Soziallagenspezifisches Angebot, einmal für Jugendgruppen der EJ, ein zweites Mal für Jugendliche
aus der offenen Arbeit, jeweils ca. 50 TeilnehmerInnen. In Vorbereitungen und
Durchführung werden Jugendliche einbezogen. Sie arbeiteten mit in Konzeption, Kleingruppenleitung
und Workshops und bekommen Supervision und Feedback durch Hauptamtliche.
In Referaten werden die Jugendlichen auf Gefahren, Ausstiegsmöglichkeiten und positive
Alternativen zum Suchtmittelgebrauch hingewiesen.
Ziel 1: Gefährdung erkennen, zur eigenen Suchtgefährdung stehen können
In einem Partnergespräch zum Thema „Wo bin ich gefährdet?“ tauschen sich Paare anhand
eines Fragenkatalogs darüber aus, worin ihre persönliche, nicht nur stoffgebundene Suchtgefährdung
besteht. Der Austausch führt zu neuen Erkenntnissen in Blick auf die eigene
Gefährdung und die allgemeine Gefährdungssituation. (s. Anlage „Partnergespräch Fragen“)
In alters- und geschlechtsspezifischen Kleingruppen wird den Jugendlichen ermöglicht, zu
den eigenen Schwächen zu stehen. Hier üben sie Offenheit und Ehrlichkeit.
Die Übung „Auf etwas verzichten“ gibt Jugendlichen die Möglichkeit, zu spüren, wovon sie
abhängig sind, bzw. herauszubekommen, ob und inwieweit sie (noch) verzichten können. Sie
können während des Seminars etwas in Verwahrung geben (Schminkzeug, Zigaretten, MP3-
Player, Handy …).
Ziel 2: Attraktivität von Nüchternheit erkennen und Selbstvertrauen stärken
Die Übung „Leben im Rausch“ lässt die TeilnehmerInnen Erfahrungen mit sog. „Rausch-
Brillen“ (Gesichtsfeld und Sehfähigkeit verändernde Spezialbrillen) machen. Sie lernen dabei
die Wahrnehmungs- und Verhaltenseinschränkungen des Rauschzustands kennen. Die
TeilnehmerInnen machen dieselben Übungen dann ohne „Rauschbrillen“ und erfahren ihre
überlegene Präsenz und Leistungsfähigkeit ohne Suchtmittel.
In den Workshops „Grenzen sprengen“ machen die Teilnehmerinnen Vertrauensübungen
und überwinden Angst- und Motivationsgrenzen. Mit verbundenen Augen über ein Seil geführt
zu werden oder blind in einem „Seifenkistl“ zu fahren lässt die TeilnehmerInnen Vertrauen
und Selbstvertrauen gewinnen.
Ziel 3: Gefühle ausdrücken und bearbeiten können, Beziehungsfähigkeit stärken
Zum Seminar gehören Gruppenspiele, die positive Gruppenerlebnisse und eine vertrauensvolle
Atmosphäre schaffen, die nicht von Suchtmitteln abhängt.
Als wichtiger suchtpräventiver Baustein unserer Seminare hat sich die erlebnispädagogische
Übung „Ting“ bewährt, die die Fähigkeit der Jugendlichen stärkt, ihre Gefühle andern gegenüber
angemessen zu äußern. Die Jugendlichen fordern diese Übung immer wieder ein, weil
sie einander dabei Gefühle mitteilen können, die für sie bisher nicht mitteilbar waren. Im
„Ting“ können sie es, ohne dazu die enthemmende Wirkung von Suchtmitteln zu brauchen.
Zum „Ting“ wird der Aufenthaltsraum stimmungsvoll hergerichtet mit Kerzen und einem „heiligen
Kreis“ in der Mitte. Die TeilnehmerInnen werden in einer Einführung auf die Möglichkeit,
bedeutende Rituale vollziehen zu können, eingestimmt. Mit Hilfe von Symbolhandlungen
können sie sich gegenseitig kritisieren, versöhnen, Respekt bezeugen und Unterstützung zusprechen.
Ziel 4: Evaluation und Nachhaltigkeit
In Kleingruppen wird das Seminarprogramm ausgewertet. Ein positives Feedback gibt die
Möglichkeit, andern aufzuschreiben, was an ihnen stark ist. Jeder bekommt sein Plakat zur
Erinnerung mit und hat damit seine Stärken und die Anerkennung anderer stets zur Hand.
Den Rauchern wird die Möglichkeit eines „Rauchervertrags“ angeboten, der sie verpflichtet,
für einen Zeitraum von mindestens vier Wochen aufs Rauchen zu verzichten. Erfolgreiche
TeilnehmerInnen bekommen nach Bestehen 50 Euro. Die Erfolgsquote lag bei 20%.
Für gefährdende Trinkgewohnheiten, zu wenig Bewegung, drohende PC-Sucht u.a., kann
man mit einem „Suchtpaten“ Absprachen treffen, in welcher Form man suchtpräventiv weiter
begleitet werden möchte.