Im August 2008 war es wieder soweit, die Hattinger Innenstadt verwandelt sich wieder einmal in einen Ort voller kulinarischer Köstlichkeiten, Bands und natürlich vieler Trinkmöglichkeiten.
Es ist belegt, dass bei einer Blutalkoholkonzentration von bereits 0,2 Promille die Reaktionsgeschwindigkeit abnimmt, die Konzentrationsfähigkeit geringer wird und Fehleinschätzungen häufiger auftreten. Bei über 0,4 Promille verdoppelt sich das Unfallrisiko. Kraftfahrer mit mehr als 0,8 Promille haben meistens schwerere und folgenreichere Unfälle als die nüchterner Fahrer. Jeder 5. tödliche Verkehrsunfall wäre vermeidbar, wenn Alkohol als Ursache ausschiede.
Die Zunahme des problematischen Alkoholkonsums bei Jugendlichen ist sehr bedenklich. Dieser Anstieg ist besonders auffällig bei den 16- bis 17-jährigen männlichen Jugendlichen. Jeder zweite Jugendliche in diesem Alter gibt heute an, im letzten Monat mindestens an einem Tag fünf oder mehr Gläser Alkohol getrunken zu haben. Im Jahr 2005 lag dieser Wert noch bei 40 Prozent der Jugendlichen. Aber auch bei den Mädchen nimmt die Bereitschaft zu, sowohl innerhalb kürzerer Zeit mehr als fünf Gläser alkoholische Getränke zu trinken, als auch grundsätzlich mehr Alkohol zu trinken. Dies ergab u. a. eine Untersuchung des Caritas-Suchthilfezentrums, die an allen weiterführenden Schulen im Versorgungsbereich durchgeführt wurde.
Aus diesem Grund beschloss das Caritas-Suchthilfezentrum Hattingen/Sprockhövel, zwei seiner Mitarbeiterinnen unter das feiernde Volk zu mischen. Ausgerüstet mit einem Promilletester wurde den Feiernden die Möglichkeit geboten, einen Eindruck zu erhalten, wie der Körper schon auf ein „Bierchen in Ehren“ reagiert. Anschließend ergaben sich sehr oft Gespräche über Trinkverhalten bei Festen, Trinkrituale unter Jugendlichen und Trinkgründe. Bei dem durchgeführten Test handelt es sich um eine geeichte (aber nicht rechtswirksame) Selbstkontrolle, bei der Mann/Frau für eine kleine Gebühr von 1,- Euro (Jugendliche für 50 Cent) mitmachen konnte.
So lud das Caritas-Suchthilfezentrum dazu ein, die Dienste der Mitarbeiter, die sich durch das Tragen von grellen Caritaswesten bemerkbar machten, in Anspruch zu nehmen. Die Mitarbeiter waren von ca. 19.00 bis 0.30 Uhr auf dem Altstadtfest anzutreffen, dabei konnten sie, „neben einer großen Resonanz auch einen bewussteren Umgang mit Alkohol feststellen“, so der Abteilungsleiter beim Caritasverband für das Kreisdekanat Hattingen-Schwelm e.V.
Die anschließende Evaluation ergab, dass sich die Jugendlichen sehr stark beim Alkoholkonsum zurückhielten. Mit diesem Angebot hat das Caritas-Suchthilfezentrum eine besondere Art der Präventionsarbeit durchgeführt, die es im Versorgungsgebiet noch nicht gab. Die Alkoholtester-Aktion entfachte eine breite Diskussion über Trinkverhalten bzw. -gewohnheiten insbesondere bei den Jugendlichen. Im Vorfeld wurden Eltern und Lehrer weiterführender Schulen auf die Aktion aufmerksam gemacht. Die positiven Erfahrungen veranlassten das Caritas-Suchthilfezentrum, diese Aktion bei ähnlich gelagerten Anlässen durchzuführen.
Heute schon gepustet? Damit das Altstadtfest gerade bei Jugendlichen nicht zum Trinkfest wird, sind dort die Sozialarbeiterin Tanja Große-Munkenbeck (rechts) und Sozialpädagogin Yvonne Reinhardt (links) vom Caritas-Suchthilfezentrum mit einem Promilletester unterwegs. Foto: Pielorz