Gemeinde St. Leon-Rot

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Foto der Preisträgerinnen  und Preisträger und der Auslober des Wettbewerbs, ©BZgA, Foto: Christian Hahn, Berlin
Foto der Preisträgerinnen und Preisträger und der Auslober des Wettbewerbs, ©BZgA, Foto: Christian Hahn, Berlin

Auszug aus der Wettbewerbsdokumentation

Kommune und Wettbewerbsbeitrag im Überblick

Einwohnerzahl 13.4031
Bundesland Baden-Württemberg
Landkreis Rhein-Neckar-Kreis
Titel des Beitrags "Vergiss mich nicht"
Schwerpunkt des Beitrags Preis der Gemeinde St. Leon-Rot für vorbildliche Jugendarbeit
Einzelprojekte
  1. Theaterstück "Virturealität"
  2. Vortrag "Es ist Dein Leben - lebe es" mit dem Triathleten Andreas Niedrig
  3. Informationsveranstaltung "ohne Kippe" - Suchtgefährdung durch Rauchen
Kontakt Ulrika Lawinger-Erhard
Gemeinde St. Leon Rot
Rathausstraße 2
68789 St. Leon-Rot
Tel.: +49 6227 538-168
E-Mail: ulrika.lawinger@st-leon-rot.de
1 Die Einwohnerzahlen der prämierten Kommunen wurden der folgenden Quelle entnommen: Bertelsmann Stiftung: Wegweiser Kommune, www.wegweiser-kommune.de (Abruf April 2016); die Zahlen beziehen sich auf den Stand vom 31.12.2014.

Anlass und Ausgangssituation

Aufgrund der Diskussion um Drogenprävention und Jugendarbeit entschied der Gemeinderat im Jahr 2006, jährlich einen mit 5.000 Euro dotierten Preis für vorbildliche Jugendarbeit im Bereich der Suchtprävention auszuschreiben.

Konzeption und Ziele

Ziel der Wettbewerbsauslobung ist es, vorbildliche Aktivitäten auf dem Gebiet der Jugendarbeit zur Suchtprävention anzuregen und auch kennenzulernen. Der Preis soll die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die eingereichten Konzepte, Projekte und Initiativen lenken und zur Nachahmung anregen. Prämiert werden Beiträge, die sich nicht nur einmalig, sondern dauerhaft und nachhaltig für folgende Ziele einsetzen:

  • Wissen über Drogen, Sucht und Suchtprävention sowie Kenntnisse über Ressourcen (soziales Umfeld, Hilfemöglichkeiten etc.) vermitteln;
  • Kinder und Jugendliche von Suchtstoffen (z.B. Tabak, Alkohol, Medikamente, illegale Drogen) fernhalten bzw. im Vorfeld gegenüber dem Konsum von Suchtstoffen zu stärken und so einen suchtfreien Lebensstil fördern.

Dabei können weitere Teilziele diese Ziele unterstützen, z.B. Befähigung zu Gemeinschaftsfähigkeit, Selbstverantwortung und Eigenbestimmung, Vermittlung gegenseitiger Toleranz und Akzeptanz, Integration ausgegrenzter Kinder und Jugendlicher sowie Hinführung zu einem gewaltfreien Umgang miteinander.

Vorgehen und Umsetzung

Eine TheatergruppeDer Wettbewerb richtet sich an örtliche Organisationen und Vereine. Die Projekte sind mit einer Projektbeschreibung und Darstellung der Zielsetzung anzumelden. Der Bewerbungsbogen enthält Aspekte wie Zielgruppe, Flächenwirkung, Laufzeit, Kooperationen, geschlechtsspezifische Ausrichtung, Methoden und Materialien. Zu den Bewertungskriterien zählen Aspekte wie Festlegung von Zielen, Auswirkungen auf das Einzel- und Gruppenverhalten, Einbindung mehrerer Personen, Langfristigkeit und Nachhaltigkeit, Erfolgskontrolle und Dokumentation, Einbeziehung aller Gesellschaftsschichten, Partizipation der Zielgruppen und geschlechtersensible Umsetzung. Positiv bewertet werden darüber hinaus Aspekte wie die schriftlich fixierte Konzeption der Suchtprävention, Koordinierung und Beratung, Verwendung erprobter Materialien und Programme, Langfristigkeit, Größe der teilnehmenden Zielgruppe, Bedarfsanalysen, Dokumentation, Festlegung von Zielen und Erreichung derselben sowie Nachbereitung, Befragung der Zielgruppe und Untersuchung der Wirksamkeit.

Die eingereichten Projekte und Vorhaben werden von einem Kuratorium aus Bürgermeister, Mitgliedern des Gemeinderats sowie Vertreterinnen und Vertretern von Jugendlichen, Ortsvereinen, Schulen, Kirchen, Polizei und Schulsozialarbeit beurteilt. Über die Preisvergabe entscheidet der Gemeinderat auf Vorschlag des Kuratoriums. Der Preis kann auch zwischen mehreren Bewerbern geteilt werden.

Beispielhaft sind im Beitrag drei im Jahr 2013 ausgezeichnete Projekte dargestellt:

  • Theaterstück "Virturealität" (Theatergruppe Scheinwerfer): Jugendliche des Amateurtheaters haben sich über anderthalb Jahre mit dem Thema Sucht im Allgemeinen und Internetsucht im Speziellen auseinandergesetzt, Szenen und Inhalte erarbeitet und in einem Theaterstück auf die Bühne gebracht. Dazu gehörte auch ein aufwändiger Filmdreh mit Unterstützung des Vereins am "Rentnersee".
  • Vortrag "Es ist Dein Leben - lebe es" mit dem Triathleten Andreas Niedrig (Musikkapelle St. Leon-Rot): Mit Andreas Niedrig wurde ein Referent gewonnen, der selbst drogenabhängig gewesen ist. Im Vorfeld des Vortrags wurde der Film "Lauf um Dein Leben - vom Junkie zum Ironman" gezeigt, der den Kampf von Andreas Niedrig gegen die Drogensucht und seinen Aufstieg vom Süchtigen zum Spitzensportler zum Inhalt hat.
  • Informationsveranstaltung "ohne Kippe" - Suchtgefährdung durch Rauchen (VfB St. Leon): An der Veranstaltung nahmen ca. 50 Personen teil, davon 30 aus der Zielgruppe der 14- bis 18-Jährigen. Es gab einen Vortrag des Leiters der Organisation "ohne Kippe" (Thoraxklinik Heidelberg), einen Dokumentarfilm und eine Diskussion mit einer durch das Rauchen an Kehlkopfkrebs erkrankten Person.

Preisträger eines Wettbewerbs der Gemeinde St. Leon-RotInsgesamt haben sich zwischen 2006 und 2014 zwölf verschiedene Vereine und Organisationen in unterschiedlicher Häufigkeit an dem Wettbewerb beteiligt, darunter z.B. die Jugendfeuerwehr, der Reit- und Fahrverein, die Arbeiterwohlfahrt, die Ministranten, Musik- und Gesangvereine, Sportvereine und die Deutsche-Lebensrettungs-Gesellschaft. Die Preise werden in unterschiedlicher Höhe vergeben. In der Regel erhält jeder Bewerber einen Preis.

Begründung der Prämierung

Das Instrument der Auslobung eines Wettbewerbs ist für eine kleine Gemeinde wie St. Leon-Rot innovativ, wirkt stark in die Öffentlichkeit und nutzt neue Zugangswege zur Zielgruppe.

Durch den Gemeinderatsbeschluss von 2006 und die jährliche Entscheidung über die Wettbewerbsbeiträge genießt das Projekt eine breite politische Unterstützung in der Gemeinde.

Der Wettbewerb hat einerseits das Ziel, gute Suchtprävention in den örtlichen Vereinen zu ermitteln und die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die eingereichten Konzepte, Projekte und Initiativen zu lenken. Andererseits soll er zur Beschäftigung mit Suchtprävention vor Ort und zur Nachahmung anregen.

In den Wettbewerbsbeiträgen der örtlichen Organisationen und Vereine werden auch eher selten einbezogene Süchte berücksichtigt. Die Bewerbung des Jugendtheaterprojekts setzt sich beispielsweise mit exzessiver Computer- und Internetnutzung auseinander, andere Projekte beziehen sich auf Amphetamine, Crystal Meth oder psychoaktive Substanzen.

Die von der Gemeinde für die Vergabe des Preises angelegten Kriterien entsprechen den Kriterien guter Suchtprävention (Bedarfsanalyse, Zielfestlegung, Konzeption, Langfristigkeit und Nachhaltigkeit, Zielgruppenpartizipation, Erfolgskontrolle, Transfergehalt usw.) und dienen damit auch der Vermittlung von Qualitätsstandards der Suchtprävention.

Als besonders positiv zu bewerten ist, dass es sich bei dem Preisgeld offenbar um die "reguläre" Jugendförderung einer Gemeinde handelt, die jedoch nicht nach dem "Gießkannenprinzip" auf die Jugendarbeit der Vereine und Organisationen vor Ort verteilt wird, sondern sehr voraussetzungsvoll ist. Die Organisation/der Verein muss eine eigene suchtpräventive Arbeit vorweisen und diese darüber hinaus in einem Wettbewerbsbeitrag präsentieren.

Im Kuratorium, das die zu prämierenden Beiträge auswählt, wird ein breiter Querschnitt verschiedener (Interessen-)Gruppen berücksichtigt - auch damit wird die suchtpräventive Arbeit vielfältig in der Gemeinde verankert.

 

Zum Originalwettbewerbsbeitrag der Gemeinde St. Leon-Rot.