam es im Rahmen einer solchen Party in einer Singener Diskothek zur Eskalation. Solche Partys wurden von Abiturjahrgängen der Gymnasien organisiert, mit dem Ziel Geld für die gemeinsame Abschlussfahrt nach dem Abitur zu erwirtschaften. Dabei zählte vor allem der Gedanke „möglichst viel Geld - egal wie - zu erwirtschaften“. Im Rahmen dieser letzten Party kam es zu einer schweren Körperverletzung einer jungen Frau, die durch eine abgeschlagene Glasflasche im Gesicht verletzt worden war. Dabei kam es zu unzähligen körperlichen Auseinandersetzungen zwischen betrunkenen Gästen. Daneben waren unzählige Jugendliche – vor allem unter 18-Jährige – in stark betrunkenem Zustand in und vor der Lokalität anzutreffen. Basierend auf diesen Eskalationen initiierte die Stabstelle der Singener Kriminalprävention (SKP) zusammen mit den beiden Jugendsachbearbeitern der Polizei einen Runden Tisch, um ein neues Modell einer Party zu veranstalten. An diesem Gespräch nahmen neben der SKP und den Jugendsachbearbeitern auch die Schulleiter der vier Gymnasien, die Vertreter der Schülermitverwaltungen (SMV), Vertreter der Abiturjahrgänge sowie dem Gesamtelternbeirat teil.

Jugendschutz:
Innerhalb dieser Gespräche konnte eine Abkehr von den Abi-Warm-Up-Partys vereinbart werden. Statt dessen gibt es seither wieder zwei klassische Bälle (Frühlings- und Herbstball) in der Scheffelhalle (Fassungsvermögen ca. 1.000 Personen). Für diese Veranstaltungen wurden sehr restriktive Regeln vereinbart, die einen reibungslosen Ablauf ermöglichen. So wurde vereinbart, dass lediglich Sekt, Bier und Wein verkauft werden dürfen. Es dürfen keinerlei Spirituosen angeboten werden. Im Rahmen der Eingangskontrollen müssen die Personalausweise vorgezeigt werden und bei unter 18-Jährigen werden diese einbehalten. Gleichzeitig erhalten die unter 18-Jährigen und die über 18-Jährigen eine Kennzeichnung mittels Armbändchen. Durch diese beiden Maßnahmen kann garantiert werden, dass die Jugendlichen um 24.00 Uhr die Halle verlassen und der Jugendschutz eingehalten wird und dass keine unter 16-Jährigen zu der Veranstaltung gelangen. Um eine restriktive Einhaltung zu garantieren und nicht Freunde an der Türe die Regeln umgehen, werden professionelle Security-Dienst Angestellte engagiert. Das Ende der Veranstaltung ist auf 2.00 Uhr festgelegt und es darf auch kein Schultag auf die Veranstaltung folgen.

Probleme vor der Halle:
Um Problemstellungen vor der Halle zu verhindern, sind im Verlauf des gesamten abends die beiden Jugendsachbearbeiter der Polizei vor der Halle im Einsatz und achten darauf, dass ungebetene – oftmals polizeibekannte – Gäste ohne Ärger den Eingangsbereich verlassen. Des Weiteren kontrollieren die beiden Polizisten den Bereich rund um die Halle, um ein sogenanntes „Warmsaufen“ zu verhindern. Bei Verstößen wird diesen Gästen der weitere Eintritt untersagt. Das gleich gilt für Gäste die bereits angetrunken an der Veranstaltung teilnehmen wollen. Der Eintritt wird auch dann – trotz gültiger Eintrittskarte – untersagt.

Anreizsystem für Gäste die keinen Alkohol an diesem Abend trinken
Im Rahmen der Veranstaltung wird der Nichtkonsum bzw. kontrollierte Umgang mit Alkohol belohnt. Unter den knapp 1.000 Besuchern werden am Ende der Veranstaltung attraktive Preise (ipods etc.) unter jenen Jugendlichen und Jungerwachsenen verlost, bei denen zu diesem Zeitpunkt ein Alkoholgehalt unter 0,3 Promille gemessen wird. Diese Aktion wird bereits im Vorfeld angekündigt und von der SKP und Helfern (Suchtberatung und b.free-Botschafter) umgesetzt. Die Messungen erfolgen eine halbe bis dreiviertel Stunde vor Veranstaltungsende.

Ziel ist es unter den Jugendlichen den Nichtkonsum von Alkohol an diesem Schulball attraktiv zu machen. Die Resonanz fiel sehr gut aus und die 12 Preise (sechs ipods und sechs Warengutscheine) kamen sehr gut an und eine große Anzahl der Besucher konnten an der Verlosung teilnehmen, beziehungsweise hatten einen Alkoholwert unter 0,3 Promille.

Erfahrungen:
An den fünf Veranstaltungen nahmen jeweils bis zu knapp 1.000 Gäste teil und es kam an keiner Veranstaltung zu einer Schlägerei oder Körperverletzung. Auch kam es zu keinen Alkoholexzessen bzw. Einlieferungen durch Alkoholintoxikation.

Welche Laufzeit hat das Projekt?: 
bis zu 2 Jahre
mehr als zwei Jahre (aber befristet)
Dauerangebot
Wie lange ist die Finanzierung des Projektes gesichert?: 
offen
bis zu zwei Jahre
dauerhaft
Wird das Projekt in seiner Qualität und Zielerreichung überprüft und bewertet bzw. evaluiert?: 
ja
geplant
nein
Anlagen: 

12_1355_1304_1394.pdf

Gemeinsamer Frühlings- bzw. Herbstball aller Singener Gymnasien in der Scheffelhalle Vereinbarung zur Durchführung (pdf)
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